®al ..#>antbnr#er «• Icheini täglich einmal autlet Den u. Feiertagen. «eiug#t>rei#: monatlich 4.211 Mart, wöchentlich <»..»•» ülart, füt flbhniet O..»O Mark. Such durch 6 'Bott zu hexteOen. Prelle -retblclbcnb iRebaftton:. geblanbltraftell erster Stad, flernsorecher 01 be 1691 1696 Verantwortlicher gtebatteur Patil euflbabn. Altona. Butbbanblung «rbgeschotz Buchbrurkeret'Sontor: Reblanbftragell erftctStol LamdurgerEcho »ersteren sich in «olbmart: bte tadefbalt. Oettticlle 10 Tse. Privat« Familien < Anzeigen 20 ‘Bte. Stellenangebote 25'Biennlg, SteUengduOte 20'Big. »leine Anzeige» ft« 0 Zeil, bie Zeile 20 -Big.. 10 b. lSZeil.2S Big. «eklame, 8 Mk. tiniielgen müssen Im »oraut ober sofort bezavlt werben. «»zeige».«»»ahm« FeblanbltraSe 11 Im ersten 5tod (bte 7 Ubr abend» für den folgenden lag) In den Filialen ibia s Hör" und in allen 8nnoncen<8ureaul Plag, und Datenvorschriften obne verblnbllchkeit. 11 r. 337. Donnerstag, den 27. ilourmbrr 1924. 38. Jahrgang. Gin Sag -er Schmach für Hamkmrg. Arbeitsgemeinschaft öes Sürgerblocks mit den Kommunisten. vss v rbrechen öer Rvd. Die gestrige Redeschlacht in der Hamburger Bürgerschaft, die von den Hamburger Nachrichten als Großkampftag be - zeichnet wird, steigerte sich in der letz.en Stunde vor Mitter - nacht zu einer stürmisch erregten Auseinandersetzung zwischen KPD. und SPD. uw die letzten Ziele ihrer Poli ik. Wie es kam, daß der Anlaß zu dieser Auseinandersetzung: die Frage der Freilassung gegangener kommunistlich'.r Abgeord - neter, erst so pät zur Aussprache gelangte, darüber mag man den heutigen Bürgerschaftsbericht nachlesen. Unsere Fraktion war gewillt, das in der vorigen Sitzung gegebene Versprechen, dieser Frage einen bevirzugten P atz auf der Tagesordnung zu sichern, einzulösen. Aber die kommunistische Fraktion, ge« bunden an den Parteibefehl ihrer Zentrale, gegen alles zu stimmen, was von der Sozialdemokratie kommt, durchkreuzte diese Absicht. Sie verbünde.e sich mit den Rechtsparteien und den Völkischen, um einen sozialdemokratischen Geschäfts- ordnungsantrag zu Fall zu bringen und trug so selbst dazu bei, daß die Angelegenheit ihrer politischen Gefangenen hinter die Steuerkatzbalgerei der bürgerlichen Parteien zurückgesetzt wurde. Dieses blindwütige Frevelspiel, dessen Dummhe't sie schließ - lich selbst erkannten, suchte die kommunistische Fraktion später durch wildes Toben gegen die parlamentarische Ordnung zu verdecken. Viel hätte nicht gefehlt, so wäre darüber die ganze Sitzung gesprengt worden. Als aber der Bericht des Ge« schäf.sordnungsausschuffes dann endlich doch erstattet werden k.mnte, verriet sich das schlechte Gewissen der Komm in'sten abermals durch die Art, wie sie gegen einfache Tatsachen, feststellung anbrüllten und wie ihr Sprecher einet Erörterung der Ursachen des politischen Machtkampfes, der zur Auf - hebung der Immunität kommunistischer Abgeordneter hier in Hamburg und zu ihrer Inhaftierung führte, weit aus dem Wege ging. Es war der reine Hohn auf die von den Kom - munisten alle Tage gepredigte Mißachtung des Parlaments, daß ihr Redner jetzt nicht mehr die Freilassung aller politischen Gefangenen forderte, sondern nur noch für seine gefangenen Fraktionskollegen die Wiederherstellung der Immunität verlangte. Als ob die KPD. jemals ernstlich Wert daraus gelegt hätte, daß ihre Abgeordneten gewählt sind, um an den Arbeuen des Parlaments praktischen Anteil zu nehmen. Die offensichtliche Absicht der kommunistischen Fraktion war, diesmal ihre ' durchaus antiparlamentarische Haltung zu verschleiern, sich sogar als Ächützer und Verteidiger der Parlamentsrechte aufzuspielen, um damit die Sozial - demokratie unklugen und ihr die Schuld am Schicksal der politischen Gefangenen aufbürden zu können. In dieser Ab- sicht wurden die Kommunisten willigst unterstützt von — den Völkischen, was ihnen bitter genug aufstieß Aber der Zusammenhang, der damit zwischen Rechts- und Linksputschisten aufgedeckt war, durfte nicht wieder verschleiert werden. Hier setzte die Aufgabe des Redners der sozialdemokratischen Fraktion ein, die in knapp viertelstündiger Rede erfüllt wurde. Wir lassen diese Rede hier folgen: Perner (SD.): Die kommunistische Partei gefällt sich hier in der Rolle des Ankläger». Aber diese Roll« gebührt ihr nicht; sie spielt sie sehr schlecht. Nach den Anschuldigungen des Herrn v. Borstel ist es notwendig, noch einmal di« Ursachen der Massenver - haftungen und Verurteilungen in Erinnerung zurück - zurufen. Jan Oktober 1923 war die Jnflatiemsnot aufs höchste gestiegen. Die Arbeiterschaft fand für ihre unerträgliche Lag« bei den Unternehmern blutwenig Verständnis, sie geriet immer mehr in eine Vcrzweiflungsstimmung, die das äußerste befürchten ließ. In dieser Zeit machte der Ortsausschuß des ADGB. den Versuch, die Arbeiterschaft wenigstens zur Durchführung wirt - schaftlicher Abwehrkämpfe gegen die Not zusammenzubringen. Er lud die politischen Arbeiterparteien zu gemeinsamen Sitzungen mit den Gewerkschaften ein. Damals haben die Kommunisten sich nicht gescheut, mit uns an einem Tisch zu sitzen. Sie wollten, wie sich bald herausstcllte, diese Verhandlungen benutzen, um die sozialdemokratische Arbeiterschaft vor ihren Wagen zu spannen. Nachdem ihnen von unserer Seit« klar gemacht war. Dir See rtiff. Roman von Iakob Sinan. [481 . Auch dieser Tag der Unruhe und Qual für die Seefischer ging zu Ende. Die Sonne sank feurigrot hinter dem Schweine- faud in den Strom. Die Kneien und Wicheln des Katen- bcid)CS badeten noch im goldenen Schimmer. Diel Harmens trat vom Abendbrot aus der Kate. Roch fühlte er in seiner Hand den Händedruck seiner großen Dee in, die matt in der Kabuze lag. Müde stieg er die Stufen hinan. Aus dem Deich blieb er stehen und lauschte verhalten in das Land hinein. Kaum ein Laut war mehr zu hören. Wie Inseln lagen die dunklen Bauernhöfe in den Kornfeldern. Von den Wischen hob sich sacht ein loser Schleier, wob sich von Busch zu Busch und spann die Ellern ein und die alten Wicheln, die sich lauernd über die Grüben beugten. Der Wind war ganz eingeschlafen, selbst in den hohen Eschen wisperte fein Blatt. Tiet Harmens stand reglos mit unstetem Blick. So schnell wie der Nordwest im Lande, war es in ihm nicht ruhig geworden. Die letzte Sturmnacht wühlte noch zu lebendig in ihm. Das furchtbare Gedümpel, das Brüllen der Seen, das Grauen, als Ian Pickenpack neben ihm fehlte, und Hannas Not, all das Schreckliche der letzten Stunden auf See zitterte noch nach in feiner Seele, die wund und müde wai und sich nach Ruhe sehnte. Ruhe aber schien ihm nur im Lande zu liegen, inmitten der stillen Felder. — Ein Schwarm Spreen schwirrte plötzlich aus dem Reet der Pütten. Sausend schossen sie über den Deich und wendeten nach Westen. Husschläge wurden hörbar. Den Weg zum Teich hinan ritten zwei Bauern. Im Schritt kamen die Gäule auf dem Kamm näher. Tiet trat in den dichten Flieder- dusch, der am Binnendeich roudferte. Die Bauern sollten ihn nicht erst sehen. Wenige Schritte von der Kate, dort, wo die Krümm nach dem Westerdeich führt und der Katendeich an - daß sie ihre politischen Ziele niemals mit uns gemeinsam er- reichen könnten, war man nahe daran, sich auf der von den Ge - werkschaften vorgeschlagenen Grundlage für den wirtschaftlichen Kampf zu einigen. Da schickte die KPD. plötzlich andere Ver - treter, die erklärten, das Verhandeln habe jetzt keinen Zweck mehr, die kommunistischen Arbeiter würden nach ihren eigenen Parolen handeln. Das geschah noch tn der folgenden Nacht. Es bestand darin, daß Straßenbäume um gesägt. Polizeiwachen gestürmt, auf Arbeiter und Proletarier im Beamtenrock geschossen wurde. Die Toten und Verwundeten jener Oktobertage, bie große Zahl der politischen Gefangenen, die seitdem im Gefängnis schmachten, hat die KPD. auf dem Gewissen. (Stürmische Zu - stimmung bei den Sozialdemokraten, großer Lärm bei den Korn- munisten.) Wenn jemals ein Gewaltputsch als purer Angriff und mit kaltblütiger Berechnung ausgeführt worden ist, so war e? dieser. (Erneute Zustimmung.) . Gewiß haben die Arbeiter, die damals auf Befehl der KPD. auf die Barrikaden gingen und die Wachen stürmten, aus Idealismus gehandelt. Sie glaubten einer großen politischen Idee zu dienen. Was aber ist denn das Ziel der kom - munistischen Partei in Deutschland? Es ist die Ausrichtung der Eowjetherrschaft nach russischem Muster und der Abschluß eines Wirtschafts« und Waffcnblindnisses mit Rußland. (Zustimmung bei den Kemmunisken.) Es ist gut, daß sie das zugcben; wir wußten es auch längst aus den Schriften der Moskauer Inter - nationale. Tie deutschen Kommunisten sind auf dem Schachbrett der russischen Außenpolitik nur die Bauern, die geopfert oder so - weit vorgeschoben werden, bis sie an die von den westeuropäischen Gegenspielern geräumten Stellungen gelangt sind. Haben sie dies Ziel erreicht, werden sie gegen wertvollere Figuren um - getauscht. (Stürmische Zwischenrufe der Kommunisten.) Ach, glauben Sie doch nicht, daß man Sie in Moskau so hoch ein - schätzt. Wäre der Oktoberputsch tn Hamburg, der gleichzeitig mit militärischen Erhebungen in Sachsen und im Rheinland aus - brechen sollte, zu seinem Ziel gelangt, so wären Sie längst ab- gesägt. Für die Durchführung ihrer weiteren außenpolitischen Absichten braucht die Sowjetrcgierung andere Kräfte. Der Putsch, für dessen Gelingen schon m Hamburg alle Voraus - setzungen fehlten, kann aber, wenn er einmal wiederholt werden sollte, überhaupt nur gelingen, wenn sich die KPD. auf der gemeinsamen Linie mit den Völkischen findet. Dann aber steht Deutschland auf dem Spiel. tTehr wahrl bet den Soziald., Lärm rechts und bei den Komm.) ES ist da» Unglück des deutschen Volker daß es zu wenig begreift, was. die außenpolitische Lage für sein eigene» Schicksal bedeutet. (Richtig! bei den Deut chnationa en.) Die. meine Herren von der deutschnationalen Partei, sollten aller - dings auch einmal etwas dafür tun, daß wir aus diesem Unglück herauskommen. Sie sollten Ihre Partei auslösen, bann hätten auch Sie einmal etwas für das Vaterland getan. (Große Heiter - keit, Zuruf von den Deutschnationalen.) Die Teutschnationale Partei ist das größte Hindernis für die Bildung eines einheit - lichen außenpolitischen Willens im deutschen Polk. Wir erkennen also an, daß die Kommunisten bei ihrem Putsch mindestens ebenso aus politischem Idealismus gehandelt haben wie die Putschisten von rechts, die zu gleicher Zeit von Bayern her den Umsturz versuchten. Aber das Gelingen des Putsches hätte bedeutet, daß Deutschland in einen Kriegsschauplatz verwandelt wird. Rußland braucht Deutschland als Aufmarschgebiet für feine Armeen, wenn es einmal in einen neuen kriegerischen Konflikt mit England gerät. Und dazu, daß in England an die Stelle der Arbeiter- regierung, di« den Frieden wollte, jetzt wieder eine rein imperia - listische Regierung getreten ist, hat ja Moskau sein Teil bei - getragen. Die deutsche Sozialdemokratie will Deutsch.and den Frieden erhalten. Das ist ihr Ziel seit 1918 und nur darum befindet sich die sozial - demokratische Arbeiterschaft seit 1918 im schärfsten Abwehrkampf gegen den Bolschewismus. Wir werden darum der KPD. niemals auch nur die geringste Unterstützung bei der Verfolgung ihrer politischen Ziele leihen. Aber den Opfern Ihres Putsches, die jetzt in den Gefängnissen schmachten, wollen wir trotzdem wieder zur Freiheit verhelfen. Wir wiederholen, was wir schon in unserm Amnestiecmtrag gefordert haben. Ter Senat soll von seinem Begnadigungsrecht weitgehenden Gebrauch machen. Er hat eS bereits in vielen Fällen getan. Soweit die besonder? harten Urteile der ersten Zeit nach dem Putsch vorn außerordent- lichen Gericht gefällt sind, ersuchen wir den Senat, beim Reichs- Präsidenten vorstellig zu werden. Zweifellos wird auch der Reichstag ein Amnestiegefeh beschließen, wenn am 7. De - zember nicht zu viele Kommunisten hineingewählt werden, die das immer verhindert haben. (Lärm bei den Kommunisten.) Wir können uns aber nicht dazu verstehen, daß nur die Abgeord - nettn der KPD. freigelassen werden, während di« andern weitersitzen. In dem besonderen Fall UrbahnS und Genossen ist es außerdem die eigene Schuld der Kommunisten, daß die Untersuchungshaft, die schlimmer als Festungshaft ist, immer noch andauert. Warum ist der für heute angesetzte Verhand - lungstermin vertagt worden? (Zuruf der Kommunisten: Weil der Verteidiger erkrankt ist!) Nun, was würden Sie wohl gesagt haben, wenn das Gericht wegen Erkrankung eines Staats - anwalts den Termin aufgejchoben hätte? (Stürmische Unter- brechungen.) Dann hätt« Ihr Protestgeschrei sicher alles Da- gcwesene übertroffen. Aber wenn Sie Ihre Gefangenen weiter monatelang in Untersuchung sitzen lassen, damit der Verteidiger durch eine Reis« inS Hochgebirge seine Gesundheit wieder her - stellen lassen kann, so will ich nur sagen: Ich hätte an Stelle dieses Verteidigers lieber den Rest meiner Gesundheit geopfert, ehe ich bie Gefangenen, denen nach Ihrer Auffassung doch keine schuld nachzuweisen ist, weiter der Oual der Untersuchungshaft überlassen würde. Wir Sozialdemokraten wollen nicht, daß an den Kommunisten Rachejustiz geübt wird. Wir sind mit der Hamburger Justiz so- weit einverstanden, als sie die Kommunisten nur zu Festungs - haft verurteilt hat, wie das anderswo mit RechtSputschisten auch geschehen ist. Aber daß bie Kommunisten selbst es verhindert haben, daß der Prozeß Urbahns noch vor der ReichStagSwahl ver - handelt wurde, das sagt uns deutlich genug, wie sehr Sie das fürchten, was wir. von diesem Prozeß erwarten. Daß er Auf- klärung bringt übet bie Art, wie der Putsch vorbereitet wurde, daß er der Hamburger und der deutschen Arbeiterschaft zeigt, wie die KPD. sie kaltblütig ans Messer liefern wollte für die Ziele der russischen Außenpolit.k. Um dieser politischen Aufklärung willen haben wir für Aushebung der Immunität gestimmt und wir beharren auf diesem Standpunkt trotz aller kommunistischen Drohungen, wie auch unsere Genossen in den Betrieben der kom - munistischen Hetze gegenüber stets standhaft • bleiben werden. Würden die Kommunisten, wo sie die Macht haben, uns als politische Gefangene so behandeln, wie ihre Gefangenen hier behandelt werden, so würden wir sehr zufrieden damit fein. (Lebhafter Beifall bei den Sozialdemokraten, Lärm bei den Kommunisten.) DZr 3 im Rathaus. Homburger öürgerfchast. Ter Block zur Verhinderung der Geschäftstätigkeit. — Tie schwarz-weiß-rote sowjetbesternte Koalition. — So etwas will regieren! — Fort mit dieser Mehrheit! — Gesteigerter revolutionärer Krakeel. — Jacobsen erhält Galgenfrist. Ta hat sich das hamburgische Volk etwas zusammengewählt! Nehmen wir den Tatbestand. Gleich zu Beginn der gestrigen Sitzung der Bürgerschaft kam der Senatsantrag auf Herab - setzung der Lustbarkeits- und der Gewerbesteuer zur Verhandlung. Um 6,20 Uhr wird dazu ein sozialdemokra - tischer Antrag verlesen, den Senatsantrag dem Sieuerausschuß zu überweisen. Um 1114 Uhr wird dieser Antrag einstimmig angenommen. Was dazwischen liegt, war zu 99 A übelste Wahl- mache. Registrieren wir: Es wurden gehalten vier deutsch- nationale, drei »otksparteiliche, zwei demokratisch«, zwei gast- demokratische, zwei komunistffche, eine völkische und eine so- zialdemokratische Rede. Davon war — und es ist nicht eine parteipolitische Einstellung, wenn wir das behaupten — nur die sozialdemokratische Rede wirklich zur Sache. Da? Stenogramm der Sitzung wird Beweis dafür fein. Genosse Umland unter - zog in kenntnisreicher Rede die zur Frage stehenden Punkte einer Betrachtung, die klar die Notwendigkeit einer Ausschußberatung aufzeigte. Man könnte sich auch die ersten Reden bet Vertreter der übrigen Parteien gefallen lassen. Damit hätte es aber ge - nug sein müssen. 'Tim die weitere Beratung be-3 Hause« zu fördern, stellten die Sozialdemokraten nach der ersten Redner- garnitur einen Schlußantrag. Dieser Antrag wurde mit den Stimmen der Kommunisten und der Rechts - parteien abgel « hnt, Herr Dr. d e Ehapeaurouge, der Führer der volksparteilichen Bürgerschaftsfraktion, suchte daS unglaubliche Verhalten seiner Fraktion später damit zu bemän - teln, man hätte den nationalsozialistischen Redner noch zu Wort kommen lasten wollen. Selbst wenn man diese AuSrede gelten lasten will, hätte bie Polkspartei ja nach der Rede deS National - sozialisten einen Schlußantrag einbringen können. Aber selbst b«s versäumte man, obgleich, wie Genosse Leuteritz feststellte, Dr. de Chapeaurouge auf diese Sköglichkeit, Vernunft zu bc- weisen, aufmerksam gemacht worden ist. Wir werden also nacki den gestern aufgestellten Grundsätzen der VolkSpartei in Zukunst immer solche Debatten haben; denn waS dem Nationalsozialisten reckt ist, muß den Mieiervertrelern und dem „Kollegen Abel" billig sein. DaS so nicht im Parlament gearbeitet werden kann, sieht selbst wohl Hermann Abel ein, nur nicht der alte Par - lamentarier Dr. de Chapeaurouge. Und so etwa? und unter solcher Führung will regierungsfähig sein! Sollen wir einzelnes au? der Agitationsdebatte he^aus- greifen? Es lohnt sich nicht, obgleich die Verherrlichung Strese - manns als „Retter Deutschlands" durch Dr. de Chapeaurouge, die Rede deS unerheblichen Herrn Meier von der Volkspartei und nicht zuletzt die wüsten Agitationslügen der deutschnationalen .dicken Berta" Henningsen dazu sehr reizen. Wir begnügen un? mit der Feststellung, daß gestern in der Hamburger Bürgerschaft von den Rechtsparteien und den Kommunisten vier Stunden lang übelste Wahlversammlungsreden gehalten wurden. Dazu die kommunistischen Zwischenspiele. An anderer Stelle des Blattes führen wir au?, wie die Verhinde - rung der Beratung der kommunistischen Haftentlassungsauträge durch die Kommunisten selbst erfolgte. Als diese Leutchen bei dem Fortgang der „Beratungen" zu ihrem Schrecken bemerkten, wozu ihre GcschäftSordnungSkoalition mit den Rechtsparteien ge - führt hatte, wollten sie zwischendurch ihren Antrag zur Erledi - gung bringen. Entsprechende Geschäftsordnungsanträge wurden abgelehnt. DaS veranlaßte einige dieser Parlamentarier, sich in wüstem @affcnjungcntone ugb in Gastenjungenmanier zu be wegen. Erfolg: Der Kommunist Dettmann, .der den An - ordnungen des Präsidenten nicht Folge leistete, wurde von der Sitzung ausgeschlossen, und akS er sich weigerte, sich zu entfernen, schloß er sich selbsttätig auf einen Monat von den ferneren Ver - handlungen auS. Von Beamten wurde er aus der Wandelhalle vor die Tür geleitet. Eine revolutionäre Tat war wiederum vollbracht. Fasten wir also zusammen: D a bat s i ch da 8 harn burgische Volk etwas z u s a m in g e w ä h 11 1 Unfähig zu sachlicher Arbeit, ergeht sich die gegen Sozialdemokraten und De - mokraten gerichtete Mehrheit dieses Hause» in Radauszenen und Schwatzereien. Soll man glauben, daß ein derartig zusammen gesetztes Parlament die vorgesehene Lebensdauer von 8 Jahren haben wird? Wenn c8 so weiter geht, wohl kaum, und es wird das Beste sein, daß dem hamburgischen Volk nach dieser Prob« noch einmal Gelegenheit gegeben wird, eine Bürgerschaft z u wählen, bie H a m iHU r g 8 Ansehen, Hamburgs Stellung in der Welt nicht so herab- würdigt, mir e 8 gestern durch bie aus Deutsch- nationalen, Kommunisten, Deutsche VoIk? - Partei unb Völkischen zusammengesetzte Mehr heit geschehen ist. Dieser beschämende Verlauf der gestrigen Sitzung rettete Hern Jacobsen ncch einmal. Herr Jacobsen sollte bekanntlich in der gestrigen Sitzung beweisen, was er in einer Wahlver - sammlung behauptet hat. Die Hamburger Nachrichten haben Herrn Jacobsen schon im voraus entschuldigt, daß ihm das wohl Ituim möglich sein würde, vor allem auch wegen der Kürze der Zeit. Nun hat Herr Jacobsen eine weitere Galgenfrist von 8 Tagen. Er soll sie ausnuhen, um weitere? Material zu - sammenzusuchen. Ihm sind dabei anscheinend alle Quellen recht. Jedenfalls unterhielt er sich gestern Abend angelegentlich mit Herrn seht, hielten die Bauern. Tiet .Harmens kannte sie wohl, es waren sein Bruder Hannes und Jörn Fink, der Lüneburger. „Hier up de Huk bün’f nach manlef nee wesen. Wat iü denn dütt för'n Kot hier?" hörte er den Lüneburger sagen „Dat ts uns Dagleuhnerkot, de hüert tom Buschhojf!" antwortete Hannes. „Uit düsse Kot hier binnendicks?" „Dat iS de Focken-Kot! Un vor achterto, de MeewenS- Kot." „IS bat woll de Fock, nem Tiet bi fahrt?" „Jo, de wohnt up düsse Siet, un up de anner hust de ool Siem Jäger, dar heö woll al van hüert." „Tab joon Tiet so vernagelt roüer un eenfach uan’n Hoff leep, harr ick manlef nee för mcuglich hooln," ließ sich Jörn Fink wieder hören. Hannes lachte. „Ra, betn heft man jo noknlpen müßt. Un is man een Mück, bat’t noch son dumme Lüd gifs, ans harr Voder mi den Hoff jo gornee verschrieben loten knnntft' „Is bat al fast afmokt mit ’n Buschhoff?" „So gock) aö säst. Ick obernehm den Hoff, un Maria ward utbetohlt." „Un wenn Tiet noch wedderkummt?" „De dött sich nee wedder sahn loten up’n Hoff. — Stickt woll ok bald den Kupp ünncr de See. Düsse Reis' hcbb se al den Knecht afsopen, hcbb ick man in bc Schink hüert." „Hannes, een Wuert, ober nee ober snacken," hörte Tiet den Lüneburger raunen. „Wat meenst woll, wat Maria mit« kriegen beit?" „Dor roöt rot beiden uns woll ober eenig ward'n!" lachte Hannes. „Bringst de Dcern Sünndag mit na Swattau?" „Tat müll ick denn jo woll." „Denn Mmacht, Hannes. Greut ehr man, hüers!" „Nacht, Jörn! Rüsch man nee van'n Westerdiek!" Tiet Harmens hatte den Oberkörper wie zum Sprunge vorgcsireckt. Seine Hände krallten sich um das Rickels. Es war ihm immer, als müsse er sich auf die andern stürzen, oie mit schmutzigen Händen nach dem griffen, was ihm so heilig war. Uns dock) rührte er sich nicht. Wie im Bann verharrte er in seinem Versteck. Nur die Gedanken sprangen aus ihn ein, wie die Sturzseen der vergangenen Nacht. Sollte er dem Bruder nachspringen und ihn ersäufen im Sielgraben? Sollte er zum Hof laufen und dem Buschbauern sagen: „Hier bütt ick, nehm roi wedder an, Voder!" ,„He dött sich nee wedder sahn loten up’n Hoff!" halte der Erbschleicl)cr gesagt. Sollte er es einmal darauf ankommen lassen? Mußte er es nicht, schon um Marias willen? Sollte er untätig zusehen, rote Die Teern verschachert wurde an den Lüneburger? Schon bei dem Gedanken stieg Tiet Harmens das Blut ins Hirn. Er sprang aus und lies den Katendeich entlang. Unter den Wicheln hörte er Hannes' Pferd schnauben. Er duckte sich und schlich im Binnendeich weiter, Der andere hielt vaü Pferd an und spähte zurück. Sollte er etwas ge - merkt haben? Tiet hielt sich noch weiter im Dunkel der Eschen und eilte dem Schleusengraben zu. Hannes brachte das Pferd zum Trab. Dort, wo der Teich steil nach beiden Seiten zu den Schleusenkuhlen Sbfällt, fiel Tiet dem Braunen in den Zügel: „Mol bot van't Pecrd, Du Lumpsack!" Hannes fuhr erschrocken zurück, ermannte sich aber schnell und schrie: „Loi bat Peerd loos, Du, oder ick hau Di ober'n Kupp!" „Tat will ick Di aflihrn!" Tiet riß den andern vom Pferde und schüttelte ihn, bis er den Widerstand aufgab. „Wat roull Du eegentlich van mi, Tiet HarmenS?" „Wat hes Du Knecht eben mit Jörn Fink snackt up’n Tick?" _ „Tat geiht Di jo gornix an!" „Dat schaß gewähr ward'n, wat mi bat angeiht. Mok Di niienroegen up’n Hoff so breet aS Du stecht büs, ober van un Süstcr läß Dien dreckigen Finger, ans schaß mol sähn, roat ~ passiert!" , „De Teern kann moken, roat se will!" „Dat kann se, un bat schall se ok! Wenn Du se ober Jörn Fink in Finger speelen deist, denn smiet ick Di hier in de. IlüS, dat mark Di! Noch Hebb ick mien Kupp hoben de See T» Tübelskerl, Du! Paß up, bat Du de Cogen nee noch uc; mi tokniepen müß! Un nu mok, bat mi ut bezogen klimm > Du Spubber, — Dien Peerb steiht al vör't Schüft!” Der Bauer lief, roas er konnte, betn Hose zu. Noch einen Augenblick ftanb Tiet Harmens unb reckte Du Arme, baß es knackte. Dann schritt er langsam wieder den Deiche zu. Auf halbem Wege traf er Greiften Fick, die Lüttdeern, ö;c zum Hose wollte. Der Junggast hielt das Mädchen fest, tot freundlich und fragte viel nach dem Hofe. Orteten ließ et sich gefallen, denn sie halte den andern gern. Als Tiet sie über bie Schleuse hinwegpebracht hatte und sich verabschieden wollte, fragte er: „Greiften, wallt mi een Gefall'n doon? Ober schaß öat nee Mieter snacken!" „Up mi kannst Di verlöten, Tiet! Wat hes denn?" ''Greut Maria van mi un (egg ehr, se schull Sünndag nee van'n Hoff gohn. Ick roüer Klock tein obenbe up’n Wischen - damm. Ick harr roat mit ehr to snacken!" „Wenn’t roieter nix is, bat bestill ick giern, Maria mag ick verbrägen. Gunacht, Tiet!" „Nacht, Greeten!" Als Tiet Harmens mit bem Kahn des Jägers an Bord schipperte, sah er ruhiger über baS Wasser, auf bem west roarts eine Helle Blink lag. 'Fortsetzung folgt.)