Hamburger Echo 6 MISS. ÄuMÄmTÄ ?'cuhJ>I. 11 -* ,'liiflc(llui(l»flCbüt)r). ftüt ‘jlbhcler IVÖdjcnttid) M 4- 118 | 81 J 1 I M ■ Hl bIwT 1 Kl 11 aXJLä I Im »<»ote 15 4. eteUcnge/«*« 25 » »Uln*91n»«tg«n bti 9 Hrtleit ^rmc» Vie >r'osi ,u glctchen BczugStzrctskn luzUglt» Beslrllakld. jWzJrXlllLwUL&l 0181111 1 d«k «jetle 30 4, 10 vi« 15 Hellen btt ZrUc 35 4. 9tetlam«g«iu 1,50 2. „Eon: geblanbfh. 11,1 ,icntfpr.: Sammel^lr. c 5 Stephan 1701, WWrFVW An,ctacn müslcn m voraus ebn sofort bfiablt werben L", 5 Stephan 2321 und aznL Berantw. RebaNeur: 5- 9tt*«ee, A»»«ig»nann<>hn,« - blandstranc 11. Hoa>paN,,Ncrntprecher: Sammel- BuchhanbUmg: aaifei-WUbetm-Stratze 14/lL vicrnfur. C 5 /&**«• Ft «th»4 1 S7H ttunttnetcs SteBban is.ii.jlotttntsCS Stephan 2tei (Moowtr oi>«n»« Sr=."3U. Tnidetctrontot: Reblanbftr. ll.L Fernfpr.: Ätmmel.Nr.OL ® cgtUttDCt 1S75 ffl* •«« foig.nb.n Zog), 7n den BiUaien <bi8 3 Ubn vnb tnT” Ctcfbiin 1831. Nachlrus O L Stephan 3032 und 3683. Annoncenbüros. Platz» und Daunvorichristcn luwcrbiudNcb. SV. Jahrgang SonnavenS, 25. Januar 1930 nnner 25 twßrnküWfe im Vlingevirrtcl „Klassenkampf" gegen Polizei mit Ascheimern und Schuß - waffen — Beabsichtigte Folgen kommunistischer Hetze MM? Nein - Mbrelben! ginn haben auch di« Kommunisten in Hamburg Ihren neuesten (ammenftoß mit der Polizei gehabt, um den sie ihre Kommu - nen „Brüder" in andern deutschen Städten so sehr be- deien. Auch in Hamburg hatten sie schon geraume Zeit durch e maßlose Zehe auf diesen Zusammenstoß hingetrieben, der in nichts weiter sein sollte, als billiges Agitationsmaterial ien den Staat und die Sozialdemokraten, als Funke, der ihre rttn Anhänger zu immer größeren verbrecherischen Taten an- itn sollte in der Hoffnung, nicht nur eine größere Unruhe unter Erwerbslosen zu bringen, sondern auch die Behörden zum Kersten zu treiben, was den Kommunisten am liebsten wäre, könn- M ihnen doch kein besseres Material an Lie Hand geben, womit in demagogischer Weise im trüben fischen könnten. Nun haben h die Hamburger Kommunisten ihren Zusammenstoß, und nun iden sie ihr hysterisches Geschrei vom „Klaffenkampf" und vom dereiteten „Schlag der Sozialfaschisten gegen das Proletariat" i vorne beginnen. Wie dieser „Klassenkampf" aber in Wahr- f vvssieht, beleuchten am besten die Borgänge am Freitagabend der önngiusstraße und in der Nacht im Gängeviertel. Die Stimmung, die in der von den Kommunisten veranstalteten Zv-Liebknecht-Luxemburg-Gedenkfeier bei Sagebiel herrschen -e, war von der Hamburger Bolkszeilung genügend vorbereitet iden. Einen Borgeschmack bekam man schon vor Beginn der rsammlung in der Mgiusstraße zwei Polizeibeamte von einer großen Anzahl Kommunisten, auf dem Wege zur Bersammlung waren, angegriffen wurden. Beamten wurden zu Boden geworfen und mißhandelt. Aus Menge heraus fielen sogar Schüsse. Erst als die bedrängten unten selber zur Schußwaffe griffen und Schüsse abgaben, und t als mehrere andere Polizeibeamte zur Hilfe herbeieilten, Itn die Angreifer ab und flüchteten. Personen sind bei dieser ießetci, soweit festgestellt werden konnte, nicht verletzt worden. 3m Gegensatz zu dieser Feststellung nutzte der Borsihende der munistischen Bersammlung diesen Zusammenstoß aber schon kr Versammlung >n bewußt verhetzender Absiryt aus, indem tehanntgab, daß drei Demonstranten schwer« Schußverletzungen Iten hätten. Was nach der Bersammlung Kanu war dann nur noch eine Ige der bis zum Siedepunkt- getriebenen Haß- und Kampf- imnng unter den kommunistischen Anhängern. Die Bersamm- z war sehr spät aus. Aber statt sich aufzulösen, rotteten sich Teilnehmer im Gimgevierlel mehreren Stellen zusammen. Polizeibeamte, die, ihrer Pflicht iiß, die Zusammenrottungen verhindern wollten, wurden an- rtffen und im nächsten Augenblick war ein regelrechter ichenkampf int Gange. Die Kommunisten halten die Gaslaternen ausgedreht d die Straßen vollkommen in Dunkel gelegt. Ascheimer wur- i als Barrikaden verwandt. Aus den Wohnungen des Gänge- ckls, ganz besonders im Rademachergang, wurde auf die Be - im geschossen und mit Flaschen und andern Gegenständen ge - ben. Mit Gummiknüppel und Schußwaffen mußten die lyeibeamfcn, die inzwischen von den umliegenden Wachen teftung erhielten, vorgehen, um die Ruhe wiederherzustellen, chdem man sich von Mitternacht an mit den kommunistischen Nährern in den Haaren lag, gelang es erst um 4 Uhr früh das "nihrgebiet zu beruhigen. Einige der Ausrührer konnten festgenommen werden, ili wird es so sein wie gewöhnlich: die wahren Draht - zieher dieses schweren Zusammen st oßes wiegen sich läng st wieder in Sicherheit. Sie haben, wahrschein - lich nach berühmten Borbildern, als der aufgehehte Mob mit der Polizei im Kampfe lag, geschlafen. Personen sind trotz der Schießerei soweit bis jetzt bekannt, nicht schwer verletzt worden. Lediglich ein ISjähriger Junge aus der Kurzestraße bekam einen Unterschenkelschuß. * Zu den Zusammenstößen meldet noch der amtliche Polizei- bericht: Am Freitag, gegen 20 Uhr, wurden in der Zungiusstraße zwei Ordnungspolizeibeamte von einigen hundert Kommunisten ange - griffen, zu Boden geworfen und ■ mißhandelt. Aus der Menge heraus wurde auch auf die Beamten geschossen, so daß diese in höchster Notwehr schließlich ihrerseits feuern mußten. Die An - greifer flüchteten, als weitere Polizeibeamte herbeieilten. Ob Personen durch Schüsse verletzt wurden, ist nicht bekannt. Nach Beendigung der am Freitag von der KPD. bei Sagebiel veranstalteten Bersammlung rotteten sich in den Straßen K o h l - Höfen, Pilatuspool, Zeughausmarkt und besonders im Gängeviertel Bersammlungsteilnehmer zusammen. Ein- schreitende Polizeibeamte wurden angegriffen, mit Flaschen und andern Gegenständen beworfen. Auch wurden wiederholt — ins - besondere aus dem Gängeviertel — Schüsse auf die Beamten ab - gegeben. Die Polizeibeamten mußten sowohl von ihren Gummi- stäben als auch von den Schußwaffen Gebrauch machen. Zm Rade - machergang, aus dem besonders auf die Beamten geschossen wurde, erlitt der 16jährige, in der Kurzestraße wohnende Heinrich 3. einen Unterschenkelschuß. Die Landessriedensbrecher drehten in etlichen Straßen die Laternen aus. Die Angriffe aus die Beamten er - folgten bis in die frühen Morgenstunden. Die Polizei nahm etliche Festnahmen vor. Nach weiteren Mittätern wird gefahndet. Der Kries muß pünktlich ausbrechen Der Vorwärts bringt folgende Glossierung der kommunistischen Parteioerbölspsyche: Höchste Aufregung in den Redaktionsstuben, in den Partei-, Pol , Org- und andern Sek.retariaten der Kommunistische Part wird sie kommen, die Illegalität, wird der preußische 3nnen- Minister die Kommunistische Partei rechtzeitig bis zum 1. Februar verbieten? Denn an diesem Tage soll die Weltrevolution in Deutsch - land losgehen. So etwa ist es von Moskau angeordnet worden. >Aber noch rührt sich nichts im 3nnenministerium: es besteht höchste Gefahr, daß der Tag vorübergeht, ohne daß etwas geschehen ist. Was ist in dieser Not zu tun? Die kommunistische Bezirksleitung Niederrhein in Düsseldorf weiß sich Rat: sie veröffentlicht folgenden fettgedruckten Aufruf: „Die Partei befindet sich in A l a r m z u st a n d, das heißt, daß alle Parteigenossen für die Durchführung der Aufgaben mobilisiert werden müssen. 3m Zusammenhang mit der Durch - führung der Berbesserung der Organisation auf Grund der Er - gebnisse der Reichskontrolle, steht die Reorganisation der Partei auf Betriebs- und Straßenzellen. Die Bezirksleitung hat be - schlossen, daß ab 1. Februar derBersammlongskalender aus der Tagespresse verschwinden muß. Soll die politische und organisatorische Arbeit in den Ortsgruppen nicht lahmgelegt werden, müssen sofort alle organisatorischen An - weisungen durchgeführt ud alle Beschlüsse bezüglich der Re - organisation der Partei realisiert werden. Die Partei auf Kriegsstärke bringen, ist das Ge - bot der Stunde. Bezirksleitung Niederrhein." Es kann also am 1. Februar pünktlich losgehen, Ler Düssel- Lorfer Parteileitung wenigstens kann man nicht zum Borwurf machen. Laß sie nicht rechtzeitig Lie Kriegserklärung versaßt hätte. Nur Laß an Lie Stelle Ler ordnungsmäßigen 3llegalität Lie sozu - sagen illegale 3llegalität treten muß. „Monte Cervantes" gekentert! Der Kavitän Srener ertrunken Noch am 24. Sammt, also am Freitagnachmittag, erhielt die Hamburg-Südamerikanische Dampf- schiffahrts-Gesellschaft von ihrer Niederlassung in Buenos Aires folgendes Telegramm: Die „Monte Cervantes" ist gestern abend, 21 Uhr, schnell nach Steuerbord gekentert. Cs war kaum genügend Zeit, daß sich die noch an Bord befindlichen Offiziere retten konnten. Kapitän Dreyer, der sich beim Untergang auf der Kommandobrücke befand, wird leider vermißt. Die „Monte Cervantes" ist also endgültig verloren. Eine weitere Meldung besagt, daß das Schiff nur noch mit dem Backbordschraubenflügel aus dem Wasser hervorragt. Änmgeftage / Amerikas Eümüirug London, 24. 3anuar. Die französische und italienische Delegation zur Flottenkonferenz halten heute mehr - stündige Unterredungen mit dem englischen Ministerpräsidenten. An den Besprechungen nahmen auf englischer Seite außer Mac - donald Außenminister Henderson und der erste Lord der Admiralität (Marineminister), Alexander, teil. Laut einem offiziellen Bulletin beschäftigt man sich mit dem von dem Expertenkomitee sertiggestellten Be- Tobsucht ,Wie lange zögert ihr Bestien noch, mich zu verbieten?!^ Tragisch ist an dem Ausgang des schweren Unfalles der „Monte Cervantes" der Tod des Kapitäns Dreyer. Aus der Meldung aus Buenos Aires geht schon hervor, daß das Schiff so schnell gekentert ist, datz die Offiziere sich nur noch eben retten konnten. Kapitän Dreyer aber ist mit dem Schiff versunken. Er hielt aus an seinem Platz, obgleich Passa - giere und Besatzung glücklicherweise seit langem in Sicher - heit waren. Kapitän Theodor Dreyer ist am 2. Dezember 1874 in Blankenese geboten. Seit 1890 steht er itn Dienst der Hamburg- Süd. Seit dem 15. März 1929 ist er Kapitän des Motorschiffes „Monte Cervantes". Kapitän Dreyer ist ein beliebter und auch erfahrener Seemann gewesen. Seukscher Dank für argentinische Me Wie Havas aus Buenos Aires berichtet, hat der deutsche Ge - sandte der argentinischen Regierung für die Hilfe der argentinischen Flotte bei der Errettung der Schiffbrüchigen der „Monte Cer - vantes" den Dank ausgesprochen. richt. Das Kommunique spricht von „ermutigenden Ergebnissen". 3m Mittelpunkt dieser Besprechungen mit den Franzosen stand, nach den 3nformationen des Korrespondenten des Sozialdemo - kratischen Pressedienst, die von den Genfer Berhandlungen be - kannte englisch-französische Meinungsverschiedenheit hinsichtlich der Festsetzung der Tonnage. Die Fra nzo s e n haben von jeher den Standpunkt eingenommen, daß jeder Ration eine bestimmte Anzahl Gesamtlonnage zugewiesen werden solle und sie freie Hand bei der Berteilung dieser Tonnage innerhalb der verschiedenen Schisfskategorien besitzen müsse, während die Engländer für eine feste Abgrenzung der Tonnage für jede Kategorie eintreten. Wie verlautet, ist man im Laufe der Besprechungen erfolgreich damit beschäftigt gewesen, eine Brücke zwischen diesen beiden Auffassungen zu finden. Ein Kompromiß steht angeblich in Aussicht. Der Ausschluß der Presse von den Bollsitzungen der Konferenz hat in den letzten Tagen zu schweren Berstimmungen geführt. Die Amerikaner haben nunmehr den gordischen Knoten mit dem Be - schluß Lurchgehauen, drei amerikanische Pressevertreter zuzulassen, indem sie ihnen Plätze zur Verfügung stellen, die den Amerikanern für ihre Experten zufiehen. Dieser Beschluß dürfte nunmehr auch die übrigen Delegationen veranlassen, einen ähnlichen Schritt zu tun und damit eine? aus alten Seiten als unmöglich empfundene Situation ein Ende zu be - reiten. Die Bertreter der an den Berhandlungen nicht beteiligte« Staaten bleiben jedoch nach wie vor von der persönlichen Teil - nahme an den Berhandlungen ausgeschlossen. Entmtr Englant-FrankrriK'Nalien? WTB. Paris, 25. 3anuat. Der Londoner Berichterstatter des nationalen Blattes L'Ordre will von einem englischen Minister die Aeußerung gehört haben, daß Englands maritime Lage in Be - ziehung auf Frankreich viel wichtiger fei, als in Beziehung zu Amerika, da Frankreich und England zusammen Europa voll - kommen beherrschen. Diese Aeußerung findet ihren Reflex in dem von einer ernst zu nehmenden Persönlichkeit verbreiteten Gerücht, falls eine englisch-amerikanische Einigung nicht zustande kommen sollte, werde die künftige englische Regierung das franzöiisch- engtifche Flottenkompromiß von 1928 wieder ausgraben und zu der allen Formel von der entente cordiale zurückkehren, eventuell unter Hinzuziehung Nattens. Ehemals deutsche Kelemen als Kauf - preis für Nassen SPD. London, 25.3anuar. Aus zuverlässiger Quelle ver - lautet, daß im Berlaufe einer Besprechung, die am Freitag zwischen dem französischen Ministerpräsidenten und dem itafic- nischen Außenminister Grandi stattgefunden hat. Achtum, Alarmzuftauh! 3n London „ermutigende Ergebnisse ? AusgLeieh FeantreirH-EnglanS angcbat>nt / Amerika erzwingt SeflentUchkett 1 «tu Anzmrelcnvc Bezieher werden die bereits erschienen Kapitel dieses Romans auf Wunsch kostenloS nacbgcliefert Frau Siztu Roman von Ernst Zahn Dffi ahnte, daß er mehr gehalten worden, als aus cne ni Willen dageblieben war. War feine Liebe zur Eer groß? dachte sie und allerlei Fragen drängten sich auf -je Lippen. Allein sie fand nicht die rechten Worte. brachte sie aber doch daS eine heraus: „Und nun bist H daß du hier bist?" «t war im Begriff zu antworten, daß er darüber eben blar sei. BieleS erscheine ihm schön und gut, und doch 'bm oft, er hätte nicht so früh sich an ein HauS und 1,6 n Ort binden sollen. Aber als er ihren Augen be- fiel ihm ein, daß sie Frau SixtaS Tochter war und 1 cr ihr nicht sagen konnte, er wisse nicht, ob er mit der glücklich sei. Plötzlich durchströmte ihn auch heiß Gewißheit, daß er sich in diesem Augenblick sicher nicht ^wo anders hin wünschte. Und er bestätigte mit etwas 'tut Eifer: „Gewiß bin ich froh." । r brauchte nicht hinzuzufügen: Schon weil du da bist. ' arglose Wohlgefallen an ihr lag in seinem Blick. kleine Pause trat ein. bald stellte die Otti weitere Fragen: Was er let t wie er reifen gelernt und wie er zur Laute ge- "Nn fei. "®ir Studenten spielten und fangen alle. Mehr und schön", scherzte er. Laute hing drüben an der Wand. Sie sahen sie beide ,Warum sie nid), spielen? dachten beide. Aber wie erbot stand Frau Sixtas Mißbilligung des Spiels in r Erinnerung. Sähe es nicht aus, als benützten sie ihre ^knheit? War es nicht vielleicht aud) ein wenig seltsam, ? die Dienstleute hörten, daß Markus für Ottilie in lang? i.®° schwiegen beide von dem, was als Wunsch in l{| > war. Markus nahm seine Zeitung wieder auf. Die Otti stichelte emsig an ihrer Arbeit. Sie kamen in keine rechte Unterhaltung mehr. Aber ein jedes spürte vom andern, daß es nach Worten suchte, daß ihm das Schweigen lästig war. Jedes wunderte sich über sich selbst. Jedes dachte: warum tust du so fremd? Endlich begann Markus mit gepreßter Stimme wieder: „Warum bist du so schweigsam? Erzähle mir doch auch etwas aus deiner Klosterzeit." Sie wußte zuerst nicht recht, wie sie beginnen sollte. Was kümmerten einen Mann die Schulmädchendinge? Aber auf einmal wurde auch ihr die Bergangenheit lebendig und sie verfiel in ein kindlich fröhliches Erzählen: „Wir waren alle noch voll Uebermut, obgleich die meisten zur Klosterfrau be - stimmt waren. Freilich sind es dann auch wohl die kleinere Hälfte geworden. Wir schmuggelten Süßigkeiten ein, und wenn die Aufsicht zu Bett war, hüpften wir wieder aus den unseren und veranstalteten geheimnisvolle Festmähler. Und wir wollten Tanzstunden haben und bekamen sie nicht. Und wir waren alle in einen jungen, schwarzhaarigen Priester der Stadtkirche verliebt." Sie kam von einer drolligen Einzelheit auf die andere, erheiterte sich an ihren eigenen Schilderungen und wurde so lebhaft und zutraulich, wie er sie nie gesehen hatte. Als sie von einem jungen Mädchen sprach, das ihre besondere Freude gewesen, bekam er Lust, ihr Bild zu sehen, das sie besaß, und sie holte es aus ihrem Zimmer. Sie stand bei ihm, während er es betrachtete. Er spürte ihre Nähe. Sie waren wie ganz alte Freunde. „Fehlt dir die Freundin nicht?" fragte er. Sie schüttelte hastig den Kopf. „Dazu bin ich zu gern daheim", antwortete sie. „S o gern?" fragte er. Sie machte weite Augen. «DaS kann man gar nicht sagen, wie sehr", gab sie zurück. Sie wußte nicht, daß er in diesem Augenblick auch Anteil an dem hatte, was ihr die Heimat lieb machte. Und doch dachte sie jetzt nicht an die Berge, die sie liebte, und nicht an die Mutter, sondern sie war glücklich, weil es diesen Abend so schön war, so — anders als je. Sie hatte sich nicht an ihren Platz zurückbegeben. Ihre Hand spielte auf der Tischplatte, während sie sprach. Markus sah auf ihre schmalen Finger. Sie hatte die kleinste und zierlichste Hand, die er je gesehen, und die seine zuckte nach ihr. Er mußte sie zwingen, daß sie die andere nicht berührte. Er trommelte leise auf den Tisch, wie die Otti es tat Das brachte sie zum Lachen. Sie zog ihre Hand fort. Da schnappte er mit einem Finger nach den ihren. Sie lief an den Ofen zurück. Mit hellen Augen sah sie ihn an. Würde er sie haschen? Sie war jetzt ganz noch das Kind, das sie im Kloster gewesen. Ihr Blick zog ihn an. Er war schon halb vom Stuhle auf. Aber er ließ sich zurückfallen. Irgend etwas hielt ihn zurück. Der Atem ging ihm schwer. Und wieder wußte er nicht, was er sagen sollte. Sein Blick fiel auf die Uhr. Es war spät geworden. Es überlief ihn kühl. Frau Eixta, dachte er. Was würde sie denken, datz sie beide hier noch faßen und den Abend fast untätig verbracht hatten? Und auf einmal fühlte er sich wieder in feine Stellung hinein. „Els Uhr", sagte er ganz würdevoll, „kleine Mädchen wie du ge - hören längst in die Federn." Er erhob sich. Die Otti erschrak beinahe. Hatte sie ihn geärgert? Eie nahm eilig ihre Arbeit zusammen, als ob er sie hinaus- jagen wollte. Nun standen sie beide zum Gehen bereif. „Schlaf wohl", sagte Markus und streckte ihr im Vorbei - gehen die Linke hin. Sie ergriff sie kurz. „Gute Nacht", wünschte sie. Beide erreichten gleichzeitig die Tür. Die Otti war ganz benommen. Aber Markus hatte ein Gefühl, als müsse er aus ihrer Nähe fort. Er traf, sie fast anstoßend, mit einer plumpen Bewegung an ihr vorbei und in den Flur. So ver - wirrt oder hastig war er, daß er auch über die Schwelle des SchiafzimmerS, in das er sich begab, noch b .olperfc. Welch ein Tolpatsch du bist, dachte er. Und ärgerte sich, daß er die Otti hatte stehen lassen. Nicht einmal ordentlich gute Nacht hatte er ihr gewünscht, schalt er sich innerlich. Und er wußte gar nicht recht, wie er auf einmal in fein Zimmer gekommen war. Er griff fid) an die Stirn. Dann fiel ihm ein, daß er diese Nacht allein sein würde. Er atmete auf. Er war froh, datz jetzt — Frau Sixta nicht kam. Er begann sich auszukleiden. Es brauste ihm im Kopfe. Bald empfand er Freude, bald tat ihm etwas weh oder grollte er sich selbst. Als er in den Kissen lag, gewann die Freude die Ober- Aus dem Inhalt Politik und allgemeiner Teil: Straßenkämpfe im Hamburger Gängeviertel. „Monte Cervantes" gekentert! 3n London „ermutigende Ergebnisse"? Anhaltend schwierige Kaffeniage des Reiches. Regierungsfrage und Sozialdemokratie in Frankreich. Tagesbericht: Kein auswärtiger Sparkommissar! Rüpeleien in Wohlfahrtsstellen. Kriegerehrung und Kriegsopferwohnungsnot. Feuilleton. Mysterien der See. Aus aller Welt: SchiffSuntergang in Norwegen. Elternhaus und Schule: Schule und Klassenkampf. Film und Funk: SOS. Die Filmsifuation. Filmkritik im Rundfunk. Frauenbeilage. hand. Er dachte an die Otti. Wie zutraulich sie gewesen war! Hm, sie waren jetzt schon ganz gute Freunde und — er war froh, er mochte es gern leiden, das junge Ding! Nicht lange nachher fiel fein Blick auf das Bett feiner Frau. Da war ihm, als spüre er, datz sie ganz, ganz fest an ihn dachte. Und er sah sie wieder in dem halfen, einsamen Sollahause sitzen, sie, die Hilfreiche, die nur Arbeit und Pflicht kannte im Leben. Wenn sie hiergewefen wäre, würde er ihre Hand genommen und sie geküßt haben, als habe er ihr etwas abzubiften. Auch die Otti hatte sich zu Bett begeben, anfänglich be - troffen über des Markus rasche, fast ärgerliche Art. Aber der Eindruck verwischte sich und sie behielt mehr im Ge - dächtnis, wie schnell der Abend vergangen war, wie gut es sich mit Markus geplaudert hatte und wie heiter er hatte fein können. Beinahe hätten sie einander gleich Kindern gejagt. Warum hafte sie ihn nicht auch die Laufe nehmen geheißen? Als sie das dachte, fiel ihr die Mutter ein. Ein leiser Schaffen stieg auf. Aber sie war müde. Eie schlief ein, ehe sie ins Grübeln kam. Fortsetzung folgt.