Preis 15 4 ,ll .Bell und Sonrröag, 24. April 1927 53. Jahrgang tssnmer 112 H 2 fen des Erzbischofs. Ausweisung AusrMerrim oder Marsch aus -Sedin? Höhenflug. nationaler delphio an Bronchitis ethtunkf. d r Nahe von Dondicgo, einer Stadt 'm der Räuberbande, die vor einige« übersallen hatte, getötet und drei sehen die Dersolgung der Auf- srüheren General Gallegos Dcsci benannt gibt, wurden in der Guanajuato, 13 Mitglieder Tagen einen Eiscnbahnzug front gegen die kulturpolitische und antirepublikonische Re - aktion stehen. Gar manches Wort ist in diesen Tagen im Luriohaus gesprochen worden, dem wir vorbehaltioS zu- stimmen konnten. Die von grobdeutschen und wahrhaft volksstaatlichen lideen getragene Aussprache über den Ein - heitsstaat konnte als Vorbild dienen, wie solche Fragen aus- gctragen werden müssen. Und wenn über das Bekenntnis zum Reichsbanner der Republik, das bei dem Fackelzug am Freitag abend der demokratische Parteitag ablegte, in den Hamburger Nachrichten eine Flut von Verwünschungen aus- gcstotzen wird (wobei dem politischen Nachwächterorgan der Lapsus passiert, dah es auch die Kommunisten zu Anhängern des Reichsbanners stempelt), so kann uns das nur In der Meinung bestärken, dah der demokratische Rcichsparteitag doch seine Wirkung auch nach der Seite hin getan hat. Er hat dafür Zeugnis abgelegt, dah der republikanische Gedanke nicht nur in der sozialistischen Arbeiterschaft, sondern dar - über hinaus lebendig ist. zeichnet. Regiernngstroppen ständigen fort, die von einem geführt »erden. WTB. Meziko, 23.April. Der Lrzdischos von Mexiko and zwei Erzbischöfe sowie fünf Bischöfe, worden ans Verfügung der Regierung ausgewiesen. 3n politischen Kreisen wird heroor- gehobcn, dah die Ausweisung erfolgt ist, weil der Episkopat Aufstände begünstige und damit für den UcberfaO aus den Lisen- bahnzug verantwortlich sei. wo Vertreter der Liga für religiös» Freiheit sich als Anführer beteiligt hätten. t L WTB. New Jork Die deutschnatlvnalcn Minister machen es also genau wie ihre Vorgänger: sie beeilen sich mit der Erfüllung jeder Auslage, die die Stegerstaaten ihnen machen: wenn aber dann nicht der letzte fremde Soldat schleunigst LaS Rheinland verläht, werden sie dann ihre Kraft zum Handeln beweisen? Ein Narr wartet ans Antwort. land werde sich für fein Vorgehen den günstigsten Zeitpunkt aus - suchen. Natürlich läht sich das Datum enisprechend heute noch nicht bestimmen. Rillllldlni in MM. 13 Eisenbahnrällber gelötet. WTB. Mexiko, 23 April. Wie die Regierung offiziell Erkronklittg Mnrdsna-ds. London, 23. April. Rach Blätlermeldungen ans ist der englische Arbeiterführer Macdonald in Phila- •taKkHHprelJt versieh«« fld) tu ttddjtmart: die l'i qeipaltene -koiv» paretllezeUe 45 Pf. Privat« !pan,Ute»a«zetg«n SO Pf Ltellen- angedot« 35 Pf. <2rell«ngefuch« «?."> Pf Kleine Pnzeiqen dt» 9 Zeilen die Zeile 30 Pf.. IU bt« U Zeilen die Zeile 35 Pf «ettamezeUe 3.50 o erscheint läglld) einmal, auler den 2. Feiertagen, anugei-refe: 9m voran» fohtbur; Mvnailich tot (eins* ießlich fjl 3uftrUung»gebuhr>, eedientl d> 0.55 Ml (eins. UeAich El» ntt 3u f ieOungegebü6r) Ane Hbhoier »odientlicl 0.50 tos ®urd> Oie Pv» ju fl eichen «ejugiprelfen zuzüglich «eflcUgetb. 9e»ia*»flre|e II, l. $ernf»red)er: <6. 2> (Ilbe 1691 und 1698. !, r ani»»r> 1 Ich«' 'Rebatlcur: »r. tfy. ©aut»a6lbcdö2O. Gvchdrvckereikontor: JeblnnbUt. II, I. Äernfbr.: 16.2) Slbe 6620 u. 6621. zulösen und die ganz« übrige Verfastung nach Gutdünken außer Kraft zu setzen. Sodcnstern Üutzert sich bann noch darüber, was er unter „W chroerband versteh! und zieht putzigerwcise zum Vergleich die freien Gewerkschaften heran. Von militärischer Ausbildung will er als alter Generatstabsoffizier nichts misten, weil sie bei privaten Vereinen doch zu keinem Erfolg führe. Da - bei bat der Wiking ein 50 Seiten umfassendes Exerzier - reglement hcrauLgegcben. Auf den Zeugen Sodenstern folgt M a j o r v. K n a u e r, der Verfasser des berühmten Aufmarschpfanes gegen Berlln. Er leidet offenbar an Angstpsychose, denn angeblich glaubte er im 3abte 1920 ernstlich daß in Berlin über Rachl die Münchner Räterepublik von 1919 ausbrechen würde. Den Aufmarschplan bat er nur gemacht, um den nationalen Kampsverbänden zum rechtzeitigen Ausrücken aus Bertin zu verhelfen. Den Höhepunkt der Zeugenvernehmung bildete die Aussage Svdensterns vom „Rebellenputsch", wie er ihn sich vorstellt. Man erfuhr dabei, dasz Herr Sodcnstern eine Unterredung mif dem Reichspräsidenten gehabt hat, der er eine harmlose Deutung zu geben versuchte. Der Rest der Zeugenvernehmung verläuft cin.Snlg. Major von Knauer, der Führer des Tannenberg-Bundes, Ma>or von Stephani, Führer des Berliner Stahlhelms, Oberleut - nant von Hugo vom Rationalen Verband deutscher Offiziere, treten nacheinander auf und schnarren wie automatisch ihr aus - wendig gelerntes Sprtichleln: „Unsere Mitglieder waren mit Be - fürchtungen und Beschwerden an uns herangetreten, wie sie sich bei dem bevorstehenden Kemmunistcnpntsch schützen sollten. Insolgedessen sand die Sitzung statt, in der deschlosten wurde, Öen Plan einer Herausziehung der Mitglieder au» Berlin zu entwerfen usw." Die vom Zeugen Käsehag« bestätigten Aeuße - rungen SodensternS über den zu provozierenden Kommunisten - putsch will keiner der Zeugen gehört haben. Der eine war gerade hinauSgcgangen, der ander« batte Im Nebenzimmer eine Be - sprechung usw usw. In der Frage der Vereidigung der Zeugen hatt« der Senat den prinzipiellen Beschluß gefaßt, daß die Bestimmungen der Strafprozeßordnung hierfür entsprechend anzuwenden sind, daß daher diejenigen Zeugen nicht vereidigt werden können, bei denen irgendwie der Verdacht besteht, daß sie an den Handlungen der Verbände, die zum Verbot geführt haben, fellgenommen oder sie begünstigt haben. Da diese Frage bei den Zeugen Luck, v Sodenstern, o VietinghossScheel und K ä ( c - Hage noch nicht geklärt ist, wird deren Vereidigung zurückgestellt. Die andern Zeugen werden oerciöigt. Aus dieser Entscheidung ist vielfach Im Publikum der Schluß gezogen worden, dah di« Anwendung der Sirasprozehordnung auch bedinge, daß zur ^iusrechterhaliung des Verbotes der Verbände eine Zweidrittelmehrheit des Senats (also 5 von 9 Stimmen- not - wendig fei. Dies trifft jedoch nicht zu. Die Analogie erstreckt sich nur auf die Beweisaufnahme, nicht auf die Urtul-*ällung. Wie wir erfahren, ist sich der Senat ausdrücklich darüber klar geworden, daß die getroffene Entscheidung di« Frage der Urteilsmajorilät nicht feftlcge. Gegen Schluß der Sitzung teilt Ministerialrat Schönn « r mit, daß er das neue Material der Regierung gemäß einem Wunsche des Vorsitzenden der gegnerischen Verteidigung zur Kenntnis gegeben habe. Ueber den Inhalt d«S Materials wurde hier bereits einiges mitgeteilt. Auch dürfte «s sonst uoeh einige unangenehme Ueberraschungen für Herrn Ehr - hardt und seine Anwälte enthalten. y kjelfjauS wird am heutigen Sonntag der 7. RcrchSparteitag 11 Deutschen Demokraten sein Ende finden. WaS er In Milägigen Verhandlungen an politischen Reden geleistet hat, 1 1 Li nicht in allen Stucken, aber zum großen Teil hochwertig. -I gd cs auch die erhofften Früchte in der künftigen Entwick- = Bfung des politischen Lebens der deutschen Republik zeitigen ; [ x,jch, ist eine andere Frage. Denn das ist nun einmal das 1 1Cdiidrfal der bürgerlichen Demokratie In Deutschland, das ? Mollen und Vollbringen bei ihr immer in argem Mihver- -Wtnis stand. Und so sehr ihre Wortführer, die jungen wie M alten, sich immer wieder zum Optimismus bekannten, der Manche von ihnen sogar zur Großsprecherei verführte, so jienig konnte das doch darüber hinwegtäusä)cn, daß es um Hie Zukunftsaussichten der Partei nicht gerade glänzend be- ■eilt ist. Man mag sich noch so sehr einreden, dah die bür- jctiidje Jugend von heute sich wieder für das demokratische ktzaheits- und Freiheitsideal begeistert — es kommt doch Wließlich daraus an, wo diese Jugend bleibt, wenn sie in die "hi-hcren Alters- und Gehaltsgruppen aufstcigt. Einstweilen ■ebf es so, daß nur in vereinzelten Exemplaren, an deren Wiistreten auch auf dem Parteitag man seine Freude haben pennte, noch der Geist der alten Sturmgesellen vön 1848 Ibtnöig ist: im übrigen aber herrschen die problematischen fafuren vor, bei denen es noch keineswegs entschieden ist, lohin die Reise geht, wenn im Reiche die Frage nach rechts der links wieder einmal auf des Messers Schneide steht. Besonders bei den Fragen, die unmittelbar praktische jedculung haben, zeigte sich das Lavieren der demokratischen larteiführung am deutlichsten. Man will den Arittelstand Ltzcn, aber auch die Großindustrie und den Großhandel ichs vor den Kops stoßen, man glaubt Klassengegensätze über- itüdtcn zu können und kommt doch nicht über die Tatsache k Binroeg, daß dies« Gegensätze jeder Ueberbrückung spotten, yian will die Bauern gewinnen und gerät dabei doch nur in MNttspruch zu den Interessen anderer Bevölkerungsschich- Kn. auf die man auch nicht verzichten möchte. Dann hüllt Mm sich schließlich in die Toga des über allem Interessen- Qctit erhabenen Idealisten, wie es schon die alte Fortschritts- ■ Mi seligen Andenkens zu ihrem eigenen Troste ost getan, ■m ihr die Wähler trotz ihrer schönen Reden nach rechts ■nb davonliefen. 3a, die Neigungen zum Rückfall in »■k Mchoden der alten Fortschrittspartei sind heute in der Demokratischen Partei schon wieder so stark, daß k wc! einige Redner auf dem Parteitag selbst die abgeschmack- Wkstcn Lchulmeistereien über die Sozialdemokratie nicht ver- K Incifen konnten und andere eine scharfe Trennung zwischen ■Demokratie und Sozialismus forderten. Als ob es einer I selchen Forderung Überhaupt bedürfte, da doch der Sozialls- ■H5 sich mit dieser bürgerlichen Demokratie niemals über Wehle Ziele einigen kann. Denn dieser Demokratie fehlt ja IM der Glaube, aus dem der Sozialismus seine höchste Kraft lichl: ihr fehlt die Verbundenheit mit den sozialen. Schichten, Jie wirkliche Träger der zukünftigen Gesellschaft sind: darum I-esällt sie immer wieder dem Wahn, durch Rettung ver- ihenöer Schichten sich selber retten zu können. Es gehört keine prophetische Begabung dazu, um voraus - sagen, dah die Deutsche Demokratisch« Partei dereinst in r Deutschen Volkspartei aufgeben wird, roie «S das Ham- lger Fremdenblatt, das heute beiden Parteien dient, als neu Herzenswunsch auSspricht. Was aber aus ehrlicher kmo ratischer Ueberzeugung diesen Weg nicht mitgehen kann, dird öen Anschluß an die Sozialdemokratie finden, wie ihn > mancher früher demokratische Wähler heute schon ge- möen hat. Für öle Gegenwart und nächste Zukunft bleibt es trotz II« äußeren und Inneren Gegensätze, die unS von der bür- «Ikben Demokratie scheiden, dabei, dah die bürgerliche W öie sozialistische Demokratie in gemeinsamer Abwehr- Hamburg 21 ItonaerDoltzsblatt Gegründet 1875 WTB Berlin, 23. April. In der Prcsie sind in Öen letz Tagen Vermutungen über Öen Zcilpunkl eines Öeuifchen Schrilles zur Frag« öer Rhelnlanörünmung geäußeri wvröcn Hierzu wirö öen Blättern milgeteilt, övß öle öcuijche Inillattv« clnsetzen wirö, oachöcm öle Voraussetzungen ö«S Artikels 431. das heiß!, öle Verpflichtungen in öcr Angclcgcnheli öer Ost- befestigung, n c füllt worö^n sinö. Dabei ist daran zu erinnern, öaß öcr RcichSaußenminister ir Genf bereits betont Hal, Deutsch- Wiking - Reichswehr - Wenburg. SPD. Leipzig, 23. April. In öer Verbanölung vor öem SiaatsgerichlShvf war öie Vormitiagssitzung mit öer Vernehmung des Majors v. E o ö e n st «r n auSgefüllt. Er ist Reöakteur öer Deutschen Zeitung in Berlin unö war Bezirksiejler des WikingbunöeS für Berlin unö Brandenburg. Er bestreikt selbst- verständlich, öie Ausführungen gemacht zu haben, öie öer Zeuge Käfehage zu Protokoll gegeben bat. Bei Öen Besprechungen hab« «S sich lediglich um di« Frage gehandelt, wie man sich im Falle eines KommunistenpuischeS oerfcnllen solle und die Mitglieder der Valerländischen Verbände in Sicherheit bringen könne. Ein Bekannlwerden seiner Aeußerungen auch in dieser Form sei für ihn jedoch durchaus unerwünscht gewesen. Den Inhall öer Denkschrift von Mahraun habe er nicht gekannt, aber kennen lernen wollen. Da ihm ÖaS trotz seiner vorzüglichen Beziehungen zum Reichswehrministerium, wo ein Bruder von ihm sitze, nicht geglückt fei. habe er in Briefen öen Anschein er - weckt, als kenne er öie Denkschrift, öamit öie Empfänger ihm den Inhalt der Denkschrift wirklich verrieten. Aeußerst lebhaft gestaltete sich dl« Gegenüberstellung von Käfehage und Sodenstern. Noch einmal schildert Käfehage äußerst drastisch den Terroris - mus, der von den Vaterländischen auf ihn auSgeübt worden ist, und der öer Grund seiner Aussagen vor öem Untersuchungs - richter war. Man hat sein gutgebenöeS Geschäft zum Bankerott gebracht. Er hat öen OfsenbarungSeiö leisten müssen, ist au5 seiner Wohnung exmittiert woröen unö jetzt öurch Öen Boykott seiner früheren KunÖschast vollkommen mittellos, währenö eS ihm vorher lauf feiner Steuerakten wirtschaftlich reckt gut ge - gangen war. Rechtsanwalt Martin stellte an Sodenstern nochmals öie Frage, ob der ganze Ausmarschplan wirklich nur dem Zweck diente, die Mitglieder der Vaterländischen Verbände im Falle eines Kommunistenputsches in Sicherheit zu bringen. Dieses persönliche Feigheitsspiel sehe doch kaum sehr vater - ländisch aus. Schließlich gab Sodenstern zu, daß man sich der Reichswehr habe zur Verfügung stellen wollen, aber nur, wenn man gerufen würde. Das fei n«ch bestimmten Zusicherungen unö unter bestimmten Bedingungen beabsichtigt gewesen, nämlich unter der Bedingung öer Einsetzung einer „nationalen Regierung" unö der persönlichen Sicherstellung. Dieses Zugeständnis ver - anlaßte selbst öen Vorsitzenden Niedner zu öem empörten Ausruf: „Sie wären also bereit, ÖaS Vaterland im Augenblick der äußersten Gefahr im Slich zu lassen, wenn man auf ihre partei - politischen Wünsche nicht einging!" Im weiteren Verlauf feiner Vernehmung erörtert v. S o d e n- stern seine Ausfasiung übet di« Einführung der Diktatur auf so - genanntem legalen sgesetzmähiaenj Wege. Theoretisch gibt er dabei nun das als sein Ziel unö feine Ausfasiung zu, was er nach Ansicht des Zeugen Käsehage in der fraglichen Sitzung gesagt hat, was er selber aber gesagt zu haben bestreitet. 3m übrigen sind seine staatsrechtlichen Ausführungen derart krauS und lächerlich, daß selbst der Vorsitzende den Einwand machen muß, so leicht liehe sich denn doch die Weimarer Verfassung nicht über den Haufen werfen. Aber Sodenstern besteht auf feiner staatsrechtlichen Vorstellung, deren Kernpunkt ist, daß Artikel 4< öer Reichsvetfaffung öem Reichspräsidenten öas Recht gibt, ÖaS Parlament beliebig oft auf- Die Hartjes. . | 1 g 1 Roman oon August Hinrichs. t| Aach dem Müllerhos! Das gibt den Leuten zu denken. Wenn der Müller, der Alte, hat es manchmal wohl schlimm Mkieden. Und jetzt ist er so fest geworden, daß er kaum Mu) Luft holen kann. Wer weiß, was noch alles geschieht! U Der weiß, was noch alles geschieht — auch Ontje Brink ■7. Qn diesem Morgen etwas erlebt. Er besitzt ein kleines K. 1 ** 2Uoor, weitab vom Dorf, wo er seinen Tors gräbt. ■ .7 l,n die Knie unten im Wasser flehend, hat er die Soden M'wchen, und Wind und Sonne haben sie getrocknet. Jetzt . ' er sie hercinbringen, ehe der Hcrbstregen einsetzt. Es M une lange und mühselige Arbeit, und Ontje fährt früh k no< $ es hell ist. Er hat den Pferden die großen M-Zlchuh« untergeschnallt, damit sie nicht mit ihren schmalen ■ ' cn im Boden versinken. Das letzte Stück Weges aller- . kann er auch den Wagen nicht benutzen: er hat Bretter Mls Moor gelegt und jährt mit der Echiebkarre bis dahin, ■ in runden Haufen wartet. LL ,. r Irierl. Der 9lebcl liegt nah und kalt auf dem feuch- ■ . ru P^- kein Vogel singt - - es ist totenstill. Aber drüben ■ J" r Fimmel schon golden, die Sonne sieht rot über den E. ' un& die kleinen Wob en rücken ihr fröstelnd entgegen. 1.;'. 'Ounnt ein Wind auf, und der Nebel wogt unten wie M «leer. I^boJ iebf erff bedach«» an den Himmel: die Wolken dc. , dünnen Streifen, wie ein Walflschgerippc — t» m " l .‘ c Sonne: die klettert rund und rot langsam hinter M leer, in die Höhe — dann ringsum übers Moor: das Weser fof - ^ irt paar Ginslerbüsche, eine alte Krüppel- Kk' ""d drillen, an dem großen Wasserloch, die krumme ■ar - . das ist alles. Aber da — neben der Birke — das ■ -enf ki n ' c *'* da? Ist das ein Stein oder ein Pfahl? 11 Lle Hand über die Angen — nein, das ist ja nicht । möglich — ein Mensch? Ontje steht unbeweglich und starrt 1 hinüber, aber nichts rührt sich.« Da stapft er hin, immer I vorsichtig den Boden prüfifob, «he er sein Gewicht daraus I setzt. Und jetzt sieht er — es ist ein Mädchen! DaS sitzt still und steif am Rande des schwarzen Wassers wie tot. Und plötzlich schreit Ontje auf: „Hille!" Da wendet sie langsam den Kopf, und er sieht ihre Augen — groß und fremd stehen sie in dem blassen Gesicht, und ihr krauses Haar, vom Nebel feucht, hängt ihr wirr über Stirn und Schläfen. Sie sieht über ihn hin, gleichgültig und leer, und stiert wieder ins Wasier. Ontje faßt ihren Arm, zieht sie vom Boden auf und stottert ratlos: „Hille — was ist denn — wle kommst Du denn hierher — mitten ins Moor — Sie steht aus den Füßen, aber sie sieht ihn nicht an und antwortet nicht. „Hille, litj« Hille," sagt er in hilfloser Angst und schüttelt sie an den Schultern, „kennst Du mich denn nicht — so sag doch ein einziges Wort — Sie sieht aufs Wasser, dann schauert sie fröstelnd zusam - men und flüstert: „Ich kann's nicht — ich kann's nicht — „Was kannst Du nicht, Hille? Deern, sag doch — was sollst Du denn — wer will denn etwas von Dir?" Er Ist ganz verzweifelt, weil sie nichts sagt, er weiß ja nicht ein - mal, ob sie ihn überhaupt erkennt, so fremd sehen ihre Augen. Da streicht sie sich über di« Stirn, müde, ganz müde, und schüttelt den Kopf: „Ist meine Mutter nicht schlecht, Onkel Brink?" ,,N«, ne," lacht Ontje erleichtert, schon froh, daß sie wenigstens spricht, „Deine Mutter, die laß Du man laufen, die tut Dir schon nichts. Nur klug ist sie — klüger als alle — die weiß mancherlei, das ist wahr! Und jetzt komm und geh nach Haus, Du bist ja ganz kalt und naß." „Meine Mutter —," sagt Hille, aber dann preßt sie 6 le Lippen zusammen und läßt sich von Ontje fortziehen, Schritt für ^Schritt. Es tut 'hr wohl, daß ein Mensch sich so um sie sorgt. Ontje spricht auf sie ein, unaufhörlich, er ist viel zu auf - geregt, um schweigen zu können. Sie weiß nicht, waS er alles sagt, aber sie spürt doch, dah er es gut mit ihr meint, und läßt ihn gewähren. „Du hast Dich ja ganz und gar ver - biestert gehabt," sagt er, „hättest ja versacken können bis über die Ohren — kein Mensch hätt' waS von Dir wieder zu sehn bekommen." Er zieht sie auf dem schmalen Bretterweg hinter sich her bis zu seinem Wagen. „Jetzt trink aber erst einmal etwas Warmes, bist ja durch und durch oerklammt — hier — ist noch ganz heiß!" Und er wickelt den dickbauchigen steinernen Kafseekrug aus der wollenen Decke und hält ihr den an die Lippen. Dann, während sie gehorsam trinkt und er sie betrachtet, werden feine Augen ganz rund und aroß: „Ja, Deern — Du hast ja noch Dein bestes Zeug am Leibe! Bist Du denn vom Tan - zen weg — gar nicht erst nach Haus« — gleich so ins Moor gelaufen —?" Mit einem Ruck setzt Hille den Krug ab und hebt böse den Kopf. Ihre Augen funkeln ihn drohend an: „Onkel Brink — daß Du keinem Menschen was sagst — hörst Du!" „Ne — ne — gewiß nicht!" stottert er ganz verwundert. Sie greift mit ihren kleinen festen Fingern seinen Arm: „Keinem Menschen Und wenn Du nur ein einziges Sterbens - wörtchen verrätst —I" Ihre Finger krampfen sich zusammen, daß sein Arm schmerzt. Und plötzlich läßt sie ihn los und geht rasch davon. ,,N« — ne — ne — ne," verwundert er sich und sieht ihr nach, wie sie, jetzt ganz und gar verwandelt, mif federnden Schritten dahinläust. Da ist sie schon auf dem hohen Damm, und ihre zierlich« Gestalt, hoch über der ebenen Fläche, er - scheint Ontje übernatürlich groß. Ganz allein wandert sie quer durch den Hellen Morgenhimmel, und der Wind wirst ihren Rock in mächtigen Falten wie ein Segel zur Seite. Ontje schüttelt den Kopf. Dann gebt er bedächtig wieder an seine Ardelt, und während er sich keuchend mit der schwerbeladenen Schlei karre abquält, murmelt er immer noch ganz verwundert: „Ne — ne - ne— ne — Dann steigen rings umher die Lerchen auf, und die Luft ist plötzlich voll Singen und Klingen. 12. Hille hatt« den ganzen Tag über kein Wort zu ihrer Mutter gesagt, und Aleis ging ihr stumm und scheu auS dem Weg. Hille aß nicht und trank nicht, und Aleit mußte ihre Suppe allein löffeln, aber sie tat, als wäre es immer so ge - wesen und räumte schweigend den leeren Teller wieder mit fort. Dabei tat Hille ihre Arbeit wie immer und trug ihren Kopf noch höher als sonst, aber als sie abends vom Melken aufftanb, schwankte alles vor ihren Augen, bann schoß ihr eine heiße Welle über den Rücken und gleich darauf fror sie, daß ihr die Zähne auseinander schlugen. Sie tastete sich in die Döns und wollte ihr Kleid öffnen, um sich nieder - zulegen, aber ihr« zitternden Finger wurden nicht fertig. Da stand ungerufen bie fcKuftcr neben ihr unb hals. Hille wollte sie zurückstoßen, aber sie hatte keine Kraft mehr unb duldete es schweigend, daß die Mutter sie ins Bett brachte. Ihr brannte der Kopf, und dl« Jung« war trocken unb rissig, aber als Aleit ihr nach einer Weile eine Schale heißen Tees brachte, von einem fremden unb bitterwürzigen Geruch, ben sie nicht kannte, schauberte sie zurück preßte bie Lippen zusammen und drehte ihr Gesicht nach der Wand hin — die Mutter war ihr unheimlich geworden. Aleit sah sie bekümmert an unb ging seufzeub fort. Nach einer Weile saß plötzlich Korthinnerk vor ihrem Bett und legte ihr bie Hand auf bie Stirn. Das tat ihr merkroürbig wohl: es war, als ob ein Strom oon Ruhe und Frieben aus feiner kühlen Hcnb In ihren heißen Körper floh. Sie rührte sich nicht unb schloß bie Augen. «Dein Blut läuft rasch," murmelt« Korthinnerk, „viel zu rasch. Jugend ist wild und hriß unb denkt, es muß immer so bleiben. Aber das Leden "ist lang, und bie alten Jahre finb schwer. Das Blut wird halt bas Herz wird alt, nur bie Armut bleibt Alten Leuten tut Vimuf weh, das bebenke." (Fortsetzung folgt.)