Stepban 1 Vernspr.: Nummer 140 Montag, 21. Mar 1928 54. Jahrgang en. oetfiebtn sich tu Rttch«m«l, Ne I'g«spalt«m Non. poreuieseil« *5 *. prtooU 3owJIU.anj«l fl «ö 30 4. ei«Oenan. 35 4. ei.n«9«|u4< 25 4. »leinetiuteie*«. bt« 9 Seilen Me Seite 30 4, 10 bi« 15 Seiten die Seite 35 * Stetlmoeielle 330 A Anzeigen müssen im voraus oder sofort bejoblt werden. »nydoenrnnMOoM SebtonWrofte 11, Aadiport., Setr.irredjer: Lammel, jummerC5<5 io daß sie erneut hinten herum mit den alten Ver- “Pöeten Fühlung nehmen können. Der Teilerfolg der Kommunisten bleibt weit hinter dem Erfolg der Sozialdemokratie zurück, er verstärkt denSchrei gegen den Kapitalist ischen Gesellschafts- zustand. Es ist die Not, die die Massen den politischen Dr. Eisenbärten zutreibt, links den Kommunisten, rechts den wüsten Politikern vom Schlage der Hitler und Genossen. Vernehmen die Führer vom Zentrum, der Volks- Partei und der Demokraten den Schrei? Ihnen hat wahrlich die Wahl deutlich genug gemacht, daß die Volks - masse das politische Recht sozial wertet: wehe der bürger - lichen Gesellschaft, wenn sie sich taub stellt! Aus der Volks - partei kommt jedenfalls ein erstes Anzeichen, daß sie die Zeichen der Zeit nicht versteht: ihre Presse weih zunächst nur zu sagen, daß infolge des starken Anwachsens der Sozialdemokratie eine Regierungsbildung k a u m m ö g l i ch und der Reichstag ein kurzes Leben haben werde. Kündet diese Aeußerung ein Gedankenspiel von der Art, wie es Herrn v. K e u d e l l nachgesagt wird: Auslösung als Weg zur Diktatur? Dann freilich würde das deutsche Volk bald zu beweisen haben, daß es nicht nur eines Ausbruchs der gekränkten Moral fähig ist, sondern daß es sein Recht zu verteidigen und gegen alle Feinde zum Sieg zu führen weiß! Die Nleberlage der bürgerlichen Parteien. Der Sozialdemokratische Presiedienst gibt auf Grund der um 7 Uhr morgens vorliegenden Meldungen folgenden vorläufigen Ueberblick über die Wahlergebnisse im Reich: Die Sozialdemokratie ging glänzend aus dem Kampf hervor, sie marschiert stärker als zuvor als erste Partei der deutschen Republik an der Spitze. Die Kosten zahlen mehr oder weniger alle Parteien des Bürgerblocks. Katastrophal sind die Deutschnationalen getroffen worden. Bon 111 Mandaten bleiben ihnen wahrscheinlich nicht viel mehr als 75, von 6,2 Millionen Stimme^ haben sie vor - aussichtlich annähernd l,b Millionen Stimmen eingebaut. Sie dürfte trotzdem die zweitstärkste Partei bleiben. Aber sie ist ge - schlagen wie selten eine große Partei. Sie haben nach einem jämmerlichen Gastspiel inober Wilhelmstrahe abzutreten. Das Zentrum hat zwar nicht in dem Ausmaß an Stimmen verloren, wie seine deutschnationalen Koalitionsfreunde von gestern, aber auch an ihm ist das Bolksgericht nicht vorübergegangen, es hat überall an Stimmen eingebüßt. In der Stadt wie auf dem Lande. 3n Scharen sind Ihnen die Arbeitnehmer davongelaufen, mehr als , 55 000 Stimmen wurden allein in dem Wahlkreis deS Reichs - kanzlers Marx In Düsseldorf-West elngebüht. Rund 10000 Stimmen sind in Köln, der Metropole des Katholizismus, ver - loren worden, während die Sozialdemokratie etwa 20 000 Stimmen gewinnen konnte. 3n andern Bezirken ist es nicht viel anders. Acht Mandate sind voraussichtlich dahin. Selbst in seiner ba- d'schen Hochburg hat daS Zentrum nicht einmal seine Stimmen zu halten vermocht. Mit Köhler als Spitzenkandidat büßt es fast 40 000 Stimmen ein. Bon bisher 6 Mandaten bleiben Ihnen 5. 3n Württemberg hat das Zentrum für die nächste Zeit auf die Anwartschaft der stärksten Partei verzichten müssen. Es wurde von der Sozialdemokratie abgelöst. Das Ist die Antwort auf den Streich gegen Wirth. Die Bolkspartei steht ebenfalls wie ein Betrübter am Grabe Ihrer übermäßigen Hoffnungen. Sie hat geträumt, auf Kosten der Deutschnationalen mit Stresemann ein verhältnismäßig gutes Geschäft machen zu können. Die Rationalisten sind Ihr zuvorgekommen, sie haben zu einem geringen Teil eingeheimst, was die nationalen Liberalen von ehedem auf Kosten der Deutschnationalen Bolks - partei erwarteten. 3m allgemeinen Ist jedoch auch die nationa - listische Partei den Weg des Niederganges gegangen. Mit den Antisemiten können in Deutschland für die Zukunft keine großen Lorbeeren mehr geerntet werden. Berelnzelt hat die Bolkspartei ihren Freunden zur Rechten zweifellos Stimmen abgegeben. Sie hat dafür aber anderwärts wesentlich verloren und kehrt ver - hältnismäßig stark geschwächt in den Reichstag und in den Preußischen Landtag zurück. Es bleibt ihr vor - aussichtlich nicht einmal der Trost, hinsichtlich der Stärke der Partei wieder den vierten Platz einzuuehmen. Berloren Haden auch die Demokraten. Sie hatten gehofft, mindestens mit alter Stärke zurückzukehren und glaubten, von dem Stimmenschwund bei der äußersten Rechten etwas zu profitieren. Bon 32 Mandaten dürsten ihnen 23 bleiben. Die Wirtschaftspaktes hat hereingeholt, was di Demokraten ansängllch für sich in Aus - sicht stellten. Sie wird ihre Mandatsziffer von 19 auf 29 erhöhen, während die Bolksrechtpartei voraussichtlich völlig leer ausgeht. Sie bat bisher in keinem Wahlkreis 60 000 Stimmen erreicht. Für die praktische Politik besagt der Erfolg der Wirt - schaftspartei nichts. Gewonnen Haden außer der Sozialdemokratie in er- wähnenswertem Ausmaß nur noch die Kommunisten. 3b re Mandate und Stimmenzahl von Mai 1924 haben sie Die Reichseegierung tritt zurück! SPD. Berlin, 21. Mai. Di« Reichsregierung wird sich am Dienstagvormittag mit dem Wahlergebnis besassen und den Reichskanzler beauftragen, dem Reichspräsidenten die Demission zu unterbreiten. Der Reichspräsident dürft« jedoch vor der Feststellung des endgülttgen amMchen Wahl- ergebnisteS mit den Verhandlungen über die Neubildung der Regierung offijieD nicht beginnen. jedoch nicht erreicht. Bon den 64 Sitzen fehlen wahrscheinlich immer noch über ein Dutzend. Der Gesamteindruck? ®n starker Ruck nach links im Reich wie in Preußen, In Bayern wie in Württemberg. Insbesondere die preußische Regierung steht stärker dar denn je. Sie sollte gestürzt werden und Hai gewonnen. Sie ist gestärkt, während ihre schlimmsten Feinde fast niedergerisien sind. Hamburgs Gozjalbemskrattr gewinnt 52 001) Stimmen! Hochburg der Sozialdemokratie. Das ist das Grandiose dieses Wahltages für Hamburg: Die Sozialdemokratie vermochte nicht nur ihre Stimmen - zahl von den letzten Bärgerschaftswahlen wieder zu er - reichen, sondern sie errang darüber hinaus noch fast 8500 Stimmen mehr. Die Grö^e dieses Wahlsieges liegt darin, daß dieser —Erfolg erkämpft wurde von einem außerordent - lich arbeitsfreudigen Funktionärkörper gegenüber einer fast geschlossenen Kampffront aller bürgerlichen Parteien mit Einschluß der Kommunisti - schen Partei. 8500 Stimmen gegenüber der Februar - wahl, fast 52 000 Stimmen gegenüber der Aeichstagswahl vom Dezember 1924 gewonnen! Das ist ein eindrucksvolles Vertrauensvotum für die Sozialdemokratie, ihre positive aufbauenden Politik und ihren zielklaren politischen Ge - staltungswillen. Die Hamburger Sozialdemokratie stellt ihren Erfolg an die Seite der überwältigenden Siege, die die Sozialdemokratie in fast allen Teilen des Reiches erkämpft hat. Der Ham - burger Sieg wird noch unterstrichen durch die Tatsache, daß die Deutschnationale Volkspartei fast 50 000 Stimmen gegenüber 1 924 und aber - mals 5000 Stimmen gegenüber der letzten Bürgerschaftswahl verloren hat. Das ist die Quittung für die volksfeindliche ‘Politik dieser führenden Bürgerblockpartei. Die Wähler, die das deutschnationale Schiss verlasien haben, haben noch nicht alle den Weg nach links gefunden. Sie sind zum Test abgewanderl in daS Lager der Nattonalsozialisten und in das Lager der Deut - schen VolkSpartei. Die Bolkspartei kann in Ham - burg einen Gewinn von 10 000 Stimmen verbuchen. Die Demokraten müssen die fehlende Zugkraft des Bürger - meisters mit über 7000 Stimmen bezahlen. Mit einem kleinen Gewinn haben die Kommunisten abgeschnitten. 3hre Verantwortungslosigkeit und ihr HyperradikaliSmuS finden leider in der Arbetterschast immer noch einige Sympathien. Doch die Sozialdemokratie in Hamburg ist weit über doppelt so stark wie die KPD. Das ist eine Tatsache, di« auch der gestrige Wahltag wieder erhärtet hat. Die So - zialdemokratie ist und bleibt b le Partei der Werktätigen. Für sie wird auch daS Wahl - ergebnis vom 20. Mai ein erneuter Ansporn sein, mit Tat - kraft und Entschlosienheit in ihrem Wirkungsbereich, der mannigfache Aufgaben stellt, für den Aufstieg der breiten Schichten des Volkes praktische Arbeit zu leisten. Hamburg ist rot! Hamburg gehört nach dem Willen seiner Bevölkerung unter die Führung der Sozial- demokratte. Das ist erneut die Lehre auch der nunmehr vollzogenen Wahl! Das $ambmge« Wahlergebnis. 28, Mai 1928 7. Dezember 1924 Bürgerschaft Februar 1928 Sozialdemokraten . . . . . 855 077 203431 246 685 Deutschnationale SS 918 136510 94048 Zentrum ........... 10 759 10913 9402 Bolkspartei .......... 95 708 83 059 85 507 Kommunisten ♦ ♦ ♦ 116121 80250 114257 Demokraten . . . . 80 350 78923 87 553 Linke Kommunisten ........ 2419 — — Wirtschaftspartei ........ 16363 — 2ü 136 Nationalsozialisten........ 17 753 14479 14 760 Völkisch-Nationaler Block ..... 2 281 ■ ' 1 ■ Bauern- und Landvolkpartei .... 432 *— Deutsch-Hannoveraner ...... 504 892 Volksrechtpartei ......... 3880 7845 5 609 Ledige 572 — — Teutsch-Loziale 479 698 Alte Sozialdemokraten 1 101 — — Hamburg stellt 8 Abgeordnete. Sie Sewablttn. Rach dem Wahlergebnis In Hamburg entfallen auf Hamburg 8 Reichstagsmandate. Gewählt sind die Sozialdemo - kraten Peter Graßmann, 3ohanne Reitze, Adolf Biedermann und Paul Bergmann, der Seutf(b nationale Gottfried Gok, der BolkSparieiler Walter Dauch, der Kommunist Ernst Thäl - mann und der Demokrat 3ohanneS Büll. ES schien zunächst, als würden die Kommunisten mit Hilfe von Reststimmen auS Schleswig-Holstein noch ein zweite» Mandat erringen. DaS tritt nun jedoch nicht ein, da zu den 56 121 kom - munistischen Reststimmen In Hamburg nur 2078 RestsNinmen au» SchleSwIg-Holstein hinzukommen, die zur Wahi eint» Abgeord - neten, für die 60 000 Stimmen notwendig sind, nicht ganz auS- reichen. Die ganzen Stimmen fallen also auf die Aeichsllfie der KPD. Auch alle andern Parteien Hamburgs erringen mit Hilfe Schleswig-Holsteins kein weiteres Mandat. Umgekehrt erringen die Demokraten in SchleSwig-Holpeln mit Hilft bet Ham ¬ burger Reststimmen ein Mandat. Auf den Demokraten Tanhen sind in Schleswig-Holstein nur 44 711 Stimmen ent - fallen. Da von Hamburg 20 350 Stimmen hinzukommen, ist der oldenburgische Ministerpräsident a. D. Tanhen gewählt. Die Deutsche Bolkspartei erringt eben- soll» mit Hilfe der Reststimmen in Schleswig-Holstein noch ein zweites Mandat. 3n SchleSwig-Holsteln sind 4? 901, in Hamburg 35 708 Stimmen verblieben. Hamburg hat also dem zweiten volksparteilichen Kandidaten zu feinem Mandat verholftn. Bel der WlrtschastSpartel und bei den National - sozialisten reichen die Stimmenzahlen von Schleswig-Holstein und Hamburg nicht zu einem Mandat au». Bei fast allen Parteien gehen also große Stimmenzahlen auf die Reichsliste über. ®a<• gilt besonders auch für ble Sozialdemokratie. 3hre Reststimmen für SchleSwig- Holfirin betragen 38 892 und für Hamburg 15 077. 6 4 fehlen also eben über 6000 Stimmen an dem 5. so - zialdemokratischen Mandat für Sch 1 eSw! g - Holstein. Diese« geringe Mank« kommt der sozialdemo - kratische« Reichsliste zugute uf- •en, ien )ett 932 der ern >en, an - bei vir die !t)f, die er- che Dt- ben ■em: >del bei ien ben ge- Se ¬ her ein niS KS- zen die iuS. die der llot ■