Preis 10 4 M’ summet 72 55. Jahrgang Mittwoch, 13. MSrz 1929 08 äsn ®Wcf)€int fägltcb einmal, ötiftft an 2. Felertagtn. 3*11 voraus *• V^**-“ 4 3o f itUimcecebubr). ,3ür «ddblci mciDcnrli* >5 L, “-UhhÄt? gteuben^'Bnuaemifen nwinli* -tiefitUncto ; Sammel^rr C 5 Ctcuban 1701, «udnruf C 5 Stkpbmi 2G1 u. WÖ, Vrr.mrm ?i e t>att<-ur: Vaal tBuaCatfa, SiiS^iTni '2 Ermler.: eam.rrljir Cj a^^r. 1 Sk^^ , r Z£ , ' P ? an .S n - ®n'«rrttonfec: Jebknibtr.ll.L Banset.. Sammel-Nr C 5 ettoban 1831, Oladittuf C 5 ettp&m 3032 u. 3683. HambuiAAltsnaerDollsblaK. -WMWWWZ 107c lhif«lfl«w>niiahni< rfrbtanbfttaf» II, SScxt>t\in , TtrrnU-rcdxr eamnwb cgrunoer IO«» «ummtr<'5ettFban 18sl, ?:ad>truf i ‘etaUxm 2461 («rteeu». ant m lUe* llnnoncrnbureaue rkl» ant ®oten6orfa>dttm unwrtHiiblUb Eine MverWmihttt der Bwrslija. Hetze pegen Zürgiebel. Das sckarfe Zugreifen bet berliner Polizei geaen die zaristischen DoKumentrnfälscher Orlow und Pawlo - no w s K i hat eine merkwürdige Wirkung in Moskau ausgelöst. Di« 3 s w e st 11 a übernimm! die üblichen unflätigen Bus- brüche der Berliner Kommunistenpresse gegen Zörgiebel und behauptet, daß die Berliner Polizei die Affäre Orlow- Sawlonowski gar nicht untersuche, sondern vertusche. Das latt bringt einen mit dem Pseudonym „Zeitgenosse" gezeichneten Artikel, in dem behauptet wird, daß die Berliner Presse — das Sind in Wirklichkeit di« beiden kommunistischen Aevolverblätter — üe Mitschuld des Berliner Polizeipräsidiums an der Affäre Orlow bereits festgestellt habe. 68 mag genügen, die Ausfälle der 3swestija hier festzunageln, die ausgerechnet in einem Lande erfolgen, das schon unter der Zarenzeit und nicht weniger unter dem Sowsetregime be - rüchtigt gewesen ist wegen seiner notorisch korrupten und verdorbenen Polizei. Indessen hat die Jswestisa auch noch Pech mit ihrem Angriff; denn während sie die Leitung der Berliner Polizei in der übelsten Auf den ersten Blick möcht« man den seit Tagen in Mexiko tobenden Kampf für einen der vielen Flatlerrevolulionen halten, von denen das Land nun schon seit einem Jahrzehnt heimgesucht wird. Das wäre aber verfehlt. Dieser Kampf ist eine sorgfältig vorbereitete und gut organisierte Gegenrevolution mächtiger poli - tischer und wirlfcyaftlicher Kräfte und keine Revolte ehrgeiziger Generale, die in den Prästdenlenpalast einziehen wollen. Schon die Hauptforderung der Revolutionäre, Berbannung des früheren Präsidenten und jetzigen Kriegsministers Galles aus Mexiko zeigt, wie die Dinge dort liegen. GalleS ist der Monn der mexikanischen Arbeiter und Bauern, der Freund der Gewerkschaften und tatkräftige Führer der Kousumgenoffenschastea. Ihn haht der katholische Klerus, den Calles in einem fast zweijährigen „Religionskrieg" die starke Hand des Staates sühleu liefe, und mit ihm sind der mit der katholischen Kirche ausS engste verbundene spanische Grofegrundbesttz und Feudal- aucl seine Feinde. Die Kontetrevolution in Mexiko fufef also durchaus auf ökonomi - scher Grundlage. Wenn die Gegenrevolutionäre vorgeben, gegen Calles, den Kirchenselnd, zu kämpfen, so meinen sie in Wirklich - keit den Kampf gegen die Gewerkschaften und gegen dieAgrarreform. Die gegenwärtigen Kämpfe in Mittel- amerika werden nicht nur Über einzelne Regietungsmänner, son - dern über die Zukunft der mexikanischen Arbeiter- und Bauern- bewegung entscheiden. Bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts hinein war Mexiko dos Objekt spanischer und kirchlicher Ausbeutungspolitik. Rund 93 % der damals noch rein agrarischen Bevölkerung vegetierten bei schwerster Fronarbeit unter den elendesten Lebensbedingun - gen. Die katholische Kirche allein hat.e rund zwei Drittel des ge'amlen bebauten Landbesitzes in Händen; der Rest verteilte sich zum größten Teil auf den spanischen Feudaladel. Der große mexikanische Freiheitskampf und die Berfassung, die sich das befreite Mexiko 1857 gab — sie sah u. a. auch die Konfiskation der Kirchengüter vor —, bildeten nur eine kurze Episode. Ihr folgte die fast 35jährige Diktatur des „Patriarchen" Porfirio Diaz. Sie war Reaktion vom reinsten Wasser, unter deren Schuh Kirche und Großgrundbesitz ihre alle Bormachtstellung wieder errichten konnten. Die mit dem Sturz des Diktators D.az im Jahre 1910 einfetzenden Kämpfen fanden 7 Jahre später einen gewissen Abschluß, als sich das Land eine neue Berfassung gab und damit die Grundlage zu seinem Wiederaufbau schuf. Die Regierungen feit 1917 stützten sich im großen und ganzen auf die Arbeiter- und Dauernbewegung; unter anderm erstrebten sie eine großzügige Agrarreform, die aus dem typischen Land des Latifundlenocsihes eine Bauern- republik schaffen sollte. Auf der andern Seite versuchte man den Ausbau von Gewerkschaflen und Konsumgenossenschaften und ver - folgte eine zielbewußte Arbelterpolitik zur Hebung des Massen- wohlstandes. Run ist Mexiko zwar reich an Bodenschätzen, aber sehr kapitalarm. Die Abhängigkeit von der ausländischen Kapitaleinfuhr bereitete den geplanten Reformen unendliche Echwlerigkelten. Trohdem der ausländische Kapitalismus, beson - ders der amerikanische Kapitalismus, seine Jnteresien in Mexiko von Jahr zu Jahr erweiterte, blieb die mexikanische Kapiial- armut eine chronische Erscheinung, weil die ausländischen Kapl- Welse angreift, kommt die Sowjetbotschaft und begrüßt mit ausgesucht höflichen Worten die Untersuchung gegen Orlow und Genosien. Ebenso wie die amerikanische Regierung hoffe auch die 6oro|efregicrung mit Zuversicht, daß es der Tätig - keit der deutschen Behörden gelingen werde, den Dokumenten- fälschern ihr gefährliches Handwerk für immer unmöglich zu machen. » BiMmler von Dirksen in Berlin. Der deutsche Botschaster von Dirksen wird, laut Deutscher Allgemeiner Zeitung heule aus Moskau in Berlin eintreffen. Er begibt sich zunächst aus fein Landgut und wird dann Ende der Woche wiederum nach Berlin zurückkehren, um mit den Rcichs- stelleu über laufende Fragen Besprechungen zu haben. Sein Aufenthalt in Deutschland dürste sich auf etwa 14 Tage aus- dehnen. tollsten die Erträgnisse aus dem Lande Herausnahmen und eine nennenswerte Kapitolbildung nicht Auskommen ließen. So konnten die Agrarreformen bisher noch nicht durchgesührt werden. Den neugeschaffenen Bauernstellen fehlen vor allem ländliche Kredit- genosienschaften nach europäischem Bluster. Dadurch erklärt sich zum Beispiel, daß eine große Anzahl der neugefieiclfen Bauern nur schwer oder nicht über die kritische Uebergangszeit Hinweg- kommen kann. In den letzten Jahren haben hier aber zielbewußte Gegenmaßnahmen der Regierung nach dem Borbild europäischer Agrarreform eingesetzt. Auch die Durchführung des Industrie- und Gewerkschafts - programms siiefe immer wieder auf die Abhängigkeit des Landes vom amerikanischen Kapital, die sich um so schlimmer auswirken mußte, weil die Politik der Bereinigten Staaten von Nordamerika rücksichtslos die Inter - essen der nordamerikanischen Kapckalisten in Aiexiko zu vertreten gewohnt ist. Der mexikanisch - nordamerikanische „Petroleum- krieg" ist das beste Beispiel dafür, welchen Rückhalt die ameri - kanischen Kapitalisten, in diesem Fall die New Yorker Oel- magnaten an ihrer Regierung in Washington haben. Auch jetzt dürften die nordamerikanischen Oelmagnaten auf selten der Auf - rührer stehen. Die Rebellen in Mexiko haben sich die allgemein ungünstige Lage des Landes nutzbar gemacht und versuchen, durch Zusammen - schluß aller reaktionären Elemente eine Gegenrevolution größten Stils durchzuführen. Es ist der Borstoß der katholischen Kirche, die den Berlust ihrer kulturpolitischen und wirtschaft - lichen Stellung In Mexiko nicht verschmerzen kann, und des Feudaladels, der die Enteignung reotoieren will. Mit diesen SPD. P a r i 8 , 12. März. (Sig. Drahtber.) Der Konflikt zwischen Regier ng und Oppo - sition ist bisher bereits in einer ganzen Serie von neuen Kämpfen zum Ausbruch gekommen. Fortgesetzt werden von der Opposition die kleinsten Möglichkeiten des parlamentarischen Apparates ausgenützt, um der Regierung Schwierigkeiten zu be - reiten. Dabei kann noch nicht einmal davon gesprochen werden, ob die mit allen Mitteln der Obstruktion kämpfende Opposition bereits jetzt genügend moralisch gefestigt und geschlossen Ist, um etwa die Macht übernehmen zu können. Es handelt sich sozu - sagen um Geplänkel zur Hralnierung der Truppen, und wahr - scheinlich wäre man im Lager der Radikalen selbst keineswegs erbaut, wenn der Gegner bereits das Feld räumen würde. Der Ministerpräsident ist entschlossen, dieser unangenehmen Belagerung standzuhalten. Zu den Kongregationsaesehen, die seit Wochen das Kampfobjekt bilden, sind In letzter Minute die Mißstände unterderBesahungsa meeimRheln- beiden Mächten marschiert das einheimische Industriekapital. Hier zeigt sich der Klasienkarnpscharakter der mexikanischen Lrelgnisie am reinsten, denn der mexikanische JndustriekapltaliSmus führt seinen Schlag gegen das Jndustrieproletartot und gegen die Ge- werkfchaftSbewegung, deren Wachsen er schon feit Jahren mit Mißtrauen verfolgt. Das andere, daS unter den Rebellenfahnen im Feld steht, ist religiös-fanatisierte Bevölkerung, die in Calles und der jetzigen Regierung Urfupatoren und Todfeinde der römi - schen Kirche steht! Auflösung der mexikanischen Rebellen. SPD. Mexiko-City, 13. März. Das Ende der Militär- revolte steht durch die fortschreitende Demoralisierung und Auf - lösung der rebellierenden Truppen nahe bevor. Inzwischen hat die Regierung mit 1000 Mann auch die im Sonorastaat gelegene Grenzstation Naco besetzt und damit einen strategischen Punkt von überragender Bedeutung wiedergewonnen. Die Regierungstruppen befinden sich mit der Inbesitznahme dieser Stadt auch jetzt in dem Rücken der Rebellen, deren gegenseitiger Berkehr durch den neuen Erfolg der regierungstreuen Soldaten gleichzeitig unterbunden ist. Die Bewegung der rebellierenden Truppen bei T o r r e o n ist ebenfalls stark behindert. Hier wird Calles am Mittwoch zur Offensive greifen. Die von der Regierung verfügte Beschlagnahme des im Besitz der Reb-llenführer befindlichen Privateigentums hat bisher eine Summe von mehreren hunderttausend Dollar ergeben. Der Erlös wird zur Deckung eines Teiles der Kosten dienen, die durch die Unterdrückung des Aufstandes entstanden sind. * Der Rebellenführer, General Simon Aguirre, Ist in Santa Cucrecia von Regierungstruppen standrechtlich erschossen worden. Die Aufständischen haben Saltillo, die Hauptstadt von Coahuila, geräumt Kräftiger Vormarsch der dänischen Sozialisten. SPD. Kopenhagen, 12. Mörz. (Gig. Drahtbericht.) Die Stadtvervrdnetenwahten in den däni - schen Provinzen haben am Dienstag mit den Wahlen in Kopenhagen und der großen ^iachbarstadt Frederiksderg ihren Abschluß gefunden. Die Wahlen in der Provinz taffen, wenn auch das endgültige Ergebnis erst am Mittwoch vorliegen dürste, einen außerordentlich starken Zuwachs für d i e Sozialdemokratie erkennen. In Kopenhagen wird voraussichtlich trotz starker Bestrebungen der bürgerlichen Parteien der Status quo, die bisherige Machtstellung der Sozialdemokratie, mit 31 gegen 24 bürgerliche Mandate be - stehen bleiben. Ebenso dürfte die bürgerliche Mehrheit in Frederiksberg unangetastet aus dem Wahlkampf heroorgehen. In bezug auf die Wahlen in dem einverleibleu RordschleSwig ist von besonderem Jnlereffe, daß in Tondern die Siimmenzahl der Deutschen von 905 auf 1092 stieg vnd die Deutschen nunmehr mit 8 Mandaten gegen 7 dänische wieder über die absolute Mehrheit verfügen. lande gekommen. WaS die Gesetze betrifft so besteht gegen beten jetzige Fassung auf der Linken im Grunde keineprlnzipielle Opposition. Der von der auswärtigen Kommission ange - nommene Entwurf enthält immerhin einige Garantien, gegen den Mißbrauch der Bestimmungen durch die Kongregationen. Die Regierung hat damit der Auffasiung der Linken weitgehende Kon- Blionen gemacht. Trotzdem wollen die Radikalen die Berob- iedung der Gesetze verhindern. Die am Dienstag geführte Debatte trug lediglich den Charakter elneS Borpostengefechtes. Die Opposition hatte sich vorgenommen, mit allen durch die Geschäftsordnung gegebenen Mitteln, die Diskussion zu verschleppen. Da Boincarö jedoch nach rote vor noch ans eine, wenn auch schwache Mehrheit zählen kann, war diese« Bestreben ziemlich aussichtslos. Schwieriger dürste für die Regierung die Situation in der Jnterpellatiousdebafte über die Todesfälle in der Rhein - landarmee werden, die ans Freitag feffgetegt wurde. Dir Gegenrevolution in Mexiko. Die otonomiftfreti Grundlagen des SSuMandss. Der Generalsturm gegen Wmarö. „Die Regierung gleicht einer belagerten Festung." WüNefttn. Regterungssrage und EtatsSerkung. Bon Wilhelm Kell. Der Reichshaushaltsplan für 1929 liegt nunmehr dem Reichstag vor. Seine erste Beratung wird Im Zeichen der Regierungskrise und der DeckungSvorschläge stehen. Die festgefügte Regierungsmehrheit, die man seit Monaten zu bilden sucht, Ist noch nicht zustande gekommen. Sie dürfte vor den parlamentarischen Osterferien auch kaum zustande zu bringen sein. Bielleicht wird aber die erste Lesung des Reichshaushalls. Anhaltspunkte dafür bieten, in welcher Richtung alsbald nach Ostern die Bildung einer festen Regierung versucht werden muh. Wenn nicht alle Anzeichen trügen, so wird die General - debatte über den Etat zeigen, daß der Abstand zwischen der Etats-, Steuer- und Wirtschaftspolitik der Sozialdemokratie und dem zur Zeit außerhalb der Regierung stehenden Zentrum sehr viel kleiner ist, als der zwischen der Sozial - demokratie und der innerhalb der gegenwärtigen Regierungs - gemeinschaft stehender Deutschen Bolkspartel. Da di« Reichstagsvertretung der Bayrischen Dolkspartei sich im Lause der Zeit mehr und mehr dem Zentrum, dessen linker Flügel sie bis vor 10 Jahren war, wieder genähert hat, so ist keineswegs ausgefchlosien, daß auch der Abstand zwischen Bayrischer Bolkspartel und Sozialdemokratie sich ver - mindert. Die Deutsche Dolkspartei hat ihre sogar den eigenen Führer brüskierende Zersehungspolilik der letzten Wochen im Dolke zu verschleiern versucht mit der populären Parole: Keine neuen Steuern! Sie will die rund 400 Millionen, die zur Balancierung des Etats fehlen, durch eine exorbitante Kürzung der den Ländern und Gemeinden zuflietzenden Steueranteile und durch Ausgabestreichungen decken. Run mützte es freilich merkwürdig sein, wenn in einem Etat, der eine Ausgabe von 10 Milliarden, nach Abzug der äußeren Kriegslasten und der Ueberweisung an die Länder von 5 Milliarden, aufweist, nicht eine Verminderung der Aus - gaben möglich wäre, die im Verhältnis zu dem Fehlbetrag von 400 Millionen ins Gewicht fällt. Einen solchen Versuch ernstlich zu machen, ist die Soziaidemokralie längst ent - schlossen. Rach Andeutungen der Zentrumspress« besteht der dieser Partei dieselbe Absicht. Während aber Zentrum und Sozialdemokratie wenigstens die Tendenz ihrer Kür- zungSpläne angedeutet haben, hüllt sich die Deutsche Volks - partei völlig in Schweigen hinsichtlich der Frage, wie und wo sie 400 Millionen im ordentlichen Haushalt streichen will. Nur zwei Einzelheiten sind bekannt geworden, die allerdings für den keine Ueberraschung bedeuten, der sich über Ziel und Wesen der Volkspartei im klaren ist. Auf der einen Seile ist der W e h r e t a t mit seiner Ausgabe von 700 Millionen für die Volkspartei ein Blümlein Rührmichnichtan, auf der andern Seite wird der Etatsposten von 55 Millionen für di« wertschafsende Arbeitslosenfürsorge als derjenige genannt, gegen den sich der Sturm der Volkspartei in erster Linie richten soll. 3n beiden Punkten ist eine Ver - ständigung zwischen Sozialdemokratie und Volkspartei nicht denkbar, wohl aber eine solche zwischen Sozialdemo- kratieundZentrum. Die Zentrumspresie hat bereits erklärt, daß die Sparsamkeit sich auch auf den W e h r e t a t erstrecken müsse, daß sie aber nichtaufKostenderso- zialen Bedürfnisse gehen dürfe. Es ist kaum anzu - nehmen, daß die Bayrische Volkspartei in diesen Punkten von der Haltung des Zentrums abweichl. Gelänge es, durch eine sorgfältige Streichungspolitik, dl« den Etat in allen Einzelkapiteln und -titeln auskämmen müßte, auch nur 100 Millionen Ausgaben zu sparen — durch Verschiebung zahlreicher, nicht dringlicher einmaliger und außerordentlicher Ausgaben auf spätere Zeit liehe sich dieser Betrag noch erheblich erhöhen —, so wär« mit Bezug auf die Deckungsvorschläge eine völlig neue Lage gegeben. Dann würde der Widerstand Bayerns gegen di« Erhöhung der Bier st euer ein durchaus diskutables Thema sein. Richt in dem Sinne, daß an die Stelle der Für neu binjutretenbe Bezieher werden die bereit« erschieneneu Kapitel diese« Romans aus Wunsch kosten Io* nachgeliesert Copyright 1926 by Universitas Deutsche BerlagS-Akt -Ges., Berlin Lvlkruf des Goldes. Roman von Jack London. Einzig berechtigte Uebersetzung von Erwin MagnuS. [131 „ -t Das schlimmste aber war, daß die gefährliche Reise nicht in der Dunkelheit fortgesetzt werden konnte und sich der Arbeitstag daher auf sechs Stunden beschränkte. 3cde Minute war kostbar, und sie bestrebten sich, nicht eine zu verlieren. So war, ehe noch der erste Schimmer des grauen Tages dämmerte, das Lager abgebrochen, der Schlitten be - loben, das Gespann angeschirrt, und die beiden Männer kauerten sich wartend am Feuer nieder. Selbst miltags machten sie keinen Halt mehr. Und doch waren sie we>t hinter ihrer Zeitrechnung zurück, und jeder Tag verschlang ein Stück des Vorsprunges, den sie anfangs gehabt hatten. Es gab Tage, an denen sie fünfzehn Meilen, und Tage, an denen sie ein Dutzend zurückleglen. Und auf einer besonders schlimmen Strecke brauchten sie zwei volle Tage für neun Meilen, da sie gezwungen waren, den Fluß zu verlassen und den Schlitten über die Berge zu fragen. Zuletzt bezwangen sie aber den furchtbaren Fisty-Mile- River und erreichten den Le-Barge-See. Hier gab es weder offenes Wasser noch Eisbarrieren. Auf einer Strecke von dreißig Meilen oder mehr lag der Schnee so eben wie eine Tischplatte, aber drei Fuß hoch und weich wie Mehl. Drei Meilen die Stunde waren das höchste, was sie leisten konnten, aber Daylight feierte den Abschied vom FistY- Mile-River, indem er bis zum späten Abend fuhr. Um elf Uhr morgens war der See vor ihren Augen aufgetaucht. Als die arktische Nacht sich um drei Uhr nachmittags herab - senkte, konnten sie in der Ferne fein Ende erblicken, und beim ersten Sternenlicht war es erreicht. Um acht Uhr abends ließen sie den See hinter sich und fuhren in die Mündung des Lewes-River ein. Hier wurde eine halb - stündige Rast gemacht und Stücke der halfen gefrorenen Bohnen aufgefauf, während die Hunde eine Exfraporfion Fisch erhielten. Dann setzten sie ihren Weg flußabwärts fort, bis sie um ein Uhr nachts ihr Lager aufschlugen. Sie waren an diesem Tage sechzehn Stunden gefahren, die Hunde waren jetzt sogar zu müde, um sich zu raufen, und Kama hatte die letzten Meilen kaum noch folgen können; aber schon um sechs Uhr am nächsten Morgen war Daylight zur Weiterfahrt bereit. Um elf waren sie am Fuße des White Horse, und diese Nacht sah sie jenseits des Box Canjon lagern, die letzte schlimme Flußstrecke im Nücken und die Seenreihe vor sich. Aber deshalb ließ Daylight nicht nach. Weiter ging es: zwölf Stunden am Tage, sechs im Zwielicht und sechs in der Dunkelheit. Drei Stunden brauchten sie, um zu kochen, das Geschirr nachzusehen, und die übrigen neun Stunden schliefen die Hunde und Männer wie die Toten. Komas eiserne Gesundheit war erschüttert. Tag für Tag wurde sie mehr von der fürchterlichen Arbeit untergraben. Tag für Tag verbrauchte er mehr von feiner Kraftreserve. Seine Bewegungen wurden langsamer, seine Muskeln verloren die Spannkraft, und er wurde immer schlaffer. Aber er arbeitete stoisch weiter, ohne zu klagen. Daylight hatte ein - gefallene Wangen und war müde. Man sah es ihm an, aber mit der gleichen Schnelligkeit ging es weiter, immer weiter, unablässig weiter. Nie war er dem Indianer gott- ähnlicher erschienen, als in diesen letzten Tagen ihrer Wan- berung nach dem Süden. Daylight war stets an der Spitze und eilte vorwärts mit einer Schnelligkeit und Ausdauer, die Kama sich nie hatte träumen lassen, und der immer schwächer werdende Indianer wachte über ihn. Es kam die Zeit, da Kama nicht mehr vorausgehen und den Meg bahnen konnte, und es war der beste Beweis, wie mitgenommen er war, daß er Daylight den ganzen Tag die harte Schneeschuharbeit allein leisten lieh. Sie überschritten nun die lange Seenreihe von Marsh bis Linderman und be - gannen den Ehilkoot zu erklimmen. Eigentlich hätte Day - light in der Dämmerung sein Lager auf dem höchsten Punkt des Pastes aufschlagen müssen, aber er fuhr weiter bis ßoch Sheep Camp hinunter, während hinter ihm ein Schnee- sturm tobte, der ihn vierundzwanzig Stunden verspätet haben würde. Diese letzte gewaltige Anstrengung brach Komas Kräfte völlig. Am Morgen konnte er nicht mehr weiter. Als er um fünf geweckt wurde, erhob er sich mit Beschwer, stöhnte und sank wieder zurück. Daylight verrichtete seine eigene und Kamas Arbeit, schirrte die Hunde an, und als alles zum Ausbruch bereit war, lud er den hilflosen Indianer, in alle Schlafsäcke gewickelt, auf den Schliffen. Die Bahn war gut, es war das letzte Stück Weg, und er sauste mit den Hunden in voller Fahrt durch den Dyea-Canjon und über den feffgefretenen Weg, der zur Dyea-Sfaflon führte. Und in voller Fahrt, mit dem stöhnenden Kama auf dem Schlitten, während Daylight jeden Augenblick beiseite- fpringen mußte, um nicht unter die Kufen zu kommen, hielten sie ihren Einzug in Dyea. Seinem Versprechen getreu, machte Daylight dort keinen Half. Jn einer Stunde war der Schliffen mit Proviant und Post beladen, ein frisches Hundegespann angeschirrt und ein neuer Indianer engagiert. Von der Ankunft bis zu dem Augenblick, da Daylight zur Abreise bereif dastand, hatte Kama kein Wort gesprochen. Nun schüttelten sie sich die Hände. „Du machst den verdammten Indianer tot,* sagte Kama, „savvy, Daylight? Du machst ihn totl" „Er braucht jedenfalls nur bis Pelly zu halten", lacht« Daylight. Kama schüttelte zweifelnd den Kopf und drehte ihm den Rücken zu — das war sein Abschied. Daylight überschritt den Ehilkoot noch am selben Tage und stieg in Dunkelheit und Schneegestöber die fünfhundert Fuß zum Krater-See hinab, wo er übernachtete. Es war ein kaltes Lager, hoch über der Baumgrenze, und er hatte kein Brennholz auf den Schlitten geladen. 3n der Nacht fielen drei Fuß Schnee, und als sie sich an dem finsteren Morgen herausgegraben haften, versuchte der 3nöiancr zu desertieren. Er hatte genug davon, mit einem Manne zu reisen, der seiner Ansicht nach verrückt fein mußte. Aber Daylight überredete ihn recht unsanft zum Bleiben, und sie fuhren weiter über den Deep und den Long Lake und er - reichten schließlich die ebene Fläche des Linderman Lake. Es war dieselbe mörderische Fahrt wie auf der Herreise, und der 3ndianer hielt nicht so gut stand wie Kama. Aber auch er klagte weder, noch versuchte er ein zweites Mal davonzulaufen. Er tat sein Bestes und sagte nur beständig vor sich hin, daß er sich Daylight in Zukunft wohl vom Leib« halten wollte. Ein Tag nach dem andern verging im Wechsel von Helligkeit, Dämmerung und Nacht, schneiden - der Kälte und Schneestürmen, aber in den langen Stunden wuchs die Zahl der zurückgelegten Meilen. Doch am Fifty Mile erlitten sie einen Unfall. Beim Ueberfgreifen einer Eisbrücke brachen die Hunde ein und wurden unter dem Eis vom Strom fortgerissen. Die Stränge, die das übrige Gespann mit dem letzten Hunde verbanden, rissen, und sie sahen sie nicht wieder. 3hnen blieb nur ein einziger Hund, und Daylight muhte sich selbst und den 3nöianer vor den Schlitten spannen. Ader bei solcher Arbeit kann ein Mann nicht einen Hund ersetzen, und hier sollten zwei Männer die Arbeit von fünf Hunden leisten. (Fortfetzung folgt.)