Hamburger  Echo 
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„Eon:  geblanbfh.  11,1  ,icntfpr.:  Sammel^lr.  c  5  Stephan  1701,  WWrFVW  An,ctacn  müslcn  m  voraus  ebn  sofort  bfiablt  werben 
L",  5  Stephan  2321  und  aznL  Berantw.  RebaNeur:  5-  9tt*«ee,  A»»«ig»nann<>hn,«  -  blandstranc  11.  Hoa>paN,,Ncrntprecher:  Sammel- 
BuchhanbUmg:  aaifei-WUbetm-Stratze  14/lL  vicrnfur.  C  5  /&**«•  Ft  «th»4  1  S7H  ttunttnetcs  SteBban  is.ii.jlotttntsCS  Stephan  2tei  (Moowtr  oi>«n»« 
Sr=."3U.  Tnidetctrontot:  Reblanbftr.  ll.L  Fernfpr.:  Ätmmel.Nr.OL  ®  cgtUttDCt  1S75  ffl*  •««  foig.nb.n  Zog),  7n  den  BiUaien  <bi8  3  Ubn  vnb  tnT” 
Ctcfbiin  1831.  Nachlrus  O  L  Stephan  3032  und  3683.  Annoncenbüros.  Platz»  und  Daunvorichristcn  luwcrbiudNcb. 
SV.  Jahrgang 
SonnavenS,  25.  Januar  1930 
nnner  25 
twßrnküWfe  im  Vlingevirrtcl 
„Klassenkampf"  gegen  Polizei  mit  Ascheimern  und  Schuß -
waffen  —  Beabsichtigte  Folgen  kommunistischer  Hetze 
MM?  Nein  -  Mbrelben! 
ginn  haben  auch  di«  Kommunisten  in  Hamburg  Ihren  neuesten 
(ammenftoß  mit  der  Polizei  gehabt,  um  den  sie  ihre  Kommu -
nen  „Brüder"  in  andern  deutschen  Städten  so  sehr  be- 
deien.  Auch  in  Hamburg  hatten  sie  schon  geraume  Zeit  durch 
e  maßlose  Zehe  auf  diesen  Zusammenstoß  hingetrieben,  der 
in  nichts  weiter  sein  sollte,  als  billiges  Agitationsmaterial 
ien  den  Staat  und  die  Sozialdemokraten,  als  Funke,  der  ihre 
rttn  Anhänger  zu  immer  größeren  verbrecherischen  Taten  an- 
itn  sollte  in  der  Hoffnung,  nicht  nur  eine  größere  Unruhe  unter 
Erwerbslosen  zu  bringen,  sondern  auch  die  Behörden  zum 
Kersten  zu  treiben,  was  den  Kommunisten  am  liebsten  wäre,  könn- 
M  ihnen  doch  kein  besseres  Material  an  Lie  Hand  geben,  womit 
in  demagogischer  Weise  im  trüben  fischen  könnten.  Nun  haben 
h  die  Hamburger  Kommunisten  ihren  Zusammenstoß,  und  nun 
iden  sie  ihr  hysterisches  Geschrei  vom  „Klaffenkampf"  und  vom 
dereiteten  „Schlag  der  Sozialfaschisten  gegen  das  Proletariat" 
i  vorne  beginnen.  Wie  dieser  „Klassenkampf"  aber  in  Wahr- 
f  vvssieht,  beleuchten  am  besten  die  Borgänge  am  Freitagabend 
der  önngiusstraße  und  in  der  Nacht  im  Gängeviertel. 
Die  Stimmung,  die  in  der  von  den  Kommunisten  veranstalteten 
Zv-Liebknecht-Luxemburg-Gedenkfeier  bei  Sagebiel  herrschen 
-e,  war  von  der  Hamburger  Bolkszeilung  genügend  vorbereitet 
iden.  Einen  Borgeschmack  bekam  man  schon  vor  Beginn  der 
rsammlung 
in  der  Mgiusstraße 
zwei  Polizeibeamte  von  einer  großen  Anzahl  Kommunisten, 
auf  dem  Wege  zur  Bersammlung  waren,  angegriffen  wurden. 
Beamten  wurden  zu  Boden  geworfen  und  mißhandelt.  Aus 
Menge  heraus  fielen  sogar  Schüsse.  Erst  als  die  bedrängten 
unten  selber  zur  Schußwaffe  griffen  und  Schüsse  abgaben,  und 
t  als  mehrere  andere  Polizeibeamte  zur  Hilfe  herbeieilten, 
Itn  die  Angreifer  ab  und  flüchteten.  Personen  sind  bei  dieser 
ießetci,  soweit  festgestellt  werden  konnte,  nicht  verletzt  worden. 
3m  Gegensatz  zu  dieser  Feststellung  nutzte  der  Borsihende  der 
munistischen  Bersammlung  diesen  Zusammenstoß  aber  schon 
kr  Versammlung  >n  bewußt  verhetzender  Absiryt  aus,  indem 
tehanntgab,  daß  drei  Demonstranten  schwer«  Schußverletzungen 
Iten  hätten. 
Was  nach  der  Bersammlung  Kanu  war  dann  nur  noch  eine 
Ige  der  bis  zum  Siedepunkt-  getriebenen  Haß-  und  Kampf- 
imnng  unter  den  kommunistischen  Anhängern.  Die  Bersamm- 
z  war  sehr  spät  aus.  Aber  statt  sich  aufzulösen,  rotteten  sich 
Teilnehmer 
im  Gimgevierlel 
mehreren  Stellen  zusammen.  Polizeibeamte,  die,  ihrer  Pflicht 
iiß,  die  Zusammenrottungen  verhindern  wollten,  wurden  an- 
rtffen  und  im  nächsten  Augenblick  war  ein  regelrechter 
ichenkampf  int  Gange. 
Die  Kommunisten  halten  die  Gaslaternen  ausgedreht 
d  die  Straßen  vollkommen  in  Dunkel  gelegt.  Ascheimer  wur- 
i  als  Barrikaden  verwandt.  Aus  den  Wohnungen  des  Gänge- 
ckls,  ganz  besonders  im  Rademachergang,  wurde  auf  die  Be -
im  geschossen  und  mit  Flaschen  und  andern  Gegenständen  ge -
ben.  Mit  Gummiknüppel  und  Schußwaffen  mußten  die 
lyeibeamfcn,  die  inzwischen  von  den  umliegenden  Wachen 
teftung  erhielten,  vorgehen,  um  die  Ruhe  wiederherzustellen, 
chdem  man  sich  von  Mitternacht  an  mit  den  kommunistischen 
Nährern  in  den  Haaren  lag,  gelang  es  erst  um  4  Uhr  früh  das 
"nihrgebiet  zu  beruhigen. 
Einige  der  Ausrührer  konnten  festgenommen  werden, 
ili  wird  es  so  sein  wie  gewöhnlich:  die  wahren  Draht -
zieher  dieses  schweren  Zusammen  st  oßes  wiegen 
sich  läng  st  wieder  in  Sicherheit.  Sie  haben,  wahrschein -
lich  nach  berühmten  Borbildern,  als  der  aufgehehte  Mob  mit  der 
Polizei  im  Kampfe  lag,  geschlafen. 
Personen  sind  trotz  der  Schießerei  soweit  bis  jetzt  bekannt, 
nicht  schwer  verletzt  worden.  Lediglich  ein  ISjähriger  Junge  aus 
der  Kurzestraße  bekam  einen  Unterschenkelschuß. 
* 
Zu  den  Zusammenstößen  meldet  noch  der  amtliche  Polizei- 
bericht: 
Am  Freitag,  gegen  20  Uhr,  wurden  in  der  Zungiusstraße  zwei 
Ordnungspolizeibeamte  von  einigen  hundert  Kommunisten  ange -
griffen,  zu  Boden  geworfen  und  ■  mißhandelt.  Aus  der  Menge 
heraus  wurde  auch  auf  die  Beamten  geschossen,  so  daß  diese  in 
höchster  Notwehr  schließlich  ihrerseits  feuern  mußten.  Die  An -
greifer  flüchteten,  als  weitere  Polizeibeamte  herbeieilten.  Ob 
Personen  durch  Schüsse  verletzt  wurden,  ist  nicht  bekannt. 
Nach  Beendigung  der  am  Freitag  von  der  KPD.  bei  Sagebiel 
veranstalteten  Bersammlung  rotteten  sich  in  den  Straßen  K  o  h  l  - 
Höfen,  Pilatuspool,  Zeughausmarkt  und  besonders 
im  Gängeviertel  Bersammlungsteilnehmer  zusammen.  Ein- 
schreitende  Polizeibeamte  wurden  angegriffen,  mit  Flaschen  und 
andern  Gegenständen  beworfen.  Auch  wurden  wiederholt  —  ins -
besondere  aus  dem  Gängeviertel  —  Schüsse  auf  die  Beamten  ab -
gegeben.  Die  Polizeibeamten  mußten  sowohl  von  ihren  Gummi- 
stäben  als  auch  von  den  Schußwaffen  Gebrauch  machen.  Zm  Rade -
machergang,  aus  dem  besonders  auf  die  Beamten  geschossen  wurde, 
erlitt  der  16jährige,  in  der  Kurzestraße  wohnende  Heinrich  3.  einen 
Unterschenkelschuß.  Die  Landessriedensbrecher  drehten  in  etlichen 
Straßen  die  Laternen  aus.  Die  Angriffe  aus  die  Beamten  er -
folgten  bis  in  die  frühen  Morgenstunden.  Die  Polizei  nahm 
etliche  Festnahmen  vor.  Nach  weiteren  Mittätern  wird  gefahndet. 
Der  Kries  muß  pünktlich  ausbrechen 
Der  Vorwärts  bringt  folgende  Glossierung  der  kommunistischen 
Parteioerbölspsyche: 
Höchste  Aufregung  in  den  Redaktionsstuben,  in  den  Partei-, 
Pol ,  Org-  und  andern  Sek.retariaten  der  Kommunistische  Part 
wird  sie  kommen,  die  Illegalität,  wird  der  preußische  3nnen- 
Minister  die  Kommunistische  Partei  rechtzeitig  bis  zum  1.  Februar 
verbieten?  Denn  an  diesem  Tage  soll  die  Weltrevolution  in  Deutsch -
land  losgehen.  So  etwa  ist  es  von  Moskau  angeordnet  worden. 
>Aber  noch  rührt  sich  nichts  im  3nnenministerium:  es  besteht  höchste 
Gefahr,  daß  der  Tag  vorübergeht,  ohne  daß  etwas  geschehen  ist. 
Was  ist  in  dieser  Not  zu  tun?  Die  kommunistische  Bezirksleitung 
Niederrhein  in  Düsseldorf  weiß  sich  Rat:  sie  veröffentlicht  folgenden 
fettgedruckten  Aufruf: 
„Die  Partei  befindet  sich  in  A  l  a  r  m  z  u  st  a  n  d,  das  heißt, 
daß  alle  Parteigenossen  für  die  Durchführung  der  Aufgaben 
mobilisiert  werden  müssen.  3m  Zusammenhang  mit  der  Durch -
führung  der  Berbesserung  der  Organisation  auf  Grund  der  Er -
gebnisse  der  Reichskontrolle,  steht  die  Reorganisation  der  Partei 
auf  Betriebs-  und  Straßenzellen.  Die  Bezirksleitung  hat  be -
schlossen,  daß  ab  1.  Februar  derBersammlongskalender 
aus  der  Tagespresse  verschwinden  muß.  Soll  die 
politische  und  organisatorische  Arbeit  in  den  Ortsgruppen  nicht 
lahmgelegt  werden,  müssen  sofort  alle  organisatorischen  An -
weisungen  durchgeführt  ud  alle  Beschlüsse  bezüglich  der  Re -
organisation  der  Partei  realisiert  werden. 
Die  Partei  auf  Kriegsstärke  bringen,  ist  das  Ge -
bot  der  Stunde.  Bezirksleitung  Niederrhein." 
Es  kann  also  am  1.  Februar  pünktlich  losgehen,  Ler  Düssel- 
Lorfer  Parteileitung  wenigstens  kann  man  nicht  zum  Borwurf 
machen.  Laß  sie  nicht  rechtzeitig  Lie  Kriegserklärung  versaßt  hätte. 
Nur  Laß  an  Lie  Stelle  Ler  ordnungsmäßigen  3llegalität  Lie  sozu -
sagen  illegale  3llegalität  treten  muß. 
„Monte  Cervantes"  gekentert! 
Der  Kavitän  Srener  ertrunken 
Noch  am  24.  Sammt,  also  am  Freitagnachmittag,  erhielt 
die  Hamburg-Südamerikanische  Dampf- 
schiffahrts-Gesellschaft  von  ihrer  Niederlassung  in 
Buenos  Aires  folgendes  Telegramm: 
Die  „Monte  Cervantes"  ist  gestern  abend,  21  Uhr, 
schnell  nach  Steuerbord  gekentert.  Cs  war  kaum  genügend 
Zeit,  daß  sich  die  noch  an  Bord  befindlichen  Offiziere  retten 
konnten.  Kapitän  Dreyer,  der  sich  beim  Untergang  auf  der 
Kommandobrücke  befand,  wird  leider  vermißt. 
Die  „Monte  Cervantes"  ist  also  endgültig  verloren.  Eine 
weitere  Meldung  besagt,  daß  das  Schiff  nur  noch  mit  dem 
Backbordschraubenflügel  aus  dem  Wasser  hervorragt. 
Änmgeftage  /  Amerikas  Eümüirug 
London,  24.  3anuar.  Die  französische  und  italienische 
Delegation  zur  Flottenkonferenz  halten  heute  mehr -
stündige  Unterredungen  mit  dem  englischen  Ministerpräsidenten. 
An  den  Besprechungen  nahmen  auf  englischer  Seite  außer  Mac -
donald  Außenminister  Henderson  und  der  erste  Lord  der 
Admiralität  (Marineminister),  Alexander,  teil. 
Laut  einem  offiziellen  Bulletin  beschäftigt  man  sich 
mit  dem  von  dem  Expertenkomitee  sertiggestellten  Be- 
Tobsucht 
,Wie  lange  zögert  ihr  Bestien  noch,  mich  zu  verbieten?!^ 
Tragisch  ist  an  dem  Ausgang  des  schweren  Unfalles  der 
„Monte  Cervantes"  der  Tod  des  Kapitäns  Dreyer.  Aus 
der  Meldung  aus  Buenos  Aires  geht  schon  hervor,  daß  das 
Schiff  so  schnell  gekentert  ist,  datz  die  Offiziere  sich  nur  noch 
eben  retten  konnten.  Kapitän  Dreyer  aber  ist  mit  dem  Schiff 
versunken.  Er  hielt  aus  an  seinem  Platz,  obgleich  Passa -
giere  und  Besatzung  glücklicherweise  seit  langem  in  Sicher -
heit  waren. 
Kapitän  Theodor  Dreyer  ist  am  2.  Dezember  1874  in 
Blankenese  geboten.  Seit  1890  steht  er  itn  Dienst  der  Hamburg- 
Süd.  Seit  dem  15.  März  1929  ist  er  Kapitän  des  Motorschiffes 
„Monte  Cervantes".  Kapitän  Dreyer  ist  ein  beliebter  und  auch 
erfahrener  Seemann  gewesen. 
Seukscher  Dank  für  argentinische  Me 
Wie  Havas  aus  Buenos  Aires  berichtet,  hat  der  deutsche  Ge -
sandte  der  argentinischen  Regierung  für  die  Hilfe  der  argentinischen 
Flotte  bei  der  Errettung  der  Schiffbrüchigen  der  „Monte  Cer -
vantes"  den  Dank  ausgesprochen. 
richt.  Das  Kommunique  spricht  von  „ermutigenden  Ergebnissen". 
3m  Mittelpunkt  dieser  Besprechungen  mit  den  Franzosen  stand, 
nach  den  3nformationen  des  Korrespondenten  des  Sozialdemo -
kratischen  Pressedienst,  die  von  den  Genfer  Berhandlungen  be -
kannte  englisch-französische  Meinungsverschiedenheit  hinsichtlich  der 
Festsetzung  der  Tonnage. 
Die  Fra  nzo  s  e  n  haben  von  jeher  den  Standpunkt  eingenommen, 
daß  jeder  Ration  eine  bestimmte  Anzahl  Gesamtlonnage  zugewiesen 
werden  solle  und  sie  freie  Hand  bei  der  Berteilung  dieser  Tonnage 
innerhalb  der  verschiedenen  Schisfskategorien  besitzen  müsse, 
während  die  Engländer  für  eine  feste  Abgrenzung  der  Tonnage  für 
jede  Kategorie  eintreten.  Wie  verlautet,  ist  man  im  Laufe  der 
Besprechungen  erfolgreich  damit  beschäftigt  gewesen,  eine  Brücke 
zwischen  diesen  beiden  Auffassungen  zu  finden.  Ein  Kompromiß 
steht  angeblich  in  Aussicht. 
Der  Ausschluß  der  Presse  von  den  Bollsitzungen  der  Konferenz 
hat  in  den  letzten  Tagen  zu  schweren  Berstimmungen  geführt.  Die 
Amerikaner  haben  nunmehr  den  gordischen  Knoten  mit  dem  Be -
schluß  Lurchgehauen, 
drei  amerikanische  Pressevertreter  zuzulassen,  indem  sie 
ihnen  Plätze  zur  Verfügung  stellen,  die  den  Amerikanern 
für  ihre  Experten  zufiehen. 
Dieser  Beschluß  dürfte  nunmehr  auch  die  übrigen  Delegationen 
veranlassen,  einen  ähnlichen  Schritt  zu  tun  und  damit  eine?  aus 
alten  Seiten  als  unmöglich  empfundene  Situation  ein  Ende  zu  be -
reiten.  Die  Bertreter  der  an  den  Berhandlungen  nicht  beteiligte« 
Staaten  bleiben  jedoch  nach  wie  vor  von  der  persönlichen  Teil -
nahme  an  den  Berhandlungen  ausgeschlossen. 
Entmtr  Englant-FrankrriK'Nalien? 
WTB.  Paris,  25.  3anuat.  Der  Londoner  Berichterstatter 
des  nationalen  Blattes  L'Ordre  will  von  einem  englischen  Minister 
die  Aeußerung  gehört  haben,  daß  Englands  maritime  Lage  in  Be -
ziehung  auf  Frankreich  viel  wichtiger  fei,  als  in  Beziehung  zu 
Amerika,  da  Frankreich  und  England  zusammen  Europa  voll -
kommen  beherrschen.  Diese  Aeußerung  findet  ihren  Reflex  in  dem 
von  einer  ernst  zu  nehmenden  Persönlichkeit  verbreiteten  Gerücht, 
falls  eine  englisch-amerikanische  Einigung  nicht  zustande  kommen 
sollte,  werde  die  künftige  englische  Regierung  das  franzöiisch- 
engtifche  Flottenkompromiß  von  1928  wieder  ausgraben  und  zu 
der  allen  Formel  von  der  entente  cordiale  zurückkehren,  eventuell 
unter  Hinzuziehung  Nattens. 
Ehemals  deutsche  Kelemen  als  Kauf -
preis  für  Nassen 
SPD.  London,  25.3anuar.  Aus  zuverlässiger  Quelle  ver -
lautet,  daß  im  Berlaufe  einer  Besprechung,  die  am  Freitag 
zwischen  dem  französischen  Ministerpräsidenten  und  dem  itafic- 
nischen  Außenminister  Grandi  stattgefunden  hat. 
Achtum,  Alarmzuftauh! 
3n  London  „ermutigende  Ergebnisse  ? 
AusgLeieh  FeantreirH-EnglanS  angcbat>nt  /  Amerika  erzwingt  SeflentUchkett 
1  «tu  Anzmrelcnvc  Bezieher  werden  die  bereits  erschienen  Kapitel 
dieses  Romans  auf  Wunsch  kostenloS  nacbgcliefert 
Frau  Siztu 
Roman  von 
Ernst  Zahn 
Dffi  ahnte,  daß  er  mehr  gehalten  worden,  als  aus 
cne ni  Willen  dageblieben  war.  War  feine  Liebe  zur 
Eer  groß?  dachte  sie  und  allerlei  Fragen  drängten  sich 
auf  -je  Lippen.  Allein  sie  fand  nicht  die  rechten  Worte. 
brachte  sie  aber  doch  daS  eine  heraus:  „Und  nun  bist 
H  daß  du  hier  bist?" 
«t  war  im  Begriff  zu  antworten,  daß  er  darüber  eben 
blar  sei.  BieleS  erscheine  ihm  schön  und  gut,  und  doch 
'bm  oft,  er  hätte  nicht  so  früh  sich  an  ein  HauS  und 
1,6  n  Ort  binden  sollen.  Aber  als  er  ihren  Augen  be- 
fiel  ihm  ein,  daß  sie  Frau  SixtaS  Tochter  war  und 
1  cr  ihr  nicht  sagen  konnte,  er  wisse  nicht,  ob  er  mit  der 
glücklich  sei.  Plötzlich  durchströmte  ihn  auch  heiß 
Gewißheit,  daß  er  sich  in  diesem  Augenblick  sicher  nicht 
^wo  anders  hin  wünschte.  Und  er  bestätigte  mit  etwas 
'tut  Eifer:  „Gewiß  bin  ich  froh." 
।  r  brauchte  nicht  hinzuzufügen:  Schon  weil  du  da  bist. 
'  arglose  Wohlgefallen  an  ihr  lag  in  seinem  Blick. 
kleine  Pause  trat  ein. 
bald  stellte  die  Otti  weitere  Fragen:  Was  er 
let t  wie  er  reifen  gelernt  und  wie  er  zur  Laute  ge- 
"Nn  fei. 
"®ir  Studenten  spielten  und  fangen  alle.  Mehr  und 
schön",  scherzte  er. 
Laute  hing  drüben  an  der  Wand.  Sie  sahen  sie  beide 
,Warum  sie  nid),  spielen?  dachten  beide.  Aber  wie 
erbot  stand  Frau  Sixtas  Mißbilligung  des  Spiels  in 
r  Erinnerung.  Sähe  es  nicht  aus,  als  benützten  sie  ihre 
^knheit?  War  es  nicht  vielleicht  aud)  ein  wenig  seltsam, 
?  die  Dienstleute  hörten,  daß  Markus  für  Ottilie 
in  lang? 
i.®°  schwiegen  beide  von  dem,  was  als  Wunsch  in 
l{| >  war. 
Markus  nahm  seine  Zeitung  wieder  auf.  Die  Otti 
stichelte  emsig  an  ihrer  Arbeit.  Sie  kamen  in  keine  rechte 
Unterhaltung  mehr.  Aber  ein  jedes  spürte  vom  andern,  daß 
es  nach  Worten  suchte,  daß  ihm  das  Schweigen  lästig  war. 
Jedes  wunderte  sich  über  sich  selbst.  Jedes  dachte:  warum 
tust  du  so  fremd? 
Endlich  begann  Markus  mit  gepreßter  Stimme  wieder: 
„Warum  bist  du  so  schweigsam?  Erzähle  mir  doch  auch  etwas 
aus  deiner  Klosterzeit." 
Sie  wußte  zuerst  nicht  recht,  wie  sie  beginnen  sollte.  Was 
kümmerten  einen  Mann  die  Schulmädchendinge?  Aber  auf 
einmal  wurde  auch  ihr  die  Bergangenheit  lebendig  und  sie 
verfiel  in  ein  kindlich  fröhliches  Erzählen:  „Wir  waren  alle 
noch  voll  Uebermut,  obgleich  die  meisten  zur  Klosterfrau  be -
stimmt  waren.  Freilich  sind  es  dann  auch  wohl  die  kleinere 
Hälfte  geworden.  Wir  schmuggelten  Süßigkeiten  ein,  und 
wenn  die  Aufsicht  zu  Bett  war,  hüpften  wir  wieder  aus  den 
unseren  und  veranstalteten  geheimnisvolle  Festmähler.  Und 
wir  wollten  Tanzstunden  haben  und  bekamen  sie  nicht.  Und 
wir  waren  alle  in  einen  jungen,  schwarzhaarigen  Priester 
der  Stadtkirche  verliebt." 
Sie  kam  von  einer  drolligen  Einzelheit  auf  die  andere, 
erheiterte  sich  an  ihren  eigenen  Schilderungen  und  wurde 
so  lebhaft  und  zutraulich,  wie  er  sie  nie  gesehen  hatte.  Als 
sie  von  einem  jungen  Mädchen  sprach,  das  ihre  besondere 
Freude  gewesen,  bekam  er  Lust,  ihr  Bild  zu  sehen,  das  sie 
besaß,  und  sie  holte  es  aus  ihrem  Zimmer.  Sie  stand  bei 
ihm,  während  er  es  betrachtete.  Er  spürte  ihre  Nähe.  Sie 
waren  wie  ganz  alte  Freunde. 
„Fehlt  dir  die  Freundin  nicht?"  fragte  er. 
Sie  schüttelte  hastig  den  Kopf.  „Dazu  bin  ich  zu  gern 
daheim",  antwortete  sie. 
„S  o  gern?"  fragte  er. 
Sie  machte  weite  Augen.  «DaS  kann  man  gar  nicht 
sagen,  wie  sehr",  gab  sie  zurück.  Sie  wußte  nicht,  daß  er  in 
diesem  Augenblick  auch  Anteil  an  dem  hatte,  was  ihr  die 
Heimat  lieb  machte.  Und  doch  dachte  sie  jetzt  nicht  an  die 
Berge,  die  sie  liebte,  und  nicht  an  die  Mutter,  sondern  sie 
war  glücklich,  weil  es  diesen  Abend  so  schön  war,  so  —  anders 
als  je.  Sie  hatte  sich  nicht  an  ihren  Platz  zurückbegeben. 
Ihre  Hand  spielte  auf  der  Tischplatte,  während  sie  sprach. 
Markus  sah  auf  ihre  schmalen  Finger.  Sie  hatte  die 
kleinste  und  zierlichste  Hand,  die  er  je  gesehen,  und  die  seine 
zuckte  nach  ihr.  Er  mußte  sie  zwingen,  daß  sie  die  andere 
nicht  berührte.  Er  trommelte  leise  auf  den  Tisch,  wie  die 
Otti  es  tat 
Das  brachte  sie  zum  Lachen.  Sie  zog  ihre  Hand  fort. 
Da  schnappte  er  mit  einem  Finger  nach  den  ihren. 
Sie  lief  an  den  Ofen  zurück.  Mit  hellen  Augen  sah  sie 
ihn  an.  Würde  er  sie  haschen?  Sie  war  jetzt  ganz  noch  das 
Kind,  das  sie  im  Kloster  gewesen. 
Ihr  Blick  zog  ihn  an.  Er  war  schon  halb  vom  Stuhle 
auf.  Aber  er  ließ  sich  zurückfallen.  Irgend  etwas  hielt  ihn 
zurück.  Der  Atem  ging  ihm  schwer.  Und  wieder  wußte  er 
nicht,  was  er  sagen  sollte.  Sein  Blick  fiel  auf  die  Uhr.  Es 
war  spät  geworden.  Es  überlief  ihn  kühl.  Frau  Eixta, 
dachte  er.  Was  würde  sie  denken,  datz  sie  beide  hier  noch 
faßen  und  den  Abend  fast  untätig  verbracht  hatten?  Und  auf 
einmal  fühlte  er  sich  wieder  in  feine  Stellung  hinein.  „Els 
Uhr",  sagte  er  ganz  würdevoll,  „kleine  Mädchen  wie  du  ge -
hören  längst  in  die  Federn." 
Er  erhob  sich. 
Die  Otti  erschrak  beinahe.  Hatte  sie  ihn  geärgert?  Eie 
nahm  eilig  ihre  Arbeit  zusammen,  als  ob  er  sie  hinaus- 
jagen  wollte. 
Nun  standen  sie  beide  zum  Gehen  bereif. 
„Schlaf  wohl",  sagte  Markus  und  streckte  ihr  im  Vorbei -
gehen  die  Linke  hin. 
Sie  ergriff  sie  kurz.  „Gute  Nacht",  wünschte  sie. 
Beide  erreichten  gleichzeitig  die  Tür.  Die  Otti  war  ganz 
benommen.  Aber  Markus  hatte  ein  Gefühl,  als  müsse  er 
aus  ihrer  Nähe  fort.  Er  traf,  sie  fast  anstoßend,  mit  einer 
plumpen  Bewegung  an  ihr  vorbei  und  in  den  Flur.  So  ver -
wirrt  oder  hastig  war  er,  daß  er  auch  über  die  Schwelle  des 
SchiafzimmerS,  in  das  er  sich  begab,  noch  b .olperfc.  Welch  ein 
Tolpatsch  du  bist,  dachte  er.  Und  ärgerte  sich,  daß  er  die  Otti 
hatte  stehen  lassen.  Nicht  einmal  ordentlich  gute  Nacht  hatte 
er  ihr  gewünscht,  schalt  er  sich  innerlich.  Und  er  wußte  gar 
nicht  recht,  wie  er  auf  einmal  in  fein  Zimmer  gekommen  war. 
Er  griff  fid)  an  die  Stirn.  Dann  fiel  ihm  ein,  daß  er  diese 
Nacht  allein  sein  würde.  Er  atmete  auf.  Er  war  froh,  datz 
jetzt  —  Frau  Sixta  nicht  kam. 
Er  begann  sich  auszukleiden.  Es  brauste  ihm  im  Kopfe. 
Bald  empfand  er  Freude,  bald  tat  ihm  etwas  weh  oder  grollte 
er  sich  selbst. 
Als  er  in  den  Kissen  lag,  gewann  die  Freude  die  Ober- 
Aus  dem  Inhalt 
Politik  und  allgemeiner  Teil: 
Straßenkämpfe  im  Hamburger  Gängeviertel. 
„Monte  Cervantes"  gekentert! 
3n  London  „ermutigende  Ergebnisse"? 
Anhaltend  schwierige  Kaffeniage  des  Reiches. 
Regierungsfrage  und  Sozialdemokratie  in  Frankreich. 
Tagesbericht: 
Kein  auswärtiger  Sparkommissar! 
Rüpeleien  in  Wohlfahrtsstellen. 
Kriegerehrung  und  Kriegsopferwohnungsnot. 
Feuilleton. 
Mysterien  der  See. 
Aus  aller  Welt: 
SchiffSuntergang  in  Norwegen. 
Elternhaus  und  Schule: 
Schule  und  Klassenkampf. 
Film  und  Funk: 
SOS.  Die  Filmsifuation. 
Filmkritik  im  Rundfunk. 
Frauenbeilage. 
hand.  Er  dachte  an  die  Otti.  Wie  zutraulich  sie  gewesen  war! 
Hm,  sie  waren  jetzt  schon  ganz  gute  Freunde  und  —  er  war 
froh,  er  mochte  es  gern  leiden,  das  junge  Ding! 
Nicht  lange  nachher  fiel  fein  Blick  auf  das  Bett  feiner 
Frau.  Da  war  ihm,  als  spüre  er,  datz  sie  ganz,  ganz  fest  an 
ihn  dachte.  Und  er  sah  sie  wieder  in  dem  halfen,  einsamen 
Sollahause  sitzen,  sie,  die  Hilfreiche,  die  nur  Arbeit  und 
Pflicht  kannte  im  Leben.  Wenn  sie  hiergewefen  wäre,  würde 
er  ihre  Hand  genommen  und  sie  geküßt  haben,  als  habe  er 
ihr  etwas  abzubiften. 
Auch  die  Otti  hatte  sich  zu  Bett  begeben,  anfänglich  be -
troffen  über  des  Markus  rasche,  fast  ärgerliche  Art.  Aber 
der  Eindruck  verwischte  sich  und  sie  behielt  mehr  im  Ge -
dächtnis,  wie  schnell  der  Abend  vergangen  war,  wie  gut  es 
sich  mit  Markus  geplaudert  hatte  und  wie  heiter  er  hatte 
fein  können.  Beinahe  hätten  sie  einander  gleich  Kindern 
gejagt.  Warum  hafte  sie  ihn  nicht  auch  die  Laufe  nehmen 
geheißen?  Als  sie  das  dachte,  fiel  ihr  die  Mutter  ein.  Ein 
leiser  Schaffen  stieg  auf.  Aber  sie  war  müde.  Eie  schlief  ein, 
ehe  sie  ins  Grübeln  kam. 
Fortsetzung  folgt.