Ausgabe A Preis 15 4 HamburgAtkonaerDoltzsblaLt Gegründet 1875 für ben folgenden Zag), In den güteten (bl* 3 Ahr und tn ollen Annoncenbureaus. Pla»- und Datenoorfchriflen ohne Derdindliidkett. •al Gdjo erscheint täglich einmal, anher den 3. geieriagen Bejugepeeie: Monatlich 2,75 Ml., ohne .Lachen link« 2.Ä5 Ml. Wöchentlich 0,05 Ml., ohne . edlen lind* 0,55 Ml., für Abholer 0,00 Ml., ohne .Lachen links* 0,50 Ml. Auch durch die Polt zu beziehen. Aedaktton Fehlandstrahk 11, erster Stock. Fernsprecher: illbe 1691 und 1698. Verantwortlicher Redakteur: Paul VugPayn, Alt»»«. Buchhandlung: Fehlan strahe 11, Erdgeschoß. Puchdruckereikontor: Fehlandstrahe 11, erster Stock. Hnjeigenpret)« verstehen sich tn Reichsmark: die 18 gespaltene Aon» pareillezeilc 40 Ps. Privat« Familienanzeigen 25 Ps. Stellen - angebote itO Of. Stellengesuche 25 Ps. »leine Anzeigen bis 9 Zeilen die Zelle 25 Ps.. 10 bi» 15 Zellen die Zelle 30 Ps »eklam-zetle 3 Mk. Anzeigen müssen im voraus ober sofort bezahlt werden. " Ä jt Preis 15 4 Hamburg «Echo Nummer 120 ■■■■■■■■■Kl Sonnaven-, 1. Mm 1926 52. Jahrgang Dann werden, die nach uns kommen, tn jener Tage geheiligtem Gein Wären raunen wie einmal Völker gewesen, die einander einsperrten wie in einen Tvtenschrein. Wie Völker einander bekriegten mit Hunger, Mord. Lüge, Gist, Eisen und Gas, und heldisch es hießen, es priesen und emsig in Stein und Bücher einschrieben ohn' Unterlaß. Was wollen wir Proletarier der Großstädte aller Welt, wenn wir zusammenströmen am ersten Mai? Was rüst in uns allen immer wieder mit gewaltiger Stimme: Herbei! Herbei! Was läßt uns immer wieder singend wandern, uns Alte und Junge, Mann, Weib und Kind? und stolz die roten Brudersahnen in unseren Arbeitsfäusten hochhalten im Freiheitswind? Laßt die Klugen und Mächtigen lächeln; wir ArbeitSdvlk der Erde sind selber die ^eit, Mag sie ihr Haupt auch noch dor unserm Blicke in ällebeln verbergen sternenwrit, mögen wir selber an hundert Gebrechen und Schwächen noch krank liegen und brach: dennoch, wir Ardeitsdolk, wir wittem das Ziel und Werken opfernd ihm nach. Das ist es, warum wir Proletarier aller Welt zusammenströmen am ersten Mail Das rüst in uns allen immer wieder mit gewaltiger Stimme: Herbei! Herbei! Das läßt uns immer wieder singend wandern, uns Alte und Zunge, Mann, Weib und Kind, und stolz die roten Bruderfahnen in unseren Arbeitslüsten hochhalten im Frelheitswindl Das ist, daß wir im Innersten alle wissen: es kommt einmal die große Stund' wann um der Allmutter Erde geduldig rollendes Rund alle Menschen am-ersten Mai wandern werden brüderlich Hand in Hand, wann Allmutter Srd^ endlich, endlich geworden ein einiges Menschenland. O0J 1 jr A r / fe - f. .1 i ft Maibotschaft der Internationale. Sozialismus und Völkerbund. Don Rudolf Breitscheid, Berlin. SPD. Sozialismus und Dölkerfriede — das sind die Ge - danken, die unsere Maifeier beherrschen. Sie sind nicht will - kürlich nebeneinander gestellt. Sie sind miteinander aufs engste verbunden. Der wahre und dauernde Friede ist nur zu er - richten auf der Basis des international verwirklichten Sozia- lismus. Diese Erkenntnis hat uns nicht gehindert und wird uns nicht hindern, jeden ernsthaften Versuch zu begrüßen und zu fördern, der innerhalb der gegenwärtigen kapitalistischen Welt - ordnung zu einem Ausgleich der nationalen Gegensätze und zur Vermeidung blutiger Konflikte unternommen wird. Aber wir bleiben uns unserer letzten Ziele bewußt und werten das, was jetzt geschieht, als Ausgleichsmittel, die, so erfreulich sie an sich sein mögen, doch die Wurzel des Uebels nicht berühren. Werfen wir einen kurzen Blick auf die Gesck-ehnisie, die sich tn dem am 1. Mai abgelaufenen Jahr auf diesem Gebiet voll - zogen haben. Im Vordergrund stehen die Locarno-Verträge, die Anmeldung Deutschlands zum Völkerbund und der jüngst abgeschlosiene deutsch-russische Vertrag. Dazit kommen eine Reihe von Schiedsgerichtsabmachungen und Sicherheitspakten, die Einberufung eines Ausschusses, der eine internationale Wirtschaftskonfsrenz in die Wege leiten soll, und die Vor - bereitung der Abrüstungskonferenz. Das sind ohne Zweifel erfreuliche und verheißungsvolle Ansätze. Indessen, wir überschätzen sic nicht. Wir sehen, wie die bestehenden Jntereffengegensätze, bedient von einer der Durchführung neuer Ideen nicht gewachsenen Diplomatie, selbst die Anfänge erschweren. Deutschland steht noch vor der Tür des Völkerbundes. Die Verträge sind zum Teil noch Stücke beschriebenen und bedruckten Papiers. Abkommen, die den Frieden verkünden, werden von den nicht unmittelbar be - teiligten Staaten mit Mißtrauen ausgenommen Mit berech - tigtem und unberechtigtem. Gruppen bilden sich innerhalb der sogenannten Gemeinschaft der Nationen. Freundschaftspakte und Desensivbündnisse werden geschlosien. Man garantiert einander Grenzen und Besitzstand. Man sucht die Kriegsgefahr mit Paragraphen zu bannen, aber deren Menge weckt neue Besorgnisse. Der Eifer, mit dem allenthalben der Friede be- I teuert wird, erweckt fast Verdacht. Die Arbeit zersplittert sich, \ statt sich zu vereinheillichen. Weil die gemeinsame Bast» fehlt. । Weil der Kapitalismus trennend und nicht vereinigend wirft. Dabei reden wir gar nicht von den unmittelbaren Drohun - gen. Nicht von dem Kampf im fernen Osten, nicht von den kolonialen Konflikten Frankreichs, nicht von der Unsicherheit der Lage im vorderasiatischen Gebiet, nicht von der Brand - fackel in der Hand Musiolinis. Das internationale Proletariat muß auf der Wacht sein. Es hat Gegenwartsarbeit zu leisten, indem es alle die Möglich - keiten, die sich für die Verhinderung neuer Zusammenstöße auftun, auszubauen sucht. ES hat der kapitalistischen Diplo - matie auf die Finger zu sehen und sich vor blindem Vertrauen in ihre Künste zu hüten. Es soll seine eigene auswärtige Politik führen und sie der der Regierungen, wo immer es not tut, entgegensetzen. Es soll aber vor allen Dingen von der Ueberzeugung durchdrungen bleiben, daß nur der Sieg des Sozialismus' den Frieden der Welt verbürgt. FrrtM und Friede. Boi» tkh. ktauning, Ministerpräsident von Dänemark. Der Maitag mit der internationalen Bedeutung, die er er - halten hat, ist ein paffender Ausgangspunkt für Betrachtungen über die kapitalistische Gesellschaftsform und deren notwendige Umgestaltung, für Betrachtungen über die Lehre, die der furchtbare Krieg uns gegeben hat, und für Betrachtungen über die Wege, die zu gehen sind, um zum sozialistischen Ziel der Arbeiterklaffe zu gelangen. Der Krieg in Europa, die Kriege zwischen zivilisienen Nationen, waren im Begriff, Geschichte, döse Träume aus der Vergangenheit zu werden, als die Völker 1914 von Kriegs - erklärungen überrascht wurden. Der Krieg kam als der Ab - schluß einer Epoche in der Entwicklung des Kapitalismus und lehrte die Völker die Notwendigkeit, für die Umbildung dieser Gesellschaftsform zu arbeiten. Wir lernten, daß die Rüstungen nicht zur Sicherung des Friedens taugen, und wir lernten, daß der Krieg die Arbeit, die Geschlechter für Frieden, Völker - verständigung, internationale Zusammenarbeit und Kultur ge- leistet habeit, zunichte zu machen vermag. Europas Länder werden lange an den Zerstörungen des Krieges kranken, aber selbst unter diesen schweren Bedingungen muß WiederholuRgen vorgebeugt werden, und die Arbeiier- ftaffe in allen Ländem hat die Pflicht, ihren Teil für den Wiederaufbau der Kultur und die Wiederaufrichtung des internationalen Zusammenwirkens zu tun. Tie Arbeiterklaffe muß alle Mittel, die zu ihrer Verfügung stehen, benutzen, muß die Wege gehen, die zum Ziele fuhren und niemals einen demokratischen Fortschritt für so bedeutungslos anfehen, selbst wenn dieser nicht so weit reicht, wie es wün - schenswert wäre. Die Nachkriegszeit zeigt uns eine Reihe von Ländern in wirtschaftlichem Zusammenbruch, die Wirklichkeit hat die kapi - talistische Wirtschaft für ungeeignet zur Aufrechterhaltung der Ordnung erwiesen. Größere und größere Teile der Völker er - kennen den Zusammenbruch des alten Systems und spähen nach dem neuen aus; aber es ist natürlich, daß erst tiefe Er - lebnisse den Völkern in ihrer Mehrzahl verstehen machen müssen, daß das durch Jahrhunderte Aufgebaute fallen muß, um Platz für das Neue zu schaffen. Hier liegt die Aufgabe der Arbeiterklaffe. Sie muß mit aller Kraft danach streben, sich für die Riesenarbeit zu ertüch - tigen, die Gesellschaftsentwicklung in neue Bahnen zu lenken, sie muß, und sei es Schritt für Schritt, ihre historische Mission erfüllen. Ein wichtiges Glied in dieser Arbeit liegt im poli - tischen Leben. Vor allem muß viel Gewicht aus die Demo - kratisierung des öffentlichen Lebens, wie der Produktion und des Umsatzes gelegt werden. Das ist unbe - dingt notwendig, wenn man eine gesunde und organische Ent - wicklung will, wenn man auf dem Selb st best immungS- recht aufbauen und Zusammenarbeit an die Stelle von Auö- beutung und Unterdrückung setzen will. Der Abschluß des Krieges gab Europas Völkern weder Frieden noch Freiheit, aber gerade Frieden und Freiheit müffen die Forderungen sein, die von den Arbeitern aller Länder vorangestellt werden. Diese Forderungen können wohl durch die internationalen Vereinigungen und neu geschaffenen In - stitutionen unterstützt werden, aber sie können nicht von diesen durchgeführt werden. Die Bevölkerung eines jeden Landetz muß ihre Kämpfe aus nationalem Boven auskämpfen, die Arbeiterklaffe eines jeden Landes muß sich Einfluß und Macht in ihrem Lande schaffen, Opfer müffen gebracht werden und harte Kämpfe werden zu fuhren fein. 6» ist leider nicht ander», aber auch über diese Stufe m der Entwicklung müffen die Völker hinweg. Der siegreiche Autzgang dieser Kämpfe aber ist abhängig von dem Zusammenhang und der Reife der Ar - beiterklaffe. Jede Zersplitterung als Folge nationaler, religö- ser oder politischer Verschiedenheiten dient dem Vorteil der Anhänger der kapitalistischen Gesellschaft und bewirkt eine Ver - längerung des Kampfes, ein Hinausschieben des Sieges. Der stärkste Zusammenhalt sowohl in der Arbeit für die kleinen Fortschritte wie für die fernen Ziele ist das Erste unb v Not - wendigste für die Klaffe, deren Befreiung ihr eigenes Werk fein soll. Wohl können verschiedene Mittel in den einzelnen Ländern angewandt werden, aber diese Mittel müffen doch stets davon zeugen, daß die Arbeiterklaffe zu höherer Kultur und zu höhe - ren Gesellschaftsformen hinstrebt als denen, die die kapita - listische Gesellschaft den Arbeitern zugewiesen hat. Das Ziel muß Freiheit und Friede sein, denn über Freiheit und Friede geht der Weg zu der befreiten Arbeiterklaffe, zur Selbstherr - schaft de» Volkes, zum Sozialismus. Friede und Mtittmdcntag. 2?ex Emil Dandervelde, belgischer Außenminister. Die beiden Parolen der internationalen Maidemonstra - tion sind: Friede und Achtstundentag. Was den letzteren betrifft, so scheinen die Aussichten gegen - wärtig günstiger als im vorigen Jahr. Wir kennen und wür - digen die Bemühungen, die in dieser Beziehung von den Ar - beiterorganisationen Deutschlands gemacht werden. Anderseits berechtigt die kürzliche Konferenz der Arbetsminister Deutsch - lands, Belgiens, Frankreichs und Großbritanniens zu der Hoffnung, daß die Ratifizierung des Washingtoner Abkom - mens in diesen vier Ländern binnen kurzem erfolgen wird. Was Belgien anbetrifft, wo die Regierung entfchloffen war, auch ohne vorherige Abmachung mit dem Beispiel voran - zugehen, ist die Eröffnung der Debatte im Parlament nur noch eine Frage von Tagen. Leider können wir, was die Frage des Friedens anbetrifft, nicht mit dem gleichen Optimismus sprechen. Seit dem Sonnenstrahl von Locarno haben sich manche Wolken am Horizont angesammelt. Der Eintritt Deutschland» in den Völkerbund ist hinauLgeschoben. Die Weigerung der