3 4. Äi«in«ttn$eleA«vkanMl u.35(S ’Berantto.Redalleur:»<>ul*u a »«e*. F W 4w4W W ll^SoAMet^ernib^^earr tt i g^euVt«-gründet 1875 "'" China erbittet Japans Vermittlung. Tokio, 23. Juli. Der chinesische Gesandke wurde Henle im Au3wärligen Ami vorstellig und dal den Auhenminister, die Rolle deS BermililerS zwischen China und Ruhland zu über - nehmen. China wünsche Waffengewall zu vermeiden und den Aonflikl auf diplomalischcm Wege beizulegen. Der Gesandte legle schliehlich noch dar, dah China cS ablehne, eine drille Machl oder den Völkerbund als Vermittler anzurufen, da eS in direkle Verhandlungen einzulrelen wünsche. Der japanische Außenminister crkla'rle sich zu der Rolle deS Vermittlers bereit, wenn feine Regierung von beiden Ländern d«zn aufgefordert würde. Rauüe und milde 5ent Allerhand gefährlich klingende Nachrichten schwirren heran. Erwähnt sei, daß die Russen auf dem Amur ein chinesisches Schiff weggeführt haben, mit drei Amerikanern an Bord. Japan hat seine Mandschubahn für den Trans - port von Waffen und Truppen Chinas gesperrt. Genauer: jeder solche Transport bedarf der Genehmigung deS örtlichen fiommanbartfen. China hat den Mächten eine Kundgebung zugeleitet, in' der eS heißt, bei einer Haussuchung im Sowjelkonsulat in Chardin seien Dokumente beschlagnahmt worden, die auf eine Organi - sierung einer Kolonne von Meuchelmördern und einer geheimen Armee Bezug nahmen. Die chinesischen Be - hörden seien gezwungen gewesen, hinsichtlich der Eisenbahnen die notwendigen Schritte zu unternehmen als Präventivmaßnahme gegen innere Unruhen. Rußland stellt seine Warencinkäufc in China ein. * Ermordung eines Missionars. WTB. Omaha INebraskas, 23. Juli. Nach einer bei einer hiesigen katholischen MissionSgesellschaft eingetrosfenen Depesche ist ein Missionar der Gesellschaft namens Leonard int Süden der Provinz Klangst am 14. Juli von chinesischen Räubern ermordet worden. Revarattonökarusstll. Doch London Konserenzort? Die sommerliche Hitze hat die StaatShäupter zricht vom Tau - ziehen abgehalten. Macdonald wollte die Konferenz der Regie - rungen nach London ziehen, Poincare leistete kräftig Widerstand. Plötzlich ließ Macdonald nach, aber Poincare fiel nicht auf den Südten; eine Karussellbewegung entstand, jeder Tag brachte einen onbetn OrtSvorschlag. Darunter Brüssel, gegen daS sich deutsche Stimmen wendeten, weil in Brüssel die Stimmung noch zu kriegs- mätzig sei. Die belgische Regierung bekundet Einsehen, scheint jedoch anzunehmen, daß nun Boulogne oder Calais Konferenzort wird. Die Pariser Jnformation berichtet jedoch, Macdonald bestehe auf London, weil die englischen Minister nicht wod-enlang von London fernbleiben könnten. Die französische Regierung werde nun Paris Vorschlägen. Evening Standort verspottet das Karussellspiel und betont, die Arbeiterregierung erhalte für den Vorschlag, die Konferenz nach London einzuberufen, die Zustimmung jeder Regierung mit Aus - nahme der französischen; kein triftiger Grund bestände für einen sranzösischen Einwand. Henderson gäbe jedoch mit derselben Schwäche nach, die die Amtszeit Chamberlains im Foreign Office kennzeichnete. Die Konferenz hinauszuzögern, damit der Doung-Plan nicht schon ant 1. August in Kraft treten kann, ist Zweck bei manchen Karussclltrelbern. Eng!and'Rllß!and. Die Sowjetregierung hat ihren Botschafter in Frankreich, Dowgalewski, angewiesen, sich nach London zu begeben zur Vor - bereitung der Wiederaufnahme geregelter diplomatischer Be - ziehungen. (Jfit neu hinzutreiende Bezieher werden die bereits erschienene» Äupifel dieses Romans auf Wunsch kostenlos nachgelieserl. Lsiverge«. Ein norddeukscher Bauernroman von Willy Harms. [ü] „3d) wollte Euch beweisen, daß für Euch bei der Neu - ordnung der Dinge, wie ich sie im Sinn habe, nicht nur Nachteile, sondern auch Vorteile herausspringen. Rund deiaus: mit der Zeit — nicht heute oder morgen, aber doch bald — nehme ich Euch den Acker ab. Dann habt Jhr keine M mehr davon." Der Gutsherr sah auf fassungslose Mienen. Niemand begriff die Tragweite seiner Eröffnungen. _ Bauer Ahrens wagte eine Frage. „Unsern Acker wollt uns nehmen, Herr? 3a, was soll dann werden?" Er sprach in einem Tone, als habe der Herr verfügt, daß die vvnne künftig nicht mehr scheinen solle. „Du bist dumm, Ahrens!" sagte Wilken. „Der Herr kracht einen Spaß mit uns. Merkst du das nicht?" Herr von Lewihow bohrte den eichenen Stock des Vogtes "r den Boden und legte beide Fäuste drauf. Keinen der Zauern jetzt aus den Augen lassen. „Seh ich so aus, als wenn ich spaße? Nach diesem Aerger * nit dem verfluchten Schulmeister ist mir verteufelt ernst zu - mute!" „Gnädiger Herr —!" Pfennigschmidt zog bei dem Fluch cin Gesicht, als habe der Herr ihn auf den Fuß getreten. . -Zieht keine Grimassen, Ehrwürden! Es kommt auf "neu Fluch nicht an!" Dann sprach er wieder zu den ^nuern. „Ich mist Euch erklären, Leute, was ich meine." „Was nun wohl kommt?" meinte der bedächtige Sah. " Eiich soll's wahrhaftig wundern." „3ch brauche Euch nicht zu sagen, dah der Acker, den 3hr ^stellt und für Euch benutzt, nicht Euch gehört, sondern mir. x ist Euch nur geliehen. Aber nun —" SellWlmd Vorkämpfer Paneuropas. Aeußerungen Severings. SPD. Paris, 24. Juli. Das Oeuvre veröffentlicht heute ein Jnterview mit dem Reichsinnenminlster Severing, in dem Severing betont, mindestens drei Viertel des deutschen Volkes stünden unbedingt fest zur Republik, die sich trotz aller Schwierig - keiten der Nachkriegszeit soweit gefestigt habe, daß sie keiner. Diktaturgesetze zur Stärkung bedürfe. Selbst an eine Rückkehr des Exkaisers nach Deutschland sei nicht mehr zu denken. Die Deutsche Republik sei dazu berufen, eines der sichersten Elemente in der großen Republik der Vereinigten Staaten von Europa zu bilden, an deren Zustandekommen glaube er, Severing, ebenso fest wie Briand. • EtbuImvbWenmg für Friedensarbeii. SPD. Amsterdam, 23. Juli. Der zur Zeit in Haag stattfindende inte« nationale Miktelschulkongreh sprach sich einstimmig für eine internationale Kon - trolle der Geschichtslehrbücher im Sinne deS Friedens und für die Belehrung der Jugend über Aufbau und Arbeit des Völkerbundes im Geschichtsunterricht aus. Es wurde ferner beschlossen, einen Weltbund der geistigen Arbeiter für die etwa zwei Millionen Jntcllekfuellen Europas ins Leben zu rufen. Um die Aufnahme Deutschlands in die Mittelschul- Jnfetnationalc zu ermöglichen, wurde beschlossen, entsprechend den deutschen Forderungen auch Deutsch als Kongreß- sprache zuzulassen und den Vorstand auf fünf Personen zu erweitern, um den deutschen Mittelschulen einen Sih im Vorstand zu ermöglichen. Jes Reichskanzlers Befinden gebessert. Die Aerzte bezeichneten den Zustand des Reichskanzlers als durchaus befriedigend. Die Herztätigkeit ist ungestört. Die kritischen Tage find jedoch noch nicht überwunden. Auch am Dienstag konnte der Reichskanzler den Besuch seiner Frau und seiner Sekretärin empfangen. Grüße und Wünsche liefen von allen Seiten ein, auch Briand hat sich nach dem Befinden deS Reichskanzlers telegraphisch erkundigt und ihm baldige Genesung gewünscht. Greuel kommunistischer Propaganda. Schwindel bis zum Erbrechen. Jn bet gesamten KPD.-Presse, auch in der Hamburger Volks - zeitung, erschien in großer Aufmachung ein Bilb „6 r m o r b e f und geschändet^; es steht über der Darstellung geköpfter nackter Menschen, herunter bie Zeilen: So wütet Tschiangkaischek, bet Alliierte bes Vorwärts, gegen bie revolutionären Bauern unb Arbeiter in China". — Jn Wirklichkeit ist bas Bilb, so weist ber Vorwärts in feiner Abenbausgade nach, uralt unb dem 1901 erschienenen dickleibigen Wälzer Joses Kirschners über China ent - nommen. Das sozialdemokratische Blatt gibt um dem Ableug - nungsversuch vorzubeugen, daS Titelblatt dieses Buches in Faksi - mile wieder. Joses Kirschner hatte Schilderungen aus Leben, Geschichte, Krieg unb Sieg als ein Denkmal ben Streitern unb bet Welt - politik im Zusammenhang mit dem Boxerseldzug veröffentlicht. Das Bild trägt in dem Buche bie Unterschrift „Enthauptete chinesische Räuber, welche bie Grenze bes Golbgräberbezirks überschritten hatten". Aehnllche Fälschetstücke verübt bie KPD.-Presse sortgeseht; wir erinnern an bas Bilb einer Sowjetfabrik, daS in Wirklichkeit ans einem Harburger Betrieb stammte. „Sie lügen wie bie Teufel unb schwinbeln aus Prinzip." USA. ermäßigt Rüstungslast. Washington, 24. Juli. Staatspräsibent Hoover künbigt eine starke Herabsetzung ber amerikanischen MilitSrausgaben an. Hoover erklärt unter anberm, bah bas amerikanische Militärbudget für 1929 mit 741 Millionen Dollar das höchste der Welt sei und baß bieses Budget biS 1933 auf 803 Millionen Dollar ansteigen würde. Ein derartiges Budget sei in Anbetracht der augenblicklichen Weltlage völlig unmöglich. Es ist deshalb be - absichtigt, eine Kommission mit der Reduktion der MilitärauS- gaben zu beauftragen. — Die Regierung ordnete am Dienstag die Zurückziehung von 1200 Mann amerikanischer Marinesoldaten aus Nicar a g u a an. Der Rest der amerikanischen Marinetruppen in Nicaragua beziffert sich nunmehr auf 2300 Mann. Dem gliWaften Schiff von Bremen. GMwüMe. TeiegeanM des rauivaten. Der Reichspräsident telegraphierte dem Lloyd: „Dem Norddeutschen Lloyd spreche ich zu dem schönen Erfolg, den sein neuer Schnelldampfer „Bremen" errungen hat, meine herzlichsten Glückwünsche aus. Jn unserm schweren Kampf um die Wiedererlangung der Gleichberechtigung in Weltwirtsäxist und Seeverkehr ist die eListung, die Sie durch die Schaffung dieses Schiffes erzielt haben, ein besonderer Schritt vorwärts. Gez.: v. Hindenburg, Reichspräsident. Amrrikailiicht Meskestimmen. WTB. N e w T o r k , 23. Juli. Die Morgenblätter feiern in Leitartikeln in freundlichster Weise die Rekordfahrt ber „Bremen". Time s sagt: Die deutsche Republik lasse gegen - wärtig nahezu jeden Tag in den Vereinigten Staaten von sich hören. Eben erst habe man von sportSinännischen Tenniskämpfen Deutschlands gegen Amerikas DaviS-Cup-Mannschaft gelesen, schon lenke wieder bie bemerkenswerte Leistung bes Dampfers „Bremen" vom Norbdeutschen Lloyd die allgemeine Aufmerk - samkeit auf sich. Die „Bremen" sei ein Triumph der Schiffsbau - kunst und stelle eine nie zuvor erreichte Verbindung von Schnellig - keit unb Bequemlichkeit unb Schönheit dar. Die „Bremen" sei der Fackelträger des Fortschritts der Welt und doppelt will - kommen, weil sie von der Ration erbaut wurde, die erst vor elf Jahren in dem größten Krieg aller Zeiten unterlegen ist. Der Wunsch wirklicher Staatshunff überall fei, daß daS deutsche Volk baldmöglichst unb bauernd wieder bie volle Gleichheit in allen frieblichen Zielen unb Betätigungen erlange. Jn dieser Hinsicht sei die „Bremen" ein weiterer Beweis von Deutschlands Rück - kehr zur Weltgeltung. Herald anb Tribune schreibt, bie Ankunft bet „Bremen" mit dem blauen Bande am Maste sei zweifellos ein Ereignis von nicht geringer Bedeutung. Mit dem Fall deS 20jährigen Rekords breche eine neue Epoche des Wettbewerbs im transatlantischen Passagierverkehr an. Sie Neugierigen kommen. SPD. New Bork, 23. Juli. Die „Bremen" findet nach wie vor innerhalb ber New Yorker Bevölkerung ein außer - ordentlich starkes Jnteresse. Jnuoischen sind von ber SchiffS- leitung zum Besuch des Ozeanriesen 45 000 Besuchskarten auSgegeben worben, ohne daß damit die Anforderungen der Bevölkerung auch nur zu einem geringen Teil befriedigt worden wären. Ar Sonfurrcn) meldet sich: Fortsetzung der Sauarbeiten am Damvser „Ozeanil . WTB. London, 24. Juli. Daily Telegraph meldet aus Belfast: Die schöne Leistung der „Bremen" hat des Jnteresse an dem Ban des White Star-Dampfers „Ozeanic" (60 000 Tonnen) neu belebt, ber hier vor langer Zeit begonnen, aber eingestellt worben ist, nachbem bie Kielplatten gelegt waren. Seither ist nichts mehr geschehen unb eS wurde angenommen, bah bie Eigen - tümer bie Leistungen bet neuen beutschen Schiffe abroarten wollten, bevor sie einen Beschluß Aber bie zu verwenbenben Maschinen fassen würden. Man glaubt jetzt, dah hierüber eine Entscheidung getroffen wirb, nachbem die „Bremen" tatsächlich im Betrieb ist. Natenkrieg. Amerikanische SchissahrlSkreise über bie Rückreise der „Bremen". WTB. New York. 24. Juli. Hiesige Schiffahrlskreife sind ber Ansicht, bah bie „Bremen" bie Rückreise in vier Tagen bei 32 Knoten werbe machen können. Vielfach wirb angenommen, bah ber allseitige Bau schnellster Riesenbampfer einen Ratenkrieg hetbeiführen werbe. Eine hiesige Maklerfirma hat ben Börsen- vorstanb um bie Erlaubnis ersucht, Filialen auf ben gtohen Ozean- bampfern einzurichten, waS einen weiteren Schritt zur Vervoll- ftänbigung bet Bequemlichkeiten auf Ozeanreisen bebauten würbe. Da geschah die erste Unbotmäßigkeit. Porepp unterbrach den Herrn mitten in der Neue. „Das kann nicht stimmen, Herr! Mein Vater wird Martini dreiundachtzig, und er er - zählt oft, daß sein Vater und sein Großvater den Acker am Entenkolk schon gehabt haben." „Zunächst gehört es sich nicht, daß Er Seinem Herrn ins Wort fällt. Merk' Er sich das! Und was Er da sagt vom Entenkolk, mag wahr sein. Das ändert nichts daran, daß der gesamte Lewihower Grund mein eigen ist. Nun will ich die holsteinische Koppelwirtschaft einführen —" „Was wollt 3hr, Herr?" Das ungefüge Wort hatte in Lewitzow noch niemand gehört. Keiner konnte sich denken, was der Herr meinte. „Es schadet nicht, wenn 3hr das nicht versteht. Für Euch genügt es, wenn ich sage, daß der Boden dann das neunte oder zehnte Korn gibt." Donnerwetter! Meinte der Herr das im Ernste? Das ging ja nicht mit rechten Dingen zu. Wenn die Ernte bisher die drei- oder vierfache Aussaat gegeben hatte, so war das viel gewesen. „Es geht nun nicht an, daß Eure Ackerstückc mir im Wege sind. 3d) muß jährlich mit den Schlägen wechseln. 3ch kann mir durch Eure sauren Felder den Wirtschaftsbetrieb nicht stören lassen. Seht 3hr das ein?" Die Bauern schauten verdutzt auf ihre Stiefelspihen und wußten nicht, was sic zu dem neumodischen Vorschlag sagen sollten. Die Frauen dachten an das Nächstliegende, an Mild) und Butter. „Was sollen wir ohne Acker mit den Kühen anfangen?" „Sic werden jetzt schon nicht mehr satt." „Auf ihre Hüftknochen können die Knechte die Mützen hängen!" Herr von Lewitzow nickte zustimmend. „Dieser Einwand ist berechtigt. Darum werde ich Euch Eure Kühe und Pferde und was Jhr sonst noch habt an Vieh, abnehmen. Alles ge - hört ja ohnehin zur Hofwehr und ist also mein Eigentum. Natürlich verlange ich nicht, daß 3hr das Vieh ohne Ent - schädigung hcrgebt. Künftig sorge ich für Euer Esten und Trinken. 3ch sehe Euch auf Deputat." „De—pu—tat?" Einige wiederholten mißtrauisch das Wort, das nur schwer über die Zunge ging. Noch schwerer ging sein Sinn in die Köpfe, aber seine Heimtücke fühlte jeder. Unsicher suchte einer den Blick des andern. Bis Lewerenz den Vogel abschoß und schrie: „3ch weiß, was werden soll! Wir sollen abgemeiert werden wie die in Kordesrück!" Der Ruf war wie eine Erlösung. Weil der Herr immer von hinten herum geredet halte, war alles unklar gewesen. Nun wußte jeder, woran er war. Keiner blieb an seinem Platz, keine Hand blieb still, kein Mund geschlossen. Ein ungläubiges Flüstern und Fragen wurde zu einem grimmigen Gemurmel, aus dem jäh spitze Schreie hervorquollen. „Das gibt es nicht!" „Das wollen wir erst sehen!" „Wir gehen zum Advokaten!" „Zum Herzog!" „Wir wehren uns!" „Er hat uns verdummen wollen!" Run ließen sie sich nicht länger ein T für ein U machen. Die Stirn des Gutsherrn schob sich zusammen. Fester umschlossen die Hände den Knotenstock. „Laßt das Geschnatter! Nacheinander könnt 3hr reden. Wer war das eben, der vom Wehren sprach? Er sag' es noch einmal! Aber mir ins Auge!" Alles schwieg. Hart ging der Atem. „Dann hat mein Ohr mich wohl getäuscht. Zu Eurem Besten will ich es annehmen. 3hr wißt, daß es für einen gutsuntertänigen Bauern kein Wehren gibt. Er hat zu tun, was ihm vom Herrn befohlen wird!" Seine Stimme verlor alle Rücksichtnahme. Er holte zum letzten Schlage aus. „Damit alles klar ist zwischen uns: 3hr könnt aud) nicht in Euren Häusern bleiben, wenigstens nicht in denen, die mir bei der Bewirtschaftung der Schläge im Wege liegen. Sie werden abgerissen, und 3hr —" MM Atalitns. Don Angelica Balabanoff. Trotz Abschaffung von Parlament und Presse sind die faschistischen Behörden auf wirtschaftlichem Gebiet zu Ver - öffentlichungen gezwungen, die im krassen Widerspruch zum offiziellen Optimismus stehen. Diese Veröffentlichungen sind nichts weniger als systematisch und einwandfrei, haben meist lokalen Charakter, werden nachträglich dementiert, erblicken aber, wie gesagt, das Licht der Oeffentlichkeit. Die einzelnen Führer des Faschismus werfen sich die Verantwortung für die Krise gegenseitig vor, und die Regierung spielt eine ökonomische Gruppe gegen die andere aus, wobei man immer - hin einiges erfährt. Wie bekannt, wurde die Parole ausgegeben: „Vermehrt Euch." Der ServiliSmus der faschistischen Behörden ist soweit gegangen, dah sie in einer besonderen Rubrik dec Zeitungen eine Art Wetteifer zur Verehrung Mussolinis einführten. 3ede kinderreiche Familie bekam eine Photo - graphie Mussolinis mit seiner Unterschrift. Nun aber liest man in einem Mailänder Blatt: „Leider hat im März der Bevölkerungszuwachs viel zu wünschen übrig gelassen. Auf 1250 Neugeborene kamen 1377 Todesfälle. Auch die Zahl dec Ehen ist in einem Monat von 445 auf 326 zurückgegangen. Noch typischer für bas Lebens - niveau der Bevölkerung (Mailand gehört bekanntlich zu den industriereichsten Städten JtalienS) ist die Tatsache, daß 22,4 % der Lebensrnittel sich nach einer chemischen Untersuchung als gesälscht erwiesen haben; bei der Milch ist dieser Prozentsatz noch höher, und zwar 27,5 %, beim Brot erreichen die Surrogate 50 %; sät die gleiche Zeit ist der Jndex von 92,53 auf 95,40 in einem Monat gestiegen. Die Proteste der Wechsel sind im fort - währenden Wachsen begriffen: im März 1928 wurden 9227 Wechsel protestiert, im März 1929 waren ei 10 108 . . Mit großer Resignation kündet die amtliche Telegraphen - agentur „Stefani", daß die Handelsbilanz des besiegten Deutschland in einem einzigen Monat (Mai 1929) mit einem Ueberschuß von 54 Millionen Mark abgeschlossen wurde..., während das siegreiche 3talien im ersten Quartal des laufen - den 3ahres aus Deutschland für 13 000 000 Lire mehr Waren eingeführt hat als im vergangenen 3ahre; dagegen ist die Ausfuhr unverändert geblieben. Zu gleicher Zeit konstatiert die italienische Gasgesellschast, daß der G a s k o n s u m in 3talien zurückgeht und im Vergleich zu andern Ländern ganz minimal ist. Während Frankreich 1 Milliarde 700 Kubikmeter Gas jährlich für di« Lieferung an 18 Millionen Einwohner verbraucht, werden in 3talien, dessen Gesamtbevölkerung der französischen fast entspricht, nur 450 Millionen Kubikmeter Gas für 850 000 Einwohner verbraucht. Diese Zahlen geben einen Einblick, auch in die kulturelle Beschaffenheit des Landes. Das gleiche gilt von den An - gaben, die wir der Rede des faschistischen Finanzministers entnehmen: während in Amerika auf 7 Einwohner 1 Tele - phonapparat kommt, in Schweden auf 13, in Norwegen auf 16 je 1 Telephonapparat, kommt in 3talicn auf je 191 Einwohner 1 Telephonapparat. Als Grundlage des wirtschaftlichen Lebens betrachte man, daß die Regierung am 23. Mai den Getreide zoll von 2 auf 14 Goldlire erhöht hat, um die Einfuhr aus dem Aus - lande einzuschränken, was natürlich die Erhöhung des Brötpreises zur Folge haben muß. Folgende Tabelle zeigt, wie die Brotpreise seit 1922 (Machtergreifung durch die Faschisten) steten Wandlungen unterworfen und 1928 gegen das oorangegangene 3ahr ge - stiegen sind, was von den Löhnen nicht gesagt werden kann: Dezember Lire 1922 > Pfund Brot 1,61 1923 ,, 1,37 1924 „ 1,85 1925 ,, 2,22 1926 „ 2.50 1927 „ 1,73 1928 „ 1,85 Aus dem Inhalt. Politik unb allgemeiner Teil. China erbittet Japans Vermittlung. Greuel kommunistischer Propaganda. Jfalien vor WirtschasiSkatastrophe? Tagesbericht: Streik bei ber Wasserstraßenbirekfion Hamburg. Weg mit ber Abbeckerei! Der Bürgersteig ist kein Abort für Hunde. Kunst und Wissenschaft: Gallenerkrankungen. Feuilleton: Ludwig Frahm. Die Mellingburg. Aus aller Welt: Zwei UeberschwemmungSkatastrophen. Dem glückhaften Schiff von Bremen. Arbeiter - und Angestelltenbewegung. Hafen unb Schiffahrt. Die freie Gewerkschaft. Ein ungeheurer Stimmenschwall verschluckte jedes weitere Wort, brandete gegen die Kirchhofsmauer, überschlug sich und lief von neuem an gegen den Gutsherrn. Männer brüllten, Frauen keiften. Alle Ordnung schien aufgelöst. Die Bauern vergaßen, dah sie vor iprem Herrn standen, schrien ihm zu, daß sie im Guten ihre Häuser nicht räumen würden. Wo sie geboren seien, wollten sie bleiben, kein Vogt solle sie daran hindern. Es müsse Gesetze geben, die sie schützten. Herr von Lewihow war der Lage gewachsen. Kein Wort sagte er, blickte ruhig in die wogende Masse. Verächtlich hatte er die Lippen nad) unten gezogen. Mochten sie toben da unten, mochten sie sich auStobcn! Das war schließlich ihr gutes Recht. Aber sein Recht und seine Pflicht war es, dah er sich stärker erwies als sie. Fortsetzung folgt