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»nblbar:  SDionottid,  2,50  A  (etnfdjl.  56  X  3ufttllunnec,cbübr),  woGenUich 
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yredafNon:  fffblanoftr.  11,  I.  firmfpr.:  Sammel -Nr.  C  5  Stepimn  1701; 
LOachrruf  C5  Stcpban2321  u.350,1.  Drranlro.Redakteur:  1»onl  tRu<|öut;n, 
eii.otM.  Buchhandlung:  Feblandsir.  11,  f^ernsvr.:  Sannnel-Rr.  L  5 
Stephan  1701,  Nachtruf  C  5  Stephan  2902.  Druckereikonlor:  isedlandftr.II,  I. 
yernfpr.:  Sannnel-Rr.  S  5  Stephan  1831.  Nachtruf  LH  Stephan  3032  u.  3683. 
•tag«iflenpretf<  oerstenen  sich  In  Reichsmark,  die  f  gespaltene  Ron» 
paretUeAtile  45  *.  Vrwate  3amilictmnf<iq,n  30  v  .  eutUnen» 
gooolc  35  1.  etea«nge!u<6<  25  4.  KI<iiKl!ln|«igMi  he  y  3-tlen 
die  Zeil»  30  4,  10  bi«  15  Zeilen  die  Zeile  35  4  K«Om M |«1U  3.50  * 
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Nummer  c  5  Stephan  1831,  Nachtrusch  Stephan  2461  <*e*»e 
f®*  •***  t»!»«**»«  2«O>.  vi  den  'riliale-  <V*  lUdri  und  in  a0«n 
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HambmgAltonaerMltzsdlatt 
Gegründet  1875 
Plummer  95  - 
DnaMBHM 
Donnerstag,  5.  April  1925 
54.  Jahrgong 
MlseWagenes  Agitatjensmonever  der  KPD. 
Dis  Hamvurger  Kommunisten  spalten  sich  selbst  vom  BürgerschastsprSsi-inm  aus 
CrKe  Schlappe  im  Lügenseldzug. 
Don  ihrer  Berliner  Zentrale  haben  die  Hamburger  Kom -
munisten  die  Anweisung  erhalten,  im  bevorstehenden  Reichs- 
kagi-wahlkamps  ihre  Angriffe  ausschließlich  gegen 
hie  Sozialdemokratie  zu  richten.  Aach  der  Art 
von  Marionetten,  die  nur  am  Draht  gezogen  zu  werden 
brauchen,  haben  sich  am  gestrigen  Abend  die  kommunistischen 
Abgeordneten  der  Bürgerschaft  auf  diese  ihnen  vorgeschrie -
bene  Kampsesweise  eingestellt.  Aber  sie  haben  sich  dabei 
auch  sogleich  die  erste  Schlappe  geholt.  Ihr  mit  Lug 
«nd  Trug  eingeleiteter  Versuch,  die  Sozialdemokratie  bei 
der  Wahl  des  Präsidiums  der  Bürgerschaft  in  ein« 
Lage  hineinzumanöverieren,  bei  der  am  Ende  eine  Einheits -
front  aller  bürgerlichen  Parteien  und  der  Sozialdemokratie 
gegen  die  Kommunisten  herausgekommen  wäre,  ist  elend 
gescheitert.  Die  politische  Perversität,  an  der  die  kommuni -
stische  Partei  schon  seit  ihrer  Entstehung  leidet,  ging  diesmal 
so  weit,  daß  ste  mit  aller  Gewalt,  die  von  ihnen  schon  vor  der 
Oktoberwahl  im  vorigen  Jahre  angekündigte  „große  Koali -
tion"  von  den  Deutschnationalen  bis  zu  den  Sozialdemokraten 
zustande  bringen  wollten.  Was  dabei  herauskam,  ist  aber 
nur,  dahdieKommunistenjetztArminArmmit 
den  Deutschnationalen  gegen  die  Koalition  der 
Sozialdemokratie  mit  den  bürgerlichen  Mittelparteien  zu -
sammenstehen! 
Wir  wollen  den  Hergang  der  Dinge,  der  bis  zu  den  Ver -
handlungen  zwischen  KPD.  und  SPD.  vor  dem  Ortsausschuß 
des  ADGB.  im  Oktober  vorigen  Jahres  zurückreicht,  kurz 
rekapitulieren.  Bei  jenen  Verhandlungen  war  festgestellt 
worden,  daß  die  Kommunisten  jede  verantwortliche  Mitarbeit 
in  der  Regierung  des  hamburgischen  Staates  ablehnlen,  daß 
sie  nur  einen  sozialdemokratischen  Senat  mitwählen,  aber  ihn 
sofort  wieder  stürzen  wollten,  wenn  er  sich  ihren  Anweisun -
gen  nicht  fügen  würde.  Rach  der  selbstverständlichen  Ab -
lehnung  dieses  Angebots  durch  die  Sozialdemokratie  war 
noch  die  Frage  besprochen  worden,  wie  sich  die  kommuni -
stische  Bürgerschaftsfraktion  zur  Beteiligung  am  Präsidium, 
also  anderLeitungderparlamentarischenGe- 
schäfte,  stellen  würde.  Damals  wurde  von  den  Kommuni -
sten  das  Versprechen  abgegeben,  daß  der  Vizepräsident, 
den  sie  in  den  Vorstand  der  Bürgerschaft  entsenden  wollten, 
die  Geschäftsordnung  streng  innehalten  und  auch  alle  son -
stigen  Pflichten  des  Amtes  loyal  erfüllen  würde.  Diesem 
Versprechen  seiner  Fraktion  gemäß  hat  denn  auch  Herr 
Gundelach,  nachdem  er  mit  den  Stimmen  der  sozial -
demokratisch-kommunistischen  Mehrheit  zum  ersten  Vize -
präsidenten  erwählt  war,  des  Amtes  gewaltet.  Es  lag  nicht 
die  geringste  Ursache  vor,  daran  zu  zweifeln,  daß  er  bei 
gleicher  Fortführung  der  Geschäfte  stets  wiedergewählt  wor -
den  wäre,  solange  die  kommunistische  Fraktion  nach  parla -
mentarischem  Brauch  ihrer  Stärke  nach  den  Anspruch  auf 
das  Ehrenamt  hatte. 
Run  geschah  es  vor  mehreren  Wochen,  daß  Gundelach, 
als  eben  sein  Parteifreund  Westphal  in  heftigen  Ausfällen 
gegen  einen  deutschnationalen  Zwischenrufer  polemisierte,  ein 
Schimpfwort  von  ihm  ungerügt  lieh.  Er  hätte  das  Ver -
sehen  —  wenn  es  eines  war  —  rasch  wieder  gutmachen 
können  durch  nachträgliche  Erteilung  des  fälligen  Ordnungs -
rufes.  Statt  dessen  versteiften  sich  die  Kommunisten  darauf, 
daß  der  von  Gundelach  vertretene  Standpunkt,  er  brauche 
überhaupt  keinen  Ordnungsruf  zu  erteilen,  unter  allen  Um -
ständen  aufrechterhalten  werde.  Das  war  glatterBruch 
Der  WseßsnZKsrn. 
Erzählung  von  Franz  Karl  Ginzkey. 
10]  
Herr  Pirkheimer  ließ  es  sich  nicht  nehmen,  bald  nach 
Dürers  Heimkehr  ein  üppig  Gastmahl  in  seinem  Hause  zu 
geben,  dem  geliebten  Meister  und  seinen  großen  Erfolgen 
vor  dem  Kaiser  zu  Ehren.  Er  hatte  dazu,  in  politischer  Art 
das  Erfreuliche  mit  dem  Nützlichen  verbindend,  eine  Anzahl 
ihm  befreundeter  „Martinianer"  geladen,  wie  sich  damals  in 
Nürnberg  die  Anhänger  Luthers  bezeichneten.  Da  war  vor 
allem  Herr  Profesior  Ehistoph  Scheurl,  vormals  Kollege 
Luthers  in  Wittenberg,  der  sich  sein  Plätzchen  gleich  zur 
Linken  des  Gastherrn  gesichert  hatte  und  ihn,  des  herrlichen 
Schmauses  froh,  verklärten  Blickes  betrachtete.  Er  würgte 
gleich  zu  Anfang  an  einer  Rede,  di«  er  auch  nicht  lange  be -
halten  konnte  und  worin  er  von  Herrn  Pirkheimer  dithy -
rambisch  behauptete,  es  sei  ihm  keiner  im  ganzen  Reiäie 
jemals  gleichgekommen  nach  „mannigfaltiger  Gelehrsamkeit, 
Rednergabe,  Staatsklugheit  und  hinwieder  nach  Ahncnruhm, 
Reichtum  und  ausnehmender  Gestalt".  —  Dies  mochte  aber 
Dürern,  der  zur  Rechten  des  geschmeichelt  lächelnden  Haus -
herrn  saß,  gar  wenig  behagen.  Der  Meister  besaß  keinen 
Sinn  für  solcherlei  schwülstige  Feierlichkeiten  und  so  lat  er 
nun,  um  das  Gleichgewicht  wieder  herzustellen,  was  dl« 
Laune  des  Augenblicks  ihm  eingad  —  er  schnupperte  an 
Pirkheimers  Aermel  herum  und  sagte  dann:  „Du  hast  Dich 
parfümieret,  o  Willibald!  Oh  sag,  wie  kann  ein  alte: 
Landsknecht,  wie  Du,  sich  noch  mit  Zidct  schmieren!"  —  Da 
lachten  sie  alle  und  Herr  Pirkheimer  nicht  zuletzt  und  es  war 
für  diesen  Abend  gar  viel  an  heiterer  Menschlichkeit  ge -
rettet  —  Doch  blieb  nicht  minder  dem  Ernst  sein  wohl -
gemessen  Teil.  Herr  Staupih,  Deneralvikar  der  deutschen 
Augustiner,  war  auch  zu  Gaste,  ein  kühner  wortgewaltiger 
Mann,  den  man  auch  „die  Zunge  des  Apostels  Paulus 
nannte.  Dieser  sowohl,  als  auch  der  scharfkantige  Stadt- 
jchreiber  Herr  Lazarus  Spengler  erzählten  in  flammender 
desvorhergegebenenVersprechens,  war  eine 
bewußte  Herausforderung  der  Bürgerschaft  und  insbesondere 
der  sozialdemokratischen  Fraktion,  mit  deren  Stimmen  der 
Kommunist  ja  nur  gewählt  worden  war.  Die  SPD.-Fraktion 
ließ  daher  der  KPD.-Fraktion  durch  das  gestern  bekannt- 
gegebene  Schreiben  wisten,  daß  sie  vor  der  Neuwahl  des 
Präsidiums  eine  Erklärung  der  kommunistischen  Fraktion 
fordern  müffle,  ob  die  Fraktion  sich  dem  über  die  Auslegung 
der  Geschäftsordnung  oetroffenen  Beschluß  des  Bürger -
schaftsvorstandes  vom  14.  März  fügen  wolle  oder  nicht. 
Wenn  nicht,  werde  die  sozialdemokratische  Fraktion  einen 
kommunistischen  Abgeordnete  nicht  wieder  zum  Vizepräsiden -
ten  wählen. 
Statt  einer  ehrlichen  Antwort  auf  diese  klare  Frage  gab 
nun  gestern  abend  der  kommunistische  Fraktionsvorsihende 
Wittorf  eine,  „Erklärung"  ab,  die  geradezu  einen  Rekord 
unverschämtester  und  verlogenster  Angriffe  gegen  die  SPD. 
darstellte.  Wenn  die  bolschewistische  Agitationszentrale  in 
Berlin  für  ihre  oben  gekennzeichneten  Kampfesmethoden 
etwa  Prämien  ausgelobt  haben  sollte,  dann  wird  Wittorf 
sicher  eine  davon  erhalten.  Er  begann  mit  der  schwindel -
haften  Behauptung,  die  Sozialdemokratie  habe  bei  der 
Koalitionsverhandlungen  mit  den  bürgerlichen  Parteien  ver -
abredet,  daß  statt  des  kommunistischen  ein  deutschnationaler 
Vizepräsident  gewählt  werden  sollte.  Kein  Wort  an 
dieser  Behauptung  ist  wahr!  Die  sozialdemo -
kratische  Fraktion  hat  vielmehr  stets  den  Standpunkt  ver -
treten,  daß  ein  Kommunist  als  Vertreter  der  zweitstärksten 
Fraktion  als  erster  Vizepräsident  gewählt  werden  müsse. 
DieKommunistenselbsthabendurchihrVer- 
halten  die  Wiederwahl  Gundelachs  unmög -
lich  gemacht;  sie  haben  sich  damit  selbst  von 
der  Leitung  der  parlamentarischen  Ge -
schäfte  ausgeschlossen.  Diese  Preisgabe  der  von 
den  Kommunisten  angeblich  vertretenen  Arbeilerinteressen  ist 
durch  kein  Täus6)ungSmanöver  zu  vertuschen.  Die  Kommuni -
sten  wollen  jedes  Parlament,  also  auch  die  Hamburger  Bür -
gerschaft,  arbeitsunfähig  machen.  Darum  provozieren  sie 
Skandal  über  Skandal,  darum  scheuen  sie  vor  jeder  Ver -
antwortung,  selbst  vor  der  für  ihre  eigenen  Untaten,  zurück, 
darum  unterstützen  sie  die  Deutschnationalen  im  Kampf  gegen 
die  Sozialdemokratie. 
Diesmal  ist  es  ihnen  allerdings  nicht  gelungen,  einen 
Deutschnationalen  an  Gundelachs  Stelle  ins  Präsidium  der 
Bürgerschaft  zu  bringen.  Denn  nur  darauf  spekulierten  sie, 
als  sie  sich  selbst  von  dem  ihnen  zustehenden  Sih  aus -
schalteten.  Wie  hätten  sie  gegen  die  SPD.  mit  Gift  und 
Galle  gewütet,  wenn  neben  Leuteritz  und  einem  Volks- 
parteller  noch  ein  Deutschnationaler  ins  Präsidium  gekommen 
wäre!  Durch  das  Ungeschick  ihrer  Verbündeten,  der  Deutsch- 
nationalen,  ging  dieses  Manöver  fehl.  Dafür  ist  nun  ein 
nur  aus  den  Koalitionsparteien  gebildetes  Präsidium  zu -
stande  gekommen,  und  dieses  wird  nach  der  gestrigen  Feuer -
probe  wohl  imstande  sein,  die  Obstrukttonsgelüste  der  Re -
aktionsparteien  links  und  rechts  niederzuhalten.  So  hat 
sich  der  Sinn  des  Wahlausfalls  vom  19.  Februar  dennoch 
erfüllt,  und  wenn  in  den  kommenden  Wochen  öfters  noch 
der  Bürgerschafissaal  von  Agitationsreden  zur  Reichstagü- 
wahl  wiederhallt,  so  wird  dafür  gesorgt  sein,  daß  die  werk -
tätige  Bevölkerung  draußen  klar  erkennt,  wer  hier  Recht 
und  Wahrheit  achtet  und  wer  darum  ihr  Vertrauen  ver -
dient:  nicht  die  oerantwortungsscheue,  lügenhafte  KPD„ 
sondern  die  verantwortungsbewußte,  arbeitsbereite  Sozial- 
demokratic! 
Rede  vom  großen  Ringen  des  Mannes  aus  Wittenberg,  und 
es  brach  aus  dumpfem  Grollen  allmählich  und  immer  un -
widerstehlicher  in  all  diesen  schlagbereiten  Männern  die  eiserne 
Absicht  hervor,  „dem  Papste  Urlaub  zu  geben  für  alle  Zeit". 
—  Der  Herr  des  Festes  aber,  Herr  Willibald  Pirkheimer, 
saß  stolz  und  froh  an  der  Spitze  dieser  wohlerlesenen  Gesell -
schaft  gelehrter  und  berühmter  Freunde  und  fühlte  den  Atem 
einer  neuen  Zeit  über  all  diesen  Häuptern  wehen.  —  Er 
ahnte  nicht,  daß  in  nicht  allzu  ferner  Stunde  des  Papstes 
Bannfluch  chn  gar  hart  und  unnachflchtllch  treffen  und  in 
tiefe  Bestürzung  und  Seelennot  versehen  werde.  —  Noch 
weniger  aber  konnte  er  ahnen,  er  werde  selbst  einst  der 
freudig  begrüßten  neuen  Lehre  und  all  diesen  streitbaren 
Männern  entmutigt  den  Rücken  kehren  und  sich  reumütig 
zur  alten  Kirche  zurückbekennen,  in  Aengsten  vor  „bar -
barischer  Zerstörung  aller  tieferen  Wissenschaft  und  Geistes -
bildung".  —  Das  ahnte  er  damals  noch  nicht.  —  Der  Meister 
aber  mit  den  forschenden  Blicken  und  dem  wehmütig  gütigen 
Lächeln  um  den  schönen  Mund,  Herr  Albrecht  Dürer,  lauschte 
den  streitbaren  Reden  in  Andacht  und  tiefbesinnlicher  Freude 
an  allem  Lebendigen.  —  sthn  freute  nicht  minder  als  die 
rauschende  Fahrt  auf  neuen  GotteSwegen  das  herbstlich  ge -
rötete  Laub  bei  wilden  Weins,  das  die  grünlich  schimmern -
den  Glaspokale  umrankte;  das  buntgehäufte  lachende  Obst 
auf  den  zinnerndcn  Schüsseln;  das  spiegelnde^Lichtergehusch 
auf  den  silbernen  Tellern  und  Krügen.  —  Die  Fenster  standen 
hoch  und  weit  der  blauen  Nacht  geöffnet  und  über  die 
schlafenden  Dächer  des  Marktes  sichelte  der  Mond  vorüber, 
blank  und  kühl.  —  —  Die  andern  Gäste  waren  längst 
geschieden,  als  Dürer  in  der  tiefen  Nacht  noch  immer  an  der 
Seite  des  Freundes  saß.  Es  war  so  der  beiden  Gepflogen -
heit,  nach  dem  Trubel  solcher  festlicher  Gelage  noch  ein  lehteS 
gutes  Wort  zum  Glase  zu  sprechen.  —  Dürer  mußt«  vom 
Kaiser  erzählen,  wie  et  ihn  „in  seinem  kleinen  Stühle  hoch 
oben  auf  der  Pfalz"  mit  Kohle  kunterfeyt,  In  fiebernder  Eile 
und  doch  mit  gutem  Glück.  Der  Kaiser  habe  sich  nur  schwer 
zur  Ruhe  bequemt  und  fein  ritterlich  lachendes  Auge  [el  wie 
Re  Revaraiiensdedalle  sebl  fort. 
Rundreise  Parker  Gilberts. 
SPD.  Parii,  5.April.  Die  Pariser  Morgenblätter  be -
richten  eingehend  von  der  Reise  de«  Reparationsagenlen  Parker 
Gilbert,  der  Henle  in  Rom  einfieffen  wird.  Parker  Gilbert  hatte 
sich  vor  seiner  gestrigen  Abreise  nach  Rom  vier  Tage  in  Paris 
aufgehalten  und  eingehende  Besprechangen  mit  dem  Minlster- 
prästdenlen  Poincare  geführt.  Wenn  auch  der  Exelfior  betont, 
daß  Parker  Gilbert  alle  drei  Monate  eine  Reise  unternimmt,  die 
ihn,  wie  auch  diesmal,  nach  London,  Paris  und  Rom  führe,  um 
mit  der  Reparalionskommisfiou  und  den  interalliierten  Regie -
rungen  Fühlung  zu  nehmen,  so  muh  das  Blall  doch  zugeben,  dah 
ein  Hinweis  aus  die  Rede  Poincare«  in  Tarcasonne  der  dies ¬ 
maligen  Reise  des  Reparationsagenlen  ganz  besondere  Bedeutung 
beijumeflen  wäre.  Rach  dem  Malin  ist  Parker  Gilbert  vor 
seinem  Pariser  Ausenihalt  einige  Tage  in  Loudon  gewesen,  »• 
er  mit  Beamten  der  Bank  von  England  und  des  britischen 
Schatzamts  konferierte.  Auf  Grund  dieser  Besprechangen  mit 
dem  Ministerpräfidenten  Poincare  soll  Parker  Gilbert  angebllch 
die  Ueberzeugung  gewonnen  haben,  dah  fich  die  französische  Re -
gierung  grundsätzlich  einer  Festsetzung  der  deutschen  Reparations- 
schulden  und  einer  Beschränkung  der  Jahresleistungen  nicht 
widersetzen  «erde,  falls  gleichzeitig  daS  Problem  der  inter -
alliierten  Schulden  eine  Regelung  erfahre.  3n  Rom  wird  Parker 
Gilbert  eine  eingehende  Besprechung  mit  dem  iotlienischen 
Finanzminister,  dem  Grafen  Bolpi,  haben. 
SteuW  Kamps  gegen  Mensembe. 
Abwehr  beliWimlwnoleil  Aeibenr. 
Gestern  gaben  wir  die  Darstellung  wieder,  wie  1914  und 
1917  der  damalige  preußische  Innenminister  v.  Dallwitz 
mit  5  Millionen  Etaaisgeldern  den  damals  konservativen,  jetzt 
deulschnationalen  Zeitungskonzern  H  n  g  e  n  b  e  r  g  .ftnan- 
ziert  hat.  Der  Konzern  gibt  große  Zeitungen  heraus  und  ver -
sendet  Matern  und  Aussätze  an  eine  Unmenge  Blätter.  Die 
preußische  Regierung  lügnerisch  herunterzureihen,  ist  Haupt -
bestreben  des  Konzerns.  3ebe  Aeußerung  der  preußischen  Re -
gierung  unterdrückt  oder  verfälscht  der  Konzern,  systematisch 
werden  von  seiner  Presie  besonders  die  Bauern  angelogen.  3n 
der  Form  eines  Rechenschaftsberichts  Hal  neulich  Sozialminister 
H  i  r  t  s  I  e  s  e  r  daraus  geantwortet,  er  zeigte: 
Preußen  hat  Millionen  für  die  mittleren  und  kleineren 
Landwirte  gegeben,  es  hat  geholfen,  wo  es  konnte. 
Aber  des  Ministers  Wort  dringt  nicht  zu  den  Bauern,  die 
deutschnatlonale  Presie  bat  die  Rede  einfach  unterschlagen, 
zum  Beispiel  in  Pommern,  dem  Ursprungsbezirk  der  deutsch- 
nationalen  Bauernrevolte,  bat  kaum  ein  Blatt  die  Rede  gebracht 
Sehr  begreiflich,  denn  Hirtsieser  hat  das  deutschnationale  Geschrei 
gründlich  widerlegt. 
Um  doch  an  die  Bauern  heranzudringen,  hat  die  preußische 
Regierung  einen  neuen  Weg  eingeschlagen.  Sie  hat  von  den 
Nachgeordneten  Behörden  Berichte  darüber  angefordert,  welchen 
Zeitungen  der 
Rechenschaftsbericht  des  preuhischen  Kabinetts  beigelegt 
werden  kann  und  zu  welchem  Preise.  Die  Folge  der  amtlichen 
Nachfrage  war,  daß  deutschnationale  Blätter,  die  anfänglich  auf 
die  Wiedergabe  des  Rechenschaftsberichts  verzichtet  hatten,  ihn 
ihrer  Auflage  beilegten,  nachdem  dafür  die  übliche  Bezahlung  in 
Aussicht  gestellt  worden  war. 
3n  der  Mut  des  Uebeltäters,  der  seine  Anschläge  durchkreuzt 
sieht,  schimpfen  nun  Deutschnationale  und  behaupten,  die  preußische 
Regierung  verübe  durch  ihr  Borgehen  unzulässige  W  a  h  l  - 
beeinflussen  g.  Das  ist  selbstverständlich  dummer  Schnack 
Zede  Regierung  hat  die  Pflicht,  dem  Volke  zu  zeigen,  was 
sie  In  den  letzten  Jabren  geleistet  bat.  Wer  nichts  zu 
zeigen  h  a  t  —  wie  der  Bürgerblock  —  muß  ans  dieses  Recht 
natürlich  verzichten.  W  i  t  gestehen  es  jedenfalls  auch  der 
Bürgerblockregierung  zu;  aber  wir  fürchten,  daß  sie  sich  bei  ihrer 
Pleite  sehr  wohl  hüten  wird,  auch  nur  den  Versuch  einer  Rechen -
schaft  vor  ihren  Dählern  zu  machen. 
Allerdings  können  wir  der  preußischen  Regierung  einen  Weg 
zeigen,  wie  sie  noch  bester  an  die  weitesten  Bevölkerungskreife 
herankommt;  ein  Weg,  der  sich  bei  bet  Lholeraepidemie  in  Ham -
burg  bewährt  hat.  Damals  hat  der  hamburgische  Senat 
sich  an  die  Sozialdemokratische  Partei  gewendet 
mit  dem  Ersuchen  nm  Verbreitung  von  ausklSrenden  Flug -
blättern;  gern  und  getreu  hat  die  Sozialdemokratische  Partei 
dem  Ersuchen  entsprochen.  Gleichen  Dienst  könnten  die  Parteien 
der  preußischen  Koalition  der  Regierung  und  dem  Volk  leisten. 
Wtinationolt  Memeuche  ist  Wimmer 
als  ekoiera. 
* 
Preußen. 
3n  preuhen  wurden  ernt  Anzahl  reatiio« 
närer  Beamter  zm  Disposition  gesieiit. 
Ammer  herunter  damit!  Um  so  kräftiger  grünt  der  Daum. 
auf  Suche  nach  Arbeit  gewesen  inmitten  dieses  Stündleins 
Untätigkeit.  Und  weiter  erzählte  er,  er  habe  dem  Kaiser  eine 
Skizze  für  den  Triumphzug  entwerfen  müssen,  und  jener  habe 
selbst  die  Kohle  zur  Hand  genommen,  ihm  zu  zeigen,  wie  er's 
mein«.  Doch  sei  die  Kohle  in  deS  Kaisers  Fingern  immer 
wieder  abgebrochen,  worauf  der  Kaiser  verwundert  gefragt, 
wieso  dies  Dürern  nicht  auch  geschehe.  Da  sagte  Ich: 
„Gnädigster  Kaiser,  ich  möchte  nit,  dah  Euer  Majestät  ge -
schickter  zu  zeichnen  verstünden  denn  ich!"  —  Da  hieb  Herr 
Pirkheimer  vor  Freude  auf  den  Tisch  und  lachte,  daß  die 
Lichter  flackerten:  —  „Jfcr  Leute  von  der  Kunst  dürft  allzeit 
freier  reden  alS  ein  Reichsmarschall!"  —  „DaS  macht,"  er -
widert«  Dürrr,  „weil  wir  allzeit  zu  guter  Letzt  nur  Gott 
dem  Herrn  verpflichtet  sind."  —  „Darum  seid  ihr  auch  ein 
hoffärtig  Volk!"  —  „Wenn  echte  Kunst  hoffärtig  macht,  so 
sag'  ich  Euch,  eS  wär«  niemand  hoffärtiger  denn  Gott  selbst, 
der  alle  Kunst  geschaffen  hat.  Da«  aber  kann  nit  sein!"  —- 
So  stritten  die  beiden  hm  und  wider  und  e«  war  doch  kein 
Streit;  ei  war  nur  ein  zwiefach  Genießen  der  schönen  Welt 
und  ihrer  Wunderlichkeiten  von  hüben  und  drüben.  —  „Fast 
hätt'  ich  nun  vergessen.  Euch  ein  Ding  zu  zeigen,  das  Euch 
erfreuen  wird!"  sagte  Dürer  unvermittelt  und  zog  ein  flaches 
Päckchen  au«  der  Tasche,  da«  er  Pirkheimern  überreichte.  — 
Dieser  entfernte  begierig  verschiedene  Hüllen  au«  zartem 
Papier  und  sah  zuletzt  «in  Täfelchen  an«  blankem  Kupfer 
vor  sich,  nicht  größer  als  eine  ausgewachsene  Männerhand. 
—„Ei,  sieh  doch,"  rief  er,  potztausend,  da  haben  wir  ja 
wieder  die  FellcltaS!"  —  „DaS  ist  mir  recht,  daß  Zhr  sie  schon 
im  Kupfer  erkennt“,  nickte  Dürer  befriedigt.  „Ich  hab'  da« 
Bildlein  in  Augsburg  gestochen,  zu  Zeiten,  da  ich  niemand 
kunterseyte.  Es  ward  ein  Dkig,  da«  mancherlei  sagen  soll." 
—  Herr  Pirkheimer  hielt  das  Täfelchen  anS  Licht  und  sah 
e«  lange  forschend  an.  —  Felicifa«  saß  in  all  ihrer  Anmut 
und  Schönheit  auf  einem  großen  behauenen  Steinblock,  an -
getan  mit  der  edekschlichten  Gewandung  der  vornehmen 
Nürnbergerinnen.  Aus  dem  lichtüberzitterten  Haupte  trug 
sie  diesmal  an  Stelle  des  Nosenkränzlein«  ein  prächtiges 
Kettendiadem  mit  funkelnden  Steinen.  Der  kleine  paus -
backige  Heiland  in  ihrem  Schoße  schien  sie  ungeduldig  am 
Gewand  zu  zupfen,  sie  aber  achtete  seiner  nicht.  Ei«  sah  mit 
den  großen  fragenden  Augen  dem  Beschauer  unverwandt 
in«  Antlitz.  Jn  der  Rechten  hielt  ste  einen  Apfel,  als  selig 
heiliges  Symbol.  3hr  zu  Häupten  frugen,  wie  auf  dem 
früheren  Mlde,  zwei  flügelschlagende  Engel  eine  fürstlich 
strahlende  Krone.  Ansonsten  aber  zeigte  sich  nirgends  irgend -
ein  himmlischer  Bote  und,  im  Gegensatz  zu  dem  früheren 
Bilde,  das  wie  aus  unendlichem  Himmelsjubel  heraus -
geschnitten  schien,  war  diesmal  nur  die  Lieblichkeit  irdischen 
Dasein«  zu  ihrem  Rechte  gelangt:  aus  einem  schlichten 
Vordergrund,  wo  Gras  und  Kräuter  fich  behaglich  sonnten, 
geriet  der  Blick  über  welliges  Erdland  auf  eint  spiegelnde 
Meereslandschaft,  die  ihrerseits  wieder  über  ein  fernes  um- 
waldete«  Schloß  und  ein  dämmernde«  Vorgebirge  mit 
wunderbarer  Sehnsucht  in  den  hohen  wolkenlosen  Himmel 
wies.  —  DaS  Sonderbare  aber  war  —  es  zog  sich  mitten 
durch  die  feingetönte  Landschaft,  knapp  hinter  dem  Rücken 
der  Madonna,  mit  unabweislichcr  Deutlichkeit  und  Schärfe 
ein  hölzerner  Zaun  dahin,  der  daS  Bild  von  einem  Ende  zum 
andern  in  halber  Höhe  durchschnitt.  Er  schien  in  seiner 
grellen  Wirklichkeit  für  sich  selbst  nicht  minder  wichtig  zu 
sein,  als  alle«  ander«  zusammengenommen.  Es  war  ein 
plumper  ungekünstelter  Miesenzaun,  an«  roh  behauenen,  in 
die  Erde  gerammten  Pflöcken  geschaffen,  dessen  oberen  Lauf 
ein  struppige«  Weidengeflecht  oerbani.  —  „Nun  sagt  mir," 
quälte  sich  Herr  Pirkheimer  kopfschüttelnd  ab,  „wat  wolltet 
jhr  mit  diesem  Zaun?  Zch  seh'  allüberall  ein  selig  Matz  an 
Wärme,  holder  Weiblichkeit  und  freunNlcbtr  Natur  und 
nun  habt  jhr  mir  mit  diesem  verteufelten  Zaun,  dessen 
morsches  Holz  man  zu  riechen  glaubt,  den  ganzen  HimmelS- 
traum  inmitten  entzweigeschnitten."  —  „So  ist  ei,"  raunte 
Dürer,  wohl  mehr  für  sich,  al«  für  den  andern,  „es  ward  ein 
Traum  inmitten  entzweigeschnitten!"  —  „Wie  meins  3hr?" 
fragte  Pirkheimer  und  lugte  scharf  nach  dem  Freunde.  — 
(Fortsetzung  folgt.)