I I 52. Jahrgang Nunnnsr 29 Freitag, 29. Januar 1926 Luthers Mruasher Erßatg Wz M W IM und Sie Reulmj See Wie M Wtt! serhültnis. Bflebanfen be» il nach feiner M WWW All Wll KSlilKM [32] iM. ■ « MMM Vloßvrttelltt Minister bleiben im Amt. SPD. Budapest, 20. Januar. Ministerpräsident Traf Bethlen hat am DonnerStap dar vielfach geäußerte Verlangen, sich verschiedener, durch die Franlensälschungen besonder» lompro» mittierter Mitarbeiter im Kabinett zu entledigen, abgelehnt. Nicht nur von der Opposition, sondern auch au8 den Streifen der Re - gierungsparteien wurde immer wieder ausgesprochen, daß der Innenminister, bet Justizminister und der Unterrichtsminister sich unmögluh gemacht hätten und verschwinden müßten. Aber Traf Vethlen erllärte sich mit allen seinen KabinettSmitgliedern solidarisch, so daß vorläufig mit einer Aenderung im Kabinett nicht zu rechnen ist. ia.cr fertiggestellt ist. Die Anklaae richtet ' « ! »-'onen, von denen 21 in UntersuchungS- age lautet gegen Tero auf Verbrechen der den Prinzen Windischgrätz und den Polizei« MS Bankerott des parlamentarischen Systems hat Graf Westarp gestern im Reichstag die RegiernngSzustände be - zeichnet, den Bankerott offenbar zu machen, ihn nicht verschleiern zu lasten, sei Sinn und Zweck des Vorstoßes der Deutschnatio - nalen. Tatsächlich aber betreiben sie die Verfälschung des Sy - stems-, gern würden sie daran festhaletn, nur demokratisch darf es nich sein. Das zeigt ihre Forderung der Schaffung von ersten Kammern als Gegengewicht gegen die „Demagogie" des allgemeinen Stimmrechtes. Gröblicher kann das System nicht verfälscht werden, als durch das Verhalten der deutschnationalen Minister zu den Locarnoverhandlungen. B r e i t s ch e i d hat mit vollem Recht gestern den Herren gesagt, daß ihre Pflicht geboten hätte, v o r den Verhandlungen auszuscheiden oder durch - zuhalten. In der langwierigen Ministerkrise haben die Folgen der deutschnationalen Demagogie sich ausgewirkt, die Deutsch« nationalen wären zuletzt berechtigt, dagegen ein Wort zu sagen. Sie haben ja auch nicht nach Neuwahlen als Ausweg aus der Krise gerufen, sondern bestürmten dr.n Reichspräsidenten, nach dem Sturz des mittelparteilichen Kabinetts eine neue rechts eingestellte Regierung aufzubauen. Aber das Kabinett Luther bleibt am Ruder! Den Unmut der Rechten drückt die Kreuzzeitung so aus: „Tas Kabinett Luthcr-Stresemann-Rheinhold untersteht sozialdemokratischer Kontrolle, lebt von sozial« demokratischer Gnade, kann jeden Augenblick über sozial - demokratisches Stirnrunzeln stolpern; aber auch bei Wohlverhatten recht lange regieren. Mit andern Worten: Im Reiche regiert die verkappte große Koalition, beeinflußt die Sozial - demokratie die Regierung, ohne die mindeste Verantwortung zu tragen." Haß schärft die Augen; und sicher ist wahr, daß auch außer - halb der Regierungskoalition die Sozialdemokratie einen be - stimmenden Einfluß ausüben kann. Schon das war ein großer Erfolg, daß Luther zu einer zweiten Rede genötigt wurde und in ihr zur Zusage nicht nur des Eintritts in den Völkerbund, sondem auch zur Erklärung, als Vertreter Deutschlands nach Genf könnten nur Männer gehen, die mit dem Herzen dabei sind, nicht Saboteure. Aber erfreulich ist der Zustand keineswegs. Denn eine Regierung, die von der Stinimenthaltung der Sozial - demokratie lebt und der gestern die Zwerge der Zwergpartei, die sich WirtschaftSpartei nennt, das Lebenslicht hätten ausblasen können, wird weder im Guten noch im Schlimmen wirklich handlungsfähig sein. Sie wird die Strömungen nicht meistern, sondern sich treiben lasten. Die sozialdeinottatische Fraktion steckte allerdings in einer schwierigen Lage, Sturz des Kabinetts Luther hätte den Eintritt in den Völkerbund mindestens auf - gehalten. Im Vorwärts wird von der Fraktionsaussprache berichtet: „Der Erfolg der Lutherregierung bei der Abstimmung ist mehr als zweifelhaft, der Erfolg der von der Sozialdemokratie unablässig geforderten und geförderten Außenpolitik ist unzweifelhaft. Um dieser"Außenpolttik willen hat d.e sozialdemokratische Reichstags - fraktion dem zweiten Kabinett Luther da? Leben gelassen.. Sie will den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund noch in diesem Frühjahr, sie will dieses Etappenziel der internationalen Ver - ständigung nicht gefährden, indem sie die Regierung, mit der sie in diesem Punkt einig ist, stürzt. — Zu einem Vertrauensvotum konnte sie sich nicht entschließen. Es ist in der Fraktion gesagt worden, wer das Ziel wolle, müsse auch das Mittel wollen. Das geeignete Mittel aber, um den Sturz der Regierung in diesem Augenblick zu verhindern, sei die Annahme eines Vertrauensantrages. Die Mehrheit befürchtete, daß eine solche Politik der reinen Zweck - mäßigkeit draußen im Lande nicht verstanden werden würde, daß man im Volk nicht verstehen würde, den feinen Unterschied zu machen zwischen einem nur formalen Vertrauensvotum zu den bestimmten taktischen Zwecken und einer Kundgebung echten, wirk - lichen Vertrauens. Es entschließt sich die Funktion mit 67 gegen 38 Stimmen für die Entscheidung, während eine noch kleinere Minderheit der Meinung war, man hätte durch förmliche Bekun - dung des Mißtrauens den Sturz der Regierüstg — ober die Auf - lösung — herbeiführen sollen." Früher hätte die Fraktion bedenken sollen, daß ihre Ent- scheidungen durchsichtig klar sein wüsten, damit die Wählermasse sie versteht; zuletzt war sie die Gefangene voraufgegangener Un- klarheüen. Tas Echo hat jeweils die Phasen der Entwicklung kritisch erörtert, und es kam zum Schluß: den voraufgegangenen Ankündigungen gemäß hätte die Sozialdemokratie die Auflösung des Reichstages erzwingen müssen, als die Deutschnationalen flüchteten; war das nicht möglich, weil die Fraktion sich scheute, Er-ählun» von Gustav grenffen. (Nachdruck verboten.) Ja — Nein — Enthaltungen. Für das Vertrauensvotum haben gestimmt: 64 Ab - geordnete vom Zentrum, gefehlt haben 4; 47 Deutsche Volkspartei, gefehlt haben 4; 18 Bayrische Voltspartei, gefehlt hat 1; 30 Demo - kraten, gefehlt haben 2, und 1 Mitglied der Wirtschaftlichen Ber- einigung = 160. Gegen das Vertrauensvotum haben gestimmt: 102 Dentschnarionale, gefehlt haben 8; 39 Kommunisten, gefehlt haben 5; 8 Völkische, gefehlt haben 7, und 1 Fraktionsloser — 150. Der Stimme enthalten haben sich 112 Sozialdemo, traten, gefehlt haben 18; eine Stimme war ungültig, weil sie doppelt abgegeben worden war. Außerdem haben sich 18 Mitglieder der Wirtschaftlichen Bereinigung der Stimme enthalten, gefehlt haben 2. Begrimdung brr Stimmenthaltung. Die sozialdemokratische Reichstagsfraktion hat ihre Stimm - enthaltung wie folgt begründet Die Erklärungen des Reichskanzlers vom 26. und 27. Januar können nur insoweit die Zustimmung der sozialdemokratischen Fraktion finden, als sie die auswärtige Politik betreffen. Die Fraktion begrüßt es, daß die Reichsregierung in Fortsetzung der Politik von Locarno den alsbaldigen Eintritt Deutsch - lands in den Völkerbund in sichere Aussicht gestellt hat. Sie erwartet, daß die Reichsregierung innerhalb des Völkerbundes alles tun wird, um einen raschen Abbau der fremden Besatzung herbeizuführen. * Unbefriedigend ist für die sozialdemokratische Reichs- tagsfraktion bad innerpolitische Programm der Regie- rung. Wir vermissen besonders das entschiedene Bekenntnis zur Ratifizierung des Abkommens von Washington und zu einem den Achtstundentag sichernden Arbeitszeitgesetz. Unzureichend sind auch die angekündigten Maßnahmen zur Linderung der Not der Er - werbslosen. Gründe der auswärtigen Politik bestimmen uns, Mißtrauens- anträge gegen die Regierung abzulehnen. Ein Vertrauensvotum anzunehmen, sind wir jedoch auS Gründen der inneren Politik nicht in der Lage. Tie sozialdemokratische Reichstagsfraktion wird sich daher bei der bevorstehenden Abstimmung über das von den Regierungs- Parteien eingebrachte Vertrauensvotum der Stimme ent - halten. „Ja," sagte Karl Kröger bekümmert: „er sagte also: ,Er- innerst Du den Jan Guldt, der mit einem Hollmanndampfer, ich glaube, es war die Anna, untergegangen ist?' Ich sagte: ,Wie sollte ich nicht. Er war mein bester Freund! Er vergeht keine Woche, daß ich nicht an ihn denke.' ,Run,' sagte er, ,denke Dir! Als wir vor zwei Jahren eines schönen Tages in Valparaiso ankamen, legten wir uns Heck an Heck mit einem großen eng - lischen Tramp, der am selben Abend wieder in See wollle. Ich sehe so dann und wann in meiner Weise über den Nachbarn hin: wie er gebaut ist, und was er für Mannschaft hat, da kommt der Kapitän nach dem Heck zu, um den Tiefgang ab - zulesen. Ich seh ihn an, und seh ihn wieder an ... wie er so geht und wie er die Pfeife ausklopft, indem er mit dem steifen Zeigefinger dreimal darauf schlägt, und denke: wenn das nicht der Guldt ist, der mit Dir ein Jahr lang in Blankenese in die Kinderschule und nachher in die SteuermannSschule ging?! Du kannst Dir denken, wie mir wunderlich zumut wurde. Ich wagte nicht recht, ihn anzureden, da er mich ganz fremd ansah und so was Steifes in der Haltung und Gleichgültiges in der Stimme hatte, ja die Stimme Jan Guldts offenbar nicht hatte. AIs er aber nach einer Weile noch einmal wieder ans Heck kommt, grüßte ich ihn und fragte, ob er mit mir in Blankenese zur Schule gegangen wäre. Er schüttelle aber den Kopf, und nannte mit gleichgültiger Stimme irgendeinen englischen Namen, und ging fort. Es gibt ja gewisse Aehnlichkeiten,' sagte er noch; .aber diese war zu groß . . .' Auf den Namen des Schiffes hatte er in der Aufregung nicht geachtet." Eva Gölts schmales Gesicht war nichts als große, bohrende, ängstliche Augen. „Was sagst Du nun?" Karl Kröger sagte ruhig und bestimmt: „Ich sagte ihm: ,Du hast Dich geirrt, Freund! Denn sieh mal: wenn ein Mensch auch noch so schlimme Tinge erlebt und sich auch noch so ver - ändert, wie wäre eS möglich, daß er seinen Gang verlor? Ging den Locarnovertrag auf die lange Bank zu schieben, so mußte sie sofort zur großen Koalition sich anschicken, das war der ge - gebene Augenblick, da bot sich die Möglichkeit politischen Han- delnS, da waren auch Stresemann und seine Volkspartei klein zu kriegen. Der Augenblick wurde verpaßt, die Vollspartei wurde Diktator für die Regierungsbildung, für die Sozialdemo« kratie war politischer Gewinn nicht mehr zu lplen. Schließlich entschied die Volkspartei durch ihren Hepp und die bayrische Hilfstruppe sogar gegen den Demokraten Koch. In folge - richtiger Auswirkung kam der Zustand, von dem es heißt: Wie man es macht, ist's falsch! Die sozialdemokratische Reichstagsfraktion konnte die Umstände nicht meistern, sie muß froh sein, am Ende wenigstens für die Außenpolitik einen Gewinn zu erzielen, der sich im Innern aus- wirken wird. Denn wenn das Kabinett Luther sich festlegt, daß die Außenpolitik in Genf nicht durch deulfchnationale Persön - lichkeiten betrieben werden darf, so wird eS rasch zur Erkenntnis kommen, daß Außen- und Innenpolitik übereinstimmen müssen. Also Abbau der deutschnationalen politischen Beamten! Die Sozialdemokratie wird unablässig dahin drängen, sie wird eine Situation nutzbar machen, die das haßgeschärfte Auge der Kreuz-Zeitung erkannt hat. Das parlamentarische System kann vorübergehend auch mit einer Minderheitsregierung ans« kommen, aber die Regierung muß genötigt werden, ehrlich der Idee zu dienen, der auch das System nur Dienerin sein soll: der Idee republikanischer Demokratie! Will und kann das Kabinett Luther der Idee nicht dienen, dann wird die Sozialdemokratie alle Folgerungen ziehen. Das Kabinett Luther lebt, doch über seinem Haupte schwebt an jedem Tage ein Schwert, das die Sozialdemokratie regiert! Massen Proletarier und Republikaner brannten darauf, im ent - scheidenden Wahllampf den Kurs nach links zu sichern. Der Kampf ist vermutlich nur aufgeschoben, jetzt aber laßt uns die Kräfte üben in der Vorbereitung des Volks- entscheides! er nicht, als wenn er einen Berg herunterstieg? Oder daß er seinen Mut verlor? Hätte Jan Guldt sich vor Gott geduckt, ober gar vor dem Teufel? Oder daß er seine Stimme verlor? Können wir die vergessen? So etwas verliert man nicht." „Nein," sagte sie, und die Freude und Ruhe, daß es so war, stand in ihren noch ängstlichen Augen. Karl Kröger verstand sie nicht, und rounberte sich. Sie freut sich, dachte er, daß er tot ist! Er dachte aber: ,Sieh Du in ein Weiberherz; und gar in das Herz von Eva Gött!' und sagte: „Man muß eben denken, daß es einen englischen See - mann gibt, der ihm ähnlich sieht. Weiter ist efl nichts . . ." „Sag' mir," sagte er stockend, da er doch neugierig war, was in ihr wäre: „kannst Du ihn nicht vergessen?" Sie sah ihn mit ihren Augen an, die den schimmernden Schmelz der ersten Jugend verloren und ein wenig Scharf, blankes bekommen hatten, und lachte ihm glücklich in» Gesicht: „Nein," sagte sie, und schüttelte den Kopf, fröhlich und selig, daß kein klangloser und mutloser und steifer, lebender Jan Guldt das schöne Bild stören konnte, das ihre tägliche Wonne war. Da schüttelte Karl Kröger den Kopf und wagte nichts mehr zu sagen und ging davon. Eva Gött ging in ihre Haustür hinein und in ihre Stube, wo der runde Sosatisch, des Reinmachens wegen, zufällig vom Sofa abgerückt, mitten in der Stube stand, so, al» wenn er sagen wollte: ,Tanze um mich herum!' Sie horchte einen Augenblick und sah nach dem Fenster, ob nicht etwa jemand vorüberginge — denn der Fußsteig geht dicht unter dem Fenster hin —; und dann tanzte sie mit ihren zierlichen Gliedern, ein wenig sachte und altjüngferlich, und summte dabei in ihrer Seele: Jan Guldt ... wie schön und mutig bist Du ... der stolzeste und hochmütigste von allen. Bei weitem! Tot bist Tu freilich . . , aber Du warst einst mein ... und hast keine andere angesehn . t , Anklage gegen Budapester Fälscher Erweiterung bet Untersuchung. Eva Gott setzte sich kreidebleich auf die Schwelle, auf der sie stand, da ihre Glieder sie nicht mehr trugen, unb bewegte die.Hand. Karl Kröger sah mit großen runden Augen auf sie herab und hatte alle seine Sicherheit verloren. „Was ist, Eva?" sagte er. „Ich habe noch kein Wort erzählt, und Du . . ." Sie schluckte einige Male; dann sagte sie, wie ein Kind, das sprechen lernt: „Höre, Karl Kröger . . . Weißt Du, was der junge Mensch erzählt, der die Verwandtschaft in Keitum hat: daß er glaubt, er hat ihn gesehen?" Karl Kröger erschrak heftig, da er nun so plötzlich sah, wie es um sie stand: daß sie Jan Guldt alle die Jahre über alles lieb gehabt hatte und seinetwegen ehelos geblieben war. Er erschrak gewaltig und sagte verwirrt stockend: „Ach, der junge Mensch, der die Verwandtschaft auf Sylt hat. . . Ein Schwätzer, Eva. Wir wissen doch, daß er tot ist." Sie sah ihn mit übergroßen Augen an und sagtet „Wir sind nicht dabei gewesen, Karl Kröger, wie er begraben wurde, ob nun ein Mensch oder das Meer es besorgt hat . . . Was er - zählte der Kapitän des Kosmosdampfers von Jan Guldt?" Karl Kröger wollte ausweichen, da sie ihm mit ihrer merk - würdigen Angst in den Augen — warum war sie nicht außer sich vor Freude? — unverständlich und fast unheimlich vorkam. Er sagte: „Du weißt ja gar nicht, daß er von Jan Guldt erzählt hat . . . Und was erzählen die Menschen!" Sie sah ihn wieder an, hob die Hand ein wenig und sagte: „Tu mußt es mir ganz genau und wahrhaftig erzählen, Karl; besonders wie er ausgesehen hat." SPD. B u b a p e st , 28. Januar. Die Oberftaatsanwaltfchaft hat am Donnerstafl offiziell mitgeteilt, bah bie^Anklageschrift gegen die ~ 1:— m Kilometer.Zone fallen der ganze Vintschgau, ein- schlieglich ber Stabt Meran mit ihren Hotels, bie zum Teil auch im Besitz' von Reichsdeutschen ftnb, bie Gegenden bü nach Brixen unb das Pustertal bis KranzenSfeste. SPD. Berlin, 29. Januar. Der parlamentarische UntersuchungSauSschuh hielt am Donnerstag eine nichtöffentliche Sitzung ab. Sie galt im wesent - lichen bet Verlesung eines Auszug? aus einem im Druck befind - lichen Buche des Prinzen Max von Baben. Durch besten Darlegungen erhält die in den letzten Tagen vielumstrittene Frage, ob auch bet damalige Reichskanzler von ber Marineleiruiig hiniergangen worben war unb nichts von der wirklichen Absicht, bie Flotte zu guterletzt zu opfern, eine Antwort — eine bejahende Antwort. Reichskanzler a. D. Prinz Max schildert zunächst die Lage bei der Marine in jener ,$eit und das Zustandekommen dcS vom Genossen Stampfer verfaßten Flugblattes: »Tie Marineleitung war nickt mehr Herr der Sage Die Sozialdemokratie wurde zur Hilfe gerufen; der Staatssekretär des Reicksmarineamtes bat, auch im Namen bet lokalen Be- behörden, daß sozialdemokratische Abgeordnete nach Kiel geschickt wurden, um oeruhigend zu mitten, ^n bet Redaknon des „Vor- märtS", so teilte er mit, werbe soeben ein aufllärenbes Flugblatt hergestellt; es solle von ber Regierung unb den mililänschen Stellen unterzeichnet werden. Die Kommandostellen wünschten sofortige Verbreitung. Bei den Marinemannschaften müsse ber Irrtum beseitigt werben, daß bie Offiziere bie Absicht hätten, bie Flotte zu verruchten, um sic nicht ausliefern zu brauchen. Ta? Flugblatt wurde von mir, bem Staassekretär Scheibemann unb dem Staatssekretär Ritter v. Mann unterzeichnet. Dir entfanbten noch an bemfelbcn Tage den Abgeordneten Noske, ber als Marine- referent ber sozialdemokratischen Partei bet den Matrosen große Achtung genoß. Staatssekretär Haußmann begleitete ihn als Vertreter ber Negierung. . . ." Prinz Max gibt bann zu, baß ihm damals die Marineleitung ihre Kenntnis der Dinge vorenthalten hat: „Tatsächlich sollte am 28. Oktober bie Flotte zur Entscheidungsschlackt aus« fahren. Tatsächlich wurde am 31. Oktober der Befehl zurückgezogen unter dem Eindruck der Meuterei unb wir wurden am 4. Novem - ber aufgefordert, bie „Legende von der Todesfahrt" durch Flug - blätter zu zerstreuen. Gewiß, die Marine erwartete nicht den Untergang ber deutschen Flotte, sondern ihren Sieg. DaS Dementi war daher formal richtig, wurde aber allgemein dahin verstanden, unb sollte bahin mißverstanben werben, baß bie Ausfahrt keines - wegs einem Kampfe mit England gelte, sondern nur eine ter „üblichen Fahrten fein sollte, bie man in letzter Zeit schon öfter machte, um die Mannschaften zu beschäftigen." Hierauf wendet sich Prinz Max gegen die im Münchener Dolchstoßprozeß ausgestellte Behauptung, er wäre von dem ge - planten Vorstoß ber Flotte vorher in Kenntnis gesetzt worden. Tenigegenüber versichert ber damalige Reichskanzler, er hätte vor dem Münchener Prozeß auf seinen Eid genommen, daß er durch keine Silbe informiert worden war. Heute steht für ihn fest, daß Admiral Sckeer in Gegenwart de? Kontreadmirals v. Levctzow ihm am 20. Oktober dem Sinne nach gesagt hat: daß die Hochsee. flotte nach Einstellung des U-Boot-Krieges die volle Freiheit des Handelns zurückgegeben würbe. „Aber nie unb nimmer", ver - sichert Prinz Max in seinem Buch, „kann ich diese allgemeine Wendung, die nicht einmal sehr akzentuiert gewesen sein kann, als eine genügend erleuchtende Ankündigung betrachten: Tie deutsche Flotte wird innerhalb ber nächsten zehn Tage den Kampf auf Leben und Tod mit ber englischen Flotte suchen. In jedem Falle hätte die Reichsleitung vor ber endgültigen BefelilSauSgabe präzise Meldung erhalten müssen. Ich kann Die Erklärung nickt gelten lassen, daß mir auS Gründen ber Geheimhaltung Zeitpunkt unb Ziel ber Unternehmung verschwiegen werden mußten. Dem Reichskanzler durften militärische Angelegenheiten von so weil- tragender politischer Bedeutung keine Geheimnisse bleiben. Aber ich bin überzeugt, daß ein Mißtrauen anderer Art der letzte Beweggrund gewesen ist; Rücksichten der militärischen Ver - schwiegenheit konnten nicht mehr wirksam sein, nachdem Hipper den Vorstoß aufgegeben hatte; unb auch dann wurde ich nicht aufgeklärt. Die Marine — baS ist heute meine Ueber - zeugung — besorgte, die Reicksleitung würde nicht genügend Ver - ständnis unb Glauben aufbringen, um die gewaltige Unter - nehmung gutzuheißen. Richtig ist, daß ich den Optimismus nicht durchaus geteilt haben würde. . . ." Itch gegen insgesamt 26 Personen, vc haft fitzen. Die Anklage lautet ge Notenfälschung, gegen l. „ Hauptmann Nadoffy auf Anstiftung und Mittäterschaft und gegen den Privatsekretär des Prinzen Raba auf Mittäterschaft. Al» Helfershelfer hat sich u. a. baS technische Personal bes militär- kartbographischen Instituts zu verantworten. Auf Verlangen ber Franzosen werden nochmals Windischgrätz und Nadostv ver - nommen. In erster Linie sollen bie Herkunft des Papiers und bie Verstecke ber FälschungS Maschinen festgestellt werden, die sich nach Meinung der Franzosen noch immer in Ungarn befinden. Tas ganze personal des HauShaltS beS Prinzen in SaroScatak und Budapest soll nochmals vernommen werben. Ferner soll bie Untersuchung lehren, wo ber Felbbischof Zabravetz bie TeiinebmeranderFrankenfälschungvereibigte, hauptsächlich aber, wer bei ber Vereidigung fremder rete: Monatlich 2,75 Ml., ohne „Lachen linU“ 2 25 Ml. ■ vareUlegetle 40 vt Privat» flamtllenanjelgcn 25 PI Stellen» Wöchentlich 0,85 Ml., obre „Lachen linke" 0,55 Ml., für Abholer > l«? 1 H W j angeltot« «O W. Stellengesuche 25 PI Kleine Anzeigen bi« 9 geilen 0.80 Wk„ Ohne „Lachen linU" 0,50 Wk. Auch durch »ie Post zu »«.-.leben. . W B ML H 81 H H M H B B18 Bglly H lIBrOllil B ■ ■ bie Zeile 25 Pi, 10 bl« IS Zeilen bU 3eUe 30 CI «ekiamezeii« 3 Mch «edakUont Fehlandkiratze 1>, erber 6tocf. Fernsprecher: Llbe IKSl und ISSS. r VwVlV W ( WF Anzeigen müssen im 00rau« ober sofort beja u werden, verantwortlicher -ttebalieur: Pe>«l LiugOay», Stlto«»«. r .... «lujaigenunualrm« jeh.anbftraj« 11 Im ersten fctorf (bU 7 Ul)r abenb« Duchhanbunz, Fehlnnbstrage 11, Lrbgetchoz. (StgtUttDCt lo < O für ben lelgenben Zag), In ben Filialen (bi* 8 Ubri unb in allen Buchbruckerelkontori Fehlanbstraße 11, erster Stock. Annoncenbureau«. Platz- unb lerntet tat ritten ebn« verbinblichleit.