Hamburg erLcho SAflifi öImmi aT Ait&nr aii O ^('IaWaaau ßtAmiltcnan»« 25 4. «Utn« Uli 9 ärilm Die Zeile 30 4. 10 vis 15 Zcüen die Zeile 35 *. 9t«*lame»«iu 330 a Anzeigen müssen im voraus oder sofort dezoblt werden tln|äctyte ersoffen / Einsturzgefahren und Verkehrsstörung Scheußlichkeiten in Amerika Neger levenörg geschmort S Bergwerksunglück bei Bienenburg am Harz, über das n schon einige Meldungen vorlagen, die jedoch die Größe lnheils, das die ganze Gegend bedrohk, noch nicht ahnen .. Heute liegt folgende amtliche Meldung des Preußischen cdienstes vor: Im 8. Mai mittags erfolgte unerwartet ein heftiger geneinbruch aus Schacht I des Kalibergwerks Bienen - der Preußischen Bergwerks- und Hütten-AG. Gegen d erreichte die Lauge die tieferen Baue. Nach den letzten ungen ist zu hoffen, daß der Laugenzufluß zum Stillstand it. Borläufig ruht der gesamte Betrieb des Bergwerks, chen sind nicht verunglückt. * nzwischen hat sich herausgestellt, daß die in das Kaliwerk drungenen Wassermassen weiter gestiegen sind und noch weitere Schächte den Betrieb einstellen mußten. Etwa vier- irt Arbeiter sind arbeitslos geworden. )ie Ursache der Katastrophe ist noch ungeklärt, spricht davon, daß eine unterirdische Wasserader ge- ;t sei. 3n diesem Falle wäre das Schicksal der Grube end - besiegelt, da cs kaum möglich sein wird, das aus dieser kommende Wasier immer und immer wieder aus den hten herauszupumpen. Die Verwaltung der Grube beab- |t zunächst, durch einen Taucher feslstellen zu lassen, ob die ermassen weiter zunehmen oder der Einbruch inzwischen auf- t hat. Vie bösartig die Wassereinbruchskatastrophen im Kalibergbau ufen, geht aus der Statistik hervor, wonach in den letzten Satiren rund 24 Schächte glattweg ersoffen Man muß dabei berücksichtigen, daß sich in Deutschland iwärtig nur etwa 40 Schächte im Betrieb befinden. Oie staatlichen Kalibergwcrke Bienenburg sind hervor- igen aus der früheren Kaligewerkschast „Hercynia", bekannt ihre hervorragenden Kalisalzvorkommen. Der preußische t erwarb im Zahre 1906 sämtliche Kuxen dieser Gewerkschaft Preise von ungefähr 30 000 M. Ser Erdrutsch bei Meneuburg Einem Briefe der Bosfischen Zeitung aus dem gefährdeten Bienenburg entnehmen wir folgende Schilderung: infolge des ersten Laugeneinbruchs senkte sich Donnerstag nittag plötzlich der Boden unter dem Schuppen der Bienen- >r Zuckerfabrik. 3m Mauerwerk bildeten sich 30 Meter ! Nisse, und schließlich stürzte das Gebäude über den igebenden Erd in assen zusammen. Alle Versuche, noch den Laugeneinbruch abzudämmen und das Kaliwerk zu n, erwiesen sich als vergeblich. So wurden die Pumparbelten bald als zwecklos aufgegeben. Wenige Stunden später nahm die Erdbewegung, die von iterbrochenem erdbebenartigem Krachen begleitet einen immer größeren Umfang an. Um 15.30 Ilhr trat ein all am Schlammteich der Zuckerfabrik ein, auf der vorbei - enden Straße bildete sich ein fünf Meter langes und neun er breites Loch. Auch an andern Stellen entstanden große er und Senkungen. Di« Brunnen im Dors verloren ihre ser. Einige Häuser neigten sich und mußten geräumt werden, ganze Dors war in hellstem Aufruhr. Nachts gegen 12 Uhr geschah das Gewaltigste. :r Donner und Tosen rutschte ein Teil des Hanges, der neben icht I liegt, weg. Als äußeres Zeichen blieb 'ein Krater ck, in den man bequem eine große Kirche hineinstellen kann. Fuße dieses Hanges fährt die Eisenbahnlinie Vienenburg— zesheim, fließt die Oker, und neben der Eisenbahnstrecke führt Weg, der die einzelnen Schächte untereinander verbindet. Eisenbahnstrecke führt gerade mitten über den Krater hinweg. Schienen hängen gespenstcrhaft in der Lust, wie das Gerippe s Urzeitciesen. 3n der tiefsten Stelle des Kraters, etwa Neter tief, liegt ein Kraftwagen, der in dem Augenblick iberkam, als sich der Krater bildete. 3n dem Wagen fuhr der gassessor von Belsen, der das Werk und die Berginspeklion nenkurg erst seit dem 1. Mai (eise!. Bergassessor von Belsen abends nach 11 Uhr mit dem Obersteiger Eckert und dem schinenmeisier Bredow aus Halle, wo sie an einem Kursus genommen halten. Sie benutzten den Werksweg und sahen stich, wie die Erde vor ihren Augen versank. Sie bremsten, : es war zu spät. Der Wagen, eine Limousine, fiel in den ter, verfing sich aber glücklicherweise in den Eisenbahnschienen. Um 3 Uhr nachts hatte sich die Lage so verschlimmert, daß r Zugverkehr, auch der sofort eingerichtete Pendel ¬ verkehr, unterbrochen werden mußte. Die durchgehenden Züge Halle—Hildesheim wurden über Harzburg—Wernigerode umqeleitct, die Züge aus Richtung Berlin und Aachen übet Oschersleben—Börsum. Nicht befahrbar ist die Strecke Vienen - burg—Wasserleben in Richtung Halberstadt. Freitag früh ergab sich, daß sich die Lage in Vienenburg eher verschlechtert als gebessert hat. Die Erdmassen waren immer noch in voller Be - wegung, so daß die Chausseen in und um Vienenburg tiefe Riffe im Pflaster aufweifen. Die Direktionsgebäude des Kaliwerks wurden geräumt, da man mit einer weiteren Ausdehnung des Erdrutsches rechnen muß. 3n den Schächten sind schlechte Gase entstanden, die ein weiteres Eindringen unmöglich machen. Aus diesem Grunde bleibt das Werk jetzt seinem Schicksal Überlassen, das völlig ungewiß ist. Ser Waiiereindruch zum Stehen geiangt? WTB. Braunschweig, 10. Mai. Das Wasser in den Kalifchächten bei Vienenburg ist bis heute früh nicht mehr gestiegen. Es wird angenommen, daß der Wassereinbruch ab - gedämmt worden ist, und zwar vermutlich durch die Tonschichten, die sich selbst an die gefährdeten Stellen geschoben und weitere Wassermafsen abgeriegelt haben. Auch die Kraterbildung ist an - scheinend zum Abschluß gekommen. Nur ant Harly-Berge sind wohl noch einige Erdrutsche zu erwarten. 3n der gestern abgehaltenen Betriebsratsverfammlung des be - troffenen Werkes konnte über die Aussichten der Wiedereröffnung des Betriebes noch nichts gesagt werden. Rltmlandmumuiig bestimmungsgemäß Mit der am Freitag erfolgten Hinterlegung der Urkunden ist der Toungplan in Kraft getreten. Zunächst muß die 3nicr- nationale Zahlungsbank förmlich ins Leben gerufen werden: bann muh Deutschland die Schuldzerlisikate bei der Bank hinterlegen und schließlich sind noch die Verträge zwischen der 3nternalio- nalen Zahlungsbank und den Eläubigermächten zu unlerzeichnen. Sind alle diese Bedingungen erfülll — man hofft in Paris, daß dies dis zum 15. Mai der Fall sein wird —, bann werben bie Ver - treter ber Reparationskommission unb ber Kriegslastenkommission in einer gemeinsamen Sitzung ihre Auflösung beschließen. Was bie Räumung ber britfen Rheinlanbzone betrifft, so haben bie einstigen Alliierten vom 15. Mai bis zum 30. 3uni gr- nügenb Spielraum, um ben bei ber ersten Haager Konserenz ver - einbarten Termin für bie enbgüllige Befreiung bei Rheinlandes einhalten zu können. Einberufung des Sejms? WTB. Warschau, 9. Mai. Sejm-Marschall Daz,zyinjki begab sich heute nachmittag 5 Uhr zum Staatspräsidenten, um dort die Eingabe der oppositionellen Parteien der Linken und des Zentrums abzugeben, in der die Einberufung des Sejms zu einer außerordentlichen Tagung gefordert wird. Die Eingabe trägt 149 Unterschriften von Abgeordneten der Zenlro-Linken. Die Forderung nach Einberufung des Land - tages wird begründet mit der Wirtschaftslage unb der Notwendig - keit, eine Reihe rückständiger Angelegenheiten zu erledigen. Nach der Verfassung hat der Staatspräsident die Ver - pflichtung, den Sejm innerhalb von 14 Tagen einzuberufen. Damit dürfte die politische Lage in Polen voraussichtlich eine Klärung erfahren. Zugleich scheint durch die Ernennung von Kwiatkowski zum Handelsminister eine Umbildung der Regierung Slawek ein - geleitet zu sein. Allerdings ist nicht erkennbar, ob der Ausgleich oder der Bruch mit dem Sejm erstrebt wird. Sir Soziallsten in Bolen Warschau, Anfang Mai. Polen wird von einer schweren Wirtschaftskrise geschüttelt, rechnet man die Kurzarbeiter ein, so weist die 3nbuffrie weit über eine halbe Million Arbeitsloser auf. Das ist für ein überwiegend agrarisches Land ungeheuer viel, und die Landwirtschaft ist auch notleidend. Die amtliche Sozial - fürsorge ist ganz unzulänglich. Massen hungern. Kein Wunder, daß die kommunistische Agitation Anhang sand, in einer Reihe Miber werten zu Sunnen Austin, 10. Mai. 3n Sherman ließ ber Pöbel bas Gerichls- gebäube in Flammen ausgehen, weil man ihm bie Auslieferung eines gefangenen Negers zum Lynchen verweigerte. Der Neger war bei bem Angriff auf bas Gerichtsgebüube, um ihn zu schützen, in bem gepanzerten Tresor untergebracht worben, ber zur Auf - bewahrung bet Archive bient. Die Hitze bei bem Brand brachte ben Tresor zum Glühen, ber Neger schmorte. Gegen Mitternacht brang die Menge in bie Ruinen bes niebergebrannten Gebäudes ein. Die Tresortür wurde unter Zuhilfenahme von Dynamit und Azelylen-Schneidebrcnncrn erbrochen und bie Leiche aus bem 2. Stock bes Gerichtsgebäubcs in ben Hof hinabgeworsen, was bie Versammelten, zu benen auch viele Frauen gehörten, mit 3ubel- rufen unb Hänbcklatschen begrüßten. Damit noch nicht genug, befestigte man bie Leiche mit einer Kette an einem Auto, baS sie burch bie Straßen ber Stabt schleifte. Der Gouverneur hat sich veranlaßt gesehen, 225 Mann Nationalgarbe, bie mit Maschinengewehren unb Tränengas aus- 3n einer Vertrauensmännerversammlung der Breslauer Zen - trumspartei sprach heute Reichskanzler Dr. Brüning, ber be - worben ist. Er führte in seiner Rede unter anberm aus: Wir waren uns darüber klar, daß mit der Annahme des Noung- planes ein Einschnitt in die Geschichte des deutschen Volkes nach der außen- und innenpolitischen Seite hin geschaffen wurde. Die Zcntrumspariei hatte das Verlangen gestellt, daß man nicht einfach den Boungplaii annehmen solle, der so viel Bedenken in sich schloß, sondern daß man gleichzeitig auch wenigstens einen Teil der innenpoli - tischen Konsequenzen ziehen solle. 3d; glaube, die Ent - wicklung hat gezeigt, daß wir mit unserer Befürchtung allzusehr recht hatten. Fälle kam es zu Strahentumulten, in Zawierce, Zyrardow und Lodz auch zu Schießereien mit zahlreichen Verwundungen. Am 1. Mai hatte die Pilsudski-Rcgierung sich auf Straßenkämpfe eingerichtet: in Warschau standen 2500 Polizisten kriegsmäßig ausgerüstet und mit Tränengasbomben versehen bereit, außerdem zwei Schwadronen berittene Polizei und Reservetruppen. Der Tag ging aber ohne schwere Zusammenstöße vorüber. 10 000 pol - nische Sozialisten und mit ihnen 2000 Anhänger des jüdischen Bundes marschierten auf; im ganzen Lande machte sich die Eini - gung der Sozialisten erfreulich bemerkbar. Aber gerade in Warschau zeigte sich die neue Spaltung: nirgends im Land, wohl aber in Warschau, haben die paar sozialistischen Pilsudski- Anhänger, die die Sejmsraktion verließen, Masten hinter sich scharen können. So demonstrierten die polnischen und die jüdischen Sozialisten in Warschau für die Volksvertretung und gegen die wenig verschleierte Diktatur, der Maiumzug der andern aber aalt der Verherrlichung Pilsudskis. Diese Abirrung wird sich wieder geben, jedenfalls hat sich im Lande die Einigung aller sozia - listischen Organisationen als segensreich erwiesen. Der Pilsudski- Kurs wird auf ein totes Gleis führen, und dann werden die vereinigten Sozialisten Polen erneuern. * Tob Posners SPD. Warschau, 9. Mai. Der Vizesenatsmarschall Stanislaus Posner, ein führendes Mitglied der polnischen sozialistischen Partei, ist einer schweren Herzkrankheit erlegen. Posner war Mitarbeiter des Robotnik. Seine politischen Gegner heben jetzt die Verdienste Posners um das polnische Kulturleben hervor. Vor seinem Tode war es anders. gerüstet sind, nach Sherman zu entsenden, da man befürchtet, baß eS nunmehr zu fd>rocren Ausschreitungen gegen bie gesamte Negerbevölkerung kommen wirb. Ein größeres Truppenaufgebot wirb zur Zeit mobilisiert unb bereitgestellt, um im Bebarj,falle sofort ebenfalls nach Sherman abzugehen. * Dazu wirb noch berichtet: Die Menschenmasten eroberten nach brei vergeblichen Stürmen baS Gebäude und brannten eS nieber. Der Neger, ber in bem Tresor unlergebracht war, wurde unser ben Trümmern begraben. Der Erstürmung beS GebäubeS gingen Nahkämpse mit läncngafen und Gasolin voraus. Der Gouverneur verbot telegraphisch bie Verwendung von Schuß - waffen. Von bem Slraßeninob würbe Dynamit benutzt. Die "Wasterschläuche ber Feuerwehren würben zerschnitten. Me Miliz- Iruppen kämpften noch spät in ber Nacht mit ben Menscl-enmasten, bie bie Niederbrennung beS NegerwohnvierlelS anbrohten. Die Lynchwul feiert Orgien. Die Mehrzahl ber bot, ansässigen Neger ist flüchtig. Weshalb ist das Kompromiß von den Sozialdemokralen im letzten Augenblick abgelehnt worden? Angeblich wegen der Be - fürchtungen in bezug aus die Arbeitslosenversiche - rung. Erst die nächsten Monate werden darüber Ausklärung dringen, was die Sozialdemokraten veranlaßt hat, damals aus der Regierung zu gehen. Sicher ist das eine, daß bei Schritt, den die Reichsiagssraklion gemacht Hal, von der SPD. nicht "ge - billigt wurde. Es mehren sich jetzt noch die Stimmen, die zwar vorsichtig, aber doch deutlich genug diese Kritik aus dem SPD.- Lager an dem Verhallen der SPD.-Fraklion aussprechen. Es war das Bemühen der Zentrumsfraktion, ein Kompromiß mit der Deutschen Volkspartei und den Sozialisten zu finden, und es war auch eine nicht sehr dankbare Aufgabe, die das Zentrum gemeinsam mit den Demokraten zu erfüllen Halle. Die Sozialisten hatten sichtlich ein 3nter«ste daran, die Fehler der Politik der. eigenen Fraktion durch Angriffe gegen die übrigen Parteien möglichst vor den eigenen Wählern zu ver - decken. Die SP D.aP resse Hal das aber in eurer Form und in einem Ausmaße getan, das mit der Wahrheit off auf stärkstem Kriegsfuße stand. sBitte Beweise, Herr Brüning.) Nachdem die Sozialisten versagt hatten, blieb nichts anderes übrig, als zu versuchen, ohne Bindungen an die Par - teien ein Kabinett zu bilden, das enlschlosten in seinen Zielen war und Mut zum Handeln halte. Wir müssen, da wir nun frei sind von ausländischer Kontrolle, alle Kraft daransehen, unsere Finanzwirtschaff in Ordnung zu bringen, damit uns nicht der Vorwurf böswilliger Zahlungsrückstände gemacht wer - den kann. ES geht nicht mehr so weiter, daß bie Regierung nicht mehr bie Politik macht, sonbern bah bie Politik in ben FraktionSverhanbtungen gemacht wirb. 3d; habe den Eindruck, daß es an dem deutschen Volke vielfach mit Bleischwere gehangen hat, daß man vermißte, daß d i e Regierung tatsächlich fuhrt«. Dadurch Hal sich eine gewisse Mißstimmung und Pessimismus breit gemacht, deren politische Auswirkungen an dem ungeheuren Anwachsen radikaler Gruppen rechts und links zu verspüren war. Der Blick des deutschen Volkes, der vorher nach dem Westen gerichtet war, muß sich nunmehr dem»Oslen zuwendcn; wir haben zunächst den Wiederaufbau der schwer daniederliegen - den Landwirtschaft im deutschen Osten im Äuge. Das Agrar - programm ist der neuen Regierung von den Deulschnationalen nicht aufgezwungen worden. (?? Die Red.) Es kommt daraus an, daß wir im Offen die Bevölkerung nicht nur erhalten, sondern vergrößern und vermehren, damit gleichzeitig der nötige 91b- sahmarkt für die östliche Industrie geschaffen werden kann. Die E r w e r b s 1 o f e n s r a g e - wird die neue Reichs- reigerung ganz besonders beschästigen. Sie wird eine Reihe von Maßnahmen zu treffen haben, um ben WoLsn vor ErrLMeß-ungen Kanzlerrede in Breslau Brünings politische Meine Sffhilse und Errverbslosenprovlenr / Hoffnung auf Belebung des Bau. nrarkto / Parteien und politische Verantwortung Das Gespenst von Lauteroille Von Oscar Wilde Uebertragen von Franz Blei elf Uhr wieder das Schloß. Sie fanden Washington und die Zwillinge am Tor, wo sie i Laternen gewartet hatten, weil die Allee so dunkel war. Nicht die geringste Spur von Virginia hatte man bisher decken können. Man hatte die Zigeuner auf den Wiesen i Brockley eingehott, aber sie war nicht bei ihnen, und Zigeuner hatten ihre plötzliche Abreise damit erklärt, 3 sie eiligst auf den Jahrmarkt von Chorton hätten issen, um dort nicht zu spät anzukommen. Es hatte ihnen cklich herzlich leid getan, von Virginias Verschwinden hören, und da sie Mr. Otis dankbar waren, weil er ihnen i Aufenthalt in seinem Park gestattet hatte, so waren T von der Bande mit zurückgekommen, um sich an der lche zu beteiligen. Man ließ den Karpfenteich ab und rchsuchte jeden Winkel im Schloß — alles ohne Erfolg. war kein Zweifel, Virginia war, wenigstens für diese acht, verloren. 3n tiefster Niedergeschlagenheit kehrten Mr. Otis und i Zungen in das Haus zurück, während der Knecht mit n beiden Pferden und dem Pony folgte. 3n der Halle möen alle Dienstboten aufgeregt beieinander, und auf ,1cm Sofa in der Bibliothek lag die arme Mrs. Otis, die t Schrecken und Angst fast den Verstand verloren hatte lö der die gute alte Haushälterin die Stirn mit Eau de logne wusch. Mr. Otis bestand darauf, daß sie etwas |c, und bestellte das Diner für die ganze Familie. Es war sie trübselige Mahlzeit, wo kaum einer ein Wort sprach: siar die Zwillinge waren vor Schrecken stumm, denn sie lbten ihre Schwester sehr. Als man fertig war, schickte Rr. Dtis trotz der dringenden Bitten des jungen Herzogs alle zu Belt, indem er erklärte, daß man jetzt in der Nacht ja doch nichts mehr tun könne, und am nächsten Morgen wolle er sofort nach Scotland ^orb telegraphieren, daß man ihnen mehrere Detektive schicken solle. Gerade als man den Speisesaal verließ, schlug die große Turmuhr Mitter - nacht, und als der letzte Schlag verklungen war, hörte man plötzlich ein furchtbares Gepolter und einen durchdringenden Schrei: ein wilder Donner erschütterte das Haus in seinem Grunde, ein Strom von überirdischer Musik durchzog die Luft, die Wandtäfelung oben an der Treppe flog mit tosen - dem Lärm zur Seite, und in der Oeffnung stand, blaß und weiß, mit einer kleinen Schatulle in der Hand — Vir - ginia! 3m Ru waren alle zu ihr hinaufgestürmt. Mrs. Otis preßte sic leidenschaftlich in ihre Arme, der Herzog erstickte sie-fast mit seinen Küssen, und die Zwillinge vosi- führten einen wilden sindianertanz um die Gruppe herum. „Mein Gott! Kind, wo bist du nur gewesen?" rief Mr. Otis fast etwas ärgerlich, da er glaubte, sie habe sich einen törichten Scherz mit ihnen erlaubt. „Cecil und ich sind meilenweit über Land geritten, dich zu suchen, und- deine Mutter hat sich zu Tode geängstigt. Du mutzt nie wieder solche dummen Stteiche machen." „Nur das Gespenst darfst du foppen, nur das Gespenst!" schrieen die Zwillinge und sprangen umher wie verrückt. „Mein Liebling, Gott sei Dank, datz wir dich wieder - haben, du darfst nie wieder von meiner Seite", sagte MrS. Otis zärtlich, während sie die zitternde Virginia kützte und ihr die langen zerzausten Locken .glatt strich. „Papa", sagte Virginia ruhig, „ich war bei dem Ge - spenst. Es ist tot, und du mußt kommen, es zu sehen, aber es hat alle seine Sünden bereut, und ehe es starb, gab es mir diese Schatulle mit sehr kostbaren siuwelen." Die ganze Familie starrte sie lautlos verwundert an, aber sic sprach in vollem Ernst, wandte sich um und führte sie durch die Oeffnung in der Wandtäfelung einen engen geheimen Korridor entlang: Washington folgte mit einem Licht, das er vom Tisch genommen hatte. Endlich gelangten sie zu einer schweren eichenen Tür, die ganz mit rostigen Nägeln beschlagen war. Als Virginia sie berührte, slog sie in ihren schweren Angeln zurück, und man befand sich In einem kleinen niedrigen Zimmer mit gewölbter Decke und einem vergitterten Fenster; ein schwerer eiserner Ning war in die Wand eingelassen, und daran angekcttet lag ein riesiges Skelett, das der Länge nach auf dem steinernen Boden ausgestreckt war und mit seinen langen fleischlosen Fingern nach einem altmodischen Krug und Teller zu greifen versuchte, die man aber gerade so weit gestellt hatte, datz die Hand sie nicht erreichen konnte. Der Krug war wohl einmal mit Wasser gefüllt gewesen, denn innen war er ganz mit grünem Schimmel überzogen. Auf dem Zinnteller lag nur ein Häufchen Staub. Virginia kniete neben dem Skelett nieder, faltete ihre kleinen Hände und betete still, während die übrigen mit Staunen die grausige Tragödie betrachteten, deren Geheimnis ihnen nun enthüllt war. „Schaut doch!" rief plötzlich einer der Zwillinge, der qu5 dem Fenster gesehen hatte, um sich über die Lage des Zimmers zu orientieren. „Schaut doch! Der alte verdorrte Mandelbaum blüht ja! 3ch kann die Blüten ganz deutlich im Mondlicht sehn." „Gott hat ihm vergeben!" sagte Virginia ernst, als sie sich erhob, und ihr Gesicht sttahlte in unschuldiger Freude. „Du bist ein Engel!" rief der junge Herzog, schloß sie in feine Arme und kützte sie. • Vier Tage nach diesen höchst wunderbaren Ereignissen verlieh ein Trauerzug nachts um 11 Uhr Schloß Canter- ville. Den Leichenwagen zogen acht schwarze Pferde, von denen jedes einen großen Panachs von nickenden Straußen - federn auf dem Kopfe frug, und der bleierne Sarg war mit einer kostbaren purpurnen Decke verhangen, auf der das Wappen derer von Canterville in Gold gestickt war. Neben dem Wagen her schritten die Diener mit brennenden Fackeln, und der ganze Zug machte einen äußerst feierlichen Eindruck. Lord Canterville als der Hauptleidtragende war zu diesem Begräbnis extra von Wales gekommen und saß im ersten Wagen neben der kleinen Virginia. Dann kamen der Gesandte der Vereinigten Staaten und seine Gemahlin, danach Washington und die zwei Jungen, und im letzten Wagen saß Mrs. Umney, die alte Wirtschafterin, ganz allein. Man hatte die Empfindung gehabt, daß sie, nachdem Aus dem Inhalt Politik und allgemeiner Teil: Die Katastrophe von Vienenburg. Polen vor Entscheidungen. BrüningS politische Pläne. Neger Icbenbig geschmort. Noch einmal bet Raiffeisenskandal. Militärherrschaft Über 3nbien. Das Defizit macht Sorgen. Krieg unb Kriegsverhütung. Tagesbericht: Makler und Mieter. Das Schicksal der Verstoßenen. Schon wieder Großfe'uer im Billbrooker 3ndusfriegelände. Bürgerschaft. Tag der Kultur- und Sozialpolitik. (3. Beil.) Kunst und Wissenschaft: Neue Glasmalerei. Feuilleton: Walter von der Vogelweide. AuS aller Welt. Arbeiter- und A n g e st e l i t e n b e w e g u n g. Hafen und Schiffahrt« Film und Funk. sie mehr als fünfzig 3ahre ihres Lebens durch das Gespenst erschreckt worden war, nun auch ein Recht hätte, seiner Be - erdigung beizuwohnen. 3n der Ecke des Friedhofes war ein tiefes Grab gegraben, gerade unter der Trauerweide, und Hochwürden Augustus Dampier hielt eine höchst ein - drucksvolle Grabrede. Als die Zeremonie vorüber war, löschten die Diener, einer alten Familiensitte der Canter- ville gemäß, ihre Fackeln aus, unb während der Sarg In das Grab hinuntergelassen wurde, trat Virginia vor und legte ein großes Kreuz aus weißen und rosafarbnen Mandelblüten darauf nieder. Inzwischen kam der Mond hinter einer Wolke hervor und übersilberte den kleinen Friedhof, und im Gebüsch flötete eine Nachtigall. Virginia dachte an des Gespenstes Beschreibung vom Garten des Todes, ihre Augen-füllten sich mit Tränen, und sie sprach auf der Rückfahrt nicht ein Wort. (Schluß folgt.)