HamtmmAttmaerDotMlatt Gegründet 1875 e«i»ie»»«wt 3m voraus g« ?Ä 1701. ötacbtruf C 5 Stephan 2321 u. .1503. Beranrw. Redakteur: y<ml Buge«*«, 7n . DE.0Nr ung. M>lanoftt. 11, Remfpr.: SamncebSlrTt Ä: ,7 Ä»? ö e t^S «IngeigenefretJ« oetfteoen IM) m Ret»«mart, die V' gespaltene ?lo* pareilleeelle 43 Prioat« JamiDenan^igen 30 . eteUenaw Bet»«»« 35 4 ei»a«ng«|u4*« 23 4 RUitw Unielgen li? y -eilen e Seile 30 4, 10 bis 15 Seilen die Zeile 33 <, t**nom«$«iu 1,50 A Anzeigen müssen im voraus odri lösen dezabli werden tta>jt«ig<nannobn>« jVeblanPfirafec 1|, Lochpart., ftemlpreeber: eantmel* .tummer C 5 Stephan 1831, RaehtrnI 0 5 Stephan 2461 |«He 6 Uhr aBenM re* 3«r> folgen»«n Za«), In den Filialen bl« lUbri unk in xUe« 2limonrenhureaus Dia» und ®aienc erlebn iten unverbindlich HamdurgerEcho Mumme» 75 Sonnabend, 16. März 1929 55. Jahrgang NerMMr Lagt in Spanien. Ausdehnung des StubentenstretkS. Nach verschiedenen Meldungen von der spanischen Grenze hak sich die Lage in Spanien verschärft. Die Studentenstreiks haben sich auf die Universitäten Sala - manca, Sevilla und Balladolid ausgedehnt. 3n Valladolid soll es zu heftigen Zusammenstöben mit der Polizei gekommen (ein; die Stadtbehörden haben die Schließung der Theater und Kinos angeordnet. 3m Nordwesten des Landes wurde der Arbeitsminister bei einer Einweihungsfeier in Santiago niedergeschrien. 3n Granada erwartet man eine Verlängerung des Belage - rungszustandes. Das Kabinett ist zusammengetreten und hat eine Reihe neuer Matznahmen beschloffen, die noch heute in Kraft gesetzt werden sollen. Ser Bürgerkrieg in Mexiko. MTB. New York, 15.März. Associated Preß meldet aus Mexiko: Die Bundestruppen rücken jetzt in 5 Marsch - kolonnen gegen Torreon vor. Oberst Tapia, der Chef des Stabes des Präsidenten, gibt bekannt, daß die Vorhut der Kavallerie Calles heute vormittag die Stadt Durango beseht habe. Die unter dem Befehl des Generals Amaya stehenden Auf - ständischen sind, wie es heißt, nach Norden geflohen. Calles wird gegen Mittag in Durango erwartet. 3n Hipolito im Staate Coahuila kreisten heute ? Flugzeuge der Auf - ständischen über dem Heerlager des Bundesgenerals Almazan, der über 5000 Mann Kavallerie verfügt. Die Flugzeuge machten jedoch keine Anstalten, Bomben abzuwerfen. — Äie Associated Preß aus Torreon meldet, erklärte General Escobar, der Befehlshaber der dort stehenden Rebellentruppen, daß er nicht beabsichtige, Torreon zu räumen und den Bundestruppen kampf - los zu überlassen. Die in der letzten Zeit vorgenommenen Be - wegungen der aufständischen Truppen in der Nähe von Torreon seien lediglich Stellungsmanöver gewesen. Viele Amerikaner, die durch die Unterbrechung des Bahnverkehrs in Torreon festgehalten wurden, stehen infolge der Schließung der Banken völlig mittellos da und sind nicht imstande, die Gelder für die Rückreise nach den Vereinigten Staaten aufzutreiben. Drr dritte Kongreß der Knvmintnng. WTB. Schanghai, 15. März. Die Eröffnungssitzung des dritten Kongresses der Kuomintang In Nanking ist pro- grammäßlg verlaufen. An der Eröffnung nahmen 211 Delegierte teil. Der weitere Verlauf des Kongresses wird voraussichtlich ruhig sein, da die Parteileitung, die praktisch, mit der Nanking- Negierung gleichbedeutend ist. weitgehende Maßnahmen in dieser Richtung" getroffen hat, insbesondere dse Auswahl^ 6$r Delegierten strengstens kontrolliert und teilweise die Nominieruhg selbst vor - nahm. Sie beherrscht so etwa 80 % aller Stimmen. Nicht nur die Kommunisten, sondern auch der gesamte linke Parteiflügel ist von der Teilnahme ausgeschlosien worden. Weitere Vorsichts - maßnahmen der Regierung bestehen darin, daß nur eine kleine Zahl ausgcwählter Galeriebesucher zugelasien und den Presie- berichterstattern verboten wird, anderes Material als daj vom Sekretariat des Kongresses ausgebene zu veröffentlichen. Inzwischen scheint die Gefahr eines kriegerischen Konflikts mit Hankau, die infolge des eigenmächtigen Vorgehens des dortigen Zweigbureans der Kuomintang drohte, geringer ge - worden und mindestens bis zum Schluß des Kongresses ver - tagt worden zu sein. Obwohl Nanking weiterhin droht, den früheren und jetzt erneuer - ten Beschluß der Beseitigung der Selbständigkeit aller lokalen Parteibureaus endgültig durchzuführen, um eine endgültige Ent - scheidung zugunsten der Zentralgewalt anstatt regionaler Selb - ständigkeit herbeizuführen, nachdem es erst kürzlich gelungen war, die bedeutenderen militärischen Führer nach Nanking zu ziehen und sie für die Unterstützung des Gedankens der Zentralgewalt zu gewinnen. Das grausige Schicksal der englischen Bergarbeiter. DaS Unterhaus bewilligte am Freitag die Summe von 12 Millionen Mark für den Hilfsfonds für notleidende Bergarbeiter. 3n der Debatte erklärte der Bergarbeilerabgeordnete Batey, daß die Situation trotz der Hilfsaktion des Lordmayors von London heute beinahe so schlimm sei wie zum Jahresende. Die bis - herigen Unterstützungen hätten int Norden Englands auch nicht einmal die äußerste Not behoben. Herr Speck erklärte seinen Rücktritt als Vorsitzender der Bayrischen Volkspartei. Aus Gesundheitsrücksichten. Allerdings greifen die Zustände in dieser Partei auch starke Nerven an. Für neu hinzutretende Bezieher werden die bereits erschienenen Kapitel dieses Romans aus Wunsch k » st e a l o » nachgeliefert. Copyright 1926 dy Universitas, Deutsche Verlags-Akt.-Ges., Berlin Lsckeuf des Goldes. Roman von Jack London. Einzig berechtigte Uebersehung von Erwin Magnus. 116] Um ein Uhr nachts sah Daylight, wie Elijah Davis den Henry Finn und 3oe Hines, den Holzfäller, zur Tür trieb. Er legte sich dazwischen. „Wo wollt 3hr hin, Leute?" fragte er und versuchte sie zum Schanktisch zu ziehen. „Zu Bett", antwortete Elijah Davis. Er war ein magerer, tabakrauchender Neuengländer, der den Ruf aus dem Westen gehört halte und ihm über die Weiden und Wälder des Mount Desert gefolgt war. „Laßt uns nur gehen", fügte Joe Hines entschuldigend hinzu. „Wir müssen morgen früh fort." Aber Daylight hielt sie zurück. „Wohin? Was habt Ihr vor?" „Nichts Aufregendes", erklärte Elijah. „Wir wollen nur Deine Chance im Oberland untersuchen. Willst Du mit?" „Aber gewiß", versicherte Daylight. Doch die Frage war nur im Scherz getan, und Elijah tat, als hörte er nicht das Ja des andern. „Mir wollen den Stewart in Angriff nehmen", fuhr er fort. „Al Mayo hat mir erzählt, daß er das erstemal, als er den Stewart hinunterkam, einige Spalte angesehen hat, die so aussahen, als wäre etwas draus zu machen, und wir wollen es versuchen, solange der Fluß noch gefroren ist. Hör' zu, Daylight, was ich sage, und paß' gut auf, es wird die Zeit kommen, da man im Winter gräbt. Dann wird man sich über unsere Sommerarbeit und unser Wälzen im Schlamm lustig machen." Anschluß Braunschweigs an Preußen? WTB. Braunschweig, 15. März. 3n einer aus dem ganzen Lande, aus Kreisen der Industrie, des Handels, des Ge - werbes und der Landwirtschaft stark besuchten Versammlung des Landesverbandes der Deutschnationalen Volkspart-l des Landes Braunschweig wurde nach eingehender Aussprache der Beschluß Ö, die Landlagsfraktion zu beauftragen, unverzüglich im ig den Antrag einzubringen, die Regierung zu ersuchen, so - fort mit Preußen in Verhandlungen einzutreten wegen des An - schlusses Braunsschweigs an Preußen. Airmmacher in Schleswig-Kvlftetn. Graf Rewentlow, der einst mit Radek das Bündnis Hakenkreuz und Sowjetstern ausgerufen hat, macht sich wichtig. Er hat an den Reichsinnenminister ein Schreiben gerichtet, in dem er als schleswig-holsteinischer Abgeordneter (bet er nicht ist: er wurde auf Reichsliste gewählt!) gegen das Versammlungsverbot des Oberpräsidenten Einspruch erhebt. Weitere acht rechtsstehende Abgeordnete verlangen „Im Namen des notleidenden Volkes" ein Gleiches von dem Oberpräsidenten, widrigenfalls sie seine Amts - enthebung fordern würden. Noch nicht genug Blut geflossen? Kommunistisches Durcheinander. Von den 13 kommunisti - schen Stadtverordneten in Duisburg haben 10 zu Beginn der Etatsberatungen ihr Mandat niedergelegt. Zwei von diesen Stadtverordneten wurden auf Beschluß der Bezirksleitung im Ruhrgebiet sofort aus der KPD. ausgeschlossen. ReMbaßn Einnahme hinter Anschlag. Dorpmüllers Wledertygül. • SPD. Der Verwaltungsrat der Deutschen Reichsbahn- Gesellschaft tagte am 14. und 15. März In Berlin. Die Ein - nahmen der Reichsbahn sind, wie es In einem offiziellen Bericht heißt, in den ersten Monaten des Jahres wegen des unver - kennbaren Konjunkturabstiegs und infolge der außergewöhnlich starken Frostperiode bedeutend hinter dem Anschlag zurück - geblieben. Zwar hat die Reichsbahn Massentransporte über - nommen, die auf den zugefrorenen Schiffahrtsstraßen nicht be - fördert werden konnten, jedoch ergab sich dadurch kein Aus - gleich für die finanziellen Ausfälle, die durch die Stockung der übrigen Transporte während der Frostperiode entstanden sind. — Dr.-Ing. Julius Dorpmüller, dessen dreijährige Amts - periode abläuft, ist vom Verwaltungsrat einstimmig wieder zum Generaldirektor der Deutschen Reichsbahn-Gesell - schaft ernannt worden. zusammensioßSowiettlernKakenkreuz. Im V-rlauf einer von den Nationalsozialisten In Gum - binnen veranstalteten Versammlung enistand eine blutige Schlägerei. In der Diskussion nahm ein kommunistischer Ar - beiter plötzlich einen Stuhl und schlug damit auf einen Besucher aus Insterburg ein. 3m gleichen Augenblick kam es zu einem ungeheuren Tumult. Sieben Personen wurden schwer und mehrere andere leicht verletzt. Das Mobilar des Versammlungs - lokals wurde kurz und klein geschlagen. Sll Skandal in der Rhklnarmcr. 300 Zote. / Heftige Debatte in Oer französijthen Äammer. / Painleve 5 entschuldigt sich. Paris, 15. März. Das Massensterben der französischen Soldaten im Rheinland — die Zahl der Toten ist nunmehr auf über 300 angewachsen — gab am Freitag den Anlaß zu einer heftigen Parlamentsdebatte. Der sozialistische Abgeordnete B a r t h e brachte geradezu erschütternde Einzelheiten über die Zustände in der BesahungSarmee zur Kenntnis des Hauses. Es habe überall an Medikamenten, an Nahrung, an frischer Bett - wäsche in den Lazaretten gefehlt. Die Beheizung der Kasernen sei völlig unzureichend gewesen. Größtenteils habe die Nahrung nur aus schlechten Konserven bestanden. Zu gleicher Zeit seien 6lt Offiziere auf Bälle gegangen und hätten sich nicht um di« Not der Soldaten gekümmert. Ein Kommando, habe den Soldaten verdaten, auf Posten die Kragen hochzuschlagen, und das bei bitterster Kälte. Eine andere Stelle habe 25-Kilometer-Märfche angeordnet und Turnen im Freien mit dem Drillichanzug. Beim Empfang eines Generals in Trier hätten die Truppen bei 20 Grad Kälte über drei Stunden lang unbeweglich verharren müssen. Die Debatte dauerte daraufhin die ganze Nacht durch. Kriegs - minister P a i n l e o e nahm im Verlauf der Nachtsthung das Wort zur ausführlichen Erklärung, die indessen der Natur der Sache nach nur lahm ausfiel. Zunächst gab er nur 221 Todes - fälle zu. 3m übrigen bemühte er sich, nachzuweisen, daß daS Oberkommando und das Kriegsministerium von aller Schuld frei seien. Gewisse untergeordnete Stellen hätten allerdings Fehler begangen, und diese Fehler würden bestraft. Die betroffenen Familien habe man materiell völlig entschädigt. „Wenn ich mir selbst eine Schuld zumessen müßte," schloß Painlevö, „würde ich es offen eingestehen. Wenn die Kammer glaubt, daß ich eine Schuld trage, möge sie es sagen." Die daruf vorgenommene Abstimmung über den vorliegenden Mißtrauensantrag ergab wiederum eine starke Mehrheit für die Regierung, die mit 314 gegen 246 Stimmen über die Opposition siegte. Pvincar« hat fein braves Parlament gut am Zügel! RusMe Sokumenlensälsüm. Eine neue Wendung. 3m Anschluß an die Aufdeckung der Dokumentenfälschungen des früheren russischen Staatsrates Orlow und dessen Ver - haftung hat sich die polnische Abteilung des Polizeipräsidiums Berlin am Donnersnachmittag zu einer Aufsehen erregenden Maßnahme entschlossen. 3n den Räumen des Iermak-Verlages in der Luitpoldstraße 2, dessen 3nhaber die russischen Emigranten Staatsrat Alexander von Gumanski und Arthur Bay sind, wurde eine Durchsuchung vorgenommen. Das schriftliche Material wurde beschlagnahmt. Gumanski wurde vorläufig sefigenommen und ins Polizeipräsidium gebracht, während Bay sich zur Zeit der Haussuchung nicht in den Räumen des Verlages befand und erst am Abend zu feiner Vernehmung im Polizeipräsidium erschien. Der Verlag wurde schon vor einigen Tagen in der KPD.- Presse im Zusammenhang mit der Orlo w - Affäre genannt. So wurde behauptet, daß Gumanlki der Hanplführer der Fälscher gewesen sei und daß Gumanski deulsche Behörden erheblich betroge'n habe. Schon im 3 äh re 1926 habe ein früherer deutscher Offizier die Abteilung la deS Berliner Polizeipräsidiums auf Gumanski aufmerksam gemacht. Angeblich soll Gumanski um die Fälschungen OrlowS gewußt haben. Gumanski wurde am Freitag in den späten Abendstunden durch Beamte der politischen Polizei eingehend vernommen. Erst die weiteren Srmittlungcn werden ergeben müssen, ob die gegen Gumanski erhobenen Beschuldigungen zu Recht bestehen. Tatsäch - lich hat die polittsche Polizei der Persönlichkeit G u m a n s k i s schon seit längerer Zeit erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt. Arthur Bay, der gestern nachmittag von der Durch - suchung deS 3ermak-Verlages telephonisch erfuhr, gab zu ver - stehen, daß et sich selbst der Polizei zur Verfügung stellen wolle, da er sich keiner Schuld bewußt sei, begab sich aber erst In den späten Abendstunden auf das Polizeipräsidium. Rechtsanwalt Dr. Alexander Herzfeld, der den 3ermak-Verlag verlritt, bestreitet jeden Zusammenhang zwischen Orlow und dem 3ermah-' Verlag. Gumanski habe niemals Dokumente gefälscht, Orlow habe auch nie die Bureaus deS 3ermak-Verlages betreten. Die Vernehmungen dauerten bis in die Nacht hinein. Lateinisch offizielle Sprache deS NaManS. Die römischen Blätter melden, daß nach Einführung der lateinischen Sprache als offizielle Sprache des Vatikans diese nicht als eine tote Sprache werde betrachtet wer - den können, sondern daß sie unter die Sprachen der verschiedenen Staaten ausgenommen werden müsse. Als Umgangssprache werde das 3talienische gebraucht werden, während das Französifche oder das 3ntallenische in den diplomatischen Schriftstücken des vati - kanischen Staates weiter Verwendung finden werde. Ungefähr 80 Familien, die mit dem vatikanischen Staat in keiner Be - ziehung stehen, haben das vatikanische Gebiet verlassen müssen. Der Gouverneur von Rom hat Ihnen neue Wohnungen zugcwiesen. enwwt wirkt! stampf um MtlMmW. Der ElmplizissimuS hak daneben gehauen! Seine neueste Ausgabe bringt ein mit gewohnter Schlagkraft komponiertes Titelbild: Schollentreiben; auf jeder Scholle ein Partei- vertreter, sein Programm deklamierend. Ueberschrift: Lösung der Krise; Text: Angesichts der steigenden Gefahr besinnen sich die Parlamentarier auf das wichtigste: Dem Volk ihren Parteistandpunkt zu verkünden. Als Gulbransson die Satire zeichnete, konnte er nicht ahnen, daß über Nacht Besinnung kommen und der Haus - haltsberatung im Reichstag ein anderes als das gewohnte Gepräge geben werde. In zwei Tagen wurde die ganze erste Lesung erledigt, und statt des gewohnten Leipziger Allerlei allgemeiner Betrachtungen erlebte man wirkliche HauShalts- erörterungen. Nicht vergebens hatte Reichsfinanzminister Hilferding den Etat das Schicksalsbuch genannt und mit Starrheit und Bestimmtheit erklärt: Entweder ein wirklich ausgeglichener Etat oder Rücktritt der Regierung. Keine Partei konnte dem Ernst der Lage sich entziehen; und wenn die Rechte brünstig den Sturz der Regierung er - sehnt: vor der Verantwortung erschreckt sie, zur Nachfolge ist sie unfähig. Ihre Demagogie reichte am zweiten Tage der Aussprache nur aus zum Geschwätz über sozialdemokratischen Landesverrat. Prompt bezogen sie dafür vom Reichskanzler eine Abstrafung, daß ihnen Hören und Sehen verging; In einer Flut allgemeinen Gelächters schwamm die deutschnationale Entrüstung davon. Hatten die blöden Politiker doch als Be - weis des Landesverrats eine Entschließung genannt, die 1907 unter Polizeiaufsicht gefaßt und selbst im Kaiserreich von keinem Menschen als landesverräterisch empfunden worden ist. Arme Schelme, die Politik machen wollen und nicht ein - mal deren ABC beherrschen. Heute müssen deutschnationale Blätter sich um die Vertuschung der ungeheuren Blamage ihrer Partei bemühen. Beachtenswerter und politisch bedeutsamer war die Rede des Volksparteilers Cremer: die Einleitung eines vor - sichtigen Rückzuges. Auch er nennt nicht die Sparvorschläge seiner Partei, nur hinter den Kulissen will er auspacken. Ver - mutlich steckt dahinter das Verlangen eines weitgehenden Abbaues sozialer Leistungen; so verwerflich solche Pläne sind: daß sie in der Dunkelkammer gehalten werden, beweist ihre Schwäche. Und beweist, daß die Volkspartei die Krise scheut! Der Sozialdemokrat Hertz hatte am Donnerstag die Hohlheit der volkSparteilichen Deklamation vom Sparen nachgewiesen, am Freitag trug der Volksparteile. Dewitz einige Ergänzungen nach. Er bemerkte, die Volkspartei sei zwar angeblich für Sparsamkeit, hat jedoch im Ausschuß alle Wünsche der höheren Beamten unterstützt. Auch die hohe Beamtenschaft könne im Notjahr 1929 einmal auf Beförderung und Gehaltserhöhung verzichten. Und der frühere demokratische Reichsfinanzminister Dr. R e i n h o l d rief den Deutschnationalen in Erinnerung, daß die Anhäufung von Reichseinnahmen unter dem Finanzminister Schlieben die E r h ö h u n g der D a w e s - A b g a b e n um 300 Millio- nen Mark im Jahre gebracht habe. Diese 300 Millionen jährlich feien ein w i r k I i ch e r V e r I u st der d e u t sch e n Wirtschaft und ein Andenken an die deutschnationale Regierungskunst. Im ganzen eine wirkliche HaushaltSkrttik, Zeichen be- ginnender Einsicht in den Ernst der Lage. Im Zentrum der deutschen Politik steht der Zwang zum Ausgleich des Haus - halts. Den Zwang den Parteien zum Bewußtsein gebracht und so die ReichstagsauSsprache auf eine neue Grundlage gestellt zu haben, ist H i l f e r d i n g s Verdienst. Ob und wie der Ausgleich gefunden wird, das ist die Frage. Mit Entschiedenheit und Festigkeit die Dinge roeiter- zutreiben, keine Verschleierung zu dulden, die Opposition zum Bekenntnis und zur Verantwortung zu zwingen, ist Ge - bot der Stunde. Entweder Haushaltsausgleich — oder Reichstagsauflösung! Damals ließ man sich am °Jiikon noch nichts davon träumen, im Winter Gold zu suchen. Von Moos und Gras bis zur Felsunterlage war der ganze Boden gefroren, und die Erde, die hart wie Granit war, trotzte der Hacke und der Schaufel. Im Sommer wühlte man den Boden auf, soweit die Sonne ihn auftaute. Dann war es Zeit zum Goldsuchen. Mährend des Winters verfrachteten sie Proviant, gingen auf die Elchjagd, bereiteten alles für die Sommerarbeit vor und vertrieben sich die dunklen, traurigen Monate in den großen Lagern, wie Circle City und Forty Mile, so gut es eben ging. „Gewiß wird man im Winter graben", stimmte Daylight zu. „Wartet nur, bis der große Fund am Fuße oben ge - macht ist. Dann werdet Ihr eine neue Art von Goldgraben erleben, Jungens! Warum sollte man nicht Feuer anmachen, Schächte graben und auf der FelSunterlage arbeiten können? Man braucht sie nicht einmal zu zimmern. Der gefrorene Schutt wird stehen, bis die Hölle gefriert und der Höllen - pfuhl zu Eiscreme wird. Ja, in kommenden Tagen wird man in Lagern arbeiten, die hundert Fuß tief unter der Erde liegen. Gewiß gehe ich mit Euch, Elijah!" Elijah lachte, rief seine beiden Kameraden und machte einen neuen Versuch, die Tür zu erreichen. „Halt!" rief Daylight. „Es ist mein Ernst." Da wandten die drei Männer, mit freudiger Ucber- raschung auf den Gesichtern, sich plötzlich um. „Ach was, Du machst Dich nur über uns luftig", sagte Finn, der andere Holzfäller, ein ruhiger, zuverlässiger Mann aus Wisconsin. „Da sind meine Hunde und mein Schlitten", antwortete Daylight. „Das gibt zwei Gespanne und das halbe Ge - wicht; wir können allerdings in der ersten Zeit nicht sehr schnell reifen, denn die Hunde sind müde." Die drei Männer waren außer sich vor Freude, aber immer noch ungläubig. „Hör' mal," platzte Joe Hines heraus, „halt uns nicht zum besten, Daylight. Es ist Geschäft. Willst Du mit?" Daylight ergriff feine Hand und schüttelte sie. „Dann tätest Du am besten, auch ins Bett zu gehen", riet Elijah. Wir wollen um sechs Uhr fort, und vier Stunden Schlaf ist nicht zu viel." „Vielleicht warten wir noch einen Tag, damit er sich ausruhen kann", schlug Finn vor. Das verletzte aber Daylights Stolz. „Auf keinen Fall", schrie er. „Um sechs Uhr gehfs los. Wann wollt Ihr geweckt werhen? Um fünf? Schön, ich hol' Euch 'raus." „Du müßtest doch auch etwas Schlaf haben", rief Elijah ernsthaft. „Du kannst das nicht in alle Ewigkeit aushalten." Daylight war müde, zum Umfallen müde. Selbst sein eiserner Körper mußte diesmal daran glauben. Jeder Muskel sehnte sich nach Schlaf und Ruhe und schrak zurück vor weiterer Anstrengung und dem Gedanken an eine neue Reise. Und der Protest seines Körpers wallte aufrührerisch zum Gehirn empor. Aber tiefer saß, verächtlich und heraus - fordernd, das Leben selbst, die Triebfeder von allem, und flüsterte Daylight zu, daß alle seine Kameraden dabeiständen und zusähen, und daß jetzt der Zeitpunkt gekommen wäre, daß er Tat auf Tat häufen, seine ganze Kraft zeigen müßte. Es war nur das Leben, das feine alten Lügen flüsterte. Und verbündet mit ihm der Whisky mit all feinem tollen Ueber- mut und feiner Prahlerei. „3br meint vielleicht, daß ich daS Trinken nicht mehr gewohnt bin?" fragte Daylight. „Ich hab' nicht ein Glas getrunken, nicht einen Tanz getanzt, nicht eine Seele ge - sehen in den zwei Monaten, was? Geht Ihr nur zu Bett. Ich wecke Euch schon um fünf." Und die ganze Nacht tanzte er auf Strümpfen, und als er um fünf Uhr an die Tür feiner neuen Kameraden bornierte, konnten sie ihn das Lied fingen hören, dem er seinen Namen verdankte: „Das Himmelslicht brennt, ihr Glücksritter vom Stewart- River! Das Himmelslicht brennt! Burning Daylight! Bur- ning Daylight!" ♦ Diesmal ging die Reife leichter. Der Weg war besser gebahnt, sie hatten keine Post zu fahren und mehr Zeit. Die Tagesreifen waren kürzer und der Arbeitstag auch. Auf seiner Postfahrt hatte Daylight die Indianer zuschanden ge - fahren, aber seine jetzigen Kameraden wußten, daß sie sich nicht überanstrengen durften, weil es noch genug zu tun gab, wenn sie am Stewart angekommen waren, und reiften öaber langsam. Während die Reise aber seine Kameraden ermüdete, erholte Daylight sich und ruhte sich aus. 3n Forty 9Kile blieben sie der Hunde wegen zwei Tage, und in Sixty ^Kile liehen sie Daylights Gespann beim Kaufmann zurück. 3m Gegensatz zu ihrem Herrn waren -die Hunde durch die wahnsinnige Fahrt von Selkirk nach Circle City furchtbar mitgenommen und betten auf der Rückreise keine frischen Kräfte sammeln können. So fuhren die vier Männer von Sixty Mile mit einem frischen Gespann vor Daylights Schlitten weiter. In der folgenden Nacht lagerten sie auf der Inselgruppe in der Mündung des Stewart. Daylight redete von Bau - gründen, rind obgleich die andern ihn auSlachten, steckte er dennoch dies ganze Labyrinth hoher bewaldeter Inseln ab. „Wenn nun der große Goldfund gerade hier nm Stewart gemacht wird", schloß er. „Vielleicht seid Ihr mit dabei. Jungens, vielleicht auch nicht. Aber ich will jed.nsalls mit dabei sein. Uebcrlegf es Euch lieber und macht es wie ich." Aber sie wollten nicht hören. „Du bist gerade so verrückt wie Harper und Joe Ladue" sagte Joe Hines. „Die machen das immer so. Du Kennst doch die große Ebene unten am Klondike, bei der Moosehidequelle? Schön. Der Registrator von Forty Mile hat mir erzählt, daß sie sie vor kaum einem Monat ab- gesteckt haben — die Harper-und-Ladueschen Grundstücke. Ha! Ha! Ha!" tFortfetzung folgt.)