Hamburger Ech o tstCC GdiO ?rfrheiif t tnrifi A »Ittmnf auIm h«w 9 <* - 1 —* •■--■- .. - r» ■ — r*... ... n j» - — .»E —■ M« 10 z Verantwortlicher Redakteur: Paul tktugAahn, eillooo. Buchhandlung: Sehlandstratze 1L, Lrdgelchotz. Fernsprecher: tobe 1892. Buchdruckereilontor: Aehlandstr. 11, I. Stock. Fernsp».: 6tbe 6620 u. 682L Mu^td«u»r»tl« oersletzen lich in «etchlmarl: die 18 gespalten« «o» p-reilie^il« 40 Ps. Privat- Fantilienanzeiqen 25 Ps. Stelle». -ng«»»t« »O Bl. Stellengesuch« 25 Bl. «leine «nzei««» bi» 9 Zell« die Zeil« 25 Ps., 10 bi« 15 Zeilen die Zeile 30 Ps Reklamezeil« 8 Ml. Anzeigen müssen im Vorau« oder sofort bezahlt werden. Pa« Haeutrurger Ocha erscheint täglich einmal, -nie, den 2. Feiertagen. BejUflopeele: Monatlich 2,00 Ml., ohne »Lachen link«' 8,85 Ml. Wöchentlich 0,70 Ml., ohne »Lachen link«' 0,55 Mk^ für Abholer 0,65 Wk., ohn« »Lachen link«' 0,50 Ml. Auch durch die Poft zu beziehe«. Bedaltion: Fehlandstraft« 11, erster Stock. Fernsprecher: Elbe 1691 und 1693. 7«hr abend« für den solgende» rag), in den Filial« wisck)engetriebe mit, ob es will oder nicht. Wir sind ja glücklicherweise soweit, daß es will, ja, es läuft von Tag zu -^ag schneller. Je mehr Gemeinden und Betriebe sich der Gesellschaft anschließen, um so rascher läuft es. Der Landrat gibt an Eifer heute dem Schulzen nicht viel nach, wenn er ^uch nicht so in der Kleinarbeit steht. Schließlich muß sich auch das große Rad drehen, ob es wlll oder nicht. Das große Rad sst der Staat. Wer ist der Staat? Wir alle sind es, und wir haben uns im Landtage die Welle geschaffen, an der das gsaße Rad sitzt. Die Welle kann sich vorwärts, sie kann sich rückwärts drehen, sie kann auch, wenn das Kammrad nicht fest p. ihr sitzt, stillstehen, obwohl sich das Kammrad selbst dreht, ^ie soll sich vorwärts drehen und das große Schwungrad mit« "ehmen. Darum haben wir die Abgeordneten mobil gemacht, "i-ie Abgeordneten gewinnen und überzeugen, heißt den Land - tag gewinnen. Den gewinnen, heißt, den Staat, wenn es not m i. ? um Bau zwingen. — Das ist ungefähr Ihre» Mannes Arbeit und Stellung in der Sache." »Und können?" Sic meinen, ein anderer würde ihn nicht ersetzen »Nein. Kein anderer bringt so viel an moralischer Wucht Ihr Mann hätte es ja viel leichter haben können, uller & Go, würden wahrscheinlich die Sperre heute schon ^gesetzt haben. Damit aber war ein ganzer Landstrich einer ^nvatgesellschast ausgeliefert. Das Unternehmen ist groß. aber für das private Kapital durchaus durchführbar. Ingram hat es verhindert, mußte es feinem ganzen sozialen Empfindcn- nach verhindern. Damit hat er sich Gegner geschaffen, aber ich bin überzeugt, er wird auch die noch gewinnen; denn — das wird ihm zwar schmerzlich sein — er braucht sie. — Das ganze schwere Ringen geht auf Kosten der eigenen Ruhe und Be - haglichkeit, aber: Wer für das Wohl der Mlgemeinheit ein - tritt, tut es immer auf Kosten des eigenen." „Mein Mann war schon immer viel draußen, nun aber kommt er kaum mehr hinter seinen Tisch. Und man weiß ja doch nicht, wie lange man überhaupt noch zusammen ist." „Ich denke, noch recht lange." Die Bäuerin achtete nicht auf den Einwurf. „Lieber Herr Doktor, ich habe eine große Bitte. Wenn ich — einmal nicht mehr da sein sollte, bleiben Sie bei meinem Manne. Unsere Tochter kann ihm da» nicht geben und nicht fein, was er braucht. Sie hat von un» beiden ein schweres Erbteil mitbekommen. Die beiden Jungen waren uns vorher gestorben, der erste war ein halbes Jahr alt, der zweite dreiviertel Jahre. Beide hatten die Krämpfe. Nie - mand weiß, woher. Wie uns das zugesetzt hat, können Sie sich denken. Ein ItalbeS Jahr nach dem Tode des zweiten Jungen wurde Frieda geboren. Ist es denn ein Wunder, daß sie so ernst und still ist? Sie kann nicht aus sich heraus, sie nimmt alles so schwer, zu schwer. Ihr Vater hat versucht, sie anders zu machen. Es geht nicht. Nun sind die beiden einander nicht, was sie sein müßten. Kantor Heider versteht wohl, meinen Mann besser zu nehmen, aber er kommt selten und kann in vielem doch auch nicht recht mit. Er ist schon zu sehr einseitig. Nun bleiben Sie übrig. Herr Doktor, gehen Sie nicht wieder fort." „Ich habe versprochen, zu bleiben, solange ich bars." „Mit der Zeit werden Sie doch auch gesund. Sie sehen ja schon viel besser aus." „Vielleicht geschieht das Wunder wirklich." Die Bäuerin legte ihre Rechte auf des Doktors Hand. „Fühlen Sie einmal, wie kalt ich bin." Doktor Weigand erschrak, aber er scherzte, daß die beste Wärme die innerliche sei, erzählte von Ingrams Freude, wenn wieder ein Vertrag abgeschlossen sei, schilderte, wie er seine Pläne immer weiter spänne und den bedächtigeren Landrat mitrisse, so daß der kürzlich scherzhaft gesagt habe, Ingram stehe immer unter zehn Atmosphären Druck. Von diesem Truck gäbe der Bauer nach allen Seiten ab, aber er ergänze ihn immer wieder in sich. Die Bäuerin lächelte und freute sich, daß Weigand noch stolzer auf ihren Mann war, als er es sich merken ließ. — Frieda Ingram und ihr Vater fuhren schweigend durch die Winternacht. Der Bauer wartete darauf, daß ihm seine Tollster erzähle; Frieda fühlte es nicht. Sie wollte daheim berichten und war entschlossen, etwaige Erörterungen abzu - biegen. Wozu denn auch noch erörtern? Sie hatte ja gesagt. Daran war nicht mehr zu drehen und zu deuteln. Daß sie sich auf das Ja vorbereitet, daß sie es sich abgerungen, wer konnte daran teilnehmen? Auch Vater und Mutter nicht. Sie ist nie verliebt gewesen. Wenn sie sich überlegte, daß sie ja doch einmal werde heiraten müssen, bann tauchte Johannes Siebert vor ihr auf. Dessen Vater war ihr Pate; bie Sie - berts waren angesehene, vermögenbe Leute; Johannes hatte ben Bilbungsgang ber meisten Lanbwirtssöhne aus mittleren Wirtschaften hinter sich; war gefunb, war stattlich, unb — bie Eltern rechneten im geheimen hüben wie brüben ja boch längst mit bem, bas ja nun gekommen war. Aber — bas Ja war trotz allem unb allem bie Pforte, bie ein Land des Sehnens abschloß. Auch Frieda'Ingram hatte ihre Träume gesponnen. Sie waren gestaltlos, aber sie waren Aufschreie aus der Ein - samkeit. Wüßte sie doch zu gestalten, wüßte sie doch zu sagen! Es ist ja nicht wahr, daß sie so nüchtern ist, wie alle Welt von ihr meint. Wenn einer tarne unb ihr bie Bleigewichte von ber Seele nähme, sie würde jauchzend in die Höhe fliegen. Sie selber kann es nicht. Aber es kommt niemand. Johannes ist gekommen. Er wäre auch gekommen, hätte er ihr den Vater damals nicht gerettet. Tann hätte sie gewiß auch nicht nein, aber sie hätte auch nicht ja gesagt. Sie hätte vorge - schlagen: Wir wollen jetzt einmal öfter zusammenkommen und in einem Jahre wieder darüber reden. Nun er ihr den Vater vor dem Tode bewahrt, nun war es mit allen Wenn unb Aber vorbei. Der Vater aber würbe sich freuen. Er mußte doch entweder selber nach Rödel hinaus, ober er mußte einen zuverlässigen Menschen dahin schicken. Die Lösung war also gut. Man brauchte mit der Heirat nicht zu warten. Vater und Tochter schwiegen. Ingram sah bisweilen von der Seite her auf fein Kind. Frieda aber hatte sich dicht in ben Mantel gehüllt. Halb gebändigt grollte ber Jngel zwischen Torstein und Geier. Bisher hatte ihn der Winter nur stellenweise in Fesseln geschlagen. An der Durchbruchstelle kochte bas Wasser weiße Dämpfe in bie Nacht herauf. Aus ber Pforte kam cs gewallt wie aus einem Schachte. Dunkel unb still lag Oberingeln eingebettet in feinem Kessel. Tas Rollen des Wagens hallte von ben Bergwänben roieber. Vom Schulzen - hofe herüber schimmerte noch Licht. „So, ba wären wir," sagte Ingram, als ber Wagen in ben Hof fuhr. „Ich könnte nicht sagen, baß Du viel erzähll hättest, Frieba." Die legte bem Vater bie Hanb bittenb auf ben Arm. „Vater, ich erzähle Euch brinnen." „So. Dann sieh mal, ob Mutter noch auf ist, ober ob bloß ber Doktor brin sitzt." Die Bäuerin war noch wach. Sie unb Doktor Weigand hatten ben Alltag im Gespräch verlassen unb von allerlei ge« plaubert, bas ber kranken Frau innerlich zu schassen machte. Sie schien heiter zu sein. jlFortsetzung folgt.)