54. Jahrgang Nannerstag, 23. Aevruar 192S Warn Streik zürn Wahtkanrpf in Arnanutta Zn Bertin bei- gen, wir denken uns nur was. lktlich 11,15 Uhr im Lehrter Bahnhof große Krieg für die Freiheit gewonnen wurde. Für jene und die Die d i e Stummer 54 heil aufzwang, um ihr die Allmacht des Staates zu offen - baren. Das Zeitalter der Tyrannen, das Zeitalter der Des- und ferne üntelliftenj für Handeisfliegerei verwenden könne. Zum Schluß erklärte Brancker, Deutschland fei im Begriff, auf dem Vebiele des Flugwesens die mächtigste Nation der Welt zu werden. Den Zeitpunkt der Kämpfe selbst zu wählen und die Um - stände so zu meistern, daß die Kampfkraft dynamisch steigt, darauf ist Bedacht zu nehmen. Alle Umstände geboten, nicht jetzt die Entscheidungsschlacht anzunehmen, sondern Zug um Zug zu handelns zunächst müssen Gruppenkämpfe um den Lohn geführt werden. Die große politische Entscheidung steht vor der Tür: sie wird das Ruhende bewegen und jetzt noch stumpfen Bolksschichten das Verständnis auch für den sozialen Kamps schärfen. Führt die organisterte Arbeiter - schaft den politischen Kampf umsichtig, dann wird er einen Reichstag bringen, der das gesamte soziale Recht und mit ihm das Tarifrecht verbessert. Als Losung gilt: Kräfte zusammmhlltten für den Wahlkampf! Es ist also nichts dagegen zu sagen, daß man den Lehrter Bahn - hof ganz mordsmäßig herausgeputzt hat, daß man nicht weniger als drei ganze 3nfanterieregimenter (ein Siebentel der Gesamt - stärke unserer Infanterie) zur Spalierbildung mit neu eingeführtem Präsentiergriff herangezogen hat, daß man eine richtige schießende Feldkanonenball rie am Kronprinzenufer hat auffahren lassen, die dem afghanischen Königspaar etwas vorschoh. Wie gesagt, mit sagen nichtsda gegen, wirdenken uns nur was. Als der Sonderzug pünktlich 11,15 Uhr im Lehrter Bahnhof einlief, geschah ein Ereignis, das das Wolffbureau mit besonderer Freude in die Welt telegraphiert. Dee Salonwagen hielt genau an bet Stelle, wo bet Reichs - präsident unb feine Begleitung stand. Und nun noch ein Wort im Ernst. Das afghanische Königs - paar repräsentiert die afghanische Nation und muß dem - entsprechend empfangen werden. Ueber diese repräsentativen Pflichten, so unbequem sie fein mögen, ist nichts zu sagen. Zu sagen wäre vielleicht nur noch dies: Noch niemals haben die N e i ch s b e h Ö r d e n aus st a a t s p o l i t i s ch e n An - lässen einen solchen Aufwand getrieben. Wit wollen sehen, ob man bei der nächsten Neichsvetfafsungs- feiet reichsseitig eine ähnliche Begeisterung unb einen ähn - lichen Aufwanb aufbringt. ein mächtiges Getöse zu sein. Aber als ich mich auf das Getöse eingestellt hatte, kam mir zum Bewußtsein, daß es kein Getöse war, das mich so überwach gemacht hatte, son - dern daß es eine schwere Ruhe war. Die Maschine hatte aufgehört zu arbeiten, und das verursacht merkwürdige Ge - fühle. Tag und Nacht hört man das Stampfen und Dröhnen der Maschine: es dröhnt im Kesselraum wie ein rollendes Donnern, in den Bunkern wie ein dumpfes, schweres Hämmern, im Quartier wie ein drehendes, ratterndes Keuchen und Pumpen. Es kriecht einem in Fleisch und Hirn. Man hat es in allen Fibern seines Körpers. Der ganze Körper wird ein holpriges Stampfen. Der ganze Mensch fällt in den Rhythmus der Maschine ein. Er spricht, er speist, er liest, er arbeitet, er hört, er steht, er schläft, er wacht, er denkt, er fühlt und lebt in diesem Rhythmus. Unb plötzlich hört das Stampfen der Maschine auf. Man emp- . findet einen eigentümlichen Schmerz. Man wird leer in sich, als yb man in rasender Geschwindigkeit in einem Auf - zuge hinuntersause. Die Erde versinkt einem unter den Füßen, und man empfindet, daß bet Boden des Schiffes herausgefallen ist, und daß man auf den Boden des Meeres sinkt. Yorikke stand und wogte leicht auf dem glatten, ruhigen Meer. Die Ketten rasselten und der Anker siel. Stanislaw kam in dem Augenblick vorbei mit der Kaffee - kanne. „Pippip," rief er mich an und sagte halblaut, „seht haben wir unten aber verflucht zu hopsen, el verflucht nochmal. Müssen den Dampf hochpfeifen auf hundertfünsundneunzig." „Du bist wohl verrückt, Stanislawski/ sagte ich, „da fliegen wir ja gleich ohne Aufenthalt- durch bis auf den Sirius. Bei hunderisiebzlg klappern uns ja schon die Ein - geweide." (Fortsetzung folgt.). Würfe den Backbordschacht runter, und wie der Satan rüber nach Steuerbord, schon ist die Lawine hinterher, fünf- zehn Würfe hier in den Schacht und so kriegt man seine Kohlen vor die Kessel, wenn sie in den Qberbunkern lagern. Ein Kohlschlepp muß ebensoviel von Navigation verstehen wie der Skipper, sonst würde er zu manchen Zeiten nicht ein Kilo Kohle vor die Kessel kriegen. Natürlich ist der Schlepp am ganzen Körper braun und blau, die Nase zerschunden, die Schienbeine aufgeschlagen, die Hände unb Arme abge- schunben. Lustig ist bas Seemannsleben, hoiho! Unb lustiger noch ist es, daß Hunderte von Yorikken, Hunderte von Totenschisfen auf den sieben Meeren fahren. Alle Nationen haben ihre Totenschifse. Die stolzesten Kompanien, die die schönsten Flaggen protzig wehen lassen, schämen sich nicht, Totenschisfe zu fahren. Wozu zahlt man denn Bersicherungsprämien. Nicht zum Bergnügen. Alles muß seinen Profit abwerfen. Es fahren title Tokenschiffe auf den sieben Meeren, weil es viele Tote gibt. Nie gab es jo viel Tote, als seit der wegen, weil wir besiegt sind, sondern weil durch die Berbindlicherklörung der Fortführung deß Kampfes Einhalt geboten wird. Wir gehen in die Betriebe, weil wir. über den Tag hinausschauend, wissen, daß bei einer Fortführung des Kampfes froh des verbindlich erklärten Schiedsspruches das von den Gewerkschaften seil Iahrzehnten an - gestrebte und errungene, wenn auch sehr verbesserungsbedürftige Tarifverkragsrecht in Gefahr käme und daher nur den Interessen des gesamten Unter - nehmertums gedient würde. Nicht nur der kämpfenden Kollegenschaft, sondern der Arbeiterschaft Deutschlands wird zwangsläufig hiermit der Meg gewiesen. Nur wenige Wochen oder Monate trennen uns von der Wahl zum Reichstag. Wieder hat die Arbeiterschaft die Möglichkeit, dafür Sorge zu fragen, daß für Arbeitsrecht, Taris- recht, CchlichtungSordnung sowie auf allen andern Gebieten grundlegende Aenderungen herbeigesührt werden, damit der Bewegungsfreiheit der Arbeiterschaft mehr al» bisher Raum ge - geben wird. Zieht die gesamte Arbeiterschaft gerade aus dem Ausgang bei Kampfes die notwendige Lehre, dann können wir, wenn wir auch einen vollen materiellen Erfolg nicht buchen konnten, mit dem Ergebnis immerhin zufrieden sein. Wenn die Kollegenschaff den Kampf so onSrocrfef, dann wird auch der Gegner erkennen, daß er, nachdem Ihr Euch so glänzend ge - schlagen habt, Euch zu achten hat und daß die Organisation der Arbeiter unüberwindlich ist. Vertraut wie bisher ans Eure Organisation! Stärkt sie weiter, schließt die Reihen und dann vorwärts zu neuen Kämpfen und neuen Erfolgen." Bttiltich 6c6 engliitfitn mit teulithtn ziugwelrnS. Der Segen der Abrüstung. WTB. London, 22. Februar. Sturmzeichen einer Revolution von oben? Unter dieser Ueber, djrift würdigt die Wochenschrift deS Christlichen Metallarbeiterverbandes die Haltung der Melall- industriellen, die mit staunenswerter Konsequenz und unerbitt - licher Zielsicherheit Vorgehen; Großeisenindustrie, Kleineisen - industrie, Einzelhandel, wurden rasch in Mitleidenschaft gezogen. Um weifergehende Ziele als um den Lohn gehe der Kampf. „ES geht um die Aufrichtung eines neuen KlassengebildeS anStelleeineSBolkSstaafeS.eln Ziel, daS durch eine „Revolution von oben" erreicht werden soll." Eine vollständige geistige Umformung und daraus sich ergebend eine tatsächliche Umänderung in der gesellschaftlichen Struktur würde erstrebt; Vorarbeit dazu sei auch die Umformung deS BeaintenwesenS, feine Rückentwicklung zur Kaste. Eine Krise der Kultur- und Sozialpolitik, wie sie schlimmer nicht gedacht werden könne, fei im Gange. ES liege einzig und allein an der Arbeiterschaft, ob sie zu dem Grab' deS ArbeitSrechfeS, daS der Kapitalismus schaufelt, auS eigenen Mitteln auch noch den Sarg und den Leichnam stellen will. Der Artikelfchreiber hält für notwendig, daß die Arbeiter - schaft den UnternehmerauSsperrungSplan verderben und durch Eiärkung ihrer Organisation auch die Revolution von oben ver - eiteln. miileldeuifchen Metallindustrie zwischen den Organisationen Öen Metallinüustriellen Verhandlungen statlsinden, um Wiederaufnahme der Arbeit am Freitag vorzubereiten. Zentral st reikleitung richtete inzwischen „An Metallarbeiter MitteldeufschlanbS" folgende Kundgebung. „Wenn wir wieder in die Betriebe hineingehen, so nicht Jie Enifcheidung von Kalle. SPD. Halle a. d. Saale, 22. Februar. Die Entscheidung der mitteldeutschen Metallarbelferfunk- tlonärkonferenz über die Beendigung beS Streiks ist am Mift- wochnachmltlag gegen vier kommunistische Stimmen gefällt mor - den. Bemerkenswert mar, daß der kommunistische Orts- angestellte beS DMV. Halle in der Diskussion sich der vom Hauplvorstand und der Streikleitung vertretenen Ansicht über die Beendigung beS Kampfes angefchloffen hat. Bei der Abstimmung handelte er jedoch wie ein echter Parteikommunist und stimmte gegen seine eigene Meinung. Am Mittwochabend traten die Betriebsräte der Halleschen Metallindustrie zusammen, nm über die nächsten Schritte Beschluß zu fassen. Am Donnerstag werden In den einzelnen Orten der SekSlikle reckls — Beschränkte links. Was bei der Entscheidung in Halle grundsätzlch zu be - achten war, haften wir bereits am Mittwoch dargelegt: immerhin erscheint uns sehr beachtenswert, mit welcher Kraftvollen Sicherheit in Halle das Tarifrecht in den Mittel - punkt gestellt und auf die bevorstehende Reichstagswahl als Mittel zur Rechtsverbesserung hingewiesen wird- Die Ent - scheidung und ihre Begründung verdirbt den Zndustriehäupt- lingen und den Jüngern Moskaus das Konzept. Die Scharfmacher der Industriellen und die Gläubigen der bol - schewistischen Weltrevolution sind Feinde eines bestimmen - den Eingreifens der öffentlichen Gewalt in die Gestaltung des Arbeitsvertrages: allerdings entbehren dabei beide der Folgerichtigkeit. Die Scharfmacher lehnen keineswegs die staalliche Gewalt als Regulator des Wirtschaftslebens ab; aber unter ihrem Diktat sollen die staatlichen Or - gane stehen, die Weisheit der Syndizi soll Quelle für Schiedssprüche sein. Mit dem Beding würden sie getrost jeden Spruch hinnehmen. Grundsätzlich verhält der Bol - schewik sich ähnlich, nur soll der Sowjet diktieren. Beide Gruppen übersehen den Fluß der Dinge, beide sind Katastrophenpolitiker. Die ausgesprochene U n t e r n eh - merpresse raunzt und poltert gegen den Reichsarbeits - minister: es sagt zum Beispiel die Kölnische Zeitung, die erprobt volksparteiliche Haltung des Reichsarbeitsministe - riums fordere zu bitteren Betrachtungen heraus. Der Reichs- arbeitsminisier habe den Metallindustriellen die Berant- wortung für den sozialen Frieden zugeschoben; denn für die sei es eine zweischneidige und heikle Sache, wegen des Auf- jchlages von 2 die angekündigte Aussperrung durch - zuführen. Der Reichsarbeitsminister suche die Auseinander - setzung um den „Sinn oder Unsinn der Braunschen Lohn - politik" hinauszuschieben. Diese Lohnpolitik werfe den Gewerkschaften ohne Risiko eine Lohnerhöhung nach der andern in den Schoß. Keine Tarifkündigung ohne Lohn - erhöhung! Bon Lohnkürzung und Arbeitszeitverlängerung sei überhaupt nicht mehr die Rede. Unter diesen Um - ständen sei ein Kampfgewitter unausbleiblich. Der gleichen Meinung ist die kommunistische P r e s s e; sie aber wollte den Industriellen den Gefallen tun und das Kampfgewitter sofort erzwingen. Sind die Unternehmeranwälte gekränkt, so die Kommunisten be - schränkt. Die Beschränktheit maskierte sich als Pfiffigkeit. Die Kommunisten erklären, nicht die Geschäftsführer des Verbandes, sondern die kämpfenden Arbeiter mühten die Frage entscheiden, ob der Kampf weitergeführt werden soll, und dieser Kampf müsse unter der Führung des Bundesvorstandes des ADGB„ als nicht- vertragschließenden Kontrahenten, der also juristsch nicht belangt werden könne, geführt werden- Welch ein Unsinn! Der ADSB. soll führen, die Leitung des Metallarbeiterverbandes aber, die doch auch zum ADGB. gehört, soll an die Wand gedrückt werden. Der ADSB. könnte, wenn er die Parole zum Weiterführen des Kampfes geben würde, juristisch nicht belangt werden; aber zum Weiterführen des Kampfes gehört doch vor allem die mitteldeutsche Organisation des Deutschen Metall - arbeiterverbandes. Diese müßte die Zeche be - zahlen. Praktisch wäre also so gut wie nichts gewonnen. Wenn der Kamps, wie die Kommunisten es fordern, nur auf verbreiterter Basts, unter Einsetzung der gesamten Macht des ADGB, mit Erfolg geführt werden kann, wenn, wie die Kommunisten zugeben, bei einem Kampf auf Leben und Tod nicht nur das Schicksal des mitteldeutschen Metall- arbeiterkampfes, sondern auch das Schicksal der bevor - stehenden großen Bewegungen der Bergarbeiter, Eisen - bahner, Fabrikarbeiter usw. aus dem Spiele steht — warum sollen sich dann die Gewerkschaften von den Mctallindu- striellen vorschreiben lassen, wo und wann die Entscheidungs - schlacht geschlagen wird? Das XotenWS- Die Geschichte eines amerikanischen Seemanns. Von B. Traven. 1531 Nun das Aschehieven. Da hat man die schwere Asch- hanne ausgehänga und trägt sie warm im Aermchen rüber über das Gangdeck zum Ascheschacht. Aber ehe_ man, mit seiner geliebten Kanne dort ankommt, hat Qforihhe über- gerollt und man saust mit feiner holden gefüllten Ranne baS ganze Gangdeck entlang und sauber zur Gangstieg. Kachel Yorikke achtern aus, landet man mit seiner A chkanne, Immer noch fest im Arm, unten auf dem Vordeck, laßt -yo- rikke vorn die blanken Oberschenkel sehen, rasselt man ml der Kanne nach achtern und rollt gas ganze 'Zlchferdeck rauf und runter, und der Erste Offizier schreit von der Lrücke herunter: „He, Schlepp, wenn Sie über Stag geben wo len, man immer los, es hält Sie niemand, aber d»e Mchkanne lassen Sie gefälligst hier. Die können Sie beim ffifdjcn nicht gebrauchen." , , , Unten vor den Kesseln ist es dann auch viel gemütlicher als sonst. Wenn der Heizer gerade mit einem schon ein- studierten Schwung eine volle Schaufel austchmen,en i . dreht er sich plötzlich und schmeißt einem die SJaufd Mil Kohlen klatschend ins Gesicht ober zwischen die ^"Seweioe Beim nächsten Ueberholen kommt er gar nicht juni Schwünge, sondern fliegt mit seiner Schaufel in einen Kohlenhaufen, in dem er verschwindet und aus dem er erj hervorkraucht, wenn Vorikke wieder hier überlegt. 3n den Bunkern, wenn es Oberbunker sind, die auch mi Bus beladen werden können, ist der Spaß noch größer, weil man mehr Spielraum hat. Man hat glücklich am vfeuer- bordschachf zweihundert Schaufeln aufgeschichtet unb be - ginnt gerade damit, sie nach dem Kefselschacht abzuwerfen. pofen, der absoluten Herrscher, der Könige, Kaiser und deren Lakaien und Maifressen ist besiegt worden, und der Sieger ist das Zeitalter eines größeren Tyrannen, das Zeitalter der Landesslagge, das Zeitalter des Staates und seiner Lakaien. Erhebe die Freiheit zu einem religiösen Symbol, und sie wird leicht die blutigsten Religionskriege entfesseln. Wahre Freiheit ist relativ. Keine Religion ist relativ. Am wenigsten relativ ist die Profitgier. Sie ist die älteste Religion, hat die besten Pfaffen und die schönsten Kirchen- “geS, Sir. 33. Wird man so zuschanden gearbeitet, daß man nicht ein - mal mehr „pip" sagen kann, so kümmert man sich um nichts, was um einen herum vor sich gebt. Laß geschehen was da will, nur In die Bunk und geschlafen. Man kann so müde gearbeitet werden, daß man aufhört, an Widerstand zu denken, daß man aufhört, an Flucht zu denken, daß man aufhört, an Müdigkeit zu denken. Man wird Maschine, man wird Automat. Um einen herum darf nun geraubt ober gemotbef werben: man sieht nicht hin, man hört nicht hin, nur schlafen, schlafen, nichts weiter. Dösig stanb ich an ber Reling unb schlief im Stehen. Eine gute Anzahl von Feluken mit ihren merkwürbigen spitzen Segeln waren in ber Nähe. Aber bas fiel nicht auf. Die waren immer herum. Fischer und Schmuggler, unb was sie sonst für Geschäfte haben mochten: Geschäfte, an die man zu benken nicht wagen würbe. Ich ruckte zusammen unb würbe völlig wach. Ich konnte nicht begreifen, was es war, das mich so ausriß. Es schien j Berlin steht wieder einmal Kops. Nachdem abwechselnd Hindenburg oder Thälmann, der Borer Sdjmelinq oder der Primaner Krantz Gegenstand von Huldigungen gewesen sind, die diese überaus begeisterungSsähige Bevölkerung immer wieder bereit hat, ist eS nunmehr ber König von Afghanistan, der Berlin und die Berliner auS dem Häuschen bringt. Er ist d a , er ist wirklich da! Zwar nicht direkt aus dem Mvrgenlande, wie mancher Romantiker sich baS gerne gewünscht haben mag, aber schließlich kommt er, wenn auch auf Umwegen, doch immerhin aus dem Lande, wo man zum Beispiel den deutschen Forscher Strafil-Sauer aus Gründen bet Blut - rache bat köpfen wollen unb ibn nur mit Mühe durch d i e Deutsche Gesandtschaft hat reffen können. Er kommt als richtiger - orientalischer Despot, zur Ent - täuschung der Poeten allerdings nicht mit einem Harem, son - dern mit einer rich.igqehenden Ehefrau, die i* den besten Schneiderateliers von Paris unb London, ihre mondäne Garde - robe bezogen hat. ES geht ihr der Rus voraus, besonders schön zu sein; sie ist eS wirklich — im übrigen ber einzig ernsthafte Grund zur Begeisternug. Sonst weiß man von dem KonigSpaar nur, daß auf sein Kommando hin daS afghanische Volk sich eine westeuropäische Verfassung zuzulegen hatte (aber wehe dem, wer davon Gebrauch machte), daß eS, was wohl ernsthafter zu werten ist, Autostraßen hat bauen lassen, Krankenhäuser und Schulen einrichtete, in denen deutsche Aerzte, Lehrer und Techniker be - schäftigt find. Ob Amanulla nun ein richtiger guter König ist oder nicht? DaS ist keine Frage, die vom deutschen Standpunkt aus besonderes Interesse erregt, eine Frage überdies, die letzten Endes nur baS afghanische Volk zu entscheiden hat. Für die Republik und ihre Behörden unb wohl schließlich auch für baS deutsche Volk ist eS maßgebend, daß er der Repräsentant beS afghanischen Volkes ist, unb man muß ihn wohl so empfangen, wie baS in ber heutigen Welt der über - tünchten internationalen Höflichkeit üblich ist. Luffvizemarschall Brancker erklärte gestern in einer Rede Portsmouth, England sei, was die Zukunft der brlt.schen Ha n b e 1S f l i ege r e i betreffe, hinter Deutschland und Amerika zurück, Im letzten Iahre feien 20 Millionen Meilen In der ganzen Welt geflogen worden. Englands Anteil hieran habe jedoch nur 17 600 Meilen betragen. Deutsch - land habe, verglichen mit England, den großen Vorteil, daß Ihm verboten worden fei, irgendwelche Militärflug - zeuge zu unterhalten, daß es daher feine Kraft und fein Geld Hat daS nicht fein geklappt? DaS AuSstelgen und baS Verlassen beS Bahnhofes geschah tatsächlich zu Fuß! Der kleine König hatte eine berartig bunte Uniform angezcgen, baß Richard Tauber unb Heinz Bollmann zweifellos vor Neid platzen werben. DaS Paar nahm bann die üblichen Paraden ab, erholte sich bann von dieser längeren Fußreife im Automobil, baS von einer Kavallerieeskorde begleitet würbe. So ging eS bann in baS PalaiS Prinz Albrecht, das die Republik den Herren Hohenzollern auf einige Tage a beendetet hat. Es folgten bann die üblichen Besuche und Gegenbesuche, Ansprachen und Fest - essen, von denen nur festzustellen Ist, daß der König von Afghanistan unserm Hindenburg mit einem leibhaftigen Glase Wasser zuprostete (also doch kein richtiger König). Wonnebebend schildert dann der offizielle Bericht, wie als Glanz - nummer im republikanischen ßmpfangSprogramm der große Zapfenstreich ftatffanb, ber von 11 Musik- unb 3 SpielmannS- korpS auSqefübrt wurde. Damit war ber offizielle Teil etlebigf, baS hohe Paar ging schlafen. Unter den speziellen Lustbarkeiten, die dieser erhebende Tag mit sich brachte, muß noch erwähnt werden, daß unsere unentwegten Hohenzollern in eigener Person Spalier standen. Nicht Otto Gebühr, der sonst die Hohenzollern vertritt, sondern der Exkronprinz in höchst eigener Person sammelte von den über - reichlichen monarchischen Ovationen für den Afghanen etwas von den Abfällen. ES geht In einem Dreck hin, mag er sich gesagt haben, unb nach ZeitungSmelbungen hat er Recht behalten. Wenn bie Berliner schon beim Hurraschrelen waren, warum nicht auch ein bißchen für ihn? Weiterhin sei noch bemerkt, baß bie Tägliche Runbschau mit vor Rührung schmelzenber Druckerschwärze be - richtet, bah Hergt ben König im Auftrag beS erkrankten Reichs - kanzlers besucht habe, wobei er ein bißchen Revanchepolitik ge - trieben hat. Der Hofbericht der Täglichen Rundschau schließt mit den Worten: „Der König wär sichtlich bewegt". Preis 10 4 HanldurgerEcho “12. Feiertagen, »««ufleprele i Zm borau« JBS/ ▲ * i * J 4 A A4 Wtnt*ie«npeeUe oersienen n® hi TWcWmart, Ne r gespaltene Non. »abljur. Wionathd) z.SO A (einfdil. 3iif:chiinc,6Gcbuhr), nwcbenthcl) M NA ■ bctreillejcilt 45 . oler nu d>rntUd> SS Ml V Ä 11 I tfll lYnETB W*ete SS A. eteatng«|u*< 15 * kieiewMn^lfltn . n n Jetten 9 |el *en'«MuflSl-’reifen »iwiglto DeÜeUcielo. JB '^11 lB| IjlUf I B 1 U I bte Jette 30 io bie 15 Jetten bie Jette 35 ,, hctianiejeil« 3,50 x ' ™? e S! ,pr,: e, mime1.-:nr. £5 etepban 170h » IX mJmT K1V JVfe? . feigen munen im roraiie t-ac sofort bet... tr iwraen. C 5 2J2! u.3aO3. Beran,w. Reda,teur: Paul tBu n ea..n, AOP r r W än $ et e «nor.nat)m. JeblonMnatje 11. ftoebtwrt.. - Herr eher: Lammet. 9r i’ lan ^K.' !■• 3 ec "b’ r - : Cammel-SeTlS z 1 K 7 5 numrnet L 5 Stebbon 1K31, Oladttcuf CSCterban 24t 1 * bl« O U»e aeenSe Stephan 1M1, Nacktrust. 5 Stephan »02. DruckereUonIor: Feklandstr. 1t. I. lö < 3 für ben .olgenben Z*e x - m ben Filialen tbt« 3 Uhr) uno in allen vcrnmr,: Sammet-Nr. C 5 Stephan 1831, Nachteils C 5 etebban30.32u.3683. Annoncenbureau-. Dia», unb Dmem>vrs»rNten unverbinbtlck. Ratsch! legt Yvrckke über nach Backbord. Und Schlepp, I l . feine Schaufel und seine schönen zweihundert Würfe Feuer- | Freiheit, die Passe und Nationalilätsnachweise der Mensch- gut rutschen in einem wilden Gemengsel über nach Backbord und steigen an der Backbordwand hoch. Yorckke macht nun einen Längser, man kommt ins Gleichgewicht und be - schließt, die zweihundert Würfe am Backbordschacht abzu- wersen. Eine Schaufel hat man gerade unten, da legt sich Yorikke zur Abwechslung nach Steuerbord über und das Ge - mengsel, mit dem Schlepp in der Mitte, rasselt nach Steuer - bord, wo es ursprünglich herkam. Ietzt aber überlistet man die gute Yorikke. Man überlegt nicht lange, prasselt gleich zehn, fünfzehn Schaufeln runter in den Steuerbordschacht, bann rennt man noch rechtzeitig rüber nach Backbord, und wenn die Lawine dort nachkommt, gleich wieder fünfzehn