Preis 15 4 - 9ium8K6crß4 54. Jahrgang Sannabenö, 24. März 1928 Erscheint ttali» einmal, «mker an 2. N««rK»aen — - ^ 0««:: Monotliti) 2.50 a (HnfAi m» ***> w 0 > l* e <*« x Im voraus ■asvü s»äääsj 5 m"± n Z ?' u. SS«. 'Mnonto. XjUÄi taÄ'j’Ä '^,äS?FT? V'"wr.: eo.mntl.Wr C ? e.Sbm, E 5rV 4 A 4 < J J. X X X ein$*fg*npr«l|« «rffrotn nd> tn Wdd>«mart, Mc l^ntfixtltrv Won. XT^ZL r^w d | L^, . —, A 1 flA P—, fl M.N— oortilttvite <5 «, yrleof« aomilleemtitleon 30 J eioUtnen» ^MMMWAMnarrDvlksdMt ^MWMZZ^ « k • 007c nummtrCSetcDbon 1K31, ?iod>truf C? etroban 2461 (M.eWN< Jiegrnnpei loco für »«n omcnOon I«W. m tm ^llioten (b.4 1 Ubt' imb m ollen Unnoncetibmtm.i Tlat- unb Tnieneorftbrlften imetrbmbH*. MenkliA Avitlm in m Sie üeuifi»-nifjififi.!ürtifihe $inigung. / sie rtab ttonftee Steife -eetlnrr. sbnrimns rot toiitiofigtell Die Genfer AbrüstungSLebatte. über deren Einzelheiten unsere £efer ausführlich unterrichtet wurden, hat gewisse lolltlsye Komplikationen gezeitigt, über die nachzudenken icb ernstlich lohnt. Auf der einen Seite sehen wir eine ketig sich entwickelnde Annäherung zwischen dem deutschen und dem russischen Standpunkt, eine Annäherung, der sich der türkische Delegierte, Tewfik Auschdi Bey nach Kräften angeschlossen hat. Ans der andern Seite sehen wir «ine geschlossene Einheitsfront aller andern Ausschuß - mitglieder, wobei zu beachten ist, daß nicht nur die Groß - mächte, nicht nur England, Frankreich und Italien, sondern auch die kleineren Mächte, vor allem Holland, Belgien, Bul - garien, Iugoslavien, Griechenland und nicht zuletzt Schweden, Degner der deutsch-russisch-türkischen Position sind. Nicht nur die Presse der westlichen Großmächte, sondern auch die Prefle der Kleinstaaten wirft heute der deutsch- russisch-türkischen Einheitsfront im Abrüstungsausschuß vor, daß sie Sabotagepolitik betreib«. Sind gewisse Leute in Deutschland wirklich befugt, diesen Borwurf mit ehrlicher Entrüstung zurückzuweisen? Die Fronten, die sich in Genf herausgebitdet haben, scheinen uns doch zu Bedenken Anlaß zu geben. Unser den Gegnern der deutsch-russisch-türkischen Front finden wir ja nicht nur England, die Bereinigten Staaten, Frankreich und Italien, sondern auch Länder wie Schweden, an deren ehrlichen Abrüstungswillen nicht so leicht gezweifelt werden kann. Wenn auch Schweden die von Litwinow und Bernstorff eingenommene Haltung verwirft, muß da nicht der Berdacht auftauchen, daß unsere Haltung in Genf doch nicht so einwandfrei ist, wie man es in Deutschland allüberall ver - kündet? Daß die Bereinigten Staaten, daß England In Sachen der Abrüstung unehrlich und bösen Willens sind, scheint uns unzweifelhaft. Daß die Bereinigten Staaten und England innerhalb des Abrüstungsausschusses einen verhängnisvollen Einfluß ausüben, steht außer Frage. Auch die Böswilligkeit Italiens braucht nicht erst erörtert zu werden. Dagegen hat man in Deutschland die ftanzösische Abrüstungspolilik in nur ganz seltenen Fällen ernsthaft und fachlich durchdacht, hot sie vielmehr in der leichtsinnigsten Weise außerhalb der Diskussion gelassen. Ueber die konkreten schwedischen Pläne sind nur wenige Leute bei uns unterrichtet. Mir müsien uns hüten, einem allgemeinen Bummel zum Opfer zu fallen, der die Gegner der deutschen, russischen und türkischen Position schlechthin zu Schurken und Heuchler brandmarkt und den Weg freimacht zu politischen Folgerungen, an die die begeisterten Borkämpfer der Abrüstung In Deutschland wahrscheinlich noch nie gedacht haben. Auch in dieser Sache ist die Forderung .ruhige Nerven, kalter Kopf" das oberste Gebot der Politik. Die allgemeine Meinung in Deutschland über den bis - herigen Verlauf der Genfer Abrüstungsdebatte ist inzwischen immer kritischer geworden. Mit einer seltenen Einheitlich - keit, die von den Deutschnationalen bis zu den Kommunisten reicht, wird das Genfer Bemühen als Farce und abscheuliche Komödie beurteilt, die nur ein Gutes hat: öle Verlogen - heit und Erbärmlichkeit der Abrüstungs- schwätzer vor aller Welt deutlich kundzutun. In der Tat ist die Art und Weise, wie man in Genf nicht nur die radikalen Abrüstungsoorschläge der Russen, sondern auch die gemäßigten Vorschläge des deutschen Delegierten, Grafen Bernstorff, behandelt, dazu angetan, den Abrüstungs - gedanken, den Abrüstungsausschuß, und schließlich auch den Vösi.erbund selber, aufs schwerste zu diskreditieren. Den Russen hot man vorgeworfen, daß sie einen AbrüstungSvor- schlag eingebracht hätten, von dem sie selber ganz genau wüßten, daß er niemals angenommen werden wird. Man hat behauptet, daß der russische Vorstoß nichts weiter sei, als ein propagandistisches Manöver allergrößten Stils, hinter dem sich die Sicherheit der russischen Machthaber versteckt, den internationalen Rüstungen und nicht zuletzt ihren eigenen Rüstungen keinesfalls wehe zu tun. Schön und gut! Nun ist aber auch noch der deutsche Vorschlag da, ein derartig begreirzter, mäßiger und konkreter Vorschlag, dem kein Mensch mit einiger Ehrlichkeit entgegenhalten kann, daß er es nur auf agitatorische Mätzchen abgesehen habe. Die Deutschen haben diesmal nichts weiter verlangt, als daß das jährlich erscheinende Rüstungsjahrbuch des Völkerbundes so ousgebaut würde, daß alle Staaten zu einer völligen Offen - legung ihres Rüstungsstandes gezwungen würden. Die Russen haben ungeachtet ihrer eigenen Vorschläge diese deutsche Forderung unterstützt, gleichfalls die Türken. Die Gesamtheit der andern Staaten hat weder die russischen noch die deutschen Vorschläge einer ernsthaften Diskussion ge - würdigt, sondern sich auf eine Verschleppung der ganzen Angelegenheit geeinigt. Das ist die Situation. Inzwischen ist die Erregung in der deutschen Oesfentlich- keit immer stärker geworden, und ein neugieriger Zeitungs - leser wird bei der Lektüre der bürgerlichen Presse, besonders der rechtsbürgerlichen Preffe, das ganze kommunistische Vokabularium von der „Entlarvung der imperialistischen Heuchler" in größter Aufmachung wiederfinden. Uns will dünken, daß diese Begeisterung der liberalen und vor allem der reaktionären Bourgeoisie für die Abrüstungsidee eine bedenkliche Sache ist. Man muh die Frage stellen, was aus dieser in Genf betriebenen deutschen Politik eigentlich herauskommen soll? Wir haben oben schon gesagt, daß wir die Methoden der Ausschuhmehrheit für bedenklich und Übel angebracht halten. Wir müssen aber hiuzufügen, daß angesichts der inner - deutschen Behandlung der Frage der Verdacht austauchrn muL daß unsere Rechtskreise, die sich jetzt zusammen mit Herrn Litwinow so eifrig im „Entlarven der imperialistischen Heuchler" üben, aus etwas anderes hinaus wollen. Werden die russischen, die deutschen und türkischen Vorschläge ab - gelebt, ist da nicht, wenigstens grundsätzlich und moralisch, der Weg für den weiteren Rüstungsaufbau freigemacht? IMfK-riiffiW EWMftont in Genf festige ZuZammenstöpe. / DersthleppungsverluLhe. Wsne Anträge BernstorA» und ßitwinowe. / „Erst einmal aussshlasen." SSihrre Mehrheit -er Gegner. SPD. Genf, 22.März. (Eigener Drahtdericht.) Der Tanz um den russischen AbrSfiungsvor- schlog ging am Freitag in Senf zu Ende. Desto heftiger aber wurde das Ringen zwischen Deutschland und Rußland einerseits, zum mindesten ein« technische Weiterberatung durchzusetzen, und der Mehrheit der Kommission, di« die Verhandlungen auf un - bestimmte Zeit vertagen wollte. 3m Allsklang der Diskussion über den russischen Plan fanden sichItalienundLunatscharski auf einer Linie mit der Forderung, datz dl« endgültige Be - friedung der Welt den nationalen Lebensbedüifnisien und der na - tionalen Entwicklung freien Spielraum lasten müsse. Polltis ver - stieg sich zu der Behauplung, daß es ebenso kriminelle BSlker gäbe wie kriminelle Individuen und daß der Völkerbund vorbeugende und strafende Maßnahmen zu treffen habe. Am Ende der Vormittagssihuna erschien plötzlich eine Resolution, die schleunigst zur Annahme gebracht werden sollte. Berustsrsj bemerkte, dag sie nicht nur Sen russt^rye» Vor - schlag, sondern auch den eigenen Lniwu f der Kommission den Regierungen zur Aeußerung zu übersenden und damit die zweite Lesung des Kommissionsentwurfes, die als dritter Punkt der Tages - ordnung erst stattsinüen sollte, ohne weiteres vertagen wollt«. Bernstorffs heftiger Protest gegen diesen Abwürgungsversuch er - reichte, daß man am Nachmittag wieder zusammentrat. Bernstorff begann die Sitzung mit einem neuen Vorstoß. Da man di« zweite Lesung nicht vornehmen wollte, soll« man zu - mindest den deutschen Antrag auf vollständig detaillierte jährliche Abrüstungsoerösfentlichungen annehmen. Schon 1920 habe der Völkerbunüsrat einen dementsprechenden Beschluß gefaßt, der aber nicht ausgeführt worden sei. Die nationale Sicherheit sei aber unmöglich, solange die Staaten nicht über di« Rüstungen der andern Länder, die sie eventuell bedrohen könnten, auf d«m laufen - den seien. Ohn« eine klar« Angab« der gegenwärtl-,en Rüstungen hätte man keinen Ausgangspunkt für den allgemeinen Adrüstungs- plan. Die einzige Antwort ans Bernstorffs Ausführungen war eine Resolution, auch diesen deutschen Antrag den Regierungen zu überweisen. Vergebens kämpften Bernstorff und Litwinow mit allen Kräften dafür, daß die Kommission praktische Arbeit leiste. Mit England, Frankreich und dem holländischen Vorsitzenden als Wortführer blieb die Mehrheit bei ihrer Absicht, zu schließen und nach Hause zu fahren. Vergebens pochte Bernstorfs darauf, daß bei der letzten Tagung ein einstimmiger Beschluß gefaßt worden sei, die zweite Lesung des Kommissionsentwurfs in diesem März vorzunehmen. Vergebens erinnerte er daran, daß Clemenceau schon 1919 auf die Einwände Deutschlands gegen den Friedens - vertrag die Sonderentwaffnung DeutschlanS als eine Einleitung zur allgemeinen Entwaffnung bezeichnet und diese die erste Pflicht des Völkerbundes genannt habe. Vergebens bat er um einen Grund für die Richtvornahme der zweiten Lesung. Er erinnerte daran, daß Polltis erst am Donnerstag mit seiner juristischen Autorität festgestellt habe, daß eine vollständig« Entwaffnung, also auch Deutschlands vollständig« Entwaffnung, gegen den Völkerbundipakt verstoße. Desto größer sei die mo - ralische Verpflichtung der Mächte, endlich Ihrerseits den ersten Schritt zur Abrüstung zu tun. Frankreich und England beeilten sich zu behaupten, daß sie den ersten Schritt längst getan und ihre Rüstungen erheblich herabgesetzt hätten. Der Franzose fügt« hinzu, daß brr Bries Clemenceau« keine juristische Verpflichtung enthalte und im Versailler Vertrag die deutsche Entwaffnung nur zur Er - möglichung der Vorbereitung einer allgemeinen Begrenzung der Rüstungen vorgenommen fei. £ i f ro i n d ro griff in sehr geschickter Weife ein. Er stellte fest, daß auch die Rusten diese merkwürdige Resolution nicht an- nehmen könnten. Da die Mehrheit den russischen Abrüstungspian den Regierungen Übersenden wolle, sich aber für einen ersten Schritt, für eine teilweise Abrüstung, sehr Interessiere, so sei er bereit, bis nachts 2 Uhr -inen Vorschlag für eine teilweise Abrüstung vorzulegen. Der Franzose wandte sich sehr wütend gegen diese Ansicht und der Vorsitzende erklärte, daß dieser russische Antrag dann aber erst bei der nächsten Tagung be - handelt ^werden könne. Litwinow wußte ihm zu erwidern, daß man in früheren Tagungen französische und englische Entwürfe le derselben Sitzung behandelt hätte, in der sie eingereicht waren. Doch das half ihm nichts. Der Vorsitzende versuchte wiederum, die sofortige Vertagung herdeizuführen, als Bern - storff zu neuem Angriff vorging und verlangte, daß man vor dem Auseinandergehen den Rat ersuche, in seiner 3uni- tagung die Abrüstungskonferenz auf einen baldigen Zeitpunkt nach der Völkerbundsve fammlung in diesem 3ahre einzuberufen. Der Argentinier versuchte, das Mandat der Kommission zu einem Beschluß zu bezweifeln, und endlich machle gegen 8 Uhr der Kanadier der erregten Debatte, in der Bernstorff nicht weniger Primo d« Rivera kehrt reuig in den Völkerbund zurück. Das lotenWH« Di« Geschichte eines amerikanische« Seemanns. Von B. T raven. [81] , . .. ... Run brachen auch noch drei Feuertüren aus und die Hitze war nicht zu ertragen. Ich lief zur Windhuze, um Atem zu schöpfen. Aber der spanische Heizer schrie: -V l PP l P' öie Feuertüren zu, der Dampf fällt." Aller ®«Wf flei »Men Kesselraum, und eS wurde immer heißer. Ich lief 3um. Srog wo das Schlackenwasser drin war, um meinen Durst zu löschen, aber ei schmeckte salzig und widerlich. sthnappte und schnappte und trank ei wieder, und der FruerungSkanal stand ganz weit offen über meinem Kopfe am Himmel und war die Sonne, und ich trank Seewaster. Dann schlief ich wieder ein und die Türen der Feuer- kanäle wäre geschlossen und der Heizer goß den^Trog ml dem Schlackenwasser über den Kestelraum, unJ>14' »« f dem offenen Meer und ein Wellenkamm war über die Wand • hinweggebrochen. ’ . „Da ist die Yorikke!" schrie Stanislaw viele Meilen weit von mir „Da ist das Totenfchiff. Der Hafen. Der Nor- wegeT liegt öa. Er bat Eiswasser. Siehst Du nicht, W* beiden Armen, die Fäuste geballt, deutete Stanis - law über das weite Meer. „Wo ist die Yorikke?" rief ich. ' Siehst Du sie denn nicht, Mensch? Da liegt sie >a. Sechs Roste sind rausgefallen. Verflucht. Ieht acht. S-m- melkreuzdonnerwetter! Wo ist der Kaffee, si- ‘PPJ 1 ^.,., Ihr wieder alles roeggefoffen. DaS ist keine SchmE s , Du Hund, das ist Butter. Gib den Tee jetzt her, verflucht nochmal." . Stanislaw fuhr herum, bald zeigte er in diese Richtung, bald in jene. Immer fragte er, ob ich denn die D»rlkk« und den Hafen nicht sähe. Aber mir war das gleichgültig. Ei tat mir weh, den Kopf nach dem Hasen zu drehen. „Wir kommen ab! Wir kommen ab!" brüllte nun Sta - nislaw. „Ich muß rüber zur ‘gjorikhe. Die Roste sind alle raus. Der Heizer liegt im Kessel. Wo ist dai Wasser? Habt Ihr denn keinen Kaffee mehr für mich gelassen? Ich muß rüber, rüber, rüber." Er zerrte nun an dem Bindfaden, nm ihn zu lösen. (Er konnte aber die Knoten nicht öffnen. Er drehte wie un - sinnig an den Knoten und verknotete sie immer mehr. „Wo ist die Schaufel?" rief er. „Ich muß daS Tau kappen." Aber der Bindfaden hielt nicht lange. Stanislaw zerrte, riß und scheuerte mit solcher Kraft an den dreifach gedrehten Verschnürungen, daß er sich immer weiter daraus hervor - winden konnte. Die letzten Stringe riß er durch. „Die Dorikke fährt weg. Schnell, Pippip. Der Nor - weger hat Eiswasser. Er winkt mit der Kanne. Ich bleib« nicht auf dem Totenfchiff." Immer wilder brüllte Stanislaw. Er hing nur noch am Fuß fest, und jetzt zerrt« er auch dort die Stringe loi. Ich sah das alles in meilenweiter Ferne, wie auf einem Bilde ober durch ein Fernrohr. „Da ist die gforihhe. Der Skipper tippt an die Mütze." Stanislaw rief es und sah mich an mit starren Augen. „Komm rüber, Pippip, Tee und Rosinenstollen mit Kakao und Wasser." 3a, da lag die "Dorikke. Ich sah sie deutlich liegen. Er - kannte sie an ihrem bunten närrischen Kleide und an Ihrer Brücke, die immer in der Luft hängen blieb und von irgend- einem Schiss zurückgelassen worden war, daS sie nichts an - ging. Da war die gjorikke, und jetzt hatten sie Frühstück oder Abendessen ober Pflaumen in blauem Stärkeschleim. Der Tee war nicht schlecht. Das war Lüge und Verleumdung. Der Tee mar gut auch ohne Zucker und Milch, lind das Trinkwasser stank nicht. Ich begann, an meinem Tau zu knoten. Aber ich bekam den Knoten nicht auf. Dann rief ich Stanislaw, er möge mit helfen, den Knoten aufzuziehen. Aber er hatte keine Zeit. Er wurde mit seinem Fuße nicht fertig und arbeitete wie toll, um den Fuß loszukriegen. Nun gehen auch noch die Wunden auf, die man ihm auf dem Kopfe geschlagen hatte. DaS Blut sickert über fein Gesicht, aber er läßt sich nicht stören. Unb ich zerrte und zerrte an meinen Banden. Aber bas Tau war zu dick. Ich konnte ei nicht durchscheuern und konnte meine Glieder nicht herauswinden. Ich verstrickte mich immer mehr. Dann suchte ich nach der Axt, nach dem Messer und endlich nach der Schaufel, die wir glatt geklopft hatten, um einen hölzernen Mast daraus zu machen, aber der Kompaß fiel immer wieder ins Wasser, und ich mußte ihn mit dem durchgxbrannten Rost fischen. Das Tau gab nicht nach. Der Knoten zog sich immer fester. Das versetzte mich in namenlose Wut. Stanislaw hatte seinen Fuß jetzt los. Er drehte sich halb um nach mir und tkf: „Komm rüber, Pipplaw. Sind nur zwanzig Schritte zu laufen. Die Roste sind alle raus, und es ist Wasserminute vor fünf. Aufstehen. Rasch auf. Raus. Asche hieven." Aber die Aschenhieve kreischte: „Da ist keine gjorikke!" Und ich schrie, so lauf ich konnte: „Da ist keine gjorlkke! Da ist keine gjorikke! Da ist keine Yorikke!" Ich klammerte mich an bas Tau in furchtbarer Angst- denn die ^orikke war fort, unb ich sah nur Meer. Meer, sah nlchtts als die gleichmäßigen Wogen der See. ^Stasinkowslow, spring nichtl" Ich schrie et in namen- «U siebenmal bat Wort genommen hatte, damit «in Ende, daß «t »erjchlug, erst einmal auSzuschlaseu. Sichtlich verärgert berief bet Vorsitzende eine neue Sitzung auf Sonnabend früh ein. Deutschland und Rußland haben Ihre Stellung alle noch 24 Stunden gehalten, ei kann aber nicht daran ge - zweifelt werden, daß die Mehrheit ihren Verlagungswunsch durchsetzt! ♦ Brasiliens Stellung zum Völkerbund. Eine ausweichende Antwort. SPD. Genf, 23. März. Der Generalsekretär des Völlier- bnnbeei erhielt am Freitag von dem brasilianischen Außenminister ein Telegramm, in dem der Empfang der Mitteilung angezeigf wird, daß der Rat beschlossen habe, Brasilien gegenüber nochmals den Wunsch zur Milarbelt Im Völkerbund auszu.rücken. Der Minister jpricht hierfür den herzlichen Dank seiner Regierung aui und erklärt, daß Brasilien trotz seiner Abwesenheit von Dens fortsahren werde, wirksam am Völkerbund mltzuarbellen und [eine Kräfte In den Dienst dei allgemeinen Friedensn stellen werde. Lohmanns Marinosnmvf. Brranttvsrlltch Seßler unfc der Marmeckes. SPD. Berlin, 24. März. Der Bericht des Unter - ausschusses zur Klärung des Phoebus-Skandals wird heute der Oesfentlichkeit übergeben werden. In ihm wird fefigestrllt, daß für die von der Seetransportabteilung unterhaltenen Unternehmungen insgesamt 19,7 Millionen Mark auSgegeben worden sind. Die «tatsrechtliche Der- anttvortung trägt der damalige RrichSwehrminister und der Chef der Marineleitung. Insbesondere stellt der Ausschuß fest, daß Äopilän Lohmann niemals eine Abrechnung vor - gelegt oder gar etwa «inen parlamentarischen Beirat für die Verwendung der Mittel bestimmt hat. Die Schlußfolgerun - gen auf Grund der gestossenen Feststellungen lauten dahin, zunächst eine völlige Liquidation aller Lohmann-Unter - nehmungen erfolgen zu lassen und alle Möglichkeiten wahr- zunehmen, zu den Rechtsansprüchen gegen Treuhänder, zu Ersparnissen durch Ablehnungen von DerpsNchtungen aus Wirtschaft-versprechen des Kapitän- Lohmann, ferner alle Möglichkeiten zur Abwehr übermäßiger Zins- und sonstiger Forderungen. Es wird außerdem festgesiellt. daß der Loh - mann-Fonds dem Rechnungshof zur Prüfung unterliegt. Er soll im Haushai sausfchutz am 1. Iuli einen Bericht über den Stand der Liquidirion der Lohmann-Unternehmungen vorlegen. Was die Gesamtbehandlung von Geheimfonds anlangt, so soll die Auflösung der Sonderfonds bei de» Ministerien umgehend erfolgen. « Der Unterausschuß scheint demnach weder festgestellt zu haben, welche Rolle die Lohmannschen Unternehmungen bei vertrag-- und gesetzwidrigen Rüstungen einnahmen, noch wird gesagt, daß der frühere Wehrminister und der Marinechef zum Schadenersatz angehalten und vor den Staatsgerichtshof gestellt werden sollen. Beides muh nachgeholt werden. Reichstag dicht vor Auslösung. Der A e l I e st c n r a I bei Reichstages hat am Freitag beschlossen, bas Rotxrcgramm bis zum 31. März erledigen zu lassen. 3n bet kommenben Woche sollen vormittags unb nachmittags Sitzungen abgehalten werben. Am Sonnabenb, 31. März, wirb bet Reichstag aufgelöst, bie Neuwahlen finben im Mai statt. Arbeitslosensürsorge. Das preußische Staatsmlnisterium hat dem StaatSrat einen Gesetzentwurf über bie Bereitstellung von Staatsmitteln zur verstärkten Förderung von Maß - nahmen der wertfchasffeuden Arbeltslosensür- s » r g e mit der Bitte um beschleunigte gutachtliche Aeußerung über - reicht. Hiernach soll dem StaatSministerlum ein Betrag von 75 Mil - lionen Mark für den genannten Zweck zur Verfügung gestellt wer - den, die durch den Finanzminister im Wege des Kredits zu be - schaffen find. Waldeck zu Preußen. Der Staatsvertrag über bie Ver - einigung Waldeck» mit Preußen Ist im preußischen Slaals- mlni|terium am23. Märzunierzeichnel worden. Die Ter - läge an die beiderseitigen Landtage wird unverzüglich erfolgen. loser Angst: denn ich konnte seinen Namen nicht finden, der mir auS der Hand gerutscht war. „Stanislaw, nicht springen! Nicht springen! Nicht. Bleib hier!" „Die holt den Anker ein. Ich gehe nicht auf ein Toten - schiff. Ich renne rüber zur ‘©orikke. Renne, ich renne, renne. Rüber. Komm!" Und er sprang. Er sprang. Da war kein Hafen. Da war kein Schiff. Da war kein Ufer. Alles See Alles Wogen. Er tat nur ein paar patschende Schläge. Dann sank er für Immer weg. Ich starrte rüber zu dem Loch, in das er gefallen war. Ich sah es in unendlich weiter Ferne. Und Ich rief: .Stanislaw! Lawskl! Bruder! Lieber, lieber Kame - rad, komm hierher! Hoiho! Hoiho! Hierher! Hierher!" Er hörte nicht. Er kam nicht. 6r kam nicht mehr hoch. Er tauchte nicht mehr auf. Da war kein Totenschiff. Da war kein Hafen. Da war keine Yorikke. Sr tauchte nicht mehr auf, no, Sir. Und daS war merkwürdig. Er tauchte nicht mehr auf, und ich konnte es nicht fassen, wie das zuging. Er hatte angemustert für große Fahrt, für ganz große Fahrt. Aber wie konnte er nur mustern? Er hatte doch kein Seefahrtsbuch. Sie würden ihn gleich wieder runter - feuern. Aber er kam nicht hoch. Der große Kapitän hatte sh» gemustert. Und treu hatte er ihn gemustert, auch ohne Papiere. „Komm, Stanislaw Koslowski," sagte der große Kapitän, „komm, ich mustere Dich freu und ehrlich für große Fahrt. Laß nur die Papiere. Brauchst keine bei mir. Fährst auf treuem und ehrlichem Schiff. Geh zum Quartier, Stanislaw. Kannst Du lesen, was über der Tür steht?" Und Stanislaw sagte: „3a, Käp'n. Wer hier einaeht, ist ledig aller Qualen!" Ende.