Preis 15 msntner I oefltwn nq tn RetchSmarr, Mt 13 »areUlewU« 45 *. *prioal« Xamlbeemyigei 30 / lyn mcnm hn voraus obtt sofort bnabU rorrbtii ctt:-'.n» l "tra6e 11, S5od)»art., ^krtisprrchrr: Sammel- tt>bat> 1831, NachMisC 5 Sltvhan 2461 W» 6 M*r K»*«* Tag), tn btn Filialen »M 3U»t) und tn »o«, burrauS, Ma», und ®cten»orftbnften unoerbtnblttb. LMHSzkr«/ v? >< Preis 15 4 mit ..«oll und ZeV. Hamburger nt voraus W«: Monatlich 2^0 * (tlnfcbi. SO * 3ufiellSnrtüte), Äenm» “* ^-.llungssebUhr). Abb°,-?W!uUch« Durch che D^»u gleichen Be»ug«v^isen suLgltch B^iellgeld. AedatNon: p*btoi»ftr. Ü, I. ffmtfpc.: S-mmel-Nr. c 5 Stevdan 1701; gtebtref C s Seyhan 2321 u. $03. Verantw. O-iedatteur: »nq>I«», Mssana- - Buchhandlung: Fshlanidstr. 11, Fernspr.: Sommel-Str. C 5 SIchdan 1701, 97a*truf C S’S(et>ban 2M. Dru-kereitontar: «ehlandsir. 11,1. kstrnwr.: Sammel-Slr. C 5 Stephan 1831, Nachtruf C 5 Stevdan 3032u. 3683 HamburgAltonaerDolLsblalt Ergründet 1875 summet 164 (Sonntag, 16.Innr 1929 55. Jahrgang zusammenkuEttchmam MmE Rückreise von Madrid über Paris. 6PD. Madrid, 15. Juni. sDrahlmeldung.) Der Gegenbesuch Briands bei Skresemann wird in Madrid nicht mehr stattsinden. Man glaubt, daß Stresemann sich aus bet Rückreise über Paris nicht nur mit Briand, sondern auch mit P o i n e a r e aussprechen werde. Sicher ist, daß Stresemann, der Montag Madrid verlätzt und über Barcelona zurückfährt, um dort auf Munsch nicht nur der deutschen Kolonisten, sondern auch der höchsten spanischen Stellen die Ausstellung und inSbe- sondere die deutsche Abteilung zu besuchen, nicht direkt über SarmonisüM Abschluß der Ratstagung. SPD. Madrid, 15. Juni. (Drahtbericht.) Die Umstände, unter denen Lie heutige Schlußsitzung des Rates abgehalten wurde, gaben ihr das äußere Gepräge einer Bölker- dunLssensation. Die Bennittlungsaktion des Japaners Adatschien zwischen der deutschen und der polnischen Dele - gation über Lie Llquidationsfrage dauerte nicht nur den ganzen Freitagabend, sondern sogar ins tief in Lie Nacht hinein. Milten während eines Fefiempfanges beim spanischen König zu Ehren der Bölkerbundsdelegationeu zogen sich Vertreter Deutschlands und Polens in verschiedenen Räumen des königlichen Schlaffes zurück und verhan - delten unter dem Borsitz Adatschiens und unter Zuhilfe - nahme spanischer Vermittler bis 3 Uhr morgens. So spät in Ler Nacht soll nach spanischem Urteil im Königsschloß seil Philipp II. nicht mehr gearbeitet worden fein. Adatschien brachte dann am SonnabenLvormiitag seinen Vermittlnngsvorschlag zu Papier. Um diesen Bericht wurde nun bin und her verhandelt. Die Zustimmung StrelemannS wurde verhäitnismäßig schnell erzielt, da Adatschiens Vorschläge säst restlos den deutschen Wünschen entsprachen. Viel schwerer hatte es Adatschien mit Zaleski. Jnfolgedeffen verzögerte sich die Eröffnung der Sitzung sehr erheblich. Anstatt um 11 Uhr konnte sie erst um 1.45 Uhr beginnen, wodurch die Spannung natürlich nur gesteigert wurde. Adatschien verlas nun feinen Be - richt. der übrigens kurz war und in folgendem Vorschlag gipfelte: Deutschland und Polen sollen in direkten Verhandlungen in die einzelnen Fälle, die übrigens in die Hunderte gehen, prüfen, in Lenen den ehemaligen Reichsdeutschen die polnische Staats - angehörigkeit aberkannt und ihr Eigentum liquidiert worden ist. Der derzeitige Ratspräsident — also Adatschien selber — werde als unparteiischer Vorsitzender amtieren, oder einen neutralen Vorsitzenden im Einvernehmen mit beiden Parteien bestimmen. Sollte sich aus Gründen des Votums dieser Schiedskommiffion ergeben, daß in bestimmten Fällen die Aberkennung der pol - nischen Staatsangehörigkeit und somit die Liquidation des Eigen - tums zu unrecht erfolgt ist, so wird den Geschädigten dies Eigentum restlos zurückerstaktet. Jn solchen Fällen, in denen aus technischen Gründen eine Rückerstattung in Natura nicht mehr möglich wäre, erfolgt eine Entschädigung in bar. Damit waren Stresemanns Vorschläge im wesentlichen angenommen, während noch einen Tag vorher Zaleski die Zuständigkeit des Rates überhaupt bestritten hatte. Durch die Hinzuziehung eines neutralen Vorsitzenden, der bisher fehlte, ist die Möglichkeit einer Entscheidung in jeden einzelnen Fällen geschaffen. Jm September wird Adatschien Bericht über die Arbeiten dieser Schiedskommiffion erstatten. Jst Deutschland mit diesem Ergebnis Gent oder Straßburg, sondern über Paris zurückreisen wird. Am Dienstag findet in Paris ein Ministerrat statt, am Mittwoch oder Donnerstag wird dann die Unterredung der Staatsmänner erfolgen. Stresemann hat jedenfalls den Reichstagspräßdenten Loebe telegraphisch gebeten, die vom Aetteflenrat auf den 20. Juni fest - gesetzte Beratung des Etats des Auswärtigen Amtes auf den 22. Juni zu verschieben- * WTB. Paris, 15. Juni. Der Madrider Sonderbericht - erstatter der Jnformation meldet, daß Außenminister Briand, der Montag abend In Paris eintreffe, am Donnerstag Reichsaußen- miniffer Dr. Stresemann zu Ehren ein Essen geben werde. nicht zufrieden, so kann es ja immer noch den Hager Schieds - gerichtshof anrufen. Jm übrigen besteht die Hoffnung, daß bis dahin auch die leidigen deutsch-polnischen HandelSvertragSoerhandlungen erfolgreich beendet fein werden und dann dürfte die Angelegenheit sowieso unter den Tisch fallen, da die Polen offenbar diese Zwangsliquidation lediglich wieder ausgenommen haben, um auf Deutschland bei diesen Verhandlungen einen politischen Druck auszuüben. An sich hätte sich Stresemann mit diesem Erfolg .zufrieden geben können: aber er hielt sich für verpflichtet, auf die gestrige Anspielung Zaleskis auf die e Oppelner Zwischenfälle zu antworten, das um so mehr, als gerade heute morgen aus Warschau Nachrichten eingetroffen waren, wonach diese im höchsten Grade bedauerlichen Oppelner Vorgänge In Polen immer weitere Kreise ziehen und offenbar von den nationalsozialistischen Elementen zum Anlaß einet großangelegten Agitation gegen Deutschland genommen werden. SPD. Berlin, 15. Juni. (Drahtbericht.) Nachdem die interfraktionellen Verhandlungen über die Er - werbslosenversicherung an dem Gegensatz zwischen der Sozial - demokratie und der Deutschen Volkspartei in der Frage Beitrags - erhöhung oder Abbau der Leistungen gescheitert sind, taucht die Frage auf, was nun geschehen soll. Jn der Presse der Deutschen Volkspartei wird ver - langt, daß die Reichsregierung nunmehr das Sofort-Programm ohne Beitragserhöhung und ohne Saisonarbeiterunterstühung sofort an den Reichstag weiterleite. Man hofft, der ReichSrat werde diese Vorlage in kurzer Zeit erledigen, so daß der Reichs - tag sie noch vor der Sommerpause erhalten und bei gutem Willen sie auch verabschieden könne. Man verhehlt sich dabei zwar nicht, daß große Schwierigkeiten zu überwinden seien. Da die Re - gierungsparteien uneinig sind, so können die Oppositionsparteien einen weiten Spielraum zu Störungsversuchen haben, wenn von Fall zu Fall Entscheidungen mit wechselnden Mehrheiten getroffen werden sollen. Selbst das aber würde keine Garantie für einen Enderfolg darstellen, weil in der Schlußabstimmung schließlich doch noch auS den verschiedensten Erwägungen eine Mehrheit gegen das Gesetz zustande kommen könnte. Ganz anders scheint man im Zentrum, wo man über die Unnachgiebigkeit der Deutschen Dolklpartei aufgebracht Stresemann ergriff nun unter allgemeiner Spannung das Wort. «Gr sprach zunächst sehr ruhig und verbindlich, um Adatschien für seine Bemühungen zu danken und feine Zu - stimmung zu diesen Vorschlägen auszudrücken. Dann steigerte sich seine Stimme, al« er betonte, daß die Oppelner Zwischenfälle mit der Liquidationsfrage nicht das geringste zu tun hätten. Gr wandte sich heftig gegen gewisse, in der spanischen Presse erschienene Jnterviews Zaleskis, in denen von den Oppelner Vorgängen die Rede war und er drückte sein Bedauern darüber aus, daß man von der spanischen Gastfreundschast einen solchen Mißbrauch mache. Er selber hätte Gegenäußerungen abgelehnt, um nicht diesem 'Beispiel zu folgen. Weiter fabelte Stresemann, daß Zaleski durch seine gestrige Anspielung in ein schwebendes Verfahren eingegriffen hätte. Der Völkerbundsrat sei im Besitz einer polnischen Beschwerde und würde bis September darüber Bericht erstatten. Er habe als Außenminister ganz spontan im Auswärtigen Ausschuß des Reichstages sein Bedauern über die Oppelner Vorgänge ausgesprochen. Denn zählte er alle Maß - nahmen auf, die die zuständige preußische Regierung sofort ergriffen hätte, und rief etwas erregt aus: „Jch frage den Herrn Vertreter Polens: was konnte ein Staat mehr tun, all die preußische Regierung in diesem Fall getan hat?" Endlich wandte sich Stresemann gegen die neuerliche Ausnutzung dieser Vorfälle zu einer systematischen Kampagne, die in keinem Verhältnis zu der wirklichen Bedeutung der Vorfälle stehe. Stresemanns Rede klang zum Schluß sehr scharf und sie bekam durch die französische Uebersetzung, die an sich korrekt, aber zu wenig nuanciert war, eine übergroße Schärfe, so daß man bei einer entsprechenden Erwiderung Zaleski« einen schlimmen Zusammenstoß als Ausklang dieser Madrider Tagung befürchten mußte. Zum ersten Mal hatten dle Preffe- oertreter ihren Senatorensih verlaffen und umlagerten in dichten Scharen den Vortragstisch, um kein Wort der Erwiderung Zaleskis zu verlieren. Aber zum Glück war diese Antwort nur kurz, ruhig und höflich. Zaleski versicherte, daß er die Anspielung auf Oppeln in dem von Stresemann erwähnten Jnfertnero in der spanischen Presse nicht veranlaßt hätte, und er fügte hinzu, daß er seinerseits stets bemüht sein werde, Konflikte mit Deutschland zu vermeiden und, wenn solche entstanden seien, auf gütlichem Wege aus der Welf zu schaffen. Gewiß stellte diese Zurückhaltung einen Rückzug dar, aber man hatte den Eindruck, daß Zaleski es durchaus ehrlich meinte, während andere Kräfte in Warschau in umgekehrter Richtung auf ihn drücken. Um.so anerkennenswerter war feine zurück - haltende höfliche Antwort: wenn man auch zugeben muß, daß es ihm Stresemann durch die Schärfe seiner eigenen Erklärungen nicht gerade leicht gemacht hatte. So aber fand die Madrider Tagung noch einen harmonischen Ausklang. Adatschien hielt eine pathetische, mit höflichen Wen - dungen geschmückte Schlußansprache des Dankes des Völker - bundes an Spanten. Um 3 Uhr war die Madrider Tagung beendet. ist, die künftigen Maßnahmen anzusehen. Zwar mehrt auch die Germania, daß der Reichsregierung jetzt die Aufgabe zufalle, den Parteien Vorschläge zur Durchführung eines Sofortprogramm« zu machen. Sie fügt aber hinzu: Man darf jedoch annehmen, daß sich im Kabinett der gebieterische Zwang zu einer Ver - ständigung über die erste und dringlichste Maßnahme günstiger auswirken wird, al« es bei einigen Fraktionen der Fall war. Da« dürste doch wohl daraus hindeuten, daß auch das Zentrum nicht bereif ist, im Kabinett dafür einzutreten, daß da« ursprünglich geplante Sofortprogramm ohne Beitragserhöhung und Saisonarbeiterunterfiützung dem ReichSrat zugeleitet wird. Für die Sozialdemokratie ist die Situation klar. Sie war und ist für eine Sanierung der ErwerbSlosenversicherung. Durch da« Sofortprogramm, durch das einige Mißstände beseitigt werden, ist sie aber nicht zu erreichen. Deshalb muh nach wie vor daran festgehalten werden, daß auch für die Reichsregierung nur eine Vorlage in Be - tracht kommen kann, die über dal ursprüngliche Sofort - programm durch Einbeziehung der Beitragserhöhung und Regelung der Saisonarbeiterfrage hinantgeht. Scheitert da« an dem Widerstand der Deutschen DolkSpartel, bann fällt ihr auch die Verantwortung für die Schwierigkeiten zu, die eventuell au« der Notlage der Erwerbtlosenverstchermg entstehen. Seutsch pvlnM Einigung in Robrib. DrrrnZtttung -es japanijdjen RatsvorfitzerrSen. / Nachprüfung Ser LiqurSatlsnsfütte. Was wird aus der 6rwtrWenetrfl»tnmg? Sozialdemokratie hält an ihrem Standpunkt fest. Die RMSwebr ver btm RkWtag. Die heftigen Kämpfe um Die Bewilligung der Mittel für den Panzerkreuzer und um die Abstriche im Reichswehretat haben bewirkt, daß man der Beratung des Reichswehretats im Reichstag diesmal mit besonderem Jnteresse entgegensah. 3m Reichstag selbst aber schien daS Fnteresse, als am Eonn- abendvormittag die zweite Lesung des Wehretats begann, nicht so groß zu sein. Das HauS zeigte schwache Besetzung und die allgemeine Stimmung war recht friedlich. Erregungen wur - den nicht in die Debatte getragen, auch nicht von den Kom - munisten und den Rattonalsozialisten. Die 60 Milli« onen Abstriche gegenüber dem vorjährigen Reichshaus - halt, einer der entscheidenden Erfolge sozialdemokratischer Regierungspolittk, sind gesichert. Damit entfallen größere polittsche Spannungen, zumal auch die Entscheidung über die zweite Rate deS Panzerkreuzers festzustehen scheint. Eie wirb von einer bürgerlichen Reichstagsmehrheit ein - schließlich der deutschnationalen Opposition gegen die Stim - men der sozialdemokratischen Regierungspartei am kommen - den Montag beschlosten werden. Aber wenn besondere polittsche Spannungen nicht auf« traten, so war die Debatte über die Gestaltung und die Hal - tung der Reichswehr doch von hohem Jntereste. Bericht - erstatter des ReichSwehrhauShalts ist seit langen Jahren der sozialdemokrattsche Abgeordnete Etücklen. Man schätzt auf allen Seiten des HauseS seine Kenntniste und große Sachlichkeit. Auch diesmal übte er an manchen unliebsamen Erscheinungen in der Reichswehr Krittk. Roch immer Lokal- und Geschästsverbote, die nicht genügend begründet sind, noch immer zu viele Beamte und Offiziere, ins - besondere hohe Offiziere (auf 12 KrigegSschiffe, die nicht einmal alle im Dienst stehen, kommen 13 Admirale und einen vierzahnten versucht man einzuschmuggeln), noch immer große Etatsüberschreitungen! Etücklen ist etwas skepttsch gegen - über den jetzt vorgesehenen Abstrichen im Etat. Werden sie nicht im Laufe der nächsten Jahre nachgeholt werden? DaS ist eine Frage, die im wesentlichen dadurch entschieden wird, ob Sozialdemokraten in der Regierung fitzen werden oder nicht. Reichswehrminister G r o e n e r, der sofort nach dem Be - richterstatter das Wort nimmt, beschäftigt sich eingehend mit den Aufgaben der Reichswehr. Groener spricht kocken wie ein Geheimrat. Er hat nichts von der lebendig witzigen, süd- deutschbewegten und nicht selten demagogischen Redeweise seines Borgängers Gehler. Wer ihn nicht kennt, wird in dem bescheidenen Mann im schwarzen Gehrock Kaurn den Bertteter der Wehrmacht erkennen. Groener nimmt zunächst die Front gegen die Sieger im Weltkrieg. Er hält ihnen vor, daß von Abrüstung auf ihrer Seite und von einem wirk - lichen Völkerbund nicht die Rede sein kann. Der Minister läßt Zahlen aufmarschieren. Er beweist die vielfache Ueber- legenheit der Staaten rund um Deutschland an Truppen, an Reserven, an Material. Er findet dabei allgemeine Zu - stimmung im Haufe. Darüber gibt es keinen Streit. Pikant wird die Rede, als sie hinter der Kulisie eines militärischen LobeS für den französischen Sozialisten Boncour, des Ver - treters der Jndienststellung des ganzen Volkes für die Ver - teidigung, gegen den General Eeeckt polemisiert, den Lob- redner des kleinen Berufsheeres. Polittsch bedeutsam sind Groeners Erklärungen, daß die Reichswehr unter allen Um - ständen einJnstrumentinderHand-jederveri sassungsmäßigen Regierung fein müsse. Reichspräsident und Reichswehrminister mühten die Reichs - wehr immer über die Parteien heben. Einseittg aber wird Herr Groener, als er verkauenSvolles Verhältnis zwischen allen Teilen der Bevölkerung und der Reichswehr for - dert, ohne zugleich zuzugeben, daß gerade auf diesem Gebiete Leibeigen. Ein norddeutscher Bauernroman von Willy Harme. 13] „Der Bauer eggt." • „Er meldet sich sofort auf dem Hof. Die eine Sau will ferkeln. Er soll wachen." „Wie lange?" „Frag Sic die Sau!" Ein hämisches Grinsen fiel ihm über den Mund. „ES läßt sich nicht im voraus berechnen, wieviel Stunden derarttge Geschäfte dauern. Eigentlich sollte Sie das bester wissen, als ich." „Und morgen?" „Ach so? Sie will einen Tag Urlaub herausschmden. Der Bauer möchte sich morgen von der Arbeit drücken. Er kommt wie immer! Eine freie Rächt hat er. Vor Jhr! Ein grobes Lachen schickte er seinem Witz nach. Aber es fand kein Echo. Das Geräusch der berunkcr- gefallencn Spule war keine Antwort. Oder war es doch eine? Wäre sie zum Wurfgeschoß geworden, wenn Lisette nicht schnell die Hand geöffnet hätte? Mit dem Fuß stieß sie die Spule außer Reichweite. Peter heulte auf, der Hund war in feine Nähe gekommen. Stine gab ihm ein Stück Zeug zum Spielen und setzte ibn Franz auf den Schoß. . . Lisette hatte kein Auge für ihr Fleisch und Blut. „Mann soll der Bauer unsern Roggen bestellen?" Blieoernicht klopfte mit der Psilsche feine Kniestiesel Und blieb ungerührt. „Was geht s mich an, wenn das Korn nicht reicht? Bin ich verantwortlich für die unnützen Froster, die Eie hier im Hause hat? Aus diesem Trottel" — fein Kinn stieß in die Richtung von Peter — „wird nie einer, den man hinterm Pflug gebrauchen kann. DaS Beste wäre, Sie trüge ihn bald nach Küsters Kamp bei der Kirche. Stier Sic mich nicht an, als hätt ich ihrem Balg ein llnrcdif ge - tan! Weih Sie, was die Leute munkeln? .Von einem Kuckucksei reden sie, das eigentlich nicht ins Rest hinein - gehört —". Stine trat mit weißem Gesicht auf ihn zu. „Vogt, Jhr sollt nicht — „Was soll ich nicht? Bleib Sie bei Ihren Lumpen! Sie fühlt sich wohl getroffen, wenn ich von Kuckuckseiern sage? Ja, die feinen Zeiten sind vorbei, nun kommt das dicke Ende. Der Herr hat schon ein neues Stubenmädchen." Lisette behielt sich in Gewalt. Vom Vogt getreten zu werden, war sie von Jugend an gewöhnt. Auch Stine mußte es lernen. Wie wollte sie sonst durchs Leben kommen? Keine Mutter, niemand konnte ihr dabei helfen. Oder regte sich hinter der fliehenden Stirn Lisettes daS Mitleid? „Geh aufs Feld und sage Vater Bescheid!" Stine schlich auS der Stube. Sie machte um den Vogt einen Bogen wie um einen bissigen Hund. „Sofort soll er kommen!" rief er ihr nach. „Das Gucken nach der Sau kriegte Er schließlich auch noch fertig", wandte er sich an Franz, „dann'wäre Er wenig - stens zu etwas ^lühe auf der Welt. Eine gutmütige Schwä - gerin hat Er, daß sie Jhn nicht auf die Straße fetzt. Jch spür' ein Jucken in den Händen, wenn ich Seine Fettpolster seh. Weiß Eie, Lisett', daß cs leicht ist, ihm die gesunden Glieder zu verschaffen?" Lisette sah an dem Vogt vorbei. Er verspottete sie doch nur. „Sie kann ihn morgen früh auf die Schiebkarre laden und auf den Hof bringen. Dann nehme ich ihn in Behand - lung. Meine Medizin hilft immer. Sie brauchte ihn nicht zurückzufahren, zurückrennen würde er. Auch die Sprache kriegte er wieder. Will Sie eS probieren? Wir können eS gleich einmal mit meinem Mittel versuchen." Er hob die Peitsche, daß Franz die Arme schützend über den Kopf warf. Ein tierisches Winseln kam aus der Kehle. „Ein Lump ist Er, zu schade für meine Peitsche!" Grußlos ging Blieoernicht aus der Tür. — Lisette horchte, bis die Tür ins Schloß gefallen war und der Hall der Schritte sich verloren hatte. Dann zerbrach die Maske, die sie Tag und Rächt trug. Jünger war sie. Au« den Augen schoß blanker Haß, als sie mit dem Fuß das Reisig beiseite stieß und Franz den Peter vom Schoß nahm. ,^ch kann's nicht sehen, wenn du ihn berührst!" zischte sie. Dann überschlug sich die Stimme plötzlich. „Hast du gehört, wie der Vogt dich eben genannt hat? Lump hat er gesagt!" Am Ofen hing der eiserne Feuerhaken. Unwillkürlich griff sie mit der freien Hand danach und ließ ihn dann doch an seinem Platz. „Rein, ich brauch chn nicht, mit der Faust könnte ich dich erschlagen. Und wenn du verreckt neben mir lägst, würde mich das nicht mehr rühren als der Stapel toter Besen. Denkst du noch an den Tag, als Henning mir mit den Karrensielen den Rücken blutig schlug? Betrunken war er, und ich mußte in deine Kammer flüchten. Guck' den Peter an! Rein, du sollst ihn nicht sehen! Lump, denkst du noch an die Stunde?" Das Kind schrie und strampelte, wollte vom Arm der Mutter herunter. „Jo, Peter, ich leg’ dich auf dein Stroh. Dir ist es gleich, wer dein Vater ist. Und mir soll es auch gleich fein, denn sie taugen beide nichts!" Sie ging in die, Kammer und hantierte an dem dürftigen Lager, das in einer Ecke aus rohen Tannenbrettern zu- sammengefchlagen war. Roch einmal kam sie zurück und holte das Licht. „Du Sünder kannst im Dunkeln sttzen!" Franz Jsdarn blickte scheu nach dem hellen Viereck tn der Tür. Roch war das Gericht nicht zu Ende. Oft ver - gingen Wochen, in denen Lisette tat, als wäre er nicht vor - handen, und dann praffelte es unvermutet auf ihn nieder wie ein Gewitter im März. Er konnte nur die Faust ballen, als Lisettes hagere Gestalt wieder in der Tür erschien. Wenn Henning doch zurückkommen wollte! Dann hatte er seine Ruhe. i - > Lisette ging an den Schränk. War es ihr leid, daß sie ihn abgekanzelt hatte? Wollte sie ihre bösen Worte gut - machen mit einem Schnaps? Seine Augen funkelten. Für diesen Preis nahm er noch Schlimmeres hin. Aber Lisette schnitt nur eine Brotrinde für den Peter. Er hätte es sich Aus dem Inhalt. Politik und allgemeiner Teil. Zusammenkunft Stresemann-Poincare? Deutsch-polnisch« Einigung in Madrid. Was wird au« der Erwerbslosenversichermig? Die Neichswehr vor dem Reichstag. Hugenbergs Narrenbanner. Tagesbericht. Pflanzenwunder im Botanischen Garten. Schwerer Endspurt der Bürgerschaft. Hamburger und Berliner Hochbahntarlfe. Kunst, Wissen sch aft und Leben. Das Meer als Baumeister. Feuilleton. Max Barthel: Merseburger Zauberspruch. Au« aller Wett. S ch a ch e ck e. denken können. Jn einer Minute wurde aus Schwarz nicht Weiß. „Hätte der Keiler nur ganze Arbeit bei dir gemacht!" Am Fenster stand sie und warf harte Blicke in die Nacht. „Jch hab' mich gefreut, als er deine Zunge lahmgelegt hatte, denn ich dachte, nun könnte ich ruhig sein und brauchte nicht zu fürchten, daß Henning erfuhr, warum der Peter mit fünf Jahren noch nicht laufen kann. Hab' mich zu früh ge - freut. Du Waschweib hattest schon geschwatzt! Hast dich wohl noch mit deinem Heldenstück gebrüstet, he!" Sie hatte sich wieder umgewandt, sah sein Kopfschütteln. Das verfilzte Haar schlotterte um die Ohren. Mit einem Lippenschürzen tat sie die Bewegung ab und ging an« Spinnrad. „Du hast geschwatzt! Bist nur zu feige, es einzugestehen. Woher kommt sonst daS Gerede? Wenn's dem Schurken von Vogt paßt, erzählt er Henning davon. MaS meinst du wohl, was dann geschieht?" DaS Spinnrad knurrte wie ein Hund. ^Ich weiß eS! Dann füttert er dich nicht mehr zu Tode. Dann prügelt er dir das Fleisch von den Knochen und wirft dich auf die Straße! Mir foll's recht fein, wenn du deinen Lotzn bekommst!" (Fortsetzung folgt) j