•o* X>amtmr^*r erscheint täglich tiamal, or|lld>«r Redakteur. I»««** «llemm. «uchdandlung: Setzlan strafte II, chrdgelchoft. Buchdruckereikontor : ffehlanbstrafte 11. erster Stock. rrifc 4 4 * Preis IS >4 HamburgerEcho M ▲ A < XVtÄZSA A Aa A A A A Hn$erg«wp<*lf« »erstellen sich te Rei»«markr die 11 gesnaltew «o» -«■ -t F -ll ME mrlrn ■ Ms dareiftettil. 40 B'. Vrivnie r-—lienauzeigr» 115 W- Stelle». M M UW WWW WWW W I* W > JI 111111 UW fyF W lf| W DA n | UU IlT ««gebäre SO DI «tellenge'uche 45 Bi »leine Anzeigen di, , Zeiten |B| M M M *■11 lllwl I i 111 llly 1 ^>tl|4> T»lllll ■ ■ die Zeile -45 DI., 16 di« 16 Jetten die Jede :O> PI »eflameieile 8 Mk. ' r Anzeigen müssen Im voran« oder lolort begann «erden. < Q 7 r «agelgenmma»me Fehiandftrafte 11 im ersten Stock (Ml 1 »hr abend« WCgiUncCl 100 ,«* den lorgendeu lag), in den Filialen (bl« 8 Uhr und in alle« Rnnoucenbureau«. Pla»- und Saienvorschrislen ebne Derdindlichkeit. «Hummer 94 (Sonntag, 4. April 1926 52. Jahrgang Mb und werde! Was die Natur im ewigen Wechsel der Jahreszeiten her - varbringt, was als religiöses Symbol dieses natürlichen Vor - ganges in den Auferstehungsmythen aller Völker wiederkehrt, das ist in der geistigen Entwicklung des Kulturmenschen zur sittlichen Pflicht, zum Gebot der imnierwährenden Erneuerung des eigenen Wesen geworden. Nicht wie wir waren, sollen wir bleiben, sondern über uns hinaus sollen wir wachsen, das Alte hinter uns lastend, das Neue mit aller Inbrunst erstrebend: dann erst erfüllen wir den Sinn des Lebens. Es ist Goethe, der Dichter des faustischen Osterfeiertages, der diesem Sinn die Worte lieh: Und so lang Du das nicht hast, Dieses: Stirb und werde! Bist Du nur ein trüber Gast Auf der dunklen Erde. Das ist die wahre Diesseitsreligion, die das Besserwerden der Menschheit nicht auf ein imaginäres Jenseits verschiebt, sondern es hier auf der Erde fordert. Und es auch hier nicht in eine nebelferne Zukunft verweist, sondern jeden einzelnen unter uns mahnt: Laßt uns bester werden, gleich wird's bester sein. So leicht das Wort ausgesprochen, so schwer ist seine Aus - führung. Denn es fordert in der Tat nicht weniger als die Ueberwindung des Angewöhnten in uns, es fordert Vernich - tung des alten und die Hervorbringung eines neuen Wesens aus uns selber. An solcher Aufgabe sich zu versuchen, ist nicht jedermanns Geschmack. Wirkt doch im einzelnen wie in der Gesamtheit kaum eine Kraft so stark wie das Beharrungs - vermögen. Der Hang zur Gewohnheit hat noch jede große Be - wegung vor der Zeit flügellahm gemacht. Und vor dem un - bekannten Neuen empfindet nicht nur das Tier instinktiv Furcht und Abneigung. Es gab auch unter den Alenschen immer nur verhältnismäßig wenige, die leidenschaftlich das Neue wollten, die bereit waren, um seinetwillen das Alte zu ver - brennen und sich selbst mit zu opfern. Aber das Beispiel der Wenigen war immer auch stark genug, um viele mit fort - zureißen, und nur so sind die großen Erneuerungen, die Auf- erstehungstage in der Menschheitsgeschichte überhaupt möglich geworden, mögen sie nun Rcligionsstiftung, Reformation, politische oder soziale Revolution heißen. In der herkömmlichen G'schichtschreibung, noch mehr in der religiösen Legende, erscheinen solche Wandlungen vom । Allen zum Neuen meist als plötzlich auftretende Ereigniste, als Wunder sozusagen, die wie mit einem Schlage aus dem Sau - lus einen Paulus werden lasten. Die Wirklichkeit kennt keine solchen Wunder. In ihr vollzieht sich alles, auch das sck)einbar Plötzliche, wie das Erwachen der Natur im Frühling, nur all - mählich. Lange bevor es in Erscheinung trat, hatte es sich schon vorbereitet. Das gilt auch von den geistigen und poli - tischen Wandlungen, die wir in unserer Zeit selbst miterleben. An einem Beispiel, das uns gerade jetzt vorliegt, läßt sich das klar erkennen. Da hat der bekannte General Paul Freiherr von Schönaich ein Buch geschrieben, das seine Erlcbniste . und Bekenntnisse, also die Wandlung vom Militaristen zum Pazifisten, vom Monarchisten zum Republikaner, enthält. Das Buch trägt den Titel „Mein Damasku &"*) Un willkür- lich erweckt dieser Titel den Eindruck, als ob es sich bei der Wandlung des Freiherrn von Schönaich um einen ähnlich wunderbaren Vorgang gehandelt hätte, wie bei der legendären Bekehrung des Apostels Paulus zum Christentum. Liest man aber das Buch — und es liest sich außerordentlich sestelnd und interessant — dann wird man bald gewahr, daß der Ueber- ! gang dieses wahrheitsmutigen Bekenners von der Kriegö- j begeisterung zur unbedingten Kriegsgegnerschaft sich keines- ' wegs mit einem Schlage vollzogen hat, sondern daß ein in seiner reinen Menschlichkeit begründeter Widerwille gegen den organisierten Mastenmord ihn schon am ersten Kriegstage, als er ins Feuergefecht geriet, davon abgehalten hat, Menschen zu \ töten. Von jenem Tag im August 1914 bis zu dein Augen - blick im November 1918, wo Schönaichs Glaube an die Mon- | archie durch die Flucht des gekrönten Kriegsherrn den letzten t Halt verlor, war freilich ein langer Weg. Aber verwunderlich i ist eigentlich daran nur, daß nicht alle, die den gleichen J *) Verlag der Neuen Gesellschaft, Berlin-Heffenwinket. Der Schuß auf den Teufel. Eine Geschichte au8 dem Frankenwald von Gustav Schröer 1^1 Bei Fannn Reitmann war efl ähnlich. Die war fortgerückt, weil ihr der Rücken weh tat, und in der Ecke konnte sie sich bequemer setzen. Als Linda Hinkels Stubentür hinter sich zu machte, lachte die Alte. Ich werde so dumm fein und die Wahrheit sagen. Man muß bei Heinriette auf alles gefaßt sein. Die kann einem ja sonst waS antun." Reitmanns Fanny aber machte böse Augen hinter Linda her. „Die treibt die Frechheit weit!" Linda kehrte zuversichllich heim, tröstete die Großmutter, klärte den Zusammenhang. Heinriette seufzte. „Es sann ja so gewesen sein, aber die Leute können halt auch anders den - ken." Leberecht nickte Linda zu. Ihre Raschheit freute ihn. 3m übrigen glaubte er nicht an die Erklärungen. Nun tauchte im Dorfe ein neues Gerücht auf. Das war ober so ungeheuerlich, daß es niemand recht über die Lippen wollte. Selbst der ärgsten Schwätzerin sticht. Nein, daran I konnte niemand glauben. Ach nein, so arg k o n n t e es Hein - riette nicht treiben, so schlecht konnte sie nicht sein! Der alte Leberecht war ja doch ein Ehrenmann, und wenn er schließlich auch nichts dafür konnte, daß seine Frau ihn dem Äroppen Schneider abgenommen hatte, so duldete er dies Unerhörte stanz gewiß nicht. Es war, wirklich, es war so fürchterlich, daß einem schon die Haut schauderte, wenn man nur daran dachte. Was denn? Was? Niemand weiß etwas. Um ®otteö» raillen nicht davon reden. Jetzt, in der heiligen Zeit, schon gar lfc)t. Aber das sann einem niemand verdenken, wenn man mit den Leuten nichts gemein haben will. Mit keinem von ihnen. Man weiß ja nicht, ob nicht selbst Leberecht ober gar Liuda damit zu tun haben. Weg mitgegangen sind, auch ihr Damaskus gefunden haben. Hier zeigt sich, wie wenig tief selbst so gewaltige Erlebniste wie der Weltkrieg das Wesen der Menschen im allgemeinen zu ändern vermögen. Mußte doch General Schönaich am Ende seiner militärischen Laufbahn noch erleben, daß ihn seine Standesgenossen wegen seines Wahrheitsmutes in der erbärm - lichsten Weise brüskierten und ihn, nachdem er sich zu stiller schriftstellerischer Tätigkeit auf ein kleines Landgut bei Rein - feld in Holstein zurückgezogen, nach allen Regeln der Vor - kriegszeit gesellschaftlich und wirtschaftlich zu boykottieren ver - suchten. Immer noch herrscht in weiten Volkskreisen der instinktive Haß und die wohlberechnete Abneigung gegen das Neue im Wesen der Menschheit. Unter dem Schlagwort „Zurück zu Bismarck" hat man in den letzten Tagen noch wieder versucht, gegen die demokratische Staatsform und gegen den Gedanken der Völkerversöhnung zu demonstrieren. Immer wieder soll der Glaube an die allein erfolgversprechende Gewaltpolitik zu neuem Leben erweckt, die natürliche Friedenssehnsucht der Völ - ker abgetötet werden. Umsonst! Dieser Friedensgeist ist un - sterblich; er wird am Ende doch über den Kriegswahnsinn triumphieren. Während seine Feinde sein Grab zu hüten glauben, in das sie in unsern Tagen am liebsten auch die Idee des Völkerbundes verscharren möchten, ist er längst erstanden und hat sich über sie erhoben. Aber es gehört ein entschlossener Wille dazu, sich von überlebten Anschauungen loszureißen und dem Geist der neuen Zeit mit ganzer Kraft zu dienen, um ihn gegen allen Widerstreit zum Siege zu führen. SWmWer über die Lage. OplimisNiche Ofterbetrachtungeu des Junen- und des Ktnau;mintsterS. In dec Osternummer der Dresdener Neuesten Nachrichten der- öffemlicht der Reichsinnenminisier Külz einen Aussatz, in dem er sich über die innerpolitische Lage wie folgt ausspricht: Die Fortschritte sind unverkennbar, aber auch die Mängel. Di« Staalsform ist stabilisiert, die Llaaisgesinnung aber noch nicht. Die Währung ist stabilisiert, die Wirtschaft noch nicht. Regierung und Parlament leisten ein ungeheures Mag Don Arbeit, aber fundiert ist die Arbeit noch nicht. Doch weist die ganze Entwicklung unver. kennbar vorwärtsdrängende Tendenzen in Staal und Wirtschaft auf. Die gegenwärtige Regierung ist eine gesund« Mischung von Parlamentarismus und sachlicher Organisierung, (f) Der Finanzminister konnte noch vor Ostern das ganze Steuerreform - werk in den sichern Haken bringen. Einige Ansätze zum Desiern zejgen sich m der Wirtschaft. Sie gilt es auszubauen und zu för - dern. Pom Reichstag wird es abhängen, mit welchem Erfolg hier praktisch gearbeitet werden kann. Bewährt er dabei die gleiche Lr» bellStrast und Disziplin roie beim Haushallögesetz, daS seit '15 Fahren erstmalig zur rechten Zeit verabschiedet wurde, so darf man mit be - rechtigter Hoffnung in die Zukunft blicken. In demselben Dresdener Blatt hat auch Reichsfinanzminister Reinhold seine Ansicksten über die gegenwärtige Lage kund- getan. Er sagt in dem Artikel u. e et: Wenn nicht alle Anzeichen trügen, hat die schwere Krise der deutschen Wirtschaft, die im Sommer vorigen Jahre? einsetzte und die in den letzten Wochen zu der erschreckenden Zahl von über 2 Millionen unierstützungSberecktigter Erwerbsloser führte, ihren tief st en Punkt erreicht. Rech zeigt da? Barometer der WiNschaft keineswegs gutes Wetter; kein Einsichtiger ist auch ftn Unklaren, daß der Wiederaufstieg schwer und langsam sein wird und daß wir, ähnlich wie England, noch lange Zeit mit sehr hoher Er - werbslosenzahl rechnen muffen. Aber der lähmende Druck, der bisher auf unserm Wirtschaftsleben lag, ist doch im Schwinden und aus manchen Gebieten des geschäftlichen Lebens zeigt sich neue Unter - nehmungslust. In dem Artikel heißt eS weiter: Zu erreichen ist daS Ziel, von dem unsere wirtschaftliche wie politische Zukunft abhängt, nur, wenn wir in Erkennt»:? unserer Not durch Derwaltungsreform und AuSgabenabbau, selbstverständlich bei voller Er - füllung unserer sozialen und kulturellen Pflichten, das Maß unserer öffentlichen Laster ganz wesentlich herabdrücken. Das SleuermilderungSgesetz ist gleichsam der erste Schritt auf dem schwierigen Wege an dessen Ende als Ziel die durchgreifende Venvaltungsreform steht, die allein jene erhebliche Reduzierung der Lasten bringen kann, die unsere Wirtschaft und unser ganzes Volk braucht. Zur Erreichung diese? Ziele? wird eS aber nicht nur eines festen Willeäö der Regierung, sondern der vertrauensvollen Mitarbeit des ganzen Deutschland bedürfen. Sinken der Berliner «rbritslosenziffrr. In der abgelaufenen Woche ist die Zahl der Arbeitslosen in Berlin um 1322 zurück- gegangen und beträgt nunmehr 244 152 Personen. Ratkfizierung des deutsch-türkischen Handelsabkommens. Da» im Dezember 1925 in Angora durch Notenwechsel vereinbarte vorläufige Handelsabkommen zwischen dem Deutschen Reich und der Türkisches Republik ist ratifiziert worden. Auch Albin Rotrnnaim holt man jetzt lieber nur in ben allerbringenbsten Fällen. Der geht ja alle Tage bort aus unb ein. Da ist feine Frau anbers. Das muß man sagen. Sie hält was auf sich Mag sie früher gewesen fein wie sie will, jetzt hält sie was auf sich. Die weiß es übrigens ganz genau, aber sie spricht kein Sterbenswort. „Unb wenn Ihr mir bas Herz aus bem Leibe reißt, ich spreche nichts," sagt sie. Es muß etwas ganz Fürchterliches fein. Was forgenbe Liebe vorausgesehen, bas kam. Das Meißnerhaus lag außerhalb bes Dorfes, ja, außerhalb ber Welt. Keiner betrat es. Heinriette wagte sich nicht mehr über bie Straße. Linba begegnete fast überall Abweisung, min» bestens aber Zurückhaltung. Leberecht jedoch faß so ernst, auf - recht unb sicher wie sonst im Kreise ber Kirchenväter und tat, als spüre er deren vorsichtiges Wesen nicht im geringsten. Am härtesten traf das alles Linda. Sie drang in ben Großvater, Schritte zu tun. Der wehrte ab. Was nicht zu fassen fei, das fei nicht zu fassen. Zeit lassen. Wenn bie Leute wieder mehr Arbeit haben, bann'kommen sie von selber auf anbere Gedan - ken. Als sie sich gar nicht mehr zu helfen wußte, schrieb Linda an ben Vater. Es war ein lauter Hilfeschrei. Georg Wiefel aber lächelte, als er ben Bries erhielt So schlimm wirb es ja nicht gleich fein, unb außerdem: Ihm ist es gar nicht unlieb. Was vernünftiges Zureden nicht erreichte, das schasst vielleicht ber grausame Aberglaube. Ihr Hof wird ben alten Leuten verleibet, sie verkaufen ihn unb ziehen in bie Stadt. Min - destens aber w'rb sich Linba nun loslösen lassen. In bem Sinne schrieb er zurück, unb Linda meinte, als sie ben Brief erhielt. Zu benen, bie bem Hause bie Treue hielten, gehörten außer ben Junkers und zwei ober drei anbem Familien, Albin Rotermann unb Fibus Anger. Albin kam jeben Tag. Sein ganzes Dasein mar noch viel jämmerlicher als früher. Früher war wenigstens Leden im tim die Reorganisation des Völkerbundes. SPD. Pari», 3. April. Tie Unterhaltung Briands mit dem deutschen und eng - lischen Botschafter hat in den diplomatischen Kreisen von Pari» Aufsehen erregt. Man gibt der Vermutung Ausdruck, daß nicht, zuletzt das Problem der Reorganisation des Völker - bundes Gegenstand der Aussprache war. Der Temps hält die Lösung des Problems der neuen Gestaltung des Völkerbundes für ziemlich schwierig, weil man bisher noch nicht wisse, auf welcher Grundlage sie beruhen soll. Ein einziger Punkt, nämlich die Zuweisung eines neuen ständigen RatSsitze» an Polen, könne durch die normal« Neuwahl im September er - ledigt, werden. Dagegen rief die grundsätzliche Frage der Erweite - rung des Rates durch Zuweisung ständiger Sitz« an Spanien und Brasilien die Gefahr hervor, auf die gleichen Schwierig - keiten zu stoßen wie auf der letzten Tagung in Genf. Da» Blatt erinnert daran, daß Spanien einen ständigen Sih sowohl von England als auch von Frankreich zugesagt worden sei, und hält e» für wenig wahrscheinlich, daß Deutschland nach seiner Auf - nahme in den Rat Einwendungen gegen die spanisch« Kandidatur erheben werde. Ter Temps wendet sich schließlich gegen die Dar - stellung der Täglichen Rundschau, daß e» Deutschland freistehe, seine Aufnahme ganz zurückzuzichen, falls di« Verhandlungen eine für Deutschland unerwünschte Wendung nehmen sollten. Immerhin hofft das Blatt, daß diplomatische Verhandlungen eine klare, zu keinem Mißverständnis Anlaß gebende Situation schaffen werden. Völkrrbunbfragra im Orient. Mriuongsverichudtuhtlleu über das Mandat LyrieoS. Ter diplomatisch« Brrichterstatter de» Daily Telegraph schreibt: Im Zusammenhang mit dem syrischen Mandat sind Mei - nungsverschiedenheiten zwischen der von Boncour vertretenen französischen Regieruiig und andern Mitgliedern des Völkerbünde» entstanden. In London ist von Anfang an die Ansicht vertreien worden, daß der neue türkisch-französische Vertrag mit Rücksichi auf die Beschränkung der Befugnisse der Maiidaiarmacht einer sofortigen Prüfung des VölkerdundSraic» unterzogen werden müßte, zumal territoriale Regelungen, rote sie der Vertrag ein- schließe, ohne Genehmigung deS Völkerbundes von einer Manda- tarmachl nicht vorgenommen werden dürfen. Boncour vertritt dagegen die Ansicht, daß der Vertrag nach seiner Ratifizierung wie alle übrigen Verträge beim Völkerbund registriert werden müsse, daß der Grundsatz bezüglich territorialer Aenderungen unanfechtbar sei und daß die fragliche Grenzregulie - rung nichts anderes bedeute, al? bie endgültig an Ori und Stelle vargenummen« Durchführung der Bestimmungen d«S Angora- verrrage» vom Jahre 1920, der später in den Lausanner Vertrag ausgenommen sei. Ter zweite Punkt, Über den Boncour und die von Scialofa und dem Präsidenten des Ständigen MandatSauSschuss«?, Teodoli, vertretene italienische Regierung verschiedener Meinung sind, ist die Frage Cer Zuständigkeit des syrischen Kongresse». Nach italie - nischer Anschauung muß der Bericht der Mandatskommission über die französische Verwaltung Syrien?, der einen Tadel für bie bi», berige französische Verwaltung enthält, offtziell dem syrischen Kongreß unterbreitet werden. Boncour widersetzt sich heftig einem solchen Verfahren. Ehainberlain scheint, roie ber Berichterstatter bemerkt, bem französischen Standpunkt zuzuneigen, hat sich aber bi? zum Emp - fange eines Berichts seines Sachverständigen seine Ansicht vor- behalten. fflwans Sorbttollt für die Abrüstungs - konferenz. Nach Blättermeldungen aus Tokio Hal die Regierung dem lapanischen Delegierten für die Vorbereitende AbrüstungSkon- ferenz folgende Anroeisungen erteilt:' 1. Die Besprechungen sollen sich nur auf durchführbare Maßnahmen erstrecken. 2. Luftfahrtfragen dürfen nicht angeschnitten werden. 3. Japan betrachtet eine Abschaffung der Unter» f e e b o o t e alS undurchführbar. 4. Japan fordert ein Verbot der Verwendung giftiger Gase im Kriege. Regierungskrise in Jugoslawien. Die Blätter veröffentlichen eine Erklärung Stephan RaditschS, nach der er seine Forderungen in der Regierungskealition aufrechterhält. Die Minister, die Anhänger RaditschS sind, nahmen an dem flabinettirat heute wich: teil. Ec ^findet eine zweite Sitzung des «Kabinett» statt, ia der über da» Schicksal der Regierung entschieden wird. Hause gewesen, wenn es auch nicht viel mehr als harte Worte gebracht hatte, jetzt herrschte ber Tob. Alles war erstarrt. Lie kümmerte sich nicht mehr um ihren Mann, webet im Guten noch im Bösen, sie lachte nicht, sic weinte nicht, sie ging, unb sagte nie, wohin sie ging; sie kam, unb sagte nie, woher sie kam. Sie verfiel, bie Röcke würben ihr zu weit, bas Haar warb grau. Ihre Augen irrlichterten unb waren hart. Albin konnte nun wieder leiblich lesen. Sobald Rosalie aus bem Hause war, ruhte bas Webschifflein. Dann nahm er seine alte, zerlescne Schulbibel, blätterte unb las Er stieß aus viele Worte, bie ihm wohl taten, unb die er sich merken wollte. Das Wort, bas er suchte, sand er nicht, unb bie anbem vergaß er. Sein Kops tat ihm immer so weh. Linda aber mochte er nicht um bas Wort fragen, obwohl sie in allem feine Vertraute mar. Sie hatte viel an bem große Kinde zu trösten. Ja, einmal, als er ganz verzweifelt war unb laut weinte, machte sie es mit ihm, wie es ber Großvater mit ihr selber gemacht hatte. Sie führte ihn an bas Bilb an ber Wanb, erzählte ihm bie Geschichte von sinkenden Petrus, unb als sie bei Petrus Schreckensruf: „Herr, hilf, ich versinke!" laut aussprach, da starrte ihr Albin erschrocken in baö Gesicht. Ta sie aber des Heilanbs tröstende Worte wiederholte: „Kleinmütiger, warum zweifelst du?" da faltete Albin still und ergeben die Hände. Linda war es auch, die ihn wieder auf feine Heilwege wies. Wenn ihm Rosalie sagte, der ober jener fei bageroefen, er müsse nun hingehen, schüttelte er ben Kopf. Er ging bann ge« wohnlich zu Linba unb erzählte ihr, baß er gerufen worben fei. Sie entfchieb unb entfchieb banach, ob Albin ein inneres Muß spürte oder nicht. Auch Fibus blieb bem Hause treu. Die Mutter nahm chn ernsthaft vor. „Fibus, bas muß nun ein Ende haben. Was zuviel ist, bas ist zuviel." »Was ist denn zuviel?" Irr chinesische Krieg. Bomdenabwiirle auf Peking. Reuter meldet aus Peking. Heute vormittag überflogen Bombenflugzeuge der verbündeten Truppen Peking mit dem offenbaren Ziel, da» Hauptquartier der Kuominffchun-Armee anzugreifen. 4 sechzigpfündige Bomben fielen auf das Gelände de» Winterpalastes in der Nähe der ftanzösischen Mission an der Kathedrale Paitang nieder. ES wurde niemand verletzt. Später wird noch gemeldet, daß weitere 4 Bomben im Chinesischen Viertel avgeworsen wurden, die mehrere Häuser beschädigten. In einem chinesischen Hoc^eitszuge wurde die Braut durch Bombensplitter getötet Sie «flnanjfalamität Frankreichs. Seine Aussicht aus Annahme der Steuervorlagen. WTB. Pari», 3. April. Di« Stellungnahme de? Finanzausschüsse» de» Senat» z« den Steuerberoilligungen der Kammer hat den in den letzten Tagen herrschenden LptimiSmus hinsichtlich der endlichen fried - lichen Lösung wieder ins Wanken gebracht. Im besonderen be - unruhigt die Ablehnung der Bestimmungen über di« Einführung von Monopolen aus Petroleum und Zucker, da di« Sozialisten zur Vorbedingung der Stimmenthaltung die Annahme beider Monopole machten. In den Wandelgängen der Kammer wurde denn auch wie Echo d« Paris berichtet, bereits davon gesprochen, daß die Sozialisten und auch ein Teil der Radikalen, fall» der Senat die Beschlüsse seines Finanzausschusses billigen würde, erklären würden, sie hätten ihre Handlungsfreiheit wieder - gewonnen. Amb nach dem Matin glauben lelbst die größten Optimisten nicht mehr daran, daß es noch heut« zum Abschluß der Steucrberatungcn durch Billigung der Senat-beschlüsse durch die Kammer kommen wird. Pretslk^öbung infolge des FrankenMzeS. WTB. P a r i » , 3. April. Wie Journce Industrielle zu wissen glaubt sind die zuständigen Stellen mit der Prüfung einer Er - höhung der Eisenbahntarif« für den Güter- und Personenver - kehr. die sich auf höchsten? 10 % belaufen und mit dem 1. Mai in Kraft treten ioll, beschäftigt. 6» handelt sich bei dieser Tariferböhung ebenso wie bei der anoekündigten Brotprei-crhöhung offenbar um Auswirkungen der Wahrungsverschlechierung, dl« in dem jüngsten Frankenstur» ihren Au-druck sand. Das Vmsrrkriegsgtsvtnst der Roten gähnt. SPD. Perkin, 8. April. Die Rote Fahne hatte am Freitag wegen eine» angeblich ht Mitteldeutschland geplanten Stahlhelmmanovers Alarm geschlagen. Der preußische Minister de» Innern hat die Behauptung d«S Blatte», daß 8000 bi» 9000 Teilnehmer gemeldet seien und «in« Anzahl Junkerflugzeug« mitwirken sollten, sofort von den zuständigen Stellen nachprüfen lassen. Da» Ergebnis ist in der folgenden amt - lichen Meldung niedergelegt: Nach den Berichten de» Regierungspräsidenten in Merseburg (Grützner) treffen die Angaben der Roten Fahne in keiner Weis« zu. In der Zeit vom 5. b » 9 April sind keine Veranstaltungen ge - plant; dagegen stnd für die Lstenage vom 2. bi» 8. April Wande - rungen und rein sportliche Veranstaltungen einer Jugendorganisation der versch edensten politischen Erstellungen an- geineldet. Der Regierungspräsident hat nach eingehender Prüfung de» Sachverhalts keinen Anlaß gesehen, d:ese sportlichen Jugendsp el« zu verbieten oder zu behindern. Dafür, daß Unternehmunge« anderer Art geplant waren, liegen Anhaltspunkte nicht vor. Immer - hin werden die ^«Hörden genau überwachen, um bei Zuwiderhand - lungen gegen gesetzliche Bestimmungen sofort «inzuschceiten. Kn Iresdener Nvlksvvfrr-Prozeß wurde am Sonnabend die Beweisaufnahme geschlossen. Aus ben Aussagen der letzten Zeugen g'ng deutlich hervor, daß die nationalen Kreise Dresden? alles versucht hatten, um bie unerhörten Vorgänge zu vertuschen. Hauptmann Siemers erklärte offen, man wollte wegen des .Wonnegeheuls der roten Presse" unter allen Umstände» nicht» bekannt werden lassen. Meißner habe sich anfangs auch bereitgesunden, Schadenersatz zu leisten, um keinen neuen ,Barmat- Skandal" aufkommen zu lassen. AI» die Vernehmung der Zeugen beendet war, sollte Meißner m einer von ihm beantragten Geheimsitzung Gelegenheit gegeben werden, die hochstehend« politische Persönlichkeit zu nennen, die ihm da» veruntreute VolkSopsergeld zur Verfügung ge - stellt habe. Der Angeklagte verzichtete aber auf die Geheimsitzung. Gr erklärte, den Namen wolle et nicht nennen, um nicht wirksame» Sgitationfmaterial gegen bie Abfindung der früheren Fürstenhäuser zu liefern. (1) Am Mittwoch geht der Prozeß weüer mit dem Plaidoyer der Anklagevertreter. „Wir bie Leun jetzt reden." „Was reden sie denn?" „Ich — weiß nicht." Christine Anger hatte etwas gehört, nichts Gewisses, aber wenn das wahr war, was man vermuten mußte, bann war es fürchterlich. Fidus zürnte. „Geh heraus mit ber Sprache." „Ich — weiß es selber noch nicht richtig, aber . . „Nun geh ich grabe. Unb wenn etwa Rosalie wieder kommt, um Dich auszuhetzen, bann sag ber auch: Ich ging nun grabe!" Er stülpte bie Mütze auf ben Kopf, zu gehen. Die Mutter stellte sich ihm in ben Weg. „Fibus, ich bin Deine Tlutter. Du bleibst ba!" Er schob sie beiseite. „Ich gehe!" Tie Siebe zwischen ihm unb Linda war stiller, aber tiefer geworben, unb auch bem alten Leberecht gefiel der Bursche immer besser. Er sagte ihm bann unb wann ein ernstes, gutes Wort. Das tat Fibus wohl. Im übrigen trumpfte er auf. „Ich habe mir meinen Plan schon gemacht. Am zweiten Feiertag ist Tanz. Willst Du gehen, Linba?" „Nein, ich gehe nicht." „Das ist mir auch lieber. Ich denke, es wird waS geben." „Fibus, Du wirst boch keine Dummheiten machen." „Das kommt ganz barauf an. So lasse ich bas nicht weiter gehn." Nun war Linda doppelt in Sorge. Sie schrieb abermals an ben Vater. Diesmal war ber Bries weniger ein Hilfeschrei, diesmal war er mehr Befehl. „Vater, Du m u 61 kommen, Dumußt Dich Deines Kindes anttehmen!" Fidus aber hatte sich mit Gotthold Junker unb Subrotg Siebenfcfcin oerabrebet. Man staub in ber heiligen Zeit. Da blühte der Aberglauben. . kFortsetzung folgt)