55. Jahrgang MnnrnrGs LS Mittwoch, 27. März 1929 Preis 10 4 HamdurgerEcho ZWOU^E >Hmnourg2itwnaerDolLsblLlr gy*?j* r *^y>!yZC lu ..gua. Urrm.^ ■ y nwrBSjirnln. 1X7K ■■>■»»»■■■■■■»»■» 11, fxx»<>«n, 5mit^r Stephan 2902. Tiurfmttenter. Stbtotbftt. 11,1 !•» •*» !»*«••*•■ *••>. * 6"> 3Welsh tH 1 Ul*) uns m iU«e ifemlpt.: Samrneh^ie. C 5 Liev da» 1831, Nach teuf C L etti>b«h3032u.3efa Mnnonanburemi« clöe- uet g>at«neodi»dftni unetrtnnMwl) Au» die MMl-Diktatur wankt. SÄ Narlament Ich! ft» dur». SPD. Warschau, 27.März. Lt slehk heul« schau frst, dah nach den Ofirrfeierlagen «Ine UmdUdung der Regieruug staUf.nden wird, die sehr radikal sein soll. Minisierpröfideul Bartel« wird zom Rücktritt gezwunge» »ttben. Edens» der Innenminister und der eine oder der ander« der idrigru Minister, die sich im Komps gegen daS Parlament hervorgetan haben. Diese radikale Aenderung bet politischen DerhSllniffe, bk eine Lnlsxannuug de« bisherige» KampszufiaudeS zwischen Regierung vnb Parlament bedeuten würde, soll aus Vorstellungen de« amerikanischen ffinanzkontrolleurS Dewey zurSckzuführen sein. Dewey hat den StaatSpräfidenten auf Mt vrrhLngniSnelle» Folgen aufmerksam gemacht, die «ine weitere Ausschaltung bH PanamenlS au» der Staatspolitik für die Einstellung der creti- kanifchr« Finanzkreise Polen g«genüb«r heben künnte. Dewey hat namentlich auf den Sturz der polnischen Stabilifierungt- anleihe von 87 auf 82 hingewiesen. Da« Fehlen der parla - mentarischen Kontrolle hab« den amerikanische» Finanzmarkt Pol«» gegenüber m'chtrauisch gemacht. Die Aegierunglumdilduug soll die Folge dieser Vorstellungen sein. Die Vorbereitu»-«» dazu gehen während der Krankheit Pilsudskl« v»r sich. Wie er sich stellen wird, wen» er wieder aktiv eingrelsen kann, ist »och völlig unxewitz. * D i e Krise der Diktatur geht reihum. Sir Ist nunmehr auch in Polen zu vollem AuSbruch gelangt, obwohl ste dort vielleicht noch länger al« in Spanien unter der Oberfläch« schwelt. Di« große Oesfcntlichkett hat davon allerdings wenig erfahren. Während die Erschütterungen der spanische» Diktatur überall bemerkt und eifrig diskutiert wurden, hat man stch um die Diktaturkrise in Polen wenig gekümmert. Dol kommt vor allem daher, daß nur s«hr wenige Leute wisse», daß In Polen s o etwas wie ei» Diktaturregtme bestand. '3n der Tat ist die Pilsudski-Diktatur In Pole» nicht offen in Erscheinung getreten, sie mar verkappt durch eint parlamentarisch-demokratische MaSK« und hat nach außen hi» den konstitutionellen Schein zu wahren gewußt. Dennoch war di« Demokratie Polens im Zustand ernster Zersetzung, st« war vom Krebs der Diktatur an den lebenswichtigsten Orgoven be - fallen und schien sich unaufhaltsam ihrem endgültigen End« z» nähern. Rach den letzten Neuwahlen, dir einen starken Erfolg -Msudski-VtockS, zugleich aber auch einen Erfolg 6m Sozialisten erbrachten, versuchte Pllsudskt mit äußerster Energie, mit Hilfe seines Block? die polnische Verfastung im Sinn« «inet DiktaturregimentS umzugestallen. Sr begann mit den gröblichsten und infamsten Beschimpfungen bet Parlaments, d'e dieses sich mangelt Irgendwelcher Macht - mittel einfach gefallen lassen mußt«. Er bildete rin« blindlingt ergebene Negierung mit Bartelt an der Spitze, dir, ohnr eine Verfassungsänderung abzuwarten, einfach diktatorisch über die Köpfe des Parlaments hinweg regierte. Irgendwelche Ko»- trollbefugniste deS Parlaments wurden einfach nicht mehr an - erkannt. Der Sejm schien sich In ohnmächtigen Protestaktionen zu erschöpfen. Ader Pilsudski Hal einet übersehen. Seine schärfste», seine erbittertsten Degner im Parlament waren seine ehemaligen Parteifreunde, die Sozialisten, geworden, die er vergebens durch ein lumpiges Manöver zu spalten suchte. Die rückstchttlot und glänzend geleitete Opposition der Sozialisten im Sesm erweckte einen mächtigen Widerhall in den arbeitenden Masten draußen. Dewallige Arbeittkämpf« zeigten, daß Im Proletariat Polen«, soweit et organisiert und politisch erzogen ist, eine Macht ent - standen war, mit der der Diktator rechnen mußte. Er versuchte nun, kurzen Prozeß zu machen. Sein parlamentarischer Block brachte einen Entwurf zur VerfastungSänderong ein, der da« Diktaturregime legalisieren sollte. ES kam zn einer erbitterte» parlamentarischen Schlacht. Die Sozialisten erklärten kurzerhand, daß ste eine Annahme dieser Verfassungsänderung mit der» Bürgerkrieg beantworte» würde«. Pilsudski schlug Mirrenb an den Säbel, die Situativ» schien zum Zerreißen gespannt. Aber sein einzige« »nd stärkstes Instrument, die Armee, war in diesem kritischen Augenblick nicht restlos hinter ihm. Die konservativen und aristokratischen Elemente Im Heer hatte er durch de» Mai-Putsch von 1928 tödlich getroffen. Mit Ihnen konnte er nur als Feinde rechnen. Auf der andern Seite gab e« zweifellos Regimenter, die nicht bereit waren, „auf Vater und Mutter z» schießen". Pilsudski zögerte. Da kam ein neuer Anstoß. Der amerikanische Finanzkonttolleur EharleS Dewey erklärte einfach, daß die amerikanisch« Finanz di« Diklaturwirtschast in Polen nicht mehr mit ansehen könne, da sie zu einer finanziellen Mißwirtschaft sondergleichen onigeartet sei. Pilsudski wurde krank. Die Opposition im Parlament ver - stand daS Signal und ging rücksichtslos vor. Der Finanzminister, der im Vertrauen auf PilsudskIS Stärke den Etat u mviele hundert Millionen Zloty« überschritten hatte, wurde zur Rechenschaft gezogen und mußt« mangel« seden Rückhalts einfach verschwinden. Ieht wartet der StaatSgerlchtShof auf I h ». Alle VersastungSwünsche bei Pilsudski-BlockS wurden daraus in Drund und Bode» gestimmt und schließlich, wie seht oben be - richtet, da« Kabinett VartelS zur Demission gezwungen. Diese Demission Bartel« ist praktisch da« Ende der Pilsubski-Dikkatur. Man beruft sich zwar seht ans Pllsudskis Krankheit und warnt vor ihm, wenn er wieder gesund sei. E« ist anzunehmen, daß diese Warnung üh-rflüssig ist. Pilsudski wird schon wlffe», warum er krank geworden ist. Ser vrrseiittr russische Schmugselttemer Scharfe amerikanifche Töne. WTD. Washington, 26. März. Der Staatssekretär de« Schahamiet, Mellon, veröffenilicht eia Memorandum zur An- gelegenheit de« Schoner« „3’m a!ene“. In diesem Memorandum erklärt er, der Schoner sei ein bekannte« Schmuggelschiff gewesen, da« nicht mir den Vereinigte» Staate», sondern auch de» eng - lischen Behörden Unannehmlichkeiten bereitete. Mellon erklärt In entschiedener Form, bet Schoner „I m atme“ habe sich weniger tu« 4*oi| oeeMcueu »o» »er X»N« de« tilaaie» xieu-uana «xi/«ei befunden, al« Kapitän Walrott Ihn anries. Der Staattsekrelär fügt Hinz«, bi« Verfolgung bet Schoner« sei nach den Rege!» de« inlerualionale« Rechte« vor sich gegangen. 800 Stert vrkjlrmr wegen Aketmaukttdeletrtswrg. MTB. Lnxhaven, 27. März. In bet Beleidigung«- Klage de« Photographen Sparr gegen General Ludendorfs ward« heute morgen vor einer großen Hörerzahl vom Euxhavener Amtsgericht da« UrteU verkündet. General Ludendorff wurde zn einer Geldstraf« von 800 M, ersatzweise für se 50 M. einen Tag Gefängnis, verurteilt. Die Begründung de« Urteil« verwirft die Auffassung Ludendorff«, daß die eventuell« Straftat noch untre da« Amnestiegeletz falle, da noch nach dem 1. Januar 1927 Zehn- taefer.be von Broschüre» verkauft seien. Di« Einrede Luden - dorff«, daß Sparr gar nicht beteidigt sei sKollektivbeleidigung) läßt da« Gericht nicht gelte», da Sparr namentlich mit bezug auf da« vrröffenMchke Bild — aus dem auch Sparr abgebNd«! ist — genannt Ist und Ludendorfs da« Bild mit der Aeberschrift „Bei - spiel freimaurerischer Unmoral"" versehe« hat. Ludendorfs hat ferner im Zusammenhang damit von bet Entehrung bt< felbgtant» Ehrenkleide« gesprochen und erklärt, beim Anblick de« Bilde« empfinde man heute noch Zorn und Scham. Die Auffasiung Ludendorff«, daß Wahrnehmung berechtigter Zntereffe» »erliege ® 193) wurde vom Gericht ebensall« abgelehnt. eSMW Lmdiagswlltzl am 12. Mai. WTB. D r e « d e n, 26. März. Da« Gesamlministerium Hal in feiner heutigen Sitzung beschlossen, die Neuwahlen zum sächsischen Landtag am 12. Mai staltsinden zu fasten. » LandtagSpräsident Schwarz erörtert In der Chemnitzer Volksstnnme die durch da« Urteil de« StaatSgerichtShose« ge - schaffene Lage. Er sagt: Keinen Streit kann e« darüber geben, daß zu Recht die Landtagswahlen von 1926 für ungültig erklärt worden sind und daß die Regierung für Neuwahlen Sorge zu tragen hat. Umstritten bleibt jedoch die Frage, ob durch ein Gerichtsurteil der sächsische Landtag aufgelöst werden kann. Meine« Erachten« ist die« unmöglich. Die diesbezüglichen Bestimmungen der sächsischen Verfastung sind klar und eindeutig. ES heißt im Artikel 6, daß der Landtag auf vier Jahre gewählt wird, und Artikel 9 besagt, daß der Landtag sich selbst auslösen oder durch Volksentscheid respektive Volksbegehren aufgelöst BrmdmfaKe noch ungeklärt. Von der Direktion der Werft von Blohm & Voß wurde am Dienstagnachmittag über da« Feuer auf der „Europa" folgende Meldung herausgegeben: Auf dem im Ausbau befindlichen Schnelldampfer „Europa" auf der Werft von Blohm & Voß ist heute nacht gegen 3.30 Uhr auf bisher unaufgeklärte Art Großfeuer entstanden, da« beträcht - lichen Schaden angerichlet Hal. Die Kammeranlagen de« Schiffe« waren im Rohbau ausgestellt, von den Salonelnrlchtvngen, ebenso von der eigentlichen Kammerelnrlchlung war »och nicht« an Bord. Tie Kammerwänd« haben im Mittelschiff an den Seile» Feuer gefangen und find mit allen schon verlegte» Rohr- und Kabel - leitungen zerstört. Hierdurch find auch die Elsenkonstrukttonen bet Ausbauten de« Schisse« in Mitleidenschost gezogen worden. Dee Hintere Teil de« Schisse« sowie die gesamte WKlld.iye.n-_ o»d KesselanlaLt sl»b vc n dem Feuer ver sch »nigebtteden. Durch dte bet der Bekämp - fung M Feuer« ausgewendrten Wastermengeu hat fich der Tief - gang de« Schiffet so verlagert, daß t« nunmehr aus Grund sitzt. Rechtsanwalt Iarodseu, Hamburg, hat also einen vollen moralischen Erfolg über f-tnen Gegenspieler, den auch-antisemi - tischen Advokaten Luetgebrune, der Ludendorff durch juristische Kniffe vor der Verurteilung zu retten suchte, boDongetraqen. Da« Urteil unterstreicht den Spruch, mit dem Herr Iacobsen seine Anklagerede am 20. März geschlossen hatte: Ich Klage Herrn Ludendorff vor der Geschichte an, der größte Schädling am deutschen Volk« zu fein. Sr ist der Totengräber de« völkischen Gedanken«! Belrugsaaklage gegen Sftnnes. Berlin, 26. März. Die Staattanwaltschaft hat, nachdem der Unlersuchungtrichier seine Feststellungen abgeschloffen hatte, di« Anklageschrift gegen Sünne« junior und 8 Mitbeschuldigte fertlggestellt. Sie lautet im wesentliche» auf Betrug bzw. Bei - hilfe und Betrugtoersuch. Eine Entscheidung über Eröffnung de« Hauptoerfahrent wird jedoch vorautsichtlich erst End« April oder Anfang Mai getroffen werden könne». werden kann. Eine weitere Möglichkeit, den Landtag aufzulösen, gibt e« nicht; e« sei denn, daß der Landtag ungesetzliche Beschlüste faßt und sich weigert, solche Beschlüste aufzuheben. In diesem Falle hätte der Reichspräsident auf Grund de« Artikels 48 der Reichtverfastung da« Recht, durch die bewaffnete Macht Ruh« und Ordnung In den Ländern Herstellen zu lasten, also auch eine Regierung oder einen Landtag für aufgelöst zu erklären. Wir haben ja schon den Fall In Sachsen erlebt, daß eine Regierung, gewählt und gestützt von einer Landtagsmehrheit, einfach durch die Reichswehr ihrer Aemter enthoben wurde; der Landtag jedoch blieb unbehelligt, obwohl dieser die moralische Verantwortung für alle Taten der Somm-rregierung von 1923 übernommen hatte. Heute liegen die Dinge genau entgegengesetzt. Die Regierung al« allem Schuldiger, bleibt im Amte, und der Landtag, der in gutem Glauben handelte, al« er da« von der Regierung vorgelegte LandtagSwahlgeseh, da« allerdings ungesetzlich war, verteidigte, soll nach Meinung der Regierung fang- und Mangle« verschwinden. Schwarz erwartet, daß die Neuwahlen zur Abrechnung mit dem Kabinett Heldt werden. Eine Keufergesahr für da« Schiff besteht nicht. Inwieweit andere alt die vorgenannten EisenkonstruktionStei!« de« Schiffe« durch de» Brand der Hotzeinbauten gelitten haben, bleibt noch genauerer Untersuchung Vorbehalten. Der Gesamt- schade» Ist durch Versicherung gedeckt. Dat Feuer Ist so weit bekämpft, daß eine Gefahr für da« Schiss nicht mehr besteht. ?as Feurr gelobt. Am späten Nachmittag des Dienstag« meldete bi« Werft von Blohm & Voß: Am späten Nachmittag Ist da« Feuer aus der .Europa"" bi« auf einige geringfügige Glimmnester gelöscht worden. Eingehend« Feststellungen durch Ingenieure der Werft und der Reederei haben gezeigt, daß die Feuerschäden ersreol'.cherweise doch wesentlich geringeren Umfang haben al« u r - Zp»«»glich angenommen werden mußte. Außer den Keffel- und Mafchlnrnanlagen und dem gesamten Hinterschiff mit allen Einrichiungeu find auch da« Unterschiff »nd die unseren Deck« fast in der ganzen Länge sowie da« Vorschiss vom Feuer verschont geblieben. Mit den AufräumungSarbellen ist unverzüglich be - gonnen worden. Die Feuerwehr Ist bi« aus einen Zug, der mit der Werkfenerwehr vom Blohm & Voß die Brandwache bildet, abgerückt. Sie Versicherung ter ..Europa". Wir berichteten bereit« am Dienstag daß der große Brand - schaden auf der „Europa" durch Versicherung gedeckt Ist. Die „Europa" Ist durch Transportversicherung gegen Feuer- und Explosionsgefahr versichert. Die Versicherung läuft unter Führung deutscher Gesellschaften houpisächiich In Deutschland und zum Teil In England. Fast alle deutschen TranSportversicherungS- gesellschaften sind beteiligt. Die Gesamtversicherungssumme be - trägt zur Zett 44 Millionen Mark. M die Reparatur ter ..Europa" möglich ? Neparalurzeit 5 Monate. - Fahrvlanumitellung der Ltond. Während der Brand auf der „Europa" wütete, war e« un - möglich, ei» Bild von der Ausdehnung de« Feuer« zu ge - winnen, also auch unmöglich, zu übersehen, ob daS Schiff nach der Löschung de« Feuers wieder hergerichtet werde» kann. So - lange die Gefahr bestand, daß da« Schiff kentern würde, solang« auch von außen der Eindruck ausgenommen wurde, al« ob da« Feuer in allen Tellen, selbst im Maschlnenraum, wütete, hört« man Zweifel an der Reparaturfähtgkeit de« zerstörten Ozea». Lu-errSorM verurteilt! Dee Brand auf der „Europa" MW. Der SGa-en groß, alber geringer ale vermutet. Die „Enrspa" mit 44 Millionen versichert. / 3ff 6er Wie-ernusllnu möglich? M >UIWWWPW«»«»I-»»»MMr«MM«^>W»»MWW»WWM»MM« Für neu r.inzulretende Bezieher werden die bereit« erschienene» Kapitel diese« Roman« aus Wunsch MoRenlo» »achgetleserl Copyright 1926 dy Universtta«. Deutsche Beriagl-Akt.-Ges., Berlin LsSmf des Seldes. Roman von Jaek London. Einzig oerechligt« Ueberjetzung von Erwin Mag»»« [27] Mit dem Sommerzustrom von drautzen kamen di« Be - richterstatter der großen Blätter und Zeitschriften, und alle schrieben sie in erster Linie über Daylight. Er wurde für di« Welt die mächtigste Gestalt Alaska«. Als einige Monat« später der spanische Krieg ausbrach, vergah man ihn natür - lich darüber, aber in Klondike selbst blieb Daylight ständig die hervorragendste Persönlichkeit. Wenn er die Straßen von Dawson durchschritt, wandle sich jeder Kopf, um ihm aachzusehen, und in den Wirtschaften betrachteten ihn di« Ehechaquos ehrfurchtsvoll und ließen ihn kaum aut den Augen, solange er in Sicht war. (Er war nicht nur der reichste Mann im Lande, nein, er war Burning Daylight, der In der ersten Frühzeit dieses jungen Landes über den Chilkoot den Bukon hinabgekommen war, um die älteren Giganten, Al Aiayo und 3adi MacQuestion, zu treffen. Er war der Bur - ning Daylight von Hunderten wilder Abenteuer, der Mann, der der eingefrorenen Malfängerflotte Botschaft über die öden Tundren gebracht, der im Laufe von sechzig Tagen die Post von Circle City noch Salt Water und zurückgefahren, der im Jahre 1891 den ganzen Tanana-Stamm vor dem Hun- gerlode gerettet Halle, kurz, der Mann, der die Phantasie der Chechaquos stärker in Anspruch nahm als ein Dutzend anderer Männer auf einmal. Was er tat, erregte die Aufmerksamkeit der Menge, so sponian und zufällig es auch geschah. Und seine letzte Tat war immer In "’Hcr Munde, ob er in ein wilden Wettlauf nach Danish Creek gesiegt oder den berühmten kahlen Grisly - bären am Sulphur Creek getötet oder am Geburtstag der Königin In einer Kanuregalta gesiegt hatte, an der tr teil- nehmen mußte, weil der Repräsentant von Sourdough im letzten Augenblick ausgeblieben war. So war es auch ein - mal nachts im „Llchgeweih" zu der längst versprochenen Ae- vanchepartte mit 3ack Kearns gekommen. Es war ausgemacht worden, daß das Spiel bis acht Uhr morgens dauern sollte, und da belief Daylights Gewinn sich auf zweihunderlund- dreißigtausend Dollar. Für Zack Kearns, der bereits mehr - facher Millionär war, bedeutete der Berlust nicht viel. Aber die ganze Gemeinde fiel fast von den Stühlen über die hohen Einsätze, und jeder von den Dutzend Berichterstattern, die anwesend waren, schickte seinem Blatt einen sensationellen Artikel. « Trotz seiner vielen Einnahmequellen hatte er im ersten Winter alles bare Geld verbraucht. Wenn der Kies aus der Felsunterlage ausgetaut und an die Oberfläche gebracht war, gefror er augenblicklich wieder. Daher waren seine Claims, die für viele Millionen Gold enthielten, unzugäng - lich. Erst als die Sonne wiederkehrte, schmolz das Wasser, mit dem sie wuschen, so daß sie die Erde ihres Goldes be - rauben konnten. Run halte er auf einmal mächtige Ueber- schlisse, die er in den beiden kürzlich gegründeten Banken deponierte. Zwar wurde er von Leuten und Konsortien be - lagert, die Ihn veranlassen wollten, fein Kapital in ihre Unternehmungen zu stecken, doch er spielte lieber sein eigenes Spiel und lieh sich nur aus Verbindungen ein, wenn sie all - gemein defensiv oder offensiv waren. So schloß et sich, ob - gleich er die höchsten Löhne zahlte, dem Minenbestherver- bande an, organisierte den Kamps und vermochte wirklich die wachsende Unzufriedenheit der Lohnarbeiter zu zügeln. Die Zelten halten sich geändert. Die alten Tage waren für immer dahin. Dies war eine neue Aera, und Daylight, der reiche Minenbesiher, war loyal gegen feine Klassengenossen. 3n seinem Herzen konnte er die allen Tage nicht vergessen, »ährend er mit seinem Verstände das ökonomische Spiel nach den neuesten und praktischsten Regeln spielte. Solche Gruppenverbindungen waren die einzigen Ge - legenheiten, bei denen er sich an dem Spiel der andern be - teiligte. Sonst spielte er fein hohes Spiel allein und brauchte sein Geld, um sein eigenes Feuer zu unterhalten. Die neu - gegründete Fondsbörse interessierte ihn ungeheuer. Er hatte eine derartige Einrichtung nicht gekannt, wußte ober schnell ihre Vorteile auszunützen. Hier gab es wieder Spiel, und bei mancher Gelegenheit gab er der Börse, ohne daß es seinen eigenen Plänen formmte, „eine Chance"", wie er es nannte, aus reinem Uebermut, und weil es ihm Spaß machte. „Das übertrifft selbst Pharao", erklärte er eines Tages, als er die Spekulanten von Dawson eine ganze Woche in Atem gehalten hatte, indem er abwechselnd h la Baisse und ä la Hausse spekulierte, bis er zuletzt seine Karlen aufdeckle und einen Betrag einheimste, der für andere ein Vermögen gewesen wäre. Wenn andere genug verdient hatten, reisten sie nach dem Süden, um sich unter dem sonnigen Himmel von dem harten arktischen Kampf zu erholen. Fragte man aber Daylight, wann er nach dem Süden wolle, so lachte er stets und sagte, sobald fein Spiel gewonnen sei. Er fügte auch hinzu, daß nur ein Narr ein Spiel hinwerfe, wenn er gerade eine gute Karte in der Hand hätte. Die Tausende von Chechaquos, die Daylight wie einen Helden verehrten, meinten, daß er Überhaupt kein« Furcht kenne. Aber Bettles, MacDonald und andere schüttelten den Kops und nannten das Wort „Weiber". Und sie hatten recht. Er hatte sie stets gefürchtet seit der Stunde, da Königin Anne in Juneau sich in den damals Siebzehnjährigen ver - liebt hatte. 3m übrigen hatte er nie eine Frau gekannt. Er war in einem Minenlager geboren, wo ste selten und geheim - nisvoll waren, und da er keine Schwestern und keine Mutter hatte, war er nie mit ihnen In Berührung gekommen. Aller - dings hatte er sie später am ^uhon getroffen und ihre Be - kanntschaft gemacht — diese weiblichen Pioniere, die gleich nach den ersten Goldgräbern über die Pässe gekommen waren. Aber nie hatte ein Lamm mehr vor einem Wolfe gezittert als er vor ihnen. Als Mann war es Ehrensache für ihn, sich mit ihnen zu beschäftigen, und er hatte seine Rolle auch gut gespielt, aber sie waren ihm stets ein ver - schlossenes Buch geblieben, dem er jederzeit ein gutes Spiel Karten vorzog. Und jetzt, da er wett und breit als König von Klondike bekannt war, und dazu noch verschiedene andere fürstliche Titel wie Eldorado-König, Bonanza-König, Holzbaron und Fürst der Schnellreisenden, nicht zu vergessen den stolzesten von allen, Vater der Pioniere, trug, jetzt fürchtete er sich mehr als je vor den Weibern. Wie nie zuvor streckten sie ihre Arme nach ihm aus, und jeder Tag brachte neue Weiber ins Land. Ganz gleich, ob er im Hause des Goldkommisionärs saß, in einem Tanzsaal nach Getränken rief oder sich einem 3nterview durch den weiblichen Vertreter der New ^ork Sun unterwarf, überall, wo er ging und stand, streckten sie ihre Arme nach ihm aus. Eine Ausnahme gab es jedoch, und das war Freda, die Tänzerin, der er das Mehl geschenkt hatte. Sie war die einzige Frau, In deren Gesellschaft er sich wohl fühlte, denn sie allein streckte nie die Arme nach Ihm aus. Und doch sollte ste es sein, die ihm seinen ersten großen Schrecken einjagte. Das war im Herbst 1897. Er befand sich auf dem Rückwege von einer seiner kleinen Besichtigungsreisen, die diesmal dem Henderson, einem Flusse, gegolten hatte, der dicht unter - halb des Stewart in den Tukan floß. Ganz plötzlich war der Winter gekommen, und er kämpfte sich die siebzig Meilen den Tukon hinab in einem gebrechlichen Petersborough- Kanu, während rings um ihn die Eisschollen trieben. Er hielt sich sorgsam an der schon harten Eiskante und war gerade im Begriff, an dem eisspeienden Maul des Klondike vorbeizusausen, als er einen Mann sah, der einen wilden Tanz auf der Eiskante aufführt und ins Wasser wies. DaS nächste, waS er sah, war eine pelzgekleidete, weibliche Ge - stalt, die, mit dem Gesicht unter dem Wasser, gerade zwischen dem Treibeis versinken wollte. Nur ein paar Sekunden, und das Kanu war an der Stelle, er packte die Frau an den Schultern und zog sie vorstchtig InS Kanu. Es war Freds. Und alles wäre gut gewesen, hätte sie ihn nicht, als sie später zur Besinnung gekommen war, mit vor Zorn flammenden blauen Augen angesehen und gefragt: „Warum hast Du daS getan? 0, warum hast Du das getan?“ Das quälte ihn. Statt wie sonst gleich elnzuschlasen, lag er lange wach und sah immer wieder Ihr Gesicht und die zornsprühenden Augen vor sich und grübelte über Ihre Wort« nach. Die hatten aufrichtig geklungen. Sie hatte gemeint, waS sie sagte. Und er grübelte weiter. (Fortsetzung folgt.)