13032 u.3663. 54. Jahrgang Dienstag, 25. August 1925 Ke logg PakS in Paris unterzeichnet! Ser feierliche AN. WTB. Paris, 27. August. Der feierliche Akt der Lntcrzeichnuug des AnlikriegSpakkeS. den Briand in seiner Ansprache den „P a k k v o n P a r i S" genannt hat, erfolgte 3,45 ishr nachmittags im Uhrensaalc des franBfischen Mini- «criums für auswärtige Angelegenheiten. Als erster unter- «jchaele Reichsaußenminister Dr. Stresemann unter dem Seisall der Anwesenden den Pakt. Briands WMtllde. Paris, 27. August. Der französische Außenminister Ariand leitete die Unterzeichnung des Pakts mit einer Ansprache ein, in der er nach preisenden Worten auf Äcllogg jnb den verstorbenen Präsidenten Wilson sagte: Kann der zivilisierten Welt eine bessere Lehre geboten werden ^«dieses Schauspiel einer Zusammenkunft, in der'zur Unterzeich- m'ng cineS Paktes gegen den Krieg Deutschland aus freien Stücken ohne Zögern zwischen sämtlichen andern Signataren, seinen sncheren Gegnern, Platz nimmt? Gibt cS noch eine schlagendere Mration, wenn aus diese Weise dem Vertreter Frankreichs, »UM ttfkn Wale seit mehr als einem Jahrhundert einen deutschen Außenminister auf dem Boden Frankreichs empfängt, Gelegenheit gegeben wird, ihm den gleichen Empfang zu bereiten, mit all seinen ausländischen Kollegen? 3d) füge hinzu, meine Keiren, da dieser Vertreter Deutschlands Stresemann heißt, kann man glauben, daß ich besonders glücklich bin, dem ausgezeichneten Geist und Mut des hervorragenden Staatsmannes Erkennung zu zollen, der während dreier 3ahre nicht gezögert hch sich unter seiner Verantwortung dem Werke der europäischen ßifammenarbeit für die Aufrechterhaltung des Friedens zu widmen. Dann bedauerte Briand, daß der britische Außenminister Chamberlain, „diese so edle Seele", leider durch Krank - heit sernbleiben müsse. Nachdem er Dawes-Plan und Locarno ilvähnt hatte, fuhr Briand fort: Der Völkerbund, ganz durchdrungen von gleichem Geist, elfe auch eine Formel befürwortet, die in der Tat aus das gleiche intergebnis wie der neue Pakt abzielt. Aber abgesehen davon, ia| der Völkerbund die Vereinigten Staaten nicht mit einschloß, malen seine Auffassung und seine Methoden nicht die gleichen M Die diejenigen, zu neuen mir für einen so allgemeinen und D absoluten Pakt, wie den neuen Pakt, uns bekennen. Welches si baS Charakteristikum deS Paktes gegen den Krieg? Zum ersten Male wird vor der Welt in einem feierlichen Akt, ki die Ehre der großen Nationen, die eine schwere Vergangenheit politischer Kämpfe hinter sich haben, verpflichtet, der Krieg ohne Vorbehalt als Werkzeug nationaler Politik verurteilt, das heißt k seiner spezifischen und fürchterlichsten Form, bet egoistische, der gewollte Krieg. ücr Krieg, der früher als ein Ausfluß jeder Nechtssireitigkeit und »der nationalen Ethik als ein Vorrecht der Souveränität fort- ebio, wird endlich von Rechtswegen dessen entkleidet, was seine poßle Gefahr darstellle: seiner Legitimität. Von nun an als Kdjfsroibrig gebranbmatftf, unterliegt er dem vertraglichen Regime •ta wahren Rechtslosiakeit, die den Rechtsbrecher der sicheren Verleugnung, der wahrscheinlichen Feindschaft aller seiner Mit- mtrahenten aussehen. Die Einrichtung des Krieges als solcher «ni> so unmittelbar in ihrem eigenen Wesen angegriffen. GS handelt nicht mehr lediglich um eine Defenstvorganisation gegen diese Mel, sondern um die Bekämpfung bes Uebels au seiner Wurzel. ömlit wird die Berechtigung der 3nanspruchnahme des Krieges als Müel willkürlicher und egoistischer Aktion aufhören, mit ihrer taen Drohung auf dem wirtschaftlichen, politischen und sozialen «den 6er Länder zu lasten. Befreit von einem solchen Druck »«Öen die Völker, die dem neuen Vertrag beigetreten sind, sich M und nach daran gewöhnen, den Begriff „nationales Prestige", «ionaleä sinterefse nicht mehr mit Gewalt zu verbinden. t-Ä diese eine psychologische Tatsache wird nicht der geringste (5c- Mnn in der notwendigen Entwicklung zu einer wirklichen Stabili- ptning des Friedens darstellen. Dieser Pakt ist nicht realistisch? Wohl fehlt ihm die Erzwingbarkeil, u $ 05 wirklich realistisch gedacht, aus dem Gebiet der Tat- wen die moralischen Kräfte, darunter diejenigen bet Das SsHrerkensjahr. Bon Bictor Hugo. öem Französischen über jetzt von Eva Schumann. Kesch^h trennenden Lunten standen die Kanoniere an ihren Em sanfter blauer Rauch stieg ans der Schlucht empor "i langsam ausschwelenden Feuer auf der Brücke. Der Rauch verwischte die Umrisse der Tourgue, ohne (k M verschleiern; die oberste 'Mattform beherrschte den Zen Horizont. Zwischen der Plattform und der Guillotine Sj} ur die tiefe Schlucht, so daß man hinüber und herüber ' konnte. Plattform stand jetzt der Gerichtstisch und der . l>oleuumbauschte Stuhl. Hinter der Tourgue ging die lJ 16 au f und ließ die wuchtige Masse der Festung schwarz u oürctcn ; oben, auf dem Richtersiuhl unter den Fahnen ®8nnti*° 5 ' gekreuzten Armen, die Gestalt eines Ec; ?r"klr Limourdam. Wie am Tag vorher trug er die L “ rt S bes Zivilkommiffars: auf dem Kopf den Hut mit ftfolen • r^cderbufch, den Säbel zur Seite und die tzlj^ l^toicg. Es schwiegen alle. Die Soldaten, gesenkten Unö Erwehr bei Fuß, berührten einander mit den k cn y C r n ’ Q * >cr sie sprachen kein Wort. Dumps dachten lr ' cn Krieg, an all die Kämpfe, an die kugelspeienden < ,ic '° tapfer angegriffen hatten, an die Schwärme i lt , r dauern, die vor ihrem Hauch zerstoben waren, an 6 !e ^ 0Jctfcn Städte, die gewonnenen Schlachten, an all die 7 Uni> nun war ihnen zumute, als verkehre sich ihr ätn_ Schande. Düstere Erwartung bedruckte alle Her- !1 ' bei» Tritt der Guillotine sah man den Scharf- la*r, n a . ' zugehen. Königlich erstrahlte am Himmel die 'hlösr J^igacif des Tages. etWan 9 das gedämpfte Geräusch vechoogemer Smmer näher kam das unheimliche Grollen. Der Tert des Paktes. Der Präsident btt Vereinigten Staaten von Arncnka . . . tief durchdrungen von ihrer erhabenen Pflicht, die Wohlfahrt der Menschheit zu fördern. in der Ueberzeugung, daß die Zeit gekommen ist, einen offenen Verzicht auf den Krieg als Werkzeug nationaler Politik auS- zusprechen, "um die jetzt glücklicherweise zwischen ihren Völkern bestehenden friedlichen und freundschaftlichen Beziehungen dau - ernd aufrechtzuerhalten, in der Ueberzeugung, daß jede Veränderung in ihren gegen - seitigen Beziehungen nur durch friedliche Mittel angestrebt wer - den und nur das Ergebnis eines friedlichen und geordneten Ver - fahren sein sollte, und daß jede Signatarmacht, die in Zukunft danach strebt, ihre nationalen Interessen dadurch zu fördern, daß ste zum Kriege schreitet, dadurch der Vorteile, die dieser Vertrag gewähtt, verlustig erklärt werden sollte, in bet Hoffnung, daß, durch ihr Beispiel ermutigt, alle anderen Rationen der Wett sich diesem im Interesse der Menschheit ge - legenen Bestreben anschließen werden, und durch ihren Beitritt zu diesem Vertrage, sobald er in Kraft tritt, ihre Völker an seinen segensreichen Bestimmungen teilnehmen lassen werden, und daß sich die zivilisierten Rationen der Wett in dem gemeinsamen Verzicht auf den Krieg als Werkzeug ihrer nationalen Politik jufammenfinben werden, haben beschlossen, einen Vertrag zu schließen, und zu diesem Zweck zu ihren Bevollmächtigten ernannt: . . . die nach Austausch ihrer in guter und gehöriger Form be - fundenen Vollmachten die folgenden Arttkel vereinbart haben: Artikel 1. Die Hohen Vertragschließenden Parteien erklären feierlich im Ramen ihrer Völker, daß sie den Krieg als Mittel für die Lösung internationaler Streitfälle verurteilen und auf ihn als öffentlichen Meinung, auszuschließen? In der Tat, der Staat, der sich über die Mißbilligung aller seiner Mitkontrahenten hinwegsehen wollte, würde sich der posittven Gefahr auSsetzen, nach und noch freiwillig eine Art allgemeiner Solidarität entstehen zu sehen, deren fürchterliche Wirkungen er bald verspüren würde. Und in welchem, dpm 'Pakt angebprenben Lanoe leucnöe »iauu>- mfinner bfe Verantwortlichkeit für die Hersufkcschwörung einer solchen Gefahr übernehmen? Das moderne Gesetz der Interessenverflechtung der Rationen macht es jedem Staatsmann zur Pflicht! sich die denkwürdigen Worte des Präsidenten Coolidge zu eigen zu machen: „Eine Kriegs- Handlung, wo in der Welt sie auch stattfindet, ist eine Handlung, die die Interessen meines Landes schädigt." M Won iinfl MMW... Briand ist ein Kulturmensch, das Ideal der Dölker- versöhnung steht ihm als Ziel vor Augen. Mag der Rausch des begnadeten Redners ihn über die harten und banalen Tatsachen emporheben, so wird er dabei doch nicht sich selbst untreu. Aber freilich: er bleibt der Staatsmann, der fran - zösischen Interessen dient; und ist sich bewußt, daß er nicht um Haaresbreite von der Linie abweichen darf, die ihm die poli - tischen Kräfte seines Landes vorschreiben. Und in Frank - reich besteht wie in Deutschland ein unausgeglichener Zu - stand, ein Schwanken der politischen Wage, das Briand Vor - sicht befiehlt, damit die Wage nicht nach rechts ausschlägt. Er hat über Deutschland und seinen Außenminister verbindlich gesprochen: nämlich liebenswürdig; beileibe nicht in dem eigentlichen Sinne des Wortes, nicht verbindlich in dem Sinne, daß er Frankreich festlegt, es zu irgendeinem Ent - gegenkommen verbindet. Das durfte auch niemand erwarten. Briands Rede tönt wie Orgelton und Glockenklang; das aber zerbricht keine Waffen! Gerade so ist er dem Charakter des Paktes gerecht geworden, der als ein erhabenes Bild vor der Menschheit steht, ein Bild, das als Gottheit verehren mag. Werkzeug nationaler Politik in ihren gegenseitigen Beziehungen verzichten. Artikel 2. Die Hohen Vertragschließenden Parteien vereinbaren, baß bie Regelung und Entscheibung aller Streitigkeiten ober Kon - flikte, die zwischen ihnen entstehen könnten, welcher Art ober welchen Ursprungs sie auch sein mögen, niemals anberS als durch friedliche Mittel angestrebt werden soll. Artikel 8. Dieser Vertrag soll durch ble In der Präambel genannten Hohen Vertragschließenden Parteien gemäß den Vorschnsten ihrer Verfassungen ratifiziert werden und soll zwischen ihnen in Kraft treten, sobald alle Ratifikationsurkunden in Washington hinterlegt worden sind. Dieser Vertrag soll, nachdem er gemäß dem vorhergehenden Absatz in Kraft getreten ist, solange als notwendig für den Bei - tritt aller andern Mächte der Welt ofsensteheu. Iede Urkunde über den Beitritt einer Macht soll in Washington hinterlegt wer - den, und der Derkag soll sofort nach der Hinterlegung zwischen der so beigefrefenen Macht und den andern an ihm beteiligten Mächten in Kraft treten. Die Regierung der Vereinigten Staaten ist verpflichtet, jeder in der Präambel genannten und jeder später diesem Vertrage beitretenden Regierung eine beglaubigte Abschrift des Vertrages und jeder Ratifikationsurkunde oder Beitrittserklärung zu über - mitteln. Die Regierung der Vereinigten Staaten ist ferner verpflichtet, diese Regierungen sofort telegraphisch von der bei ihr erfolgten Hinterlegung jeder Ratifikationsurkunde oder BeitttttserklSrung in Kenntnis zu sehen. Zu Urkund dessen haben die Bevollmächtigten diesen Ver- frag in französischer und englischer Sprache, wobei beide Texte gleichwertig sind, unterzeichnet und Ihre Siegel daruntergesetzt. Gescheben in Paris am 27. August im Iahre Eintausenb- neunhundertundachtundzwanzig. wer daran glaubt. Die Staatsmänner glauben und wissen nur, daß sie künftig nicht mit der unverschämten Proklamie - rung des sacro egoismo in den Krieg gehen dürfen, sondern unbedingt den Eindruck erwecken müssen, sie seien unaus- ««zchUP zum L«eg aenuttAl, vtu sie mchl vollen, öet thuen aufgedrungen fei. Erschwert wird den Kriegslüsternen ihr Treiben, gelegt wird es chnen nicht. Iubel der Pariser umrauschte die Paktunterzeichnung; er ist allerdings ein moralisches Element. Befestigt der Wider- wille gegen den Krieg sich zu einem politischen Willen, der in jedem Land die Kriegstreiber an die Kette legt und alle Hand - lungen der Diplomatie unter strenge Kontrolle stellt, dann und nur dann wird der Kellogg-Pakt, der einstweilen als Kulisse für eine Mächtegruppierung gedacht ist, zu einem wirklichen Friedensinstrument. Briand hat seine Rede aus- klingen lassen in den Vorschlag, die Paktunterzeichnung „allen Toten des großen Krieges" zu weihen; in seiner Presse war im voraus der Grundzug der Rede so dar - gestellt: „Die Proklamierung bei Friebens ist schon viel, aber ber Friebe muß organisiert werben nnb an bie Stelle ber ®e- waltlösung müssen bie Rechtslösungen gesetzt werben. DaS ist bie Ausgabe von morgen." Tatkräftig an die „Aufgabe von morgen" schon heute heranzutteten, dem Weltfrieden den Weg zu ebnen durch Riederzwingung der Gewaltpolitiker in jedem Lande: das ob - liegt allen Völkern! 9 Sie erste« NeitrtttserNürimgen. WTB. Paris, 28.August. Malin berichtet, baß von bes Rationen, bie gestern nach Vornahme ber UnierzeichnnngS- jeremonic anfqcfnrOerf worben stob, auch ihrerseits bem Anti- kriegSpakt beizutreten, bereits vier Länder telegraphisch ihre Zu - sage erteilt Haven. ES finb bies Dänemark, Sübslawien, Rumänien nnb Peru. ti. 6. A. wirbt rettnetmer. Die amerikanische Regierung bat ihre Vertreter w jenen Staaten ber Welt, die am Montag den KeUoggpokf nicht unter - zeichneten, angewiesen, die Tatsache der Unterzeichnung und bett Text beS Vertrages mit den BeilriitÄ>ebingungen mitzuteilen. Ät amerikanischen Vertreter sollen den einzelnen Regierungeri außer- bem erklären, baß sie dem Vertrag sofort bettreten können. * Die Einladung zum Beitritt S ow j« t r n ß Ian ds würbe burch den französischen Botschafter in Moskau überreicht. Der Volkskommissar für Auswärtige Angeieaenheiten, Litwi - now, ersuchte um Einsicht in bie gesamten Dokumente, die sich auf bie biplomatische Korrespondenz über den Kellogg-Pakt be - ziehen, ba biese Informationen bet Svwsetregierung unerläßlich seien. «unbgtbuno btt 3ntenmrlnmtntarifthcn Union Berlin, 27. QLuguft. Aus Vorschlag bes Vorsitzenbe» Schücking hat bie Tagung bet Interparlamentarischen Union folgendes Telegramm nach Paris gefaiibt: „Die 25. interparlamentarische Konferenz, bie bie gewählten Vertreter von 38 Rationen vereinigt, begrüßt aufs herzlichste im Ramen ber mterparlamentatifchen Union bie Verfasset bes Paktes zur Vevbammemg beS Krieges, bie Herren Brianb unb Kellogg, sowie bie Vertreter ber Staaten, bie heute feierlich ben Verttag unterzeichnen werben. Sie spricht ben Wunsch an Sv baß alle andern Staaten ihn auch ebensalls «niet, zeichnen werbe*. Seit ihrer Konferenz in Bern vom Iahte 1924 bat bie ttitoer parlamentarische Union bie Aechwng bes Krieges proklamiert Sie wirb es in Zukunft als eine ihrer wichtigsten Aufgaben be - trachten, sich für die uneingeschränkte Annahme breseS hohen Prinzips in allen Staaten einzusehen." Aussprache Pvimars-ötresemaim. SPD. Pa t i S, 28. August. Die Pariser Presse feiert beut« mit allen Mitteln ber Rhetorik die UntetzeichnunabeS Kelloggvaktes. Fast butchweg wirb hetvorgehoben, baß dieser Vertrag Monbetl durch bie Unterzeichnung Deutschlands erst seinen Wert erhalte. Der Ercessior berichtet übet die gestrige Aussprache zwischen Poincate nnb Stresemann, baß bie Unterredung nicht den Ciiyef- heilen ber zwischen Deutschland unb Frankreich schwebenden Probleme gewidmet wat. Man habe sich daraus beschränkt, die gegenseitigen Aussassün- ucn oic einzelnen ymacu zur Kmiiln.» Stresemann hab« dabei »ot allem den deutschen Wünschen nach der Räumung des Rheinlandes gebührenben Ausdruck perfiden. Pointare soll barauf erklärt haben, daß Frankreich unter gewissen finanziellen Voraussetzungen zur Räumung des RheinlandeS bereit sei. 3m gegebenen Falle sei eS auch notwendig, Deutschland« Auffassung $u bet Danziger Äorriborfragc nnb ber Anfchkißftage kennen zu lernen. Merstand men Mttmgstdntrvlle. Gegenstück zum Kellogg-Paks. SPD. Genf, 27. August. Die Beratungen 6er am Mon - tag zusammengetretenen Komission zur Ausarbeitung eines inter - nationalen Abkommens über die Kontrolle bet Kriegsmaterial- produktion gaben nicht bie Hoffnung, baS gtünblich« Arbeit ge - leistet werden wird. Während ,'tapan seinen früheren Wtder- ftanb gegen die Einbeziehung bet staatlichen Rüstungsindustrie in die Vetöösenllichung bet Massenfabrikation aufgab, steht Frank - reich nach wie vor aus bem Standpunkt, daß bie staatliche Massenproduktion nicht zur Debatte stehe, während Amerika und England daraus bestehen, daß staatliche und private Waffen- Produktion in gleichet Weise von einet öffentlichen Kontrolle er - saßt werden. Die beiden angelsächsischen Staaten unb noch mehr Italien wünschen, daß bie Konvention im allgemeinen so gefaßt wird, daß sie keinen genauen Einblick in die ftriegimaterid- produktton liefert. Es ist nicht ausgeschlossen, baß man fich ays einen einheitlichen Vorentwurf einigt. Dieser Entwurf durfte aber so unbestimmt fein, daß er bie Kontrolle auf ein Mindest- maß beschränkt. Sowjetrußlanb hat bie Beteiligung an ben AuSschutz- verhanblungen abgelehnt, weil bie Arbeit bes Ausschusses, ohne zu irgend welchen praktischen Ergebnissen zu führen, nur zur Schaffung von Illusionen beifrage, bie bie tatsächliche Lage bet Abrüstungsfrage verbergen. Die Rechen öffneten sich, ein Zug trat in das Viereck und schritt auf bai Schafott zu. Voran die Trommler in Schwarz, dann eine Kompagnie Grenadiere mit gesenkter Waffe, darauf eine Abteilung Gendarmen mit blankem Säbel, und dann der Verurteitte: Gauvain. Frei schritt Gauvarn dahin, weder an Händen noch Fußen gefesselt; er war m Dienstunifvrm und frug den Degen an der Seite. Hinter chm kam eine wettere Abteilung Gendarmen. Roch lag auf seinem Gesicht die versonnene Freude, die es überstrahlte bei seinen Worten zu Ermourdain: „Ich denke an die Zukunft." Dieses erhobene Lächeln war nicht wegzulöfchen- Als er den traurigen Ort erreichte, galt sein erster Blick der Höhe des Turmes; der Guillotine schenkte er kerne Auf - merksamkeit. Er wußte, daß es Cimourdain fich zur Pflicht machen würde, der Hinrichtung beiMunchnen. Seine Augen suchten ihn aus der Plattform. Er sand chn. Cimourdain war bleich und kaff. Die neben ihm standen, hörten nicht einmal seine Atemzüge. Er zitterte nicht beim Anblick Gauvams. Der schritt auf das Schafott zu. Im Gehen blickte er W Eimourdain aus, und Cimourdain sah zu chm hinab. Es war, als stütze sich Cimourdain auf diesen Blick. Gauvain kam an den Fuß des Schafotts; er stieg hinauf. Ihm folgte der Offizier, der die Grenadiere befehligte. Gau- vain schnallte den Degen ab und übergab ihn dem Offizier. Dann nahm er sein Halstuch ab und reichte es dem Hemker. Er glich einem Traumbild. Rie war er schöner gewesen. Sein braunes Haar flatterte im Wind. Sein weißer Hals gemahnte an einen Frauenhals, sein freimütiger, gebieten - der Blick an einen Erzengel. Sinnend stand er auf dem Blutgerüst. Auch das Schafott ist ein Gipfel. Da staud Gauvain, ruhig und stolz. Die Sonne hüllte ihn in einen leuchtenden Mantel. Aber der Gerichtete mutzte sestgebunden werden. Der Henker nahte einen Sftick in der Hand. 3n diesem Augenblick, als sie chren jungen Führer so rettungslos unterm Messer stehen sahen, hielten die Soldaten nicht länger an sich; laut auf weinte das Herz dieser Krieger; etn Ungeheures erklang — das Schluchzen einer Armee. - „Gnade! Gnade!" brach es los. Einige sielen aus hie Kitt«, andere warfen die Flinten ins Gras und streckten flehend die Arme zu der Plattform empor, wo Cimourdain satz. Ein Grenadier ries, indem er auf die Guillotine deutet«: „Nimmt man dafür Ersatzmänner an? Da habt mich." rasend erklang es immer von neuem: „Gnade! Gnade!" Der Henker stand unentschlossen und ratlos. Da rief es vom Turm hart, unheimlich und leis«, hoch so, daß alle es hörten: „Lasst dem Gesetz seinen Laus!" Sie erkannten die unerbittliche Stimme. Ctmourdatn hatte gesprochen. Das Heer .zitterte. Run zögarte der Henker nicht länger. Er tret heratt, den Strick in der Hand. „Warten Sie", sagte Gauvain. Er winkte Cimourdain mit der rechten noch freien Hand einen Abschiedsgruß zu, dann lieh er sich binden. Als er gebunden war, sprach er zum Henken „Verzeihung, Einen Augenblick noch." Und er riest „Es lebe die Republik!" Man legte ihn auf das beweglrche Brett, der schöne Kopf bequemte sich dem nichtswürdigen Halskragen; sanft schob der Henker das Haar beiseite, dann drückte er aus die Feder, das Dreieck löste sich los und glitt herab, erst langsam, dann immer schneller, ein gräßliches Geräusch ertönte . . . Im selben Augenblick erklang noch ein anderer Laut. Dem Hieb des Fallbeils antwortete ein Piftoiensthuß. Limourdam hatte eine der Pistolen aus dem Gürtel gerissen und im selben Augenblick, da Gauvains Kopf in den Korb rollte, schoß sich Cimourdain eine Kugel durchs Herz. Ein Blutstrom brach aus seinem Munde, tot stürzte er zu Boden. Und diese schicksalverschwisterten Seelen, duster die eine, tlcht di« andere, tauchten ineinander und hoben sich vereint empor. Labe.