Für neu hinzuirelende Bezieher werden die bereits erschienene» Kapitel dieses Romans ans Wunsch kostenlo» nachgeliefert. Copyright 1926 dy Universitas. Deutsche Berlags-Akt.-Des., Berlin. Lockruf des Soldes. Roman von Jack London. Linztg berechtigte Uebersehung von Erwin Magnus. 1391 Als sie an diesem Nachmittag das Bureau verließ, be - merkte er zum erstenmal, wie gut sie gewachsen war, und daß sie sich zu kleiden verstand. Er kannte nichts von den Einzelheiten der Frauenkleidung und sah denn auch nichts an ihrer hübschen Bluse und dem gutsitzenden Rock. Er sah nur die Wirkung im allgemeinen. Sie sah aus, wie man aussehen mußte. Aber das kam eben daher, daß nichts Auffallendes an ihr war. „Netter kleiner Kaser", war sein Urteil, als die Kontor - tür sich hinter chr schloß. Als er ihr um nächsten Morgen Briefe diktierte, be - merkte er, daß ihr Haar hellbraun mit einem Goldschimmer war. Die blasse Sonne ließ das Gold wie schwelendes Feuer schimmern, was sehr anziehend war. Er wunderte sich, daß er dieses Spiel der Natur noch nicht beachtet hatte. Mitten im Briefe kam derselbe Satzbau vor, der am vorigen Tage den Zwischenfall veranlaßt hatte. Er erinnerte sich der Grammatik und diktierte den Sah in derselben Meise, wie sie ihn verbessert hatte. Fräulein Mason blickte schnell auf. Sie tat es ganz un- willkürlich und tatsächlich überrascht. 3m nächsten Augen - blick senkte sich ihr Blick wieder. Aber in dieser Sekunde hatte Daylight bemerkt, daß ihre Augen grau waren. Spater fand er heraus, daß zuweilen ein goldener Schimmer in ihnen fein konnte; aber fürs erste genügte, was er gesehen, um ihn zu überraschen, denn er wurde sich plötzlich klar, daß er bis - her immer geglaubt hatte, eine Brünette müsse auch braune Augen haben. Als er eines Tages an ihrem Schreibtisch vorbeiging, sand er einen Band Gedichte von Kipling und guckte ver - blüfft auf die Seiten. „Sie lesen gern, Fräulein Mason?" fragte er und legte das Buch wieder hin. „3a," lautete die Antwort, „sehr." Ein andermal war es ein Buch von Wells „The ^Weels of Chance". „Wovon handelt es?" fragte Daylight. „Ach, es ist nur ein Roman, eine Liebesgeschichte." Sie schwieg; er aber blieb wartend stehen, und sie fühlte, daß sie noch etwas sagen mußte. „Es handelt von einem kleinen Londoner Kommis, der in den Ferien einen Ausflug macht und sich in ein Mädchen verliebt, das sehr hoch über ihm steht. 3hre Mutter ist eine beliebte Schriftstellerin und so weiter. Die Situation ist sehr eigenartig und traurig, teilweise direkt tragisch. Möchten Sie es lesen?" „Kriegt er sie?" fragte Daylight. „Nein, das ist es ja eben. Er war nicht " „Er kriegt sie nicht, und da lesen Sie dreihundert Seiten, bloß um das herauszufinden?" murmelte Daylight erstaunt. Fräulein Mason ärgerte sich, war aber doch belustigt. „Sic sitzen ja auch stundenlang da und lesen Bergwerks - und Geschäftsberichte", erwiderte sie. „Aber davon habe ich was. Das ist Geschäft und ganz was anderes. 3ch schlage Geld daraus. Was haben Sie von 3hren Büchern?" „Reue Gesichtspunkte, neue 3decn, Leden." „Das ist alles nicht einen Pfennig wett." „Das Leben ist mehr wert als Geld", meinte sie. „Mag sein", sagte er mit einem Unterton männlicher Duldsamkeit. „Solange man Freude daran hat. Das ist meiner Ansicht nach das Wesentliche; aber über den Geschmack läßt sich nicht streiten." Trotz seiner Ueberlegenheit hatte er eine Ahnung, daß sie eine Menge wußte, und zugleich das Gefühl, daß er ein Barbar war, der hier den Zeugnisien einer mächtigen Kultur gegenüberfiand. 3hm war Kultur etwas Wettloses, aber er hatte dennoch immer wieder eine unbestimmte Vorstellung, daß sie mehr bedeutete, als er sich denken konnte. Einige Tage später bemerkte er wieder einBuch auf ihrem Schreibtisch. Diesmal blieb er nicht stehen, denn er hatte den Einband erkannt. Es war das Buch eines Zeitungs- korvespondenten über Klondike, und er wußte, daß von ihm darin die Rede war, und zwar in einem sensationellen Kapitel, das vom Selbstmord einer Frau handelte, an dem er die Schuld fragen sollte. Seitdem sprach er nicht wieder mit ihr über Bücher. Der Gedaicke, daß sie irrige Schlüffe aus dem betreffenden Kapitel gezogen haben mußte, ärgerte ihn um so mehr, je unverdienter es war. Das war denn doch der Gipfel: er — Burning Daylight — ein Herzensbrecher, und eine Frau sollte sich aus Liebe zu chm das Leben genommen haben! Er kam sich selbst wie der unglücklichste Mensch vor. Es war ja aber auch schreckliches Pech, daß gerade dieses Buch von all den sausenden, die es auf der Welt gab, seiner Sekretärin in die Hände fallen mußte. Einige Tage hatte er jedesmal, wenn er mit Fräulein Mason zusammen war, ein unangenehmes Gefühl von Schuldbewußtsein, und ein - mal bemerkte er, wie sie ihn merkwürdig forschend befrach - tete, als wollte sie ermitteln, was für eine Art von Mann er wäre. ! Aupban 1701, Nachtrus C 5Stephan 2002. cv>rude««ontor: Fehlandstr. 11, L prnspr.: Sammel-Nr. C 5 Stephan 1831, Nachlruf C 5 Stephan3032u.3683. summet 98 Dienstag, 9. April 1929 55. Jahrgang Sturmzeichen über Snbien! ir ci Ji, l, l' l '1 «cheint einmal,«! her an 2. Rek «tagen. : Im voran« Hl-lb.ir. Monatlich 23® * (einschl. 5« 4 J>istellunq«qebühr), wöchentlich so 3> «einschl. 13 x AusleUungsgebUhr). Mir Abholer wöchentlich SS 4. Durch die Pos! zu altichen Vezuappreisen zuzllgllch Bestellgeld. >U werden nlvcecher. Lammel» 1 den Filialen ,’bi« 3 Uhr) und in lUe und Dataworichrtften unverbindlich in i» > I» !c C; 8c ir, ir c: ■< Bf ae 1 Preis 104 HamdurgerEcho HamburgAllonaerDoltzsblalt Gegründet 1875 i «^reichem«») di« 13, W25 X ' AMMeSlnMl« die Zeile 35 4 sunäe paretUeMe «3 4. eetoote ■muss4. euaweefe kie Zeile SO 4, 10 btt 15 Zeil, ^,^ ^iln»elgen, müssen im euern« C 5 Stephan 1 fölisno Bombrrmttrntat in Delhi. I Str George Schuster verletzt, llt Meine Zofe! I SPD. London, 8.April. (Sig. Drahtb.) 3m altindischen Parlament in Delhi wurden zwei t< Bomben von der Galerie in den Sitzungssaal geworfen. Finanzminister Sir George Schuster und einige Ab- « geordnete wurden verletzt. Mehrere Bänke der Re- gierungsparteien wurden völlig zersplittert. Als « Täter wurden zwei Personen von der Zuhörertribüne ver- ’ Haftel, die nach kurzem Verhör ein Geständnis ab- i legten. WTB. D e l h i, 8. April. Zu dem Bombenaltenlal in der Gesetzgebenden Versammlung wird noch mitgeteilt, daß Sir George Schuster und andere Personen ins Krankenhaus gebracht wurden. Die Polizei sperrte sofort das ganze Parlamentsgebäude ab. Der Sitzungssaal bot einen schrecklichen Anblick. Zahl - reiche Abgeordnete bluteten stark. Drei Bänke der Re - gierungsparteien waren vollkommen zersplittert. Der Vor - sitzende des Verfaffnngsausschuffes, Sir 3ohn Simon, befand sich in der Nähe des Präsidenten, als die Bomben fielen. Zusammen mit den Bomben wurde ein rotes Flugblatt mit dem Kopf „Hindostanische sozialistische republikanische Ar - mut" und der Unterschrift ihres Führers Balraj in den Saal geworfen. Die beiden Verhafteten heißen Butuke Swara und Bgagatfingh. Sie erklärten, aus Bengalen bzw. aus dem Pundschab zu stammen und sollen geständig fein. Revier über die tngliid» Sümld. Das Gesetz gegen die ..Aufwiegler". WTB. London, 8. April. Reuter berichtet auS Neu- Delhi zur Borgeschichte des Bombenanschlags In der heutigen Sitzung der Gesetzgebenden Versammlung: Die Einbringung des Gesetzentwurfs über die öffenwche Sicherheit, der die Ausweisung der ausländischen Auf - wiegler gestattet, hatte in der letzten Woche z» lebhaften AuSeinandersehungeu in der Gesetzgebenden Versammlung geführt. Der Vorsitzende der Versammlung hatte nun der Meinung Aus - druck gegeben, die Erörterung des Gesetzentwurfes sollte bis nach Abschluß der Gerichtsverhandlung gegen die in verschiedenen Teilen Indiens am 20. Mürz verhafteten Personen vertagt werden, Die Einsparungen an dem neuen Reichselal. Was wirb otilr«dien’ 8 SPD. Berin, 8. April. Der vom Kabinett vorgelegte Etat wird durch daS Kompromiß der Frakttonssachverständigen in I dreierlei Weise abgeändert. Es werden ■ 1. 179 Millionen Ersparnisse vorgenommen, 2. 71 Millionen automatische Mehreinnahmen eingesetzt, 3. wird der Bedarf an neuen Steuern ans 130 Millionen herabgedrückt. An sachlichen Ausgaben werden durch den Kompromiß bei ollen Etats 11 Millionen erspart. 3m einzelnen ergeben sich bei den Etats folgende Erjparniffe: Reichstag 500 000 Mark, Reichskanzlei 300 000 Mark; Auswärtiges Amt 3,1 Millionen Mark; Aeichsministerium des Innern 4,150 Millionen Mark; Ministerium für die besetzten Gebiete 4 Millionen Mark; Reichswittschaftsministerium 2,8 Millionen Mark; Reichswehrministerium 27,4 Millmnen Mark; Reichsarbeitsministerium 2,8 Millionen Mark; Reichse^rährungsministerium 5,5 Millionen Mark; Reichsverkehrsministerium 50,3 Millionen Mark; Versorgung und Ruhegehälter 25 Millionen Mark; Reichssckuld 6 Millionen Mark; Reichsfinanzministerium 6,7 Millionen Mark; Allgemeine Finanzverwaltung 5,5 Millionen Mark; Kriegslasten 4,5 Millionen Mark. 3m Etat des Reichswehrministeriums entfällt der größere Teil der Ersparnisse auf die R e i ch s m a r i n e mit rund 20 Millionen, und nur der kleinere Teil mit 7,5 Millionen auf die Reichswehr. Dazu kommen die allgemeinen Ersparnisse bei den «sachlichen Ausgaben mit rund 4 Millionen. Die Streichungen im Wehretat erreichen infolgedessen den Betrag von 31,5 Millionen. Um jedoch ein zutreffendes Urteil über die neue Gestaltung des Reichswehretats zu gewinnen, muh man berücksichtigen, daß bereits die Reichsregierung und der Reichsrat zusammen mehr als 29 Millionen an militärischen Aus - gaben abgeseht haben. Gegenüber dem Reichswehretal 1928 tritt daher durch alle Streichungen zusammen eine Gesamtersparnis von 61,5 Millionen ein. Der Reichswehretat sinkt infolgedessen von 726,5 Millionen im Üahre 1928 auf 6 6 5 Millionen im 3ahre 1929. Die Abstriche am Etat des Reichsarbeitsministe- r i u m s betreffen, abgesehen von einer Ersparnis von anderthalb Millionen Marlz Zinsen für die Flüchtlingsfürsorge, die rein rech- nerisck ist, Ersparungen bei der produktiven Erwerbs - losenfürsorge. 3m Etat 1929 waren dafür 55 Millionen von der Regierung vorgesehen. Da aber aus dem 3ahre 1928 noch ein Rest von 40 Millionen zur Verfügung sicht, glaubt man, 20 Millionen weniger ansetzen zu können, ohne daß eine nennens - werte Beeinträchtigung der Aufgaben der produktiven Erwerbs- losenfürsorge cinfriff. Vor allen Dingen Ist eine Kür - zung der Leistungen an den einzelnen Erwerbs - losen mit dieser Ersparnis nicht verbunden. Alle übrigen Streichungen am Sozialetat, die vom Hansabund in Höhe von 266 Millionen verlangt wurden, sind restlos abgeschlagen worden. Es bleibt bei den Zuschüssen des Reicks an die Kranken - kassen für die Wochenhilfe. Es bleibt auch bei der Z u w e l f u n g an die 3nvaltdenversicherung von 40 Millionen aus den Zollerträgen. Auch die Mittel für die K r i s e n f ü r s o r g e und die Reichsbeiträge für die 3nvalidenverstcherung sind nicht verändert worden. Allerdings wurde eine Kürzung bei den Kapitalabfindungen der Versorgungsrentner in. Höhe von 25 Millionen vorgesehen. Aber auch hier kann man annehmen, daß , damit keine Ansprüche einzelner Kriegsbeschädigter gekürzt werden. Sehr erheblich find die Einsparungen bei dem ReichSverkehrs- Ministerium. Allein 26,5 Millionen entfallen hier auf bi« 1 Kürzung der Zuschüsse für den Luftverkehr und die Luft- Industrie. Der Rest von 25 Millionen wird dadurc erzielt, daß noch nicht in Angriff genommene Bauten von Wasserstraßen hinausgeschoben werden. Diese Ersparnisse ergeben eine Vermmdecuirn des Fehl- betragS von 380 auf 201 Millionen. Die 201 Millionen werden gedeckt durch 71 Millionen automatisch fließende Mehreinnahmen und 130 Millionen neue Steuern. Die automatisch fließenden Mehreinnahmen bestehen aus 1 Million Potentgebühren, 35 Millionen Mehransatz bei der Tabaksteuer und 35 Millionen Mehreinnahmen aus der Post. Weder die Mehreinnahme aus der Post, noch die Mehreinnahme aus der Tabaksteuer hat eine neue Belastung zur Folge. Die 130 Millio - nen neue Steuern sollen aufgebracht werden durch 40 Millionen Vermögenssteuer und 90 Millionen aus dem Branntweinmonopol. Bei der Vermögens - steuer handelt es sich um die Nachzahlung aus dem 3ahre 1926, die jetzt zur Erhebung kommen soll. Von den 90 Millionen aus dem Branntweinmonopol entfallen 54 Millionen auf die Erhöhung der Branntweinsteuer. Der Rest wird durch eine Verbesserung der organifatorifchen Einrichtungen des Branntweinmonopols erzielt, die zum erheblichen Teil seit 3ahren von der Sozialdemokratie verlangt worden ist. Die von der Reichsregierung vorgesehene Verschärfung der Erbschaftssteuer, die mit 20 Millionen gefrfmfof war, ist damit gefallen. Ebenso wird auf weitere 64 Millionen Vermögens - steuer verzichtet. Dieser Milderung der Besttzbelastung mit etwa 84 Millionen steht aber der Verzicht auf d i e Biersteuer gegen - über, die in dem Programm der Reichsregierung mit einem Mehrertrag von 165 Millionen enthalten war. Abgeschlagen ist ferner das Verlangen, die Kürzung der IleberweifungSsteuern an Länder und Gemeinden auf 300 ÄlUllionen zu erhöhen. Es bleibt bei dem Vorschlag, die Ucberroeifungsffeuern nur um 120 Millionen zu kürzen, womit sich auch der Reichsrat einver - standen erklärt hat. DaS Verlangen der Deutschen Volksparfel nach Beseitigung des Steuer- privilegs 6er öffentlich en Dersorgungs- betriebe, die eine Erhöhung der Preise für Wasser, Gas, Elektrizität und den Verkehr zur Folge gehabt hätte, ist trotz der Unterstützung durch andere bürgerliche Parteien an dem entschiedenen Widerstand der Sozialdemokratte gescheitert. Die Btthandlungen über die große Koalition. Zusammenkunft der Parteituhnr. SPD. Berlin, 8.April. Am Montagnachuüttag sand unter dem Vorsitz des Reichskanzlers eine Besprechung der Parteiführer der Sozialdemokraten, bei Zentrums, der Deutschen Dolkspartei, der Demokraten und der Bayerischen Dolkipartei statt. Von den Ministern waren Hilferding, Stresemann, Dietrich und Schätzel anwefend. Die Sozialdemokratie war durch die Abgeordneten Breit scheid, Wels und Hertz vertreten. Der Aussprache lagen die Vorschläge bet Finanzsachver- ftanblgeu bet fünf Parteien über den Etat und die Deckuugsoor- laflc zugrunde. Gleichzeitig wurden auch die politischen Konsequenzen erörtert, die sich aui der Annahme dieser Vorschläge durch die beteiligten Fraktionen ergeben. Die Führer der bügerlichen Parteien wiesen insbesondere darauf hin, daß die Sozialdemokratie bei der Bewilligung der zweiten Rate des Panzerschiffes keine Haltung einnehmen dürfe, die zu einer Gefährdung des Weiterbaues und zu einer Erschütte - rung der Reichsregierung führen könne. Am Dienstag haben die Fraktionen das Wort. Um sechs Uhr abends wird dann eine neue Parteiführersihung stattfinden, die zu dem Ergebnis der Fraktionsverhandlungen Stellung nehmen soll. Erwähnt muß schließlich noch werden, daß auch in einer von andern Punkten zwischen den Sachverständigen eine Ver - ständigung erzielt worden ist. So soll die K r i s e n f S r s o r g e. die am 4. Mai ablaufen würde, zunächst bis Ende 3 u n i unverändert verlängert werden. Ferner wurde eine Abänderung bet Lex Brüning vereinbart, durch die gesichert wird, daß der Mehrerttag der Lohnsteuer über 1300 Millionen Mark jährlich hinaus ausschließlich zu sozialen Zwecken verwendei wird. Es ist die Zuweisung dieser Beträge an die Knappschasts- und die 3nvalidenversickerung vorgesehen. Dabei dürste es sich im Sabre 1929 um Beträge von 125 bis 150 Millionen handeln. Auf die Vorlage zur Senkung der Einkommensteuer in den mittleren Stufen wird zugunsten der Einführung des zwei - jährigen Derlllstvotttages Verzicht geleistet. AiHerüein waren sich die Unterhändler auch darüber einig, daß die Reichsregierung bis zum Ende der Etatsberatung einen Gesetzentwurf über die Ruhegehälter von politischen Beamten vorlegen soll. Endlich soll die Frage der Einführung einer Pensionshöchstgrenze und der Pensions- Kürzung durch Abrechnung von Privateinkommen in einer der ersten Sitzungen des bei Zustandekommen des Kom - promisses neuzubildenden interfraktionellen Ausschusses besprochen werden. da die Debatte Fragen berühren würde, die ein schwebendes Gerichtsverfahren angingen. AIS nun bei Beginn der heutigen Sitzung der Vorsitzende sich anschickte, seinen Entschluß zu der Angelegenheit zu verkünden, wurden — wie gemeldet — Bomben in den Saal geschleudert. Die beiden Bomben sind, wie feftgeftellf, indischen Fabrikats. 3hrer Detonation folgten zwei Pistolenschüsse, die ebenfalls von den Bombenwerfern abgegeben wurden. Als die Pistolen versagten, ließen sich die beiden Täter widerstandslos verhaften. Die durch die Explosion der Bomben Verletzten scheinen außer Gefahr zu sein, mit Ausnahme eines betagten indischen Mitgliedes der Ver - sammlung. Die seif Wochen und Monaten zu beobachtende Ver - schärfung der Lage in Indien hat nun zu einem ersten fürchterlichen Ausbruch geführt. Die Bombe von Delhi ist ein Signal! Wenn ihre körperlichen Wirkungen nur gering waren, fowerdenihrepolififchenWirkungeii o m f o g r ö ß e r s e i n. Der SPD.-Korrespondent in Kalkutta hat in der Sonntag- ousgabe des Hamburger Echo eingehend die psychologische Entwicklung geschildert, die in Indien in der letzten Zeit vor sich gegangen ist. Er sprach von der Radikalisierung sowohl im Lager der Regierung als auch im Lager der Opposition und sah sehr ernste Ereignisse voraus. Die Bombe im Sitzungssaal von New-Delhi wird nun nur allzu leicht beide Parteien zum äußersten treiben. Das englische Regiment, vor allem die englische Polizei, wird das Attentat so auf - fassen wie die Polizei in allen Ländern der Erde es auch tun würde: als Stichwort zu weiteren Maß - nahmen. And man kennt das englische Polizeiregiment in Indien, das noch immer, wenn es darauf an - kam, vor den schrecklichsten Mitteln und den grausigsten Konsequenzen nicht zurück- geschreckt ist. Für die indische Freiheitsbewegung aber hat eine schwere Stunde geschlagen. Nicht nur, daß eine Periode entsetzlicher Verfolgungen und vielleicht grau - samer Qualen ihr bevorsteht — was ihr schließlich und letzten Endes doch nur zum Guten ausschlagen müßte —, schlimmer aber ist, daß sich mit diesem Attentat 6ic ersten Anzeichen einer verhängnisvollen Spal - tung der ganzen Bewegung ankündigen. Das Bombenattentat von Delhi steht in einem so auf- fälligen Widerspruch mit den Ideen und Mitteln der großen indischen Freiheitsbewegung, wie sie nach dem Tode des Swaraistensührers Das von Gandhi heute wieder geleitet wird, daß zunächst einmal der Verdacht auftauchen muß, das Attentat sei durch Lockspitzel und amtlich angestiftete Provokateure begangen worden. So grotesk es klingt: man müßte der indischen Freiheitsbewegung wünschen, daß dem so wäre; denn sind die verhafteten Attentäter wirkliche Attentäter, Verbrecher aus Ueberzeugung und keine Lumpen im Solde der englischen Polizei, dann bedeutet ihre Tat gleichzeitig das er sie Signal zu einer Spaltung der Freiheitsbewegung. Denn Gandhi und seine Leute, die die merkwürdige, aber auch faszinierende Erfindung des passiven Widerstands der Non- Cooperation gemacht haben, verurteilen aus weltanschau- Itchen Gründen (und man kennt ihre vom Buddhismus stark beeinflußte Weltanschauung sehr genau), aber auch aus politischen Gründen eine blutige Tat, wie die jetzt geschehene. Sie wissen, daß in einer unmittelbaren Auseinandersetzung zwischen dem indischen Volk und dem englischen Regiment das englische Regiment ohne weiteres Sieger bleiben wird und Sieger bleiben muß. Sie wissen auch, daß sie ihre Ziele nur im organisierten politischen Kampf erreichen können. Die Gefahr, die sich um ihre Häupter ballt, ist riesengroß und droht nicht nur von englischer Seite. Der Widerhall der Ereignisse in England ist naturgemäß riesig. Die Blätter aller Richtungen beschäftigen sich leiden - schaftlich mit den Vorgängen, und es ist gar kein Zweifel, daß von nun an das Attentat von Delhi im Mittelpunkt des englischen Wahlkampfes stehen wird. Das ist, man nehme es, wie man will, eine für die Arbeiterpartei zweifellos sehr Er erkundigte sich bei Morrison, dem Kontoristen, der erst seiner persönlichen Antipachie gegen Fräulein Mason Luft machen muhte, ehe er das wenige, was er wußte, berichtete. „Sie stammt aus Siskiyou. Es läßt sich gut mit chr zu - sammen arbeiten, gewiß, aber sie ist sehr von sich ein - genommen — exklusive, verstehen Sie." „Wie äußert sich das?" fragte Daylight. „Ja, sie fühlt sich zu gut, um mit ihren Kollegen zu ver - kehren. Ich hab' sie ein paarmal eingeladen, ins Theater und so. Aber es ist nichts zu machen. Sie sagt daß sie viel Schlaf braucht und nicht spät aufbleiben kann und einen weiten Weg dis Berkeley — da wohnt sie — hat." Dieser Teil des Berichts gefiel Daylight ausnehmend. Sie war etwas Besonderes, daran war nicht zu zweifeln. Aber Morrisons nächste Worte schlugen ihm eine böse Wunde. „Das ist aber alles Unsinn. Sie läuft immer mit Stu - denten herum. Ins Theater gehen, das kann sie nicht, weil sie zuviel Schlaf braucht; aber mit denen tanzen, das kann sie immer. Ich finde, das ist ein bißchen zu vornehin für eine Bureaudame. Und dann hält sie sich noch ein Pferd. Sie reifet und treibt sich immer in den Bergen drüben herum. Ich habe sie selbst eines Sonntags gesehen. O, sie will hoch hinaus, und ich möchte bloß wissen, wie sie das macht. Mit fünfundsechzig Dollar im Monat kommt man nicht weit. Und dabei hat sie noch einen kranken Bruder." „Wohnt sie bei ihrer Familie?" fragte Daylight. „Rein, sie hat keine. Die Leute sollen übrigens mal wohl - habend gewesen fein, wie ich gehört habe. Sie müssen es gewesen sein, sonst hätte der Bruder nicht die Kalifornien- Universität besuchen können. Ihr Vater hat eine große Vieh- sarm gehabt, ließ sich aber in dumme Minenspekulationen ein und ging pleite, ehe et starb. Ihre ^Hutter war schon