Ausgabe A Preis 10 4 Hamburg 21ltonaerDoltzsblatt ** Gegründet 1875 Plummer 347 52. Jahrgang Donnerstag, 16. Dezember 1926 ÄüNmann vor dem ilnttrhithiingsnusfdmß bfrotl« von trat fcen «u zu cer« Schloß ich ux nehmen. Wie bai Nachrichtenbureau des Bcreins deutscher Zeitungs- tterkger aus parlamentarischen Kreisen hört, empsindet das Kabinett den Beschluß der Sozialdemokraten als eine Brüskierung und wird nicht zurücktreten. Tas Kabinett beabsichtigt, sich dem Reichstage in »offener Feldschlacht" zu stellen. falsch gehalien und bekämpf'. Um mir diese Eimächiigung Ichafien, üerar atzte ich den vielbesprochenen Rronrat im Bellevue. Ter formale Antrag der Rerchiregierung, den Rronrat oorias und begründete, lautete: Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes wöge fdl Odfflbwfltt Od*. erscheint iLoUch ritt mal, außer den 1. Jelertaaen. B«#ufl«ar*re: -Monaltlch rnt , ahne .Luchen ImM" *21 rXL wö.l>enll.ch 0,70 rat, ahne .Lachen lint»- 0,55 rat, Nir «Malet e,65 «t, ohne .Lachen lins*" 0,50 rat Auch durch »le »Hl >. »e,t,den. Hledattion: Fehlandllraß 1 11, erster Stoch. Fernsprecher: Eide 1601 und iMf Verantwortlicher Ke»a tteur: staut BeeflOeOei, vuchhandlun,: FelNandstraze 11, Erdgeschoß. Fernipr.cher Eide l«r. vuchdruchereitontor, Fehlandstr. 11, Stoch Berns»*.: Eide 6820 n KZI Withalm sah wie gelähmt da, hilflos in seinen Gliedern und Gedanken. Doch al« Aneweigen dann in ihrer fliegenden Hast und leidenschaftlichen Steigerung der Wone die letzten Augenblicke de« Kampfes schilderte, wie sie dem Wüstling mit einem Faustschlag in» Gesicht und einen Fußtritt vor den Leib zu Fall brachte und er über das Felsufer in di« tobende Klamm stürzte, da fuhr Withalm in die Höhe, al» hätte ihn der Luft - druck einer krepierenden Granate zur Seite geschleudert, und stürmte, die Hände am Kopse, gleich einem Sinnlosen durch» Zimmer. Er wußte selbst nicht, wa» ihm innerlich geschehen, wie sich Schreck und Freude, Abscheu und Bewunderung über di« Tat in ihm mischten und ihn außer sich brachten. Und al» sich ihm endlich die Zunge löste, waren e» auch nur ge - dankenlose Ausrufe der inneren Erregung und Fassungs - losigkeit: »Furchtbar, furchtbar! — Entsetzliche» enthüllst Du da!" stöhnte der Bücherwurm unterm rauhen Fuß de» Schicksal» au» seinem schönschwärmerischen Geiste und feinem christlich - buddhistischen und weltfriedliebenden Herzen heraus. Aneweigen war sritwSns gerutscht und hockte zusammen- gekaurrt am Boden. Starr blickte sie vor sich hin im grüble - rischen Gleichmut und wiederholte dann zwangsläufig und mit einem kleinen Anflug von Bitterkeit ihres Manne» Worte: „Ja, furchtbar, furchtbar ist e» schon — und Dein Weib tat da» Entsetzliche!" — Al« ob ein unheimlicher Dämon, zu dem e» ihn bald in Erbarmen hinzog, bald von ihm in Grausen wegtrieb, am Boden hockte, umkreiste Withalm aus feinem gedankenträch- tigen, aber lebens- und tatenscheuen Geist heraus sein Weib, innerlich erschüttert, fassungS- und willenlos. Aneweigen sah es und wartete mit Bangen, das für sie um so beklemmender wurde, je länger ihr Mann schwieg. Mitleid beschlich ihre Seele, als sie Withalm so erschüttert bis zur sitt - lichen Ohnmacht sah, unfähig zum Zorn und zur Strafe, zum Abscheu und Gericht und krafllo» zum Erbarmen und Ver - zeihen aus großem Verstehen und reiner Lieb« heraus. Sie fab ihn und konnte ihm nicht helfen, sie sah ihn und dachte an Volkdert und seine Worte. Aber ein Etwas in ihrem Innern, da» in Mittenwald über sie gekommen war und chrem Das Kabinett macht sich stark! VDZ. Berlin, 16. Dezember. Ta» Reichskabrnett heute vormittag zu einer Sitzung zusammen, um zu der durch Beschluß der Sozialdemokraten gelassenen Lage Stellung Pferd wechseln und schleunigst von der großen Koalition ab - rücken. Selbstverständlich erstrebt die Sozialdemokratie Regierungs - sitze, aber sie muß und wird Sicherungen gegen volkspaneilich« Ordnungsrettung errichten, die Ausschiffung des Herrn G e ß - l t r genügt nicht. Einstweilen gilt alles Verhandeln über die große Koalition uns nicht mehr als ein parlamentari - sches Schattenspiel. Selbst neue Kraft und Würde gegeben, hindertOsie daran, sich durch Volkbert» Worte einen moralischen Vorteil über ihren Mann zu erschleichen. Aneweigen erhob sich langsam und beteuerte nochmals, wo« bei die Worte wie Blei von ihren Lippen tropften: „Nun weißt Du alle« und mußt sehen, wie Tu damit fertig wirst. — So sagte Volkdert." — _ Sie schritt zur Tür, und al» sie den Fuß schon auf die Schwelle setzte und Withalm sie noch immer fragend, staunend und wortlos anslarne, schüttelte sie traurig den Kopf und seufzte tonlo»: „Mehr kann ich nicht für Dich tun." — Aneweigen ging den Flur entlang, öffnete die Tür zu dem Umbau und trat in die sternenklare Nacht hinaus. Sie atmete tief und durstig die würzige Bergluft, die von den dunkeln Waldern her taukühl über das wiesenweite Tal strich, in ihre schicksalsschwüle, schicksalsschwere Brust, reckte die Arme voll Verlangen zum Himmel empor und sank dann in ihres Her - zens leidenschaftlicher Wallung in die Knie und flehte, was sie vor ihrem Manne nicht vermocht, zur Mutter Gottes um Gnade und Barmherzigkeit. Sie lag mit der Stirn aus der Brüstung des Söllers, die Hände ineinander geschlungen und betete inbrünstiglich zu den Himmlischen, daß sie Sinn und Herz ihre« Jakobs zum Guten lenken und ihnen beiden wieder den Frieden und da« stille Glück des Hauses schenken möchten. — Und unterdes wirkten Anewcigens letzte Wone auch in Withalm« Herzen und Hirn beruhigend, klärend und befreiend. VolkbertS Name war der eine geistige Pol und Ancwcigcns WoNe, daß )te nichts weiter für ihn tun könne, der andire, um die das wogende Chaos seiner Empfindungen, Gefühle und Gedanken zu kreisen und sich zu ordnen begann. Was hatte sein Weib für ihn getan? — Sich selbst be - wahrt im Kamps mit ihrem Verführer, der sie zum andernmal überlisten und vergewaltigen wollte. Ihr besseres Selbst, ihre r5rauenehre gerettet für sich und für ihn, ja für ihn und um seinetwillen — Wie. wenn sie weniger herzhaft und stark ge- wes t wär« in der Abwehr des Feindes und Bösewichts il m tum andern Mal zum Opfer gefallen wäre und ihn, ihren^ Mann, mit Lug und trug und Schande bedeckt hätte? — («chiutz fdlgt) Cln)«ta«*>rnrH)e «etile»eit «ch i« *ei<6*«iart Me 18 aeffrfteee St01* »areitlejeae 40 m private Familie-anzeigen >85 Vf. hielten» «nm« Fehlandiir. u Fernlpr.: Elbe 16M), Sachpari (bi« 7 Uhr abend« fMr den folgenden Xeg), in den Filialen (DU I Ahr) und in «aen Annoncenbureau« DU» und Latenvorichnttem unverbindlich. mächugt rorröen, aut diskreten, aber fiditien Wege sich baiüber zu Der ent.flein, welche» die Sünimaltoi bet ungtn der We, macht« in Bezug auf Belgien lind, und ob eine uoiläufig von Regie,ung zu Regierung vertraulich gegebene, aber bindende ErUätung über die zukün'tige Gestaltung der Dinge in Belgien die Eröffnung von Ariedensverhandlungen unmittelbar zur ftolge Haden wurde. Ter Kronrat Hal also der politischen Lettuna nicht unbedingt freie Hand gegeben, sondern nur iür den Fall, daß diele (Lrklärungen unmii elbat zu Friedeneperbandlungen führen. Diese Einschrän üng hat ja auch ihr Echo gesunden in dem Briefwechsel zw tchen Dr. M-chaett» und dem (Seneralsettmarschall non Hindenburg. Diesen Schteiwechsel hab: ich er i Javre nachher lei.neua»iernt, we 1 der Reichskanzler ibn 'Ür rem privat hielt. In diesem Sehnst« wechsel unternieicht der .reldmarichall Die Bedingtheit der belgischen Zusage, indem et sagt, die Zustimmung der Obeulen Heeresleitung gelte nur, wenn bis zum Herbst damit eine Fnedensoeihandiunq eingelettet fei. Tir Cbrrfte Heeresleitung hat sich auch später abie'nt abweichend van den Bellevue-Vcschli ffni wie« er auf onnetttsuistIsche Pläne eingestellt, weil sie meinte, die Beschlüsse hätten nur 'ür das lausende Jahr Geltung gehabt, ein Gefichtsp«ntt, den wir im Auswärtigen Amt nicht i eilten. Der neutrale Vertrauensmann wurde fo'ort informiert, hat auch Versuche unternommen. Diese Schritte haben aber nur zu dem negativen Erfolg geidqit, datz eine Friedencbcreittchatt auf der gegnerischen Seite als nicht vorhanden sengestelli wurde. Jü, uns war die Behandlung der päviilichen Note tm großen Ganzen zwangstäufia. Wir mutzten uns in etiler Linie' ausiinatidetictzen mit unsern Bundesgenossen, in zweiter Lime mit der Obersten Heeresleitung, mit dem Bundes, atsauslchuß iür aus - wärtige Angelegenheiten, dem preutzischen Staaisinin'fterium und eldftoetsiändlich auch vor allem mit dem Reichstag. Ich hielt alle Pläne und Entwürfe, den Reichstag nach Hau'e zu jagen und diktatorisch zu regieren, für abfo Uten WahnIinn. Das erste versuch mätztge Stadium bet Zusammenarbeit mit dem Reichs - tag war der Siebener Ausschuß. Mit schwebte vor, daß man stufen- und schrittweise zu einer Parlamentär, scheu Re - gierung kommen müsse. Im Verlauf seiner weiteren Ausführungen erklärte v Kühlmann bann: Staatsrechtlich war der Kanzlei der Verantwortliche. Jn- teUektueU und v»t der Geschichte bin ich gern bereit, die tolle Verantwortung iür di« ganze Tätigkeit des Auswäittgen Amte« in jener Zett zu übernehmen Di« ganzen Verhai blurgee sind damals — abgesehen von meiner gesamten finmeltung und meiner Konfesston mit einer uahlharien Eahiichkeit geführt worden. Tie Behauptung bei Gegenteils ist vollkommen unbistorisch. — Reben bem offiziellen Schnitverkehr rr-f der tzt zu haben : er be urteile die miliiäirs.he maritime und innere Situation Teutsitlands so, daß er es iür unbedingt nötig halte, sobald a.s möglich zum Frieden zu kommen, linier dem Zwang der Berhäliniffe hätten sich die Dinge dann so entwickelt, daß die Oberste SeereSleitnn« eine ganz außerordentlich starken politischen vinstutz eusübte un - die polttiiche Leitung an Händen und Küsten geieffelt war. Er, Kühlmann, habe sofort nach Uebernahme des Amies feine Ueberzeugung dahin zum Ausdruck gebracht, dutz Teiufchiands Politik aktiver werden und tnsbeionbere feftgestellt werden müßte, bevor man in bas Elend eines neuen Winterfelvzuges binemgirge, ob nicht auf Seiten der Ente: temächte irgendwelche iirieoensgeneigthest bestände. Reichskanzler Michaelis habe ihm zugeftiminl und es 'et der Beschluß getagt worden, durch eine geeignete neutrale Persönlichkeit, die insbesondere am englischen Hoie urd in der englischen Regierung eine besonders geachtete unb einflußreiche Stellung besaß 'ertfteUcn zu lasten, ob bei Eng'and irgendwelche Friedensgeneiglhest bestände. ES war vollkommen klar, datz neben der elsaß-lothringischen Frage, bie anscheinerib im Hinter - grund stand, aber an Bedeutung alle anderen überragte, der bel - gischen die Hauptbedeutung zukam. Um den Mitielsm mn Nicht mit leeren Händen aus die Mlsiion zu sch den, mußten rmr ihm als» die Möglichkeit geben, England verantwonlich tagen zu lasten: Wir sind unter Umständen bereit, über Belgien zu verbandeln, und sind auch ermächtigt, die Souoeränüät und Integrität Belg en« bindend diolomatisch zuzusagen, wenn gereifte andere Vorbedingungen SlWvill In Brnmmmmng. Neuer Tiraiveriahren. auf ber Oeaenfette erfüllt würden. Run waren aber wesenkl ch« Teil« der äffen.lichen Meinung, die Dior ne gant und bie Oberste Heer.Steilung doch tm wesentlichen Matz Belgien gegenüber anneklioniftilch eingeiteUt. E« schwebte den Zerren vor, entweder poliusche Annrkiion oder irgen ein Zwtschengebilbe, politische, industrielle, bandelspolil sche Durchdringung dreies Gebietes. Ich telbft bie i die ttueidtung biete« Zieles von ooinbere n macht- politisch für uSgeschloffen, hätte aber, selbst roenn di« Michtvervättniste eine solche Politik ermöglichten, diese Politik für den rechten Arzt für mein arme», gequälte« Herz gesunden." „Wer quält denn Dein arme« Herz? Bin ich es?" fragte Withalm voll Zärtlichkeit. Sein Weib sah ihn tief und dankbar an und schüttelte ernst den Kopf: „Nein, Jakob! Die Dual ist in mir." Da griff er nach ihrer Hand, legte den Arm um ihre Schul - ter und zog sie sanft zum Sofa, wo er sich neben ihr nieder- ließ und bat: „Hast Du zu mir weniger Vertrauen al» zu Volk- bert? — Sonst sprich, wa» quält Dich und steht noch immer zwischen uns!" Aneweigen versuchte sich wieder frei zu machen. ^?aß mich! Du weißt nicht, wa» dies« Hand getan, die Du sesthällst und streichelst. — Die Lüge ist», meine Schuld und mein Ver - brechen, bU zwischen un« stehen." Und plötzlich von der Hestigkclt ihrer Empfindungen und der Leidenschaft ihre« Willen« hingerissen, warf sie sich ihrem Manne zu Füßen, legte wie im Beichtstuhl die Ellenbogen aus seine Knie, erhob die Hände, krampste sie flehend ineinander und begann: „Laß mich Dir beichten? Ich hab e» Volkdert versprochen. Du sollst die ganze Wahrheit wissen, und dann tu mit mir, mit Du willst! — Denk an den Abend, wo ich heimkam, verstört und außer Atem. Da belog ich Dich über das, wa« geschehen war — und Du glaubtest meinem närrischen Gerede, daß mich ein gewöhnlicher Bettler und Landstreicher so erschreckt und außer mir gebracht habe. Wahr ist efl schon, angehalten würd« ich auf der Landstraße: aber der Bösewicht, der mir dcn Weg sperrte und nach der Lenkstange meine» Rade» griff, war der Seitzinger. Und dann, o Iakobs ist Furchtbare», Schreckliche« geschehen!" „Wa«, der Seitzinger, ber Schuft, bat e» gewagt, Dich an - zufallen?" knirschte Withalm ohnmächtig, krampste die Finger ein unb sank unter der Wucht de» blitzartigen Bilde« und der Gedanken über da», was sich danach ereignete, stöhnend wie «in Totwundrr gegen bi« Rückenlehne. Aneweigen sah, wie ihrem Manne da» Blut au» bem Ge - sichte wich, las ihm seinen Verdacht von ber Stirn, hastete weiter in ihren Worten und erzählte alles, wie es gekommen unb was geschehen war. €hnmbttiain über bie Rheinland- rüMung. SPD. London, 16. Dezember. Der englische Außenminister mürbe am Miurevch tm Unterhaus von mehreren 3)ii;gi;e£>ern der Arbeiterpartei über Sie Zurückziehung Der alliierten Truppen im Siheinlanr interpellteu. Chambeciain erwLerte. »Wenn sich bie Anfragen auf «;ne Zurückziehung der Truppen vor dem oerlragiichen Enotermm beziehen, so kann ich nur jagen, daß für Die Haltung Der englischen Regierung auch weiterhin Die un Artikel 431 des Versailler Vertrages nieDerge.egten Bedingungen maßgebend find. Abgesehen davon handelt es sich um eine Frage in der bie Regie - rung im Benehmen mn den Regierungen der andern Besatzungs - mächte borgehl. Im übrigen hat die Zurückziehung der aUnerien Truppen Den Gegenstand von Erörterungen zwischen Vertretern oerschievener Mächte gebildet. Aber für Schritte dieser Art ist N'cht nur Zei: erforderlich, sondern b:e tätige Mitarbeit sowohl Ser Deut« sehen Regierung als auch der andern Mächte, damit eine Lösung gesunden wirb. Wo sind die Dementis ? Die unsere Leser au? Dem preußischen LandlagSberichi ersehen können, ist der olle ehrliche Lügenhaupiling Pieck mit seiner^ Be - streitung de» Briefwechsel» zwischen der Russischen Staatsbank und dem Oberst Buchholt vorn Reichsreehrministerium auf ba.ber Strecke liegen geblieben. Ta» gibt uns Veranlassung, Die sonst so redselige Hamburger Volkszeitung aufS neue zu fragen, wo 1. Die Dementis der russischen Regierung, 2. die Dementis des Reicks- wehrmmisteriums, 3. Die Dementis i>e? Herrn von Krupp in Sachen Der Geheimverbindung Moskau— Reichswehr eigentlich sind? Wir erwarten mit großer Bestimmtheit, daß Die Volkszeitung sich hierzu endlich äußert Belgiich-beutlche Annäherung. Die Zeitung Peuple meldet, daß in Brüssel ein deutsch-belgisches Komitee gegründet worden ist, heften Aufgabe Darin bestehen soll, Wege für eine geistige Annähe - rung zwischen Deutschland und Belgien zu erkunden. DaS Komitee wird einen Vorstand wählen, bem 6 Belgier und 7 Teutsche an - gehören sollen. Henbereng be« Titel» des englischen Parlament». In der heutigen Unterbau-sitzung erklärte der Ministerpräsident, daß ent - sprechend Den Beschlüssen der Reichskonferenz der Titel »Reichs- Parlament" in den Titel »Parlament de» Vereinigten Königreiche» von Großbritannien und Irland", abgeändert werden solle. Beide Häuser deS Parlament» vertagten sich heute auf den 8. Februar 1627. RffckM öd» Sturz? SroSe Mitton als varlamentarlscheö SchaNenlvlel? Jrn Reichstag beginnt heute die außenpolitische Aus - sprache; verstehen wir die einlaufenden Nachrichten recht, so wird jedoch abgetrennt die Erörterung des jüngsten Genfer Abschlusses, in der Hauplsaä,« soll nur die Einwirkung der Aeichswehrzu stände aus die Außenpolitik erörtert werden. Es wird also nur ein Teil deS vorliegenden Mate - rials über die Reichswehr aufgerollt werden, dabei jedenfalls das, was unsere Leser heute im Echo, 2. Beilage, finden. Zittern und Zagen, beinahe so ist der Gemütszustand auch im Regierungslager; am liebsten würde man die bösen Dinge nochmals verhüllen. Eine ganze Folge von Telegrammen, auch des Wolsfschen Bureaus, berichtete von Versuchen zur Um - stimmung der Sozialdemokratie; zuletzt ist ihr al» Preis für Verzicht auf Kritik und Mißtrauensantrag die Große Koalition angebeten worden; sogar die DolkSpariei, die doch durch ihren Scholz die Krisengefahr heraufbeschworen hat. geberdet sich jetzt treuherzig und will die Sozialdemokraten «n der Regierung beteiligen. Nach langer Beratung faßte die sozialdemokratische Fraktion folgenden Beschluß: »Tie sozialdemokratische Reichstaqsfraktion ist zn Verhand - lungen über die Bildung einer Regierung der Großen Koalition bereit. Sie ist aber der Auffassung, daß hierzu der Rücktritt der Reichsregierung erforderlich ist." Ein befreiendes Uff! im Regierungslager; Depeschen als Tauben mit dem Oelzweig im Schnabel. Den Schlußsatz der Entschließung hatten die Herrschaften übersehen, er drängte sich jedoch selbst vor. Und dann begann ein bedenkenvolles Köpfe - wiegen; am Ende wurde auf heute vormittag 10 Uhr eine Kabinett-sitzung anberaumt. Heute meldete sich der SPD., was er durch Rundfunk zu sagen weiß, lohnt nicht die Wieder - gabe; festgehalten sei daraus die Ausdeutung des Fraktionö- beschlusseü: »Er läuft unseres Erachtens nicht etwa darauf hinaus, den Rücktritt als Voraussetzung jeder Verhandlung für die große Koalition zu betrachten. Immerhin ist eine Erklärung der Regierung, daß sie spätestens am 19. Januar bei dem Wieder. Zusammentritt des Reichstag« ihren Rücktritt vollzieht, erforder- lich, wenn die Sozialdemokratie auf ein Mißtrauensvotum gegen das Gesamtkabinett verzichten soll. Also: Entweder bietet die Regierung ihren Rücktritt in Monatsfrist an oder der Mißtrauensantrag wird eingebracht. Cb auch angenommen? Dor ein paar Tagen noch würden die Teutschnationalen das Kabinett Dtarx gerettet haben, heute jedoch sind sie wegen des Angebots der großen Koalition erbost, «[le Möglichkeiten bleiben offen. Allerdings auch die Möglich - keit einer Verständigung der Deutschnationalen mit der Volks - partei. Zeitungen de» Zentrums und der Demokraten iußem sich verärgert gegen den 'Beschluß der Sozialdemokraten: er störe eine verheißungsvolle Entwicklung, habe mit politischer Taktik nicht» gemein, stelle eine wenig politische Forderung usw. In - zwischen werden die verärgerten Kritiker freudig die Ausdeu - tung des Beschlusses durch den SPD. vernommen haben; roenn dem Kabinett Marx die rettende Planke hingehalten wird, bann wird es doch darauf treten? Kommt Zeit, kommt Rat, in einem Monat kann sich viel ereignen. Der Vorwärts bringt immerhin eine klare und politische Begründung des Fraktionsbeschlusses, die sagt: »Es besteht allgemeine Uebereinstimmung Darüber, daß die Regierung Marx, so wie sie ist, nicht weiter regieren kann, weil sie keine Mehrheit hat. Tie einzig logische Folgerung au» dieser Erkenntnis ist tm parlamentarischen System der Rücktritt der Reichsregierung. Erft wenn er erfolgt ist, ist der Weg frei zu Verhandlungen, die mit dem Willen, zum Ziel zu kommen, ge - führt werden müssen und die sodann in diesem Geiste zu führen die sozialdemokratische Reichstagsfraktion aufrichttg bereit sein wird." In jedem Fall muß die heutige Reichstagsverhandlung klar •rfenntn lassen, daß die Sozialdemokratie mit der Reichsivehr- fchweinerei aufräumen will, gleichviel, «er in der Regierung fitzt. Und dann wird vielleicht die Volkspartei nochmals da, B«' Angehörigen De» aufgelösten Sportverein» „Olympia" sind am Mittwoch, wie ber Berliner Polizeipräsident mitteilt, in Berlin auf @runb bestimmter Anhaltspunkte Erhebungen Darüber durckgeführt worben, ob bie Organisation, bie nicht nur auf Grund be» Republikfchutzgesetze», sondern auch auf Grund be? Gesetzes vom 22. März 1921 endgültig aufgelöst ist. noch eine weitere Tätigkeit au»übt. Die Ergebnisse Oer burchgeführten Erhebungen werben nach Abschluß Der polizeilichen Ermittlungen an bie zu - ständige Staatsanwaltschaft zur Strafverfolgung weitergeleitet wer. den. Für da» Fortbestehen ber »Llhmpta" sprechen verschiedene Tatsachen, insbesondere Die, daß in ber Frobenstraße in Berlin ein von der Olympia unterhaltenes Bureau besteht, das zeitweise auch eon Dem .Deutschbanner Schwärz-Weiß-Rot" benutzt worden ist, zur Zeit aber nur von zwei Angehörigen der O.ympia, einem Major und einem Hauptmann a. D. benutzt wirb. Ferner wurde ein Schriftstück vorgefunden, n dem ein früherer Führer der Olympia selbst Die Tatsache erörtert, daß die aufgelöste Olympia tit Form be» .Preuße nbundek" fortbesteht. Be- vier der in die Erhebung einbezogenen Perionen wurden Pistolen beschlagnahmt, für Die ein Waffenschein nicht verbanden war, bei zwei Teueren Personen sind eine Reihe von Militär- trommeln unb Signalhörnern vorgefunden worden, die nach An - gabe der Besitzer aus Beständen ber Reichswehr an 4: e Olympia zu Propagandazwecken auSgegeben worden sein sollen. Weitere Feststellungen ergaben, baß ein Vorstandsmitglieb bet Olympio noch im Herbst 1924 tm Besitz eines Lagers von Militärwaffen gewesen ist. und baß etwa um die gleiche Zeit von zwei Mitgliedern der Olympia ein Transport Militärwaffen außerhaL Berlin» ausgeführt wurde. Sie fiambutgtt Pvlhtt Mm «elthSiao txrW Välmche Ämragen wegen Der 'öeamkeuireiheil. Im Reichstag haben die Völkischen eine Interpellation e nge- bracht, ber sich auch Oie Wirtschaftliche Vereinigung angeschlossen fjat, und Oie bie Maßnahmen des Hamburger Pol zeisenaiork Schönfelder hinsichtlich ber polnischen Meinungsfreiheit der ihm untergebenen Beamten betrifft. Senator Schönfelder hat An- fang November dieses Jahres mit gutem Recht al» ehrlicher Re - publikaner verfügt, »baß e» mit den besonderen Pflichten eines jeben Polizetbeam'en unvereinbar ist, sich an Organisationen zu beteiligen, bie auf nicht gesetzmäßigem Wege bie Venasiung ändern wollen; hierzu gehören insbesondere die Nattonalsozialistiiche^ Ar- beiterparte:, bie Völkische Freiheitsbewegung und die Kommunistische Partei" Der Senator weist ferner darauf hin, daß Beamte der tafernierten Ordnungspolizei bei Zuwiderhandlung mit Ent - lassung zu rechnen haben. Die Reichsregierung wird nun gefragt, Ob sie bie'"e Maßnahmen des Hamburger Senat» für vereinbar mit der Weimarer Ver - fassung hält, die doch allen Beamten die Freiheit ihrer politischen Gesinnung und bie VereinigungSfreiheii gewährleistet. In der Bürgerschaft find die völkffchen Freiheitskämpfer mit ihren Anfragen aogebl.tzt, jetzt versuchen sie tm Reichstag firfi einen Freibrief zu ungehinderter Entfaltung ihrer rechtsputschtstischen Propaganda zu verschaffen. Ob's gelingen wirb? 9os MAiMiS Skü WoWlomm. Novelle von Paul Schulze-Berghof. tl3] Eine aufrichtige Herzensneigung hatte Withalm um Ane - weigen werben lassen, und roenn dann auch di« Charakler- und DemperamentSunterfchiede, die er als Liebender übersehen und Unterschätzt hatte, die Ehe nicht so einträchtig und harmonisch werden ließen, wie er es erträumt und gehofft hatte, so ivcir ber Kern in Aneroeigens Natur, der ihn zu ihr gezogen, doch immer stärker geblieben als das, was ihn in ihrem Wesen oft »bstieß. Er liebte in ihr unb ihrer frischen, ungebrod)enen Art gefühlsmäßig das, roas ihm gebrach und feinem Men - schentum erst den roten Blutstrom vollen Leben« zuführtc. Und ähnlich war eS Aneweigen ergangen. St« hätt« ihren Iakob als Mann in feiner äußeren Erscheinung, seiner Natur unb seinem Charakter gern ansehnlicher und gebietender ge- hobt; aber er war Lehrer, der Freund Volkberts und von höhe- ter geistiger und gesellschaftlicher Art al» alle die Männer aus dem Landvolk und Kleinbürgertum, die vorher um sie ge - worben. Und das war ihrer Liebe geistiger Sinn gewesen und filllicher Halt geworden. Aneweigen» sinnliche Schöne hatte längst wieder die Herr- schäft in Withalms Herzen angetreten, nachdem er ihren Sun- hensall moralisch verwunden und von ihrer Schuld einen ..eil aus sich genommen. Und diese ihre Herrschaft über sein Herz war in der Stille um so größer und mächtiger geworden, da den lesiten leidvollen Monden die kleinen Schrosshenen ihre« lesens und die Schwächen ihrer Weibslaune, die zumeist Anlaß zu den Zwistigkeiten gaben, vollständig verschwunden waren. Nur Aneweigen» innere Scheu und der diodende Schatten ihrer Schuld hatten bisher der Liebe den v.kg von Hetz zu Herz gesperrt. . Al« fein Weib nun in» Zimmer trat und Withalm w» schend in ihr Antlitz sah, konnte er sich nicht enthalten und sagte: „Nun, was ist Dir Gute« in Mittenwald reiberfabren ? To heiter sah ich Dein Antlitz lange nicht." „Bin ich's? — Ich weiß eü nicht einmal und habe auch kaum Grund, lustig zu sein. Aber da» macht wohl, >ch hab«