Hamburger  Echo 
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SlncBtnif  Cf>  2tcvban  2321  it.  3.V13.  Pi-iantw.  iRctialtcur:  P.W*F  VW  Wwn  Ar  W  V*  ArW  vtt*V  «»yeieenunnohm« Rebtanhftrafic  11.$oCti»ait,BcrnjvtcÄci:  Sammel. 
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Stephan  533«.  Tniaereikonlar:  Fehlandstr.  U.I.  Seinlpr.:  Sarnmel-Nr.  VS  w  .  ,  -  -  -  tOc  *«*  M««aA«n  Im),  m  den  gmalen  (bi3  3  Uhr>  und  in  allen 
Stephan  1831.  Slachtruf  C  5  Stephan  3032  und  3683.  (StflTUnDCt  1875  AnnancenbürvS.  Plas-  und  Tatenvorlchistten  mivervuidltch. 
Stummer  277 
Dienstag,  7.  Oktober  1930 
30.  Jahrgang 
Sa,  AM  Wer  einen  Meinel»  neieiilet? 
Was  die  Denkschrift  des  Reichsinnenministeriums  enthüllt  -  Umsturzpläne 
hinter  der  Maske  der  Legalität  -  Das  wahre  Gesicht  der  „geistigen  Revolution" 
liefe  sind  in  dem 
frei  als 
Der 
in 
sozialisten  liegt 
Wie  Ser  Staat  zertrümmert  werden  jott 
lulion  habe  man  immer  nur 
i<jen  Staatswesens  ist  für 
ir  dem  „Weg,  auf  dem  sie 
an- 
Der  Schwindet  mit  der  Legalität 
vor  dem  Ende? 
jungdeutfcher  Seite  offiziell  erklärt 
en  Orden  angehörenden  Reichstags- 
verstanden.  Der  Begriff  „national-  -  
als  innerer  politischer  Borgang  rmsgesaht,  als  eine  Erhebung  des 
selbständigen  deutschen  Menschen,  die  nicht  mit  Gewalt- 
mitteln  vor  sich  zu  gehen  brauche.  Die  nationalsozialistische 
Bewegung  werde  durch  verfassungsmäßige  Mittel  das 
Ziel  erreichen,  daS  sie  sich  gesteckt  habe. 
die  sich  daraus  ergeben  müßten,  würden  katastrophal  für  das 
ganze  deutsche  Bolk  und  die  ganze  Wirtschaft  sein! 
im  „Nazi-Sozi"  dazu: 
„Es  ist  eine  alte  Erfahrung  der  Geschichte,  daß  immer  noch 
eine  junge  zielbewußte  Parteigruppe,  die  die  Herrschaft  eines 
korrupten,  innerlick  morsch  und  faul  gewordenen  Systems 
stürmte,  eine  Zeitlang  den  Staat  und  seine  Machtmittel  für 
sich  in  Anspruch  nahm,  um  durch  eine  von  einer  selbstbewußten 
Verantwortlichkeit  getragenen  Diktatur  die  Bedingungen  im 
Staate  durchzusetzen,  die  zu  seiner  restlosen  Eroberung 
und  Durchsetzung  mit  den  neuen  3öeen  notwendig  waren.  S  o 
Die  Zertrümmerung  des  jetzigen  Staatswesens  ist  für  die 
NSDAP,  nur  ein  Schritt  au 
Nun  hat  Hitler  vor  dem  Reichsgericht  erklärt,  er  habe  nach 
Wiederaufrichtung  der  Bewegung  im  Zahle  1925 
die  früheren  .Ideale  der  Bewegung  wieder  hergestellt. 
Die  früheren  Zdeale?  Welches  sind  sie?  Hören  wir: 
Am  10.  Zuli  1930  wird  im  Völkischen  Beobachter 
Nr.  167  in  dem  Artikel  „Nationalismus"  erklärt: 
„.  .  .  Die  Führung  der  Partei  wird  mit  eiserner  Faust 
Zn  der  Begründung  des  Urteils  gegen  die  Ulmer  Reichswehr- 
offiziere  hat  der  Vorsitzende  des  Reichsgerichts  unter  anberm  er -
klärt,  in  diesem  Prozeß  spiele  es  keine  Rolle,  ob  die  National -
sozialistische  Deutsche  Arbeiterpartei  hochverräterische  Zdeen  ver -
folge.  Das  zu  untersuchen,  müsse  die  Aufgabe  eines  an -
dern  Prozesses  sein.  Mit  dieser  Feststellung,  dle  sich  un -
mittelbar  an  die  Erwähnung  der  Zeugenvernehmung  Hitlers  an- 
schloß,  hat  der  Vorsitzende  sehr  deuttich  die  eidliche  Aussage 
Hitlers,  daß  die  NSDAP,  keinen  gewaltsamen  Umsturz  plane, 
als  nicht  beweiskräftig  gekennzeichnet. 
Wir  find  in  der  Lage,  aus  der  viel  erwähnten  Denkschrift 
desRelchsinnenministeriums  über  das  hochverräterische 
Unternehmen  der  Nattonalsozialisten,  die  nicht  nur  dem  Ober- 
reichsanwalt,  sondern  auch  der  Münchner  Parteizentrale  der 
NSDAP,  bekannigeworden  und  dadurch  in  weitere  Kreise  gelangt 
ist,  einige  Partien  zu  veröffentlichen,  aus  denen  sich 
Klipp  und  klar  ergibt,  daß  Hitlers  eidliche  Bekundungen  vor  dem 
Reichsgericht  sich  nicht  im  Einklang  befinden  mit  den  zahlreichen 
parteioffiziellen  Veröffentlichungen  über  die  Ziele  der  Bewegung. 
Was  Adolf  Wer  dem  SerM  vvriäuMe 
Hieraus  ergibt  sich,  daß  das  Objekt  der  Angriffe  der  NSDAP. 
unverändert  bet  jetzige  Staat,  die  demokratische  Republik, 
ist  und  daß  ihr  Angriffsziel  die  Errichtung  des  Dritten 
Reiches,  das  heißt  eines  rein  nationalsozialifiischen 
Staates  ist, 
dem  die  politische  Moch!  allein  in  den  Händen  der  National- 
—  in  dem  Augenblick,  wo  die' 
Staat  sein.  Sann  gcftal 
nationalsozialistische  Bewegung  werde  durch  verfassungs -
mäßige  Mittel  das  Ziel  erreichen,  das  sie  sich  gesteckt  hab«. 
Wie  sieht  diese  „geistige  Revolution",  ®it  sehen  die 
„versassungsmähigen"  Mittel  aus? 
Dr.  Goebbels,  der  gefeierte  Trommler  der  Bewegung,  sagt 
darüber  zu  wachen  haben,  daß  das  durch  das  Blut  und 
unendliche  Opfer  der  Besten  geheiligte  Ziel  der  Be -
wegung  unverfälscht  und  unverrückbar  vor  uns  steht. 
Der  Znhalt  der  Zdee,  für  die  unsere  Toten  ge -
fallen  sind,  darf  niemals  preisgegeben 
werde  n." 
Das  künstliche  Gedtt-e  lebensunsähtg  /  Differenzen  zwischen 
Demokraten  und  IungSo 
Reichstagsabgeordneter  Dr.  Goebbels  schreibt  in  feiner 
Schrift,  „Wege  ins  Dritte  Reich",  an  seine  Kameraden  der 
Sturmabteilung  Berlin: 
„Steht  auf,  ihr  jungen  Aristokraten  eines  neuen  Ar- 
beiferfums.  ihr  seid  Adel  des  Dritten  Reiches!  Was  ihr  mit 
eurem  Blut  säet,  das  wird  als  herrliche  Ernte  ausgehen! 
Ballt  die  Fäuste!  Strafft  die  Stirnen!  Leistet  die  neue 
Aristokratie!  Zertrümmert  die  Gleichheit  der 
Demokratie,  die  dem  jungen  Arbeiiertum  den  Weg  zur 
geschichtlichen  Vollendung  versperrt!" 
Aeichstagsabgeordneier  Gottfried  Feder  aber  führt  ganz 
unzweideutig  in  Heft  1  der  nationalsozialistischen  Bibliothek  aus: 
„  .  .  .  daß  mit  dem  Unfug  des  parlamentarisch- 
demokratischen  Wahlrechts  aufgeräumt  werden  wird, 
ebenso  wie  man  sich  dann  nach  der  Uebergangszeit 
einer  Diktatur  übet  die  äußere  Staatsform  und  das 
innere  staatliche  Gefüge  der  Länder  klar  werden  muß." 
.Die  Revollliion  ist  keine  liieeaeifKe 
Angelegentzest".... 
Wie  bas  „Ankie  Rei»"  errilbkek  werben  feil 
getreten"  Ist.  Liegt  die  deutsche  Republik  am  Boden,  dann  gilt 
es,  die  Macht  alle  in  in  die  Hand  zu  nehmen,  um  als  erstrebtes 
Ziel  einen  neuen  Staat,  „ihren  Staat",  aufzurichten.  Adolf 
Hitler  erklärte  vor  dem  Gericht,  unter  Revolution  habe  man 
immer  nur  die  große  geistige  Revolution  verstanden.  Die 
unsern  Grundsätzen  um." 
Weiter  äußert  sich  Dr.  Goebbels  In  seiner  Schrift:  „Wege 
inS  Stifte  Reich": 
„Wir  aber  werden  zerstören  müssen,  um  Raum  jum 
Bauen  zu  schaffen.  Wir  werden  Revolutionäre  sein 
müssen,  um  Staatsmänner  werden  zu  können.  Wir  werden 
denLiberalisrnuSzerschlagen  müssen,  um  den  Sozia -
lismus  zu  vollenden.  Das  ist  bet  Sinn  unserer  Revolution  und 
unserer  geschichtlichen  Sendung.  Ueber  den  zerstörenden  Trieb 
der  Gegenwart  durch  Zertrümmerung  eben  dieser 
Gegenwart  einem  neuen  Reich  den  Weg  zu  bahnen,  die 
Gasse  frei  zu  machen  für  eine  andere  Zukunft,  indem  wir  das 
von  uns  Geschaffene  und  vielleicht  uns  selbst  zum 
Opfer  bringen,  ist  unsere  Ausgabe. 
SeSbalb  petan,  ihr  Revolutionäre  ....  Je  stärker  ihr  bie 
Revolution  wollt,  um  jo  eher  werben  wir  sie  übetroir.ben 
können  .  .  .  Sie  Revolution  i  st  keine  literarische 
Angelegenheit  verfaulter  Snobs,  sonbern  eine  real -
politische  Etappe  zum  Sozialismus." 
Wie  sagte  doch  Adolf  Hitler?:  Unter  Revolution  habe  man 
immer  nur  die  große  „geistige  Revolution"  verstanden.  Durch 
„verfassungsmäßige  Mittel"  werde  die  nationalsozialistische  Be -
wegung  ihr  Zeil  erreichen.  Die  verfassungsmäßigen  Mittel  des 
Herrn  Hitler  sahen  auch  nach  seiner  eigenen  Angabe  in  seiner  Schrift 
„Mein  Kampf",.  2.  Bd.,  6.91  ff.  so  aus: 
„Es  gehe  nicht  an,  an  einem  bestehendenZ  u- 
stand  positiv  mitjuarbeiten.  Die  von  ihm  auf- 
gezejgte  Weltanschauung  müsse  im  Gegenteil  die  Verpflichtung 
in  sich  fühlen,  diesen 
mit  allen  Mitteln  zu  beseitigen  und  seinen  Umsturz 
vorzubereiten." 
3n  seiner  Vernehmung  hat  Adolf  Hitler  erklärt,  vom  ersten 
Tage  an  sei  der  Zweck  der  Bewegung  nicht  Front  gegen  den 
Staat  gewesen,  sondern  die  geistige  Richtung.  3n  den 
Putsch  von  1923  sei  sie  entgegen  dem  Wunsche  der  Führer 
zwangsläufig  hineingetrieben  worden.  Nach  Wiederauf- 
richtung  der  Bewegung  tm  3ahre  1925  aber  habe  er  <Hitler)  die 
früheren  Odeale  der  Bewegung  wieder  hergestellt.  Unter  Revo- 
die  große  geistige  Revolution 
nationale  Revolution"  werde  immer 
erstreben. 
Vorläufig  wird  zwar  alles  noch  dementiert.  Auch  Gerüchten 
vom  Austritt  M  a  h  r  a  u  n  S  aus  der  Deutschen  Staatspartei 
wird  noch  widersprochen.  Aber  daß  eine  schwere  Krise  aus -
gebrochen  ist,  wird  von  keiner  Seite  verschwiegen.  Heute  soll  sich 
der  Aktionsausschuß  der  Staatspartei,  vorläufig  die  organisa -
torische  Spitze  dieses  Gebildes,  mit  den  Differenzen  beschästigen. 
Ob  eS  schon  heute  ,ur  Scheidung  der  Geister  kommen  wird  ober 
ob  vorläufig  die  Gegensätze  noch  überklciftcrf  werben,  läßt  sich 
nattirlich  nicht  voraussagen.  An  der  Tatsache,  daß  die  neue 
Partei  keine  innere  Einheit  ist  und  daher  nicht  die  ge -
ringste  Stoßkraft  besitzen  kann,  ist  nicht  mehr  zu  rütteln. 
'  Bezeichnend  ist,  daß  von  jungdeutscher  Seite  offiziell  erklärt 
wird,  daß  bie  dem  stungdeutschen  Orben  angehörenben  ReichstagS- 
abgeorbnefen  der  Deutschen  Staatipartei  bei  ber  gegenwärtigen 
Lage  ber  Singe  noch'nicht  baran  benhen,  Anlehnung  bei  den 
Nie  ist  schlimmere  Tafsachenverdrehung  getrieben,  eie  sind 
die  tatsächlichen  Verhältnisse  offenkundiger  ans  den  Kops 
’  ■  gestellt  worden. 
An  Hand  ber  nachstehenden  Zitate  aus  offiziellen  national -
sozialistischen  Schriften  und  Parteiorgane  unb  Erklärungen  des 
nationalistischen  Führers  führen  wir  den  Beweis  für  bie  Be -
hauptung,  baß  Wolf  Hitler  bas  Reichsgericht  als  den  Eharakier 
ber  nationalsozialistischen  Bewegung  zu  täuschen  versucht  hat. 
Klier  bricht  sein  Ehrenwort 
Um  ben  Wert  ber  Erklärungen  Hitlers  zu  kennzeichnen,  ge -
nügt  es,  folgenbe  Stellen  aus  bem  Protokoll  des  Volksgerichts 
München  I  in  bem  Prozeß  gegen  Hitler  unb  Genossen  wegen  bes 
Novemberputsches  von  1923  zu  zitieren: 
Hitler  zum  Innenminister  S  ch  w  e  y  e  r  JNovember  1922): 
„Herr  Minister,  ich  gebe  Ihnen  mein  Ehrenwort,  ich  werde 
nie  in  meinem  Leben  einen  Putsch  machen." 
Oberst  Seiß  er  zu  Hitler  am  8.November  1923: 
„Sie  haben  das  Versprechen,  bas  Sie  mit  gegeben  haben, 
keinen  Putsch  zu  machen,  nicht  gehalten." 
Hitler:  „Ja,  bas  habe  ich  getan,  aber  im  Interesse  des 
Vaterlandes.  Verzeihen  Sie  mit." 
So  der  Aktenauszug.  Er  beweist,  was  das  Ehrenwort  des 
Herrn  Hitler  zu  bedeuten  hat.  Er  ist  aufschlußreich  auch  für  die 
Beurteilung  ber  jetzigen  eiblichen  Aussagen  vor  bem  Reichsgericht! 
Das..legale"  Ael  »er  Rattonaliozialtstea 
Mit  bem  Putsch  vom  November  1923  beabsichtigte  bie 
NSDAP,  unter  Beseitigung  ber  verfassungsmäßi -
gen  Reichs-  unb  Landesregierungen  ein  Groß- 
Deutschland  nach  den  Grundsätzen  der  nationalsozialistischen 
lutionäre  Gesinnung  ist  nicht  allein  das  Schlagen,  sondern  das 
Schlagen  zur  rechten  Zeit.  Beteil  sein  ist  alles.  In 
die  ©efängniffe  wandern,  verboten  unb  niebergeknüppelf  werden, 
daS  kann  schließlich  jeder,  aber  vulkanische  Leidenschaften  ent -
fesseln,  Zotuesausbrüche  wecken,  Menschenmaflen  in  Marsch 
setzen,  Haß  und  Verzweiflung  organisieren  mit  eiskalter  Be -
rechnung,  sozusagen  mit  legalen  Mitteln,  daS  unterscheidet  den 
Revolutionär  vom  Revoluzzer.  Auch  die  Revolution 
will  organisiert  sein... 
Warten  können,  darauf  kommt  es  jetzt  an,  für  bie  oben 
unb  für  bie  unten.. 
An  bie  revolutionäre  Kraft  ber  Bewegung  glauben, 
auch  wenn  sie  honett  unb  friedlich  in  scheinbar 
bürgerlichen  Pfaden  roanbelL 
Das  sinb  die  wirksamsten  Rächer  nicht,  bie  ihren  Haß  in  Wut 
unb  Blut  haben.  Eiskalt  bem  Gegner  auf  den  Pelz  rücken, 
I  ihn  abtasten,  auSknndschaften,  wo  seine  verwundbare  Stelle  ist, 
übetlegfam  und  berechnend  den  Speer  werfen  und  ihn  wohl- 
gezielt  in  die  Blöße  deS  FeindeS  hineinjagen  und  bann  vielleicht 
noch  freunblich  lächelnb  zu  sagen:  „Verzeihen  Sie.  Herr 
Nachbar,  ich  kann  nicht  anders!"  DaS  ist  jene« 
Rachegericht,  das  halt  genoffen  wird!" 
Wir  denken,  daS  genügt!  Deutlicher  kann  von  den  Führern 
der  Nattonalsozialisten  nicht  gesagt  werden,  daß  es  sich  bei  allen 
Legalitätsbefeuerungen  und  Loyalitäfserklärungen  um  aus -
gemachten,  hinterhältigen  Schwindel  handelt,  daß  die  National -
sozialisten  skrupellos  und  unter  Anwendung  aller  Mittel  versuchen, 
die  Macht  an  sich  zu  reißen  und  den  Umsturz  herbeizuführen. 
Heute,  nach  den  Wahlen  vom  14.  September,  hängen  sie  daS 
LegalifätSmäntelchen  um,  um  die  bürgerlichen  Parteien  zu  betören 
und  sie,  wie  seinerzeit  die  liberalen  Parteien  und  Katholiken 
Italiens  zur  Zusammenarbeit  mit  Mussolini  gewonnen  wurden, 
jetzt  zur  Koalition  mit  den  Nationalsozialisten  zu  gewinnen.  Die 
bürgerlichen  Parteien,  die  sich  zur  Zusammenarbeit  mit  der  Hitler -
partei  bereit  finden,  liefern  die  deutsche  Republik  ihren  ärgsten 
Feinden,  den  Nattonalsozialisten,  auS.  Wir  warnen!  Die  Folgen, 
Aus  dem  Inhalt 
Politik  und  allgemeiner  Teil: 
Hat  Adolf  Hitler  einen  Meineid  geleistet?  —  Was  die 
Denkschrift  des  ReichStnnenministeriums  enthüllt. 
StaatSpartei  vor  dem  Ende? 
Vor  dein  Abschluß  der  Kanzlerbesprechungen. 
Entscheidungsstunde  der  britischen  Arbeiterpartei. 
Tagesbericht: 
Eine  ernste  Mahnung. 
Großbetrieb  führt  Sechs-Stunden-Schicht  ein. 
Erst  100  %  gelogen,  dann  unauffindbar. 
Um  das  Wahlrecht  der  Seeleute. 
Kunst  und  Wissenschaft: 
Meyerbeer.  Zur  Neuinszenierung  der  „Hugenotten". 
Felix  Woyrsch  70  Jahre. 
Französischer  Tonfilm  In  Hamburg. 
Aus  aller  Welt: 
Die  Katastrophen  von  Dresden  und  Beauvais.  (2.  Beilage.) 
Arbeit  und  Wirtschaft: 
Arbeitslosigkeit  —  Arbeitszeit  —  Kaufkraft. 
Ein  Blick  hinter  den  Schleier. 
Bauwelt: 
.  •  -  .Bitte  für  eine  Mark  Wärme. 
unb  Durchsetzung  mit  den  neuen  Ideen  notwendig 
wird  das  auch  bei  uns  sein.  Haben  wir  einmal  ben 
Staat  erobert,  bann  ist  dieser  Staat  unser  Staat.  Dann  werden 
wir  und  wir  allein  die  verantwortlichen  Träger  dieses 
Staates  sein.  Wenn  wir  heute  im  Kampfe  gegen  ein  verderb -
liches  System  Partei  sind  und  die  Partei  sein  müßen  —  natürlich 
nichtimSinneeinerparlamentarifchenPariei 
:feä  System  fällt,  werden  wir  selbst 
11en  wir  ben  Staat  nach 
Schon  unter  Berücksichtigung  dieser  Aussprüche  verdienen 
die  Erklärungen  Hitlers  vor  bem  Reichsgericht  ebenso  wie  bie 
Erklärung  Dr.  Fricks,  bie  er  1928  bem  Reichsinnenminister 
dahin  abgegeben  hat,  daß  bie  Partei  bei  der  Verwirklichung  ihrer 
Bestrebungen  legal  vorgehen  werde,  kein  Vertrauen.  Ihre  innere 
Unwahrhastiakeit  tritt  klar  zutage,  wenn  man,  wie  die  Denk -
schrift  deS  Relchsinnenministeriums  anführt,  von  dem  gleichen 
Führer  hort,  baß  er  entschlossen  sei,  „mit  ber  Faust  zu  oerfeibigen, 
was  er  prebigf",  unb 
„daß  genau  so,  wie  Mussolini  in  Italien  die  Marxisten 
ausgeroffet  habe,  eS  auch  bei  uni  durch  Diktatur  und 
Terror  erreicht  werden  müsse". 
Abgesehen  von  ben  Loyalitätserklä rangen  Hitlers  verkünden 
auch  andere  Führer,  daß  die  NEDAP.  ihre  Ziele  mit  legalen 
Mitteln  zu  erreichen  strebe.  „Daß  alle  diese  Erklärungen",  so 
stellt  das  Aeichsinnenministerium  in  seiner  Denkschrift  weiter  fest, 
„nicht  aufrichtig  gemeint  find,  sondern  nur  aus  parfeifahfischenQ 
Gründen  abgegeben  werben,  wirb  von  ben  Führern  offen  zu -
gegeben.  Sie  glauben,  auf  diese  Weise  Abwehrmaßnahmen  bei 
Christlich-Sozialen  zu  suchen,  vielmehr  die  Aufrechterhaltung  ber 
bisherigen  Fraktions-Gemeinschaft  erstreben.  Also  nur 
Fraktions-Gemeinschaft  mit  den  Demokraten  unb  nur  eine  sehr 
vieldeutige  unb  gerounbenc  Ablehnung  ber  Fusion  mit  ben  Christ -
lich-Sozialen. 
Viel  radikaler  ist  die  Stimmung  im  Lande.  Während  auf  ber 
einen  Seite  bie  Jenaer  Ortsgruppe"ber  Demokraten  in  einer  Ent -
schließung  bie  Aufrechterhaltung  ber  Demokrati -
schen  “Partei  für  erforberlid)  erklärt,  richtet  bie  Organisation 
deS  Iungdeufschen  Ordens  in  Schleswig-Holstein,  bie  sogenannte 
Groh-Ballei-Norb,  heftige  Angriffe  gegen  demokratische  Führer. 
In  der  Entschließung  dieser  Organisation  heißt  cs  unter  anderin: 
„Es  hat  sich  nach  den  Wahlen  herausgestellt,  daß  Männer 
wie  Stolper,  Reinhold  und  H  ö  p  k  e  r  -  A  s  ch  o  f  f  die 
Sammlung  eines  veranlwortunasbewußten  Bürgertums  gefährden. 
Wesensfremde  “piutonrafic  und  parteibürokrattsche 
Elemente  dürfen  in  einer  staatsbürgerlichen  Bewegung  keinen 
Einfluß  gewinnen.  Die  Deutsche  StaatSpartei  ist  weder  eine  Fort -
setzung  der  Demokratischen  Partei  noch  eine  Linkspartei.  Solange 
ein  klares  Abrücken  von  ben  genannten  Gruppen  nicht  er -
folgt,  ist  nur  bie  Volksnationale  Reichsvereinigung  in  ber  Lage, 
ben  Kampf  um  die  staatsbürgerliche  Aktivierung  vorwärts  zu 
treiben. 
Wie  man  das  künstliche  Gebilde,  das  die  StaatSpartei  von 
vornherein  darstellte,  bei  diesen  inneren  Differenzen  halten  zu 
können  hofft,  ist  unverständlich.  Jedenfalls  rechnet  man  auch  im 
staatsbürgerlichen  Lager,  unb  zwar  auch  bei  denen,  bie  vor -
läufig  die  einheitliche  Organisation  noch  erhalten  wollen, 
damit,  daß  die  Demokraten  ebenso  ihre  organisatorische  Selb -
ständigkeit  behalten  werden,  wie  die  Volksnationale  Vereinigung 
als  Sammelbecken  der  Iungdeufschen.  Und  daß  höchstens  von 
einer  Zusammenarbeit  auf  der  Basis  einer  Arbeits  -  und 
Fraktions-Gemeinschaft  die  Rede  sein  kann.  Mag  der 
Aktionsausschuß  ber  StaatSpartei  heute  beschließen  waS  er  will, 
«s  wirb  ihm  nicht  gelingen,  das  totgeborene  Kmd  zum  Leben  zu 
erwecken. 
Thesen,  buS  heißt  bes  Dritten  Reiches,  zu  schaffen.  Die 
von  ber  NSDAP,  mit  biefem  Putsch  verfolgten  Zs  s 
Urteil  des  Münchner  Volksgerichts  vom  1.  April  1924  einwanb- 
als  gewaltsame  Vernichtung  ber  Weimarer 
faffung,  des  parlamentarischen  Systems  und 
der  auf  ihr  fußenden  Regierungen  festgestellt  worden.  Und 
es  war,  wie  LandgerichtSrat  Pöhner  im  Verlauf  der  Verhand -
lungen  unumwunden  zugab,  „selbstverständlich  das  Vortragen 
brachialer  Kräfte  nach  Berlin  in  Aussicht  genommen  . 
StaateS  vermeiden  zu  können.“ 
Zum  Beweis  dessen  bringt  die  Denkschrift  bcS  Reichsinnen -
ministeriums  folgende  Auszüge  aus  nationalsozialistischen  Schriften: 
Rosenberg,  der  Chefredakteur  deS  Völkischen  Beob -
achters  und  Theoretiker  der  Partei,  erklärt  in  seiner  Broschüre 
„Der  Völkische  Staatsgedanke": 
„Es  können  zwei  Todfeinde  dieselben  Worte  gebrauchen 
und  doch  daS  Gegeutelt  erstreben." 
Noch  deutlicher  wird  der  Landtagsahgeordnete  Kohler  in 
einer  Rede  in  Bühl  am  28.  Mai  1930: 
„Wir  verstehen  es  trotz  Repudlikschutzgesetz,  immer  an  der 
Grenze  des  Erlaubten  entlangzugehen.  Wenn  wir  einen  Mi -
nister  einen  Lump  nennen  wollen,  so  sagen  wir  ei  Ihm  schon 
durch  die  Blume." 
Dr-  Sussmann,  München,  sagt  zu  bem  gleichen  Thema 
am  18.  Juni  1930  in  Baden-Baden: 
„Ich  will  den  Polizeibe  amten,  die  ihren  Dienst 
machen  müssen,  und  auch  den  Kriminalbeamten,  die  unsere 
Versammlungen  überwachen,  nicht  zu  nahe  treten,  aber  wir 
haben  mit  diesen  schon  sehr  schlechte  Erfahrungen  gemacht,  daß 
ich  ruhig  sagen  kann,  wir  können  in  den  Versammlungen  die 
für  die  Republik  gefährlichsten  Probleme  erörtern,  ohne  daß  sie 
eS  merken  würden.  Man  kann  ihnen  dies  nicht  verdenken, 
denn  mit  den  heutigen  Polizeischulmethoden  kann  man  dies 
nicht  lernen." 
Met  weiß,  ms  wtt  meinen... 
Die  Ausführungen  des  AeichStagsabgeordneten  Hermann 
Goering  lasten  an  Klarheit  erst  recht  nichts  zu  wünschen  übrig. 
Er  erklärte:  , 
„Wir  bekämpfen  diesen  Staat  und  das  heutige  System, 
weil  wir 
ihn  auSrotfen  wollen  mit  Stumpf  und  Stiel,  aber 
auf  legalem  Wege  —  für  die  langohrigen  Krimi -
nalbeamten! 
Wir  hassen  diesen  Staat,  so  sagten  wir  ohne  Republihschuh- 
gesetz:  unter  dem  Republikschuhgesetz  sagen  wir,  wir  lieben  ihn, 
und  jeder  weiß  doch,  was  wir  meinen." 
Jas  Rachrgkttftzt! 
Was  „legale"  Mittel  im  Sinne  der  NSDAP,  sind,  erklärt 
Dr.  Goebbels  im  Angriff  oonv  18,'ffebruar  1929: 
„Ein  Revolutionär  muß  alles  können.  Beweis  für  revo- 
HitlerS  Erklärung  vor  bem  Reichsgericht  laufet  dahin,  vom 
ersten  Tage  an  fei  Zweck  der  Bewegung  nicht  Front  gegen  den 
Staat  gewesen,  sonbern  die  geistige  Richtung.  Hören  wir, 
wie  diese  „geistige  Richtung"  von  prominenten  Nationalsozialisten 
erläutert  wirb. 
3m  Angriff  Nr.  20  vom  Jahre  1929  schilbert  Graf  Re  - 
ventlow,  Reichstagsabgeordneter  ber  NSDAP.,  die  Absicht 
ber  Nationalsozialisten  wie  folgt: 
„Wir  Nationalsozialisten  wollen  keine  Reformen 
sondern  wir  wollen,  wie  es  hier  seit  vielen  Jahren  gesagt  wirb, 
eine  grundlegende  und  grundstürzende  Um -
wälz  u  n  g." 
Otto  Strasser  erklärt  in  ben  nationalsozialistischen 
Briefen  vom  1.  Juli  1930: 
„Nur  eine  völlige  unb  grunblegenbc  Aenderung 
des  Systems,  nämlich  die  Herrschaft  des  Antipoden  dieses 
Systems,  bas  ist  ber  Nqfsonaljozialismus,  kann  die  Folgen  be -
seitigen." 
Unb  am  nächsten  Tage,  dem  2.  Juli  1930,  war  eS  Partei -
führer  Hitler  selbst,  ber  in  München  vor  den  nationalsozialisti -
schen  Studenten  erklärte  (Bericht  iir  ber  Bewegung  Nr.  10  vom 
8.  Juli  1930): 
„  .  Daher  muß  unsere  Erhebung  eine  voll ¬ 
ständige  Aenderung  ber  Grunbsähe  der  früheren  Politik 
mit  sich  bringen." 
Auch  Dr.  Straffer  verwirft  eine  allmähliche  Umgestal -
tung  der  Verhältnisse.  sNafionalsozialistische  Briefe  vom  1.  Ja -
nuar  1929): 
„Es  tut  not,  an  dieser  Stelle  sich  klar  zu  machen,  wie  in 
unserer  Idee  ber  deutsche  Staat  aussehen  [oll,  um  ben  Wesens- 
unterschieb  zu  bem  heutigen  Staat  zu  sehen  und  bann  zu  er -
kennen.  daß  in  keinem  EinzeIsa11  eine  Reform 
eine  Abänderung,  eine  Verbesserung  des  heutigen 
Staates  denkbar  unb  nötig  ist,  sondern 
nur  sein  Sturz  von  Grund  ans,  eine  Revolution  im 
kleinsten  wie  im  größten." 
Ebenso  sagt  Dr.  G  o  e  h  b  e  l  s  in  Nummer  17  bes  Angriff 
vom  22.  April  1928  im  Artikel  „Hinein  in  den  Staat": 
„Man  kann  nicht  staatSgefährlich  fein,  wenn  es  keinen 
Staat  gibt;  zeige  mit  den  Staat  bem  wir  gefährlich  werden. 
Meinst"  du  dieses  Sammergebilbe?  Jawohl,  bem  sind  wir  ge -
fährlich.  Die  Kolonie  muß  beseitigt  werden,  um 
bem  kommenden  Staate  Platz  zu  machen." 
Der  Redner  der  Erlanger  Studentenschaft,  der  cand.  phil. 
Sun  ehe  I,  sagte  am  1.  Juli  1930  bei  der  Enthüllung  des  Denk -
mals  für  die  gefallenen  Erlanger  Studenten: 
„Der  heutige  Staat  verschmäht  es,  bie  Ehre  bet  Nation 
zu  vertreten,  und  darum  sagen  wir,  bie  wir  im  Feuer  jener 
Idee  leben,  für  die  zwei  Millionen  Deutsche  starben,  daß 
die  Beseitigung  »«S  derzeitigen  Staates  oberstes  Gebot 
für  jeden  bewußten  Deutschen  ist." 
Gestern  noch  auf  stolzen  Rossen  .  -  -  blähte  sich 
die  StaatSpartei  in  den  Tagen  vor  der  Wahl.  „Wir,  die  deutsche 
Jugend",  so  tönte  cs  aus  all  ihren  Proklamationen  und  Mani -
festen.  Wit  wollen  den  Staat  retten,  wir  werden  der  wahren 
Demokratie  einen  neuen  Aufschwung  bringen."  So  etwa  las  und 
hörte  man  es  überall.  Dock  am  15.  September  war  der  Katzen -
jammer  groß.  Nicht  einmal  d  i  e  Mandate  hatte  man  gerettet,  die 
im  alten  Reichstag  die  Demokraten  allein  besessen  hatten. 
Die  Seifenblase  war  geplatzt  und  es  märe  ein  Wunder  ge- 
wesen,  wenn  sich  die  Väter  des  un-gleichen  Gebildes  nichi  alsbnlö 
in  die  Haare  geraten  wären.  IehtistdieKriseinvollstem 
Gange.  Schon  spricht  man  vom  Zerfall  der  neuen  Partei  in 
ihre  allen  Bestandteile.  Schon  redet  man  davon,  daß  die  sechs 
N  i  ch  t  d  e  m  o  k  r  a  t  e  n  der  staatsparteilickeii  ReichStagSsraktion 
austreten  werden  und  sich  den  C  h  r  i  ff  l  i  ch  -  ©  o  j  ia  1  c  n  an- 
schließen  werden.  Die  restlichen  14  ^Demokraten  hätten  dann  nicht 
einmal  mehr  Fraktionsstärke  und  mühten  auch  irgendwo  Anschluß 
suchen,  wenn  sie  in  der  Parlamentsarbeit  noch  wirken  wollten. 
Hier  heißt  eS,  daß  die  Vertreter  der  Industriellen  und  HandelS- 
hteife  den  Anschluß  an  die  Deutsche  VolkSpartel