M .O«at»wMe* e*«” et» fc&etnt täallÄ einmal, außer den 4. Feiertagen. ve,,,«prei«! monatlich.. 2.25 Tlart, wöchentlich. 0,55 Mark, fflt tlhboler 0,50 Mark. luch durch b.Tost iu bezlehen. Btelsie tretbleldend. Redaktion: geOtonbfttafiell erster Stock, ffernsvrecher: Elbe 1691/1698. Verantwortlicher KebatteuK Paul »unbnbH, Kilon«. Buchhandlung: »rdgeschoß. Buchdruckerei-ikontorl ssehlandstratze ll.ersterSiock. ^amvurgerEcho »ersteden Ich t« Bolbmarf: die luaHoolt jetltjelle 40 Ptg. i>r» »Zeil, die Zeile 20«,g., 10b.15 3eU.25Wg. Reklame, 8 Mi Anieiaea müssen Im vorauloder sofort bezahlt werden. «u,»t,e,.»ln«ahMe Kehtandstratze 11 tm erst« ®tod (bis 7 Uhr LLbcaM Cir den (olgvnbcn tag) tx en Filialen idll 3 Ndr> und In allen Annoneen-Bureau». Vtal» und Datenvorschrtste« ohne verbindltchkeit. Nr. 274. Sonntag, dr»Gtrtobrr 1924. 38. Jahrgang. Raleiöoskop öer Regierungs - erweiterung. Energie der Gcschwiihigkeit. — Blamierter Machthunger. — Strahlende Borniertheit. 1. Stresemann hatte mühsam ein Mosait zusammen - gefügt, da kam Marx und gab dem Kunstwerk einen ganz leich - ten Stoß. Sofort fielen die bunter Steinchen auseinander. Was soll man nun beginnen? klergerlich. Aber die Firma Stresemann kann auch energisch werden. Ihre Energie entlädt sich in diesem Donnerwetter: Die Deutsche Volkspartei Hot ihre Zustimmung zu den Ver - handlungen des Kanzler- mit der Deutschnationalen VolkSparlei und der Sozialdeuiokratlschen Partei über eine Erweiterung der ReichSregierung nur unter der Voraussetzung erteilt, dah die not- wendige programmatische und parteitaktifche Klärung unverzüglich erfolge. _ Der bisherige Gang der eingeieiteten Verhandlungen läßt befürchten, daß diese Voraussetzung nicht erfüllt wird. Der Versuch der Verwirklichung einer idealen Konstruktion darf nicht die realpolitisch mögliche Regierungserweiterung gefährden. DaS angekündigte Frage, und Antwortspiel zwischen den Fraktionen untereinander und mit dem Kanzler muß so rasch wie möglich ein Ende nehmen. Tas Kabinett darf sich seiner Handlilugsfreiheit nickt emäußern. Die Vertreter der Deutschen Volkspartei machten Den Vorschlag, mit den Fraktionsvertretern auf Grund des RegierungSprogrammS zu verhandeln. Notwendig ist dessen unverzügliche Feststellung und das Ersuchen an die Frak - tionen, ohne Riickhalt zu erklären, ob sie auf dieser Grundlage bereit sind, milzuarbeiten und mit welchen andern Fraltionen sie zusammenarbeiten wollen. Scheitert der Versuch der Blldung einer Regierung von der Deuischnatioiialen Volkspartei bis zur Sozialdemokratie, so muß alsbald über die Hinzuziehung nur der Deutschnatio- holen Volkspartei verhandelt werden. Auch wir sind der Auffasiung, daß deren bisherige Stellungnahme noch der Ergänzung und Klärung bedarf. Wir hoffen, daß die Deutschnationale VolkSpartei in der Lage ist. ihre Mitwirkung zu dem Regierungsprogramm in loyaler Durch- führung der außen- und innenpolitischen Notwendigkeiten zuzu- sagen. Erfüllt sich diese Erwartung, so darf die Regierungs« erweiterung nicht an prinzipieller AlUehnung durch die Fraktionen der Mitte scheitern. Angesichts der Haltung eines Teiles der Presse der Zentrumspartei und der Deutsch.Demo- kratischen Partei wird man erwarten dürfen, daß die Sitzungen der beiden Fraktionen die notwendige Klärung bringen. Auf Grund der nach den Maiwahlen zwischen den Fraktionen und der zuletzt vom Kanzler geführten Verhandlungen über die Re - gierungsumbildung mit der Deutschnationalen Volkspartei und nach den dieser im August von Vertretern des Zentrums ge - machten Zusagen dürfen wir bestimmt annehmen, daß die beiden Parteien sich der Erweiterung der ReichSregierung nach recht- nieht grundsätzlich versagen. Sollte dies dennoch geschehen, so würde sich die D e u t s ch e V o l k ? p a r t e i i h r e H a n d l u n g ?- freiheit Vorbehalten. llffl Da? ist beinah, wie wenn ein Sachse flucht. 2. Gestern sagten wir, bald wird bei den Deutschnationalen Marx zum bestgehaßten Mann. Zur selben Stunde brachten die Hamburger Nachrichten diese Bestätigung: Soll da? circa beißen, daß man im August die Deuttch- nationalen hinter- Licht geführt, sie hohnlachend über den Löffel balbiert Hal; oder walten wiedermal zärtliche Rücksichten auf den Reichspräsidenten Ebert ob, dem man wie vor genau einem Jahr bei der Aufstellung des zweiten Kabinetts Streseviann „doch n.cht anmuten" könnte, Teutschnationale in? Reichskabinett zu rufen? In dem ganzen Spiel, daS Herr Mar; jetzt spielt, ist nur daS eine hcrouszufühlen daß man gegebene Zusagen nicht halten und ein Kabinett mit den Deutschnationalen nicht zu- stmidekommen hrffen will. Anders ist für ein unverrenktes Be - griffsvermögen die Verhandlung mit link» und dann auch mit rechts nicht aufzufassen. Wenigstens vermeidet Herr Marx — milde auSgedrückt — nicht den Schein, daß wiedermal der UltramvntanismuS nach uralter Methode im Trüben fischt, daß wer sich auf ein Zentrumswort verläßt, hernach als der Dumme dasteht. Ultramontan — eS ist das höchste Schimpfwort, daS Deutsch- nationale zu vergeben haben. Wer geht mit zu Ludendorff? 3. Tie Deutschnationalen fluchen gegen die Sozialdemokratie, daß ent alter Wachtmeister neidisch werden könnte. Sie haben Ursache dazu. Die KPD. flucht auch, auch die nicht ohne zu- reichenden Grund. Aus den Deutschnationalen spricht die Wut über die Durchkreuzung ihrer Machtpläne. Aus der KPD. spricht die Borniertheit. Eine strahlende selbstgefällige Borniertheit, die sich brüstet: WaS bin ich für ein Kerl! Hier eine Probe auS der Hamburger Volkszeitung: Einen katastrophaleren Zusammenbruch sozialdemokratischer Demagogie kann es kaum geben! An der Arbeiterschaft wird es liegen, diesen sozialdemokrati- scheu Lügnern das Maul zu stopfen, wo immer sie wagen sollten noch auszutreten, und sich als „Kämpfer gegen die Reaktion" auf. spielen zu wollen. Einerlei, ob der deutschnational-sozialdemokratische Dawes- Block zustande kommt oder nicht, die grundsätzliche Bereitwillig- keitSerklärimg der SPD. entlarvt erneut diese Partei in ihrer ganzen Schamlosigkeit und in ihrer Demagogie vor den Mafien. Hw^ sozialdemokratisch-deutschnationaler Erfiillungsblock — Immer deutlicher wird den Massen diese reinliche Scheidung zum Bewutzlsein kommen. die Sozialdemokratie nicht (!) in Frage komme, daß aber men« und den entscheidenden Fragen der deutschen Da ging sogar der Setzmaschine der Verstand durch. — Sie machte: KnackS! Die Setzmaschine tarnt repariert werden, den Verstand der Volkszeitungsleute kittet sogar Zement nicht mehr zusammen. Kinder, was hat Stresemanns Regierungskünstelei an- gerichtet! Der Lrn MieH. Novelle von Gustav Schröer. [35] Am Nachmittage stehen die Leute drüben auf Haufen. „Allmächtiger Gott, die warten, bis es zu spät ist." Leopold nimmt Regina an der Hand. „Wenn es dunkelt, führe ich das Bieh hinüber. — Regina, — ich weiß nicht, ob mir den morgigen Tag erleben, wenn wir bleiben." „Möchtest Du hinüber?" „Ich? Nein, aber Du sollst." Sie wirft ihm die Arme um den Hals. „Leopold, — laß uns bleiben." Er drückt sie an sich. „Du bist noch so jung, Regina, und hast gar nichts vom Leben gehabt." „Ich habe Dich!" Der Abend sinkt herab, weit früher, als er cs der Jahres - zeit nach dürfte. Leopold löst das Vieh von den Ketten. Regina hilft ihm. I Sie führen die Tiere über die Brücke und lasten sie lausen. I Alle Hübner fangen sie ein, und Leopold bringt sie hinüber. Mutter Wächter hastet auf die Brücke zu. Leute kommen ihr entgegen und führen die Kühe. „Die sind von drüben. Leopold muß sic vorhin herübergeführt haben. Sie standen in Krausens Gierste und haben gfreffen." «Wo sind denn Leopold und Regina?" MollM M MMß unö um MuMUel. Krad) Lu-enöorff-Vittelsbach. der neue Virtschaftskurs in Sowjetrußlanö. Von Dr. Elia» Hurwicz. wenn eine politische Partei in einer öi ST* Regina tritt aus chrer Kammer. Sie hat sich geschmückt. an Ich lasse Dich nicht, Mutter. im Regina, unssrc zwei Stunden eher gekommen wäret Haus ist ja fest. Du brauchst Wenn die Brücke morgen noch I ■ Regina und Leopold sind, da sie das Vieh binübersührten, bis an den Leib im Master gewatet. Sie muffen sich um - ziehen. „Nur nicht Tag morden! Nur das nicht. Hochzeitsnacht." • Heißes Umfangen. „Leopold, tut es Dir leid, daß Du geblieben bist? ,Iiegina, liebe, liebe Regina! „Mach das Fenster wieder zu. lerufi der Volkskommissare sieht weitere Ausweisungen vor und gibt zu Unser Hochzeitstag!" Sie liegen sich in den Armen, trinken eines des andern Seele mit durstigen Lippen. „Endlich!" jmichzt Regina. „Endlich!" Leopold hebt sie empor. Sie liegt ihm an der Brust, lächelt. „Lcspoldl" weiteren Hoffnungen Anlaß . . Inzwischen haben sich diese Hoffnungen allerdings in er - giebigstem Mqße erfüllt. Den im Laufe der nächsten Wochen mastenweise in Sowjetrußland vorgenommenen Verhaftungen, Ausweisungen, zum Teil sogar Hinrichtungen, fielen Handels - leute zum Opfer, die mit den erwähnten Berufen nicht das mindeste zu tun hatten, die aber als regelrechte Ncpomänncr *) allerdings Karriere gemacht haben und sich mit einem Reich - tum umgeben konnten, der den armen Proletariern und ihren theoretischen und politischen Vertretern ein Dorn im Auge war. Was sich jetzt in Rußland abspielt, ist also nicht mehr ein Kampf gegen jenen „Auswuchs des Kapitalismus", sondern einfach gegen alle privaten Vertreter des Kapitalismus. Den Abstand zwischen den Januar- Maßnalfmen der Sowjetrcgicrung und ihrer gegenwärtigen Einstellung kennzeichnet der in der Prawda vom 24. April dieses IahrcS veröffentlichte „Beschluß des Zentralkomitees der Russischen Kommunistischen Partei über Innenhandel und Koopero'ion". Dieser Beschluß schreibt vor: L Das private Kapital, insbesondere das en gros operierende, aus dem Handel zu verdrängen; 2. eine Reglementierung des Handel - unter leitender Teilnahme der Vertreter des StaatshandclL einzuftihren; 3. die Frage der Höchstgrenze der Kredit - gewährung an Privatpersonen und private Organisationen zu prüfen ufw. Mit der 4lu»führung all dieser Direktiven P das Volkskommistariat für Innenhandel betraut worden. Worin wurzeln aber die Gründe eines solchen rücksieht-- losen Vorgehens gegen das Privatkapiial, dem Lenin mit der Einführung der neuen ökonomischen Politik doch mit vollem Bewußtsein ein größere« Betätigungsfeld eingcräumt hatte? In erster Linie — in dem siegreichen Vordringen des Privatkapitals trotz der vielen ihm fortwährend bereiteter. Hindernisse. Don den gesamten.Hardelsuntr«tehn'mr-en Rtnßland» tit- fielen nach den Angaben von Lilicnfekd-Doal vor dem Krieg« 0,8 % auf den Großhandel, 66,2 % auf den Detoilhanrcl ii Handelshäusern und Läden und 33 % tntf den Kleinhandel mit festem Standort und das Hausiergewerbe. Ende 1923 betrug die letzte Kategorie 75 %, der Großhandel etwa 2,5 %. Diese Zahlen geben eine anschauliche Vorstellung von der Umschichtung dcS Handels In Rußland. Der K l e i p - handel an Marktplätzen und auf Straßen war nämlich geradezu unausrottbar und hat illegal selbst zu der Zett be - standen, als jeglicher privater Warenaustausch mit wenigen Ausnahmen verboten war. Nach Einführung des neuen Wirt - schaft SturfeS in Sowjetmtzland aber wandten sich alle durch das bisherige System erwerbslos gewordene Elemente des Mittelstandes und der Intelligenz dem Handel zu, der an- fängllch ganz allgemein, infolge Fehlens teglieher Kapitalim, den Charakter eines ausgesprochenen Trödel- uns Hausier - handels hatte. Aber allmählich im Laufe der letzten zwei Jahre begann der private Handel sich auch am Detailhandel in fäben und geschloffenen Räumen, teilweise auch schon int Großhandel zu beteiligen. Die Sowietregierung, die mit etntf Hand die Nepa einführte, führte mit der andern Hand systr matisch eine Reibe von Erschwerungen gegen den Privathandel ein. Der Oberste Volkswirtschaftsrat suchte vor allem den Zwischenhandel und das Kommissionsgeschäft iiMHMiJijJLibiii null■ II jriiwi i. „Die müssen noch drüben fein. Man sieht Licht." Mutter Wächter will hinüber. Die Leute stellen lick ihr in den Weg. „Du kommst nicht mehr durch. Das Wasser geht Dir drüben bis an den Leib." „Laßt mich, ich muß hinüber!" Sehen öre pariser Mäuse! SPD. Paris, 4. Oktober. ((Eigener Drahtbericht.) DaS Journal meldet aus Meret im Departement Seine es Marne, baß ein Makler. nemenS PIouinder guttcrlirferungen für die französiskhe Rhcinarmee batte, unter der Beschuldigung verhaftet worden sei, tor einiger Zeit den Plan gehabt zu haben, durch vergiftetes Futter die Pferde der französischen BefavungS- armee mafenwetfe zu vergiften. Dieser Verbackt stützt sich auf die Tatsacye. daß Plouin seinerzeit einen ringe cqrieheneit Vries an einen bekannten Berliner Journalisten und berüchtigten Fran- zofenfeind, an Herrn D. (Theodor Wolf? Die Rrdakrion.) ge - schrieben habe, in dem er diesem feinen Vergiftungsvrcschlag machte. Der Brief sei von er Pillizei geöffnet und Plouin daraufhin verhaftet worden. Der Verhaftete erklärte, er habe lediglich beabsichtigt, die Deutschen hereinzu - lege n. Die Pariser Abendblätter vom Sonnabend bestätigen die Verhaftung des dtzjähriaen Plouin. der außer dem Vorlchlag der Vergiftung des PferdesutterS auch roch seine Dienste ver- schiedener. deutschen Behörden in Köln und Berlin angcboten hatten soll, um Sie deutsche Spionage in Pari? zu er - leichtern. „Nun können wir zur Hochzeit gehn," sagt Regina. Sie schreiten die Treppe hinab. Da »ringt daö Wasser in dichtem Schwalle durch die Haustür. Er wandert, tritt über die Schwelle in die Stube. Tie liebe, trauliche Stube! Nun vom trüben Wasser geschändet. Das Wasser steigt im Handumdrchn. Die zwei kehren in die obere Stube zurück. Ein Poltern und Brechen, so laut, daß eö trotz des Wogen- schtvalle« herüberdringt. „Regina, das war die Brücke." Und Regina, ein Lächeln um die Lippen, breitet die Arme weit auS: „Leopold, unsere Hochzeit! Zehn Jahre gewartet! Die Dorsleute stehen drüben im durchweichten Loden. Wilhelm ist auS HermannSau herübergeiaufen. Dit Angst um die auf dem Ried hat ihn ton Weib und Kind gejagt. Düster tritt ihm di« Mutter entgegen. „Du kommst zu spät, Wilbelm. Vorhin hat das Wass«? die Brücke weg- cn 11 „Und die zwei sind noch drüben? Wenn ich doch bloß haltet, GJI ü d 8 i p i e (e r und Vertreter anderer ebenso edler Berufe. Aber das fit nur der Anfang. Der Entwurf des Sowjets München, 8. Oktober. Ludendorff ist jetzt in einen neuen OrdenSschrcindel ver - wickelt, nachdem er erst jüngst durch sein Marschallamt beim Ver - trieb der Ehrendenkmünze des Hauptmann» Hering bloßgestellt wurde. Im Jahre 1919 wurde in München der Vaterländische Verband, der Frontkriegerbund, auf satzungSgemäh parteipolitisch neutralem Boden gegründet mit der Aufgabe, seinen Mitgliedern wirtschaftlich zu helfen und in ihnen außerdem da» vaterländische Empfinden wach zu halten. Anfang 1928 nistete sich aber Hitler in diesem Bund ein und erreichte alSbald, dah Ludendorff zum Ehrenpräsidenten ernannt wurde. Vom Sommer 1923 an wurde dann der Bund ausschließlich für innerpolitische Zwecke im Geiste Ludendorffs und Hitler? mißbraucht, und zwar unter der Führung eine? gewissen Stilett er. Vor einigen Tagen hat sich nun eine Reihe an der Spitze des Bundes stehen - der Mitglieder von Wetter losgesagt und eine Menge von Freun - den in München, Augsburg und anderen bayrischen Städten mit - gerissen. Die Spaltung im Frontkriegerbund ist komplett. WaS die Sezessionisten zu ihrem Schritt veranlaßte, gaben sie im einzelnen in einer Bundesausschußsitzung bekannt, und hier erfuhr man, wie skrupellos der Despot Alletter unter der Billi- gung Ludendorff? fein Geschäft betrieb und den ganzen Front- kriegcrbund zu einer rein nationalsozialistischen Vereinigung ra - dikalster Richtung gemacht hat. Seine Arroganz ging schließlich so weit, daß et kürzlich ein Versammlungsinserat de? Bundes in Bnmberg mit den Worten unterzeichnete: Hugo Alletter au» München, BundsLleiter de? Frontkriegerbundes, genannt der zweite Hitler. — Wie er in Wirklichkeit die Leitung ansübte, ersieht man daraus, daß er in erster Linie die Kassengeschäfte an sich riß in einer Weise, daß der eigentliche Kassenwart sieben Monate lang überhaupt keine Beträge mehr sah. Irgendwelche Abrechnungen waren niemals zu erlangen. Das genügte aber dem Herrn Bundesleiter noch nicht. Mit Zustimmung de» Ehrenpräsidenten Ludendorff führte er ein soge - nanntes Alletter-Kreuz ein, da» den Mitgliedern verliehen wurde, nicht um sie zu ehren, sondern um mit dem dafür zu be - zahlenden Entgelt die BundeSkasse zu füllen. Die Verleihung dieses KreuzeS, das nach Anweisung Alletters vor dem Eisernen Kreuz erster Klasse zu tragen war, weil eS der Silbernen Tapferkeitsmedaille gleichkäme, sollte soviel Geld einbringen, daß die ganze Verwaltung de? Front - kriegerbundes in glänzender Aufmachung davon bezahlt werden konnte. Cb dieses Geschäft geblüht hat, teilte der Vorsitzende der Ortsgruppe München des Frontkriegerbundes, von dem diese An- DaS Kleid ist dunkel, aber der Mutter Goldkette funkelt ihrem Halse. Leopold sieht sie. „Regina!" Sie lächelt. Da kehrt er um, wieder in seine Kammer und tritt Sonntag-gewände heraus. Heinrich hängt sich an sie. Eh iDu gehst, gehe ich." „Du bleibst mir." Und die Männer: „Das weiter keine Angst zu haben. Dieser Artikel eine? genauen Sachkenne.S zeigt, wie die Wirtschaftspolitik der Bolschewisten im Kreise läuft. Den Sozialisten muß in der Seele schmerzen, wenn er die Torheiten bet Bolschewismus sieht. Mit Marxismus hat diese Experimentier- Politik nicht» gemein. Die Nachrichten aus Sowjetrußland lassen darüber keinen Zweifel, daß dort der Terror, insbesondere der wirtschaft - liche, mit erneuter Kraft eingesetzt hat. Dieser Terror hat eigentlich bereits Anfang dieses Jahres begonnen. Damals trug er aber Formen, gegen die man nur wenig cinwenden konnte. Damals schrieb der Moskauer Korrespondent der sowjetischen Zeitung Nakanune: „Geht man vom Theaterplah nach der Jlsinka, so springt bis in Moskau in allen Arten emporgeblühte Spekulation in die Augen. Unweit von ber offiziellen Börse wirb hier nicht nur mit Pfunben und Dollars gehanbelt, bie allerdings nach der Ein - führung de? Tscherwoneh ihre frühere Anziehungskraft etwa» eingebüßt haben —. hier wird auch mit Kokain und Opium, mit TrinkjpirituS und Weibern Handel getrieben. Hier im Zentrum de? arbeitenden Moskau hat sich der Auswurf der kavitalistischen Welt sein Nest gebaut Und da», wa? in London, Berlin und Pari» vielleicht natürlich und unvermeidlich erscheint (?), ruft bei un» eine immer wachsende Erbitterung hervor. Bei aller Er» kenntniS der Ncrwendigkeit der Nepo (neuen ökonomischen Politik) können die Moskauer sich mit der Existenz dieser abscheulichen Spekulation nicht abfinben . . . Aber jetzt haben auch wir end. lich eine Freude erlebt. Der Moskauer Sowjet gemeinsam mit der Staatspolitischen Verwaltung') erklärte den Parasiten der Hauptstadt erbarmungslosen Krieg. Da? erste Ver - zeichnt? der aus Mo?kau al? sozialschädlich Ausgewiesenen enthält etwa 1000 Personen, Kokain Händler, Spielklub - steht, holen wir sie, aber jetzt, in der Nacht, kann man das nicht." Mutter Wächter starrt zur Erde. Warum sind die zwei nicht längst da? Sie weiß es und weint. Stunden rinnen. Im Toben des Wassers ein Brechen und Poltern. Entsetzen unter den Leuten. SchivankendeS Laternenlicht am Ufer. „Die Brücke ist weg!" Mutter Wächter schreit auf. Nachbarinnen wollen sie be - ruhigen. Sie richtet sich empor, die Augen starr gradeaus, mit rauher, herzbebender Stimme: „Seid füll! Redet Ihr nicht von den zweien da drüben!" Aufbau öer Agrarbank. ftn einem neuen Plan ist da? ReichSemährunasmufisteriurv bt der Verteilung des Einflufie» der Macht im VerwaltungSrat der Agrarbank den Genossenschaften mehr als bisher entgegen- gekommen. Da? Bild der Stimmenverteilung ist jetzt folgendeSck -in vom Reich zu er-»«xenber Präsident, 6 Vertreter bet Sen - ter. 2 Vertreter te» ReichslandbunbeS, 3 Vertreter des Deutschen Lanbrcirtfchaftrrates, 6 Vertreter ber Genossenschaften (2 für bie Rrnffefien-Genojsenschart, 2 für bie Bauernvereine und 2 für bie Genossenschaften ber Offenbacher Richtung). Tie neue Machlrerteilung bürste jedoch, soweit wir sehen, die Länder noch nicht befriedigen. Sie beanspruchen mindestens eine Gleichstellung mit den landwirtschaftlichen Organisationen. gaben stammen, nicht mit. Jedenfalls aber brachte e» dem Alletter soviel ein, daß er auf einen anständigen bürgerlichen Beruf und Erwerb verzichten und auischließlich den Geschäften eine? zweiten Hitler» nachgehen konnte. Ueber das Verhältnis Ludendorff» zu dem früheren K r o n • pr i n z e n Rupprecht von Wittelsbach, daS nunmehr zu einem vollständigen Bruche geführt hat, macht ber Meßbücher Anzeiger am Freitag folgenbe Mitteilung: Kurz nach bem Putsch vom 8. November 1923 machte Luden- dorff im Leipziger Tageblatt die Aeußerung, daß der bayrische König Herrn v. Kahr »um Wortbruch verleitet habe. Daraufhin wurde Ludendorff im Auftrage de» König» zuerst unter vier Augen zur Rede gestellt. Die Antwort lautete, er bedauere, falsch unterrichtet gewesen zu sein, könne aber nicht öffentlich widerrufen, da et im guten Glauben gehandelt habe. Daraufhin wurde, um die erforderliche Ehrenerklärung auf gütlichem Wege zu erlangen, die Vermitt - lung Hindenburg? angerufen, ber sich auch sofort bereit er - klärte, bie gütliche Beseitigung ber öffentlich gemachten Ehren, ktänkung zu betreiben. Eine? Tages aber mußte Hindenburg erklären, daß er dazu außerstande sei, denn Ludendorff hatte in- zwischen vor dem Ehrengericht des Großen preuhischen Generalstabe» Anklage gegen den Führet der 6. Armee, Feldmarschall Kronprinz Rupp- recht erhoben. Daraufhin nahmen auch die Generäle der früheren bayrischen Armee Stellung zu ber Angelegenheit, und unter dem Vorsitz de» rangältesten General» der ehemal» bayrischen Armee, de? Prinzen Leopold von Bayern, versammelten sich die Generäle Bayerns und faßten nach einem Bericht de» General? Ktafst- Delmensingen einstimmig den Beschluß, daß sie da» Verhalten de? General» Ludendorff gegen ihren König mit Entrüstung zu - ruckweisen und vorbehaltlos vor die Person ihre» obersten Krieg». Herrn sich stellen, dessen überlieferte Rechte von keiner Seite angetaftet werden dürsten. Da sind ja wieder mal erbauliche Vorkommnisse. Orden», schwindel, Hahnenkampf der Generäle, Ludendorffsche Offiziers- ehrenbaftigkeit, Politik vor der verschimmelten EbrenauSbüglungS- stelle der Sporenklirrer — und mit diesen Alfanzereien wird „Weltgeschichte gemacht". Man schämt sich, dah in der bitter - ernsten Gegenwart noch solche Kindereien, die zugleich bösartige Narrenstreiche darftcllen, möglich sind. Ueber diese Militaristen und Nachäffer der Militaristen müßte wirklich der Schulmeister mit dem Bakel kommen. Ctaotegeföhrliches Antenne. DPD. München. 4. Oktober. (Eigener Drabtbericht.) Die Polizeibirektion München hat sich gegen einen Arbeiter, ber seit zwei Jahren Mitglied der Sozialdemokratisehen Partei Ist, fol- genben unglaublichen Angriff geleistet: Der Genosse hatte sich eine Funkempfangsanlage eingerichtet und vorschrfitSmäßig bei ber Post angemeldet. DaS zuständige Postamt hatte ihm bereit» im Mai diese» Jahrek die Erlaubnis erteilt und eine Genebmi- gungSurkunbe ausgestellt. Im September teilte nun die Ober- poüoireltion mit. daß bie Genehmigung zur Teilnahme am Funkverkehr in München von der Zustimmung ber Polizeidireftion abhängig fei, ihm aber von dieser nicht gegeben wurde. Gleich - zeitig wurde er aufgeforbert, bie Funkanlage bei Mei. bung schwerer Strafen sofort zu beseitigen. Auf Vorstellung bet der Polizeidirekt-on mußte der Genosse erfahren, daß ihm die Zustimmung der Polyzeibirektion wegen seiner peliiischen Einstellung verweigert wird. Daß ein Sender unter Pol^eiverbot gestellt wird, könnten totr zur Not bcgrei'eit. Aber hören kann j-dermani, an tausenden Stellen. Folgerichtig müßte die Münchner Hochwohl- lSbkiche alle Sozialdemokraten taub machen lassen. bei einem Urteil zugunsten ihrer Angehörigen vom objektiven Recht abgewichen wurde. E? ist ein öffentlicher Skandal, _ iffentlichen Erklärung die Möglichkeit weiterer und öffentlicher Verletzungen der Amtspflicht voraudsetzt. Es ist ein öffentlicher Skandal, wenn die bayrische Justizverwaltung nicht aus alledem in Zukunft bie Folgerung zieht, daß alles getan werden muß, um Recht und Ge - setz wieder zum Siege zu verhelfen." Diese Feststellungen leiten offensichtlich eine Ofsi'usive geaen die bayrischen Volksgerichte, gegen bie verlctterie Rechtspflege de? deutschnationalen Justizministers Gürtner ein. Tie Wasser donnern gegen die .Hausmauern. Ein Gurgeln. Die Fenster drunten sind eingedritckt, die Flut spielt Fangball mit Tisch und Stuhl, sprengt die Tür. Die zwei lösen sich voneinander. Leopo ö ofritei das Fenster nach dein Dorfe zu. Schwankendes Laternenlicht drüben über, dem Wasser. Zchn, zwanzig Laternen. Ein bitteres Lächeln um Leopold Wächters Lippen. Der Wind kommt vom Torfe her. Die Dasier brüllen. „Regina, horch!" „Unser Hochzeitsgeläut, Leopold. Hrc-ntmg über Veutschlonüs Eintritt in öen Völker- bunS und zum sichweöischen Wohlausfoll. SPD. Gens, 4. Oktober. (Eigener Drahtbericht.) Der Vertreter Schwedens im Völkerbund, Genosse Branting, erklärte dem Vertreter de? Sozialdemokratischen Parlaments - dienstes am Sonnabend vor feiner Rückreise nach Stockholm unter anderm folgendes: Die inzwischen beenbde Tagung hat bedeu - tungsvolle praktische Friedensarbeit geleistet Die Unterzeichnung des Protokolls ist sicher. Auch die Neurralen stimmten ihm zu. Hoffentlich tut daS auch Deutschland, dessen baldiger Aufnahme in den Völkerbund keine Schwierigkeiten mehr entgegentreten, wenn es selbst keine schaff!. Wenn auch die Neutralen an den inneren deutschen Verhältnissen nicht interessiert sind, so ist doch vom allgemeinen europäischen Standpunkt besonders für die deutsche Völkerbundspolitik, die die Noiionalisten betreiben wür - den, deren Einbeziehung in die ReichSregierung eine schwere Be - lastungsprobe für das reu beginnende internationale Vertraue«. Der Völkerbundsrat tagt auf Betreiben Salandra? im Te- lernber in Rom. um damit den Beweis zu liefern, daß die letzte Spannung zwischen dem Völkerbund und Italien an» ber Koriu- Affäre verschwunden ist und einem guten Einvernehmen wieder Platz gemacht hat. Der Rat beabsichtigt, seine Tagungen nach und nach in den Hauptstädten sämtlicher europäischer Ratrmst- glieder abzuhalten. Zu dem schwedischen Wahlausfall bemerkte der ehemalige Ministerpräsident, daß bie Sozialdemokratie durch bie Wahl vor die Aufga : der Bildung einer neuen Regierung gestellt werhe. Obwohl sie die Majorität noch nicht erreicht habe, fei die Lösung einer Blockbildung sämtlicher bürgerlicher Parteien gegen die Sozialdemokratie unmöglich. (Die 'chwedischen Wahlen ergaben Mandate: Sozialdemokratie 104 (Gewinn 11), Kommunisten 5 (Verlust 8), Liberale 34 (Verlust 7), Bauernbund 23 (Gewinn 2), Konservative 64 (Gewinn 2). Offensive gegen die doperMe München, 4. Oktober. E>ne offiziell- Kundgebung der ..Reichsführerschaft der iiaiionalfozialistischen Freiheitsbewegung" stellte dieser Tage die Behauptung auf, daß die Laienrichter im Hitler- Prozeß sich zu der Skrurteüung der Hochverräter vom 8. November nur dadurch bewegen ließen, weil von Siegte- rungSseite Bewährungsfrist für die Verurteilten zugesichort winde. Dazu stellt der Bayri(che Kurier fest, daß in bietet Er - klärung der Reichsführerschaft zwei rechtspolitisch ungeheure Be - hauptungen einge,chlossen sind: 1. daß da? Urteil vom 1. April auf einem Bruch des objektiven Recht? beruhe, und 2. daß ein Bruch der richterlichen Amtsverschwiegenheit erfolgt ist. Das Blatt fch'ießt seinen Ar'ikel mit folgender Fest - stellung: „ES ist ein öffentlicher Skandal, wenn eine polnische Partei sich in öffentlicher Erklärung damit brüstet, daß