SV. Jahrgang MrittwoG, KY November 1930 Nummer 320 IW» *04 Hamburger Echo o. h 8vL U BJLILO. <«^4 1 IlM ULL BL L. XyljlT 0011111 **ÄÄ2StM I» ÄSE KernffV ISKiKS«#! ■ m oi^ilafci ÄjM pro Tag unterstühungSberechtigt sind und setzt um ein’ Erhöhung dieser elenden und unzureichenden ArbeitSlosen"nterfiätz'mi kämpf n. Daß der Faschismus das Ardeitslosenvroblem ans seine Weise durch Einstellung von etwa 500 000 Mann in die Miliz schon vor 3ahr:n zu lösen" versucht hat, ist ja b' konnt und muß immer in Rechnung gestellt werden. Trotzdem ergeben die amtlichen Ziffern ein Anwachsen der Arbellslosenzahl von 228 ^00 auf 394 600, und zwar in der Zeit von End- Septem - ber 1929 bis Ende September 1930. Deutlicher spricht öle Auf- bebunn der bisher rigoros durchgesührlen Pasilverr: für Arbeit- suchende. Die Zahl von Arbeitern, die in der letzten Zeit aus dem nordltaUenischen 3ndnstriegrbiet nach Frankreich ausgewandert sind, geht In dte Tausende. So sieht daS Wunder aus, das verwirrte Köpfe von einer faschistischen Diktatur ertt>:rten. DaS ist das Par'd es der Unter nehrner und Arbeiter, in dem d.e „Versöhnung von Kapital unb Arbeit" gefm an worden jeijijott. _ l Konkurs geratenen Bank-von Nooa.ra, n?o 80 000 kleine Sparer zwischen Hangen und Bange» . I hwebten, durch ^Intervention der Staatsbank geholfen. Der ifcaf habe schließlich bis zu 75 % Kre-ltgarantien für die £ic- iruDjen nach Rußland übernommen. Aber der Steif könne nicht _ n Prozent Molt- mb Lohnkürzung SPD. Rom, 18. November. Der faschistische Mimsterrat hat am Dienstag die Herab- ehung aller Gehälter und Ahne sämtlicher Slaatsbedlensteken ib 1. Dezember um 12 % beschlossen. Don dieser Maßnahme verden auch alle Bediensteten der Gemeinden und der halb- laaWchni Unternehmen betroffen. Die bei den halbstaatlichen luternehlnnngen gezahlten Gehälter werden von 40 000 bis 10 000 Eire sogar um 25 %, von 60 003 um 35 % herabgesetzt. Nr Regierung begründet ihre Maßnahme mit der schlechten ia^e der Slaakssinanzen, die ersten vier Monate des Finanzjahres hätten 729 Millionen Defizit gebracht. Zn Wirklichkeit geht die Gehalts- und Lohnkürzung auch b:i den Geringstbrsoldelen noch über 12 % hinaus. Me Ver - ordnung, die damit zugleich eine fortschreitende Inflation ingrsteht, setzt nämlich „unter Brrücksichiigung der ver - moderten Kaufkraft des Goldes" den Wert der Lira herab, ^stzcr galt eine Lira — 3M der DorkriegÄlra. mm aber er- rbrn 4* SLtt = 1 Vorkriegslira. BMerette - FüMMt - ArdettMe Rom, 17. November. Dte Zahl der wachsenden Wechselprol:sie hat mit etwa 3000 Jt pro Monat im letzten Vierteljahr alles übertrumpft, was ian bisher in Stellen auf diesem Gebiet kannte. Dte Konku.se eben bereits im vergangenen Zahr einen Monatsdurchschnitt von 155 erreicht. 3n diesem Zahr ist der inpnatliche Durchschnitt der Konkurse auf 1293 gestiegen. m September 1930 wurde dte Rekordziffer von 1493 erreicht. Ja siu VrrglelchSzwecken fei miigefellt, daß bte s-sahi der Konkurse ' i t Deutschland im September 1930 rund 760 betrug, wozu noch BündMolM? Die jüngste außenpolitische Rede T a r d i e u s hat der französisch« Sozialistenführer Leon Blum im Populalre ähnlich gekennzeichnet, wie wir es Im Hamburger Echo vom 14- November getan haben. Was Tardieu zur Frage der Vertragsreviflon gesagt hat, und mehr noch seine Aeuße - rungen über die Entwafsnungspflicht der Siegerstaaien. das steht im schroffen Gegensatz zu B r i a n d s Darlegungen: di« Kammermehrhell jedoch hat dem Kabinett das Verlrauen votiert. Ein seltsam verworrener Zustand der französischen Apßenpolitik: aber in Deutschland ist es nicht besser bestelU. Und hüben wie drüben entspringt die Verworrenheit in der Außenpolitik innerpolltischen Gegensätzen. Daraus ergibt sich auch die Seltsamkeit, daß in Deutschland reaktionäre Strö - mungen ein Bett suchen, in dem deutsche mit französischen Be - strebungen zusammenfließen können. 3n Deutschland wie in Frankreich sagen die demokratischen Kräfte, die Abrüstung werde ein Zeichen der Versöhnung sein: Frankreich soll seine» Sicherheitsfimmel abdanken und seine Sicherheit in der Ver - ständigung mit Deutschland finden. Umgekehrt Argumentieren die deutschen Reaktionäre: Sie fordern von Frankreich als Zeichen der Versöhnung die Zustimmung zu Deutsch - lands Aufrüstung. Wundersame Blüten zeitigen die nationalistischen Pflanzen, jetzt erhielten wir sogar sals Einschreibebrief, mit dem Poststempel Köln, aber anonym) eine sauber gedruckt» Aufforderung, deren Text beginnt: Die Flut btt Arbeitslosigkeit steigt... Reihe kaukasischer Kommunisten jLmninadfe und feine Gruppe) beteiligt waren. Eeiost der intime persönliche Freund Stalins, Serge Orbsharükidse, der bisherige Vorsitzende der Arbeiter- und Dauern-3nfpektionen soll in Beztehung zi?der Sache gestand:n haben. Die Konspiration ist von — Ryuow verraten worden, dem tm letzten Augenolick Zweifel über die Zweckmäßigkeit oder den Erfolg brr Aktion gekommen sind. Rykow ist nicht verhaftet, sondern nach Suchum im Kaukasus „zur Erholung" ve.lchickl worü.n, und hat bereits sein Rücktrittfchreiben als Dorsigendrr deß Rates der Volks - kommissare der Sowjet-Union, das ist der russische Reichskanzler, dem Zentralkomitee der Kommunistischen Partei zugeschickt. Eine Bestätigung finden die Gerüchte über den militärischen Charakter der geplanten Aktion darin, daß das kommunistische Zentralkomitee, das seit Zohren in Moskau in dem früheren Gebäude der Ge- nossiuschaftSzentrale auf dem Alten Platz nntergebrachl war, jetzt sehr eilig in den Kreml üdcrgestedelt ist. Alle Häuser um den Roten P atz sind von den darin rmter- gebrachte» Behörden, Kanzleien, Privatpersonen geräumt und mit Polizeitruppen belegt worden. Bauern Mitein Heimwehr ab Der christlich-soziale Landesbauernrat von Tirol bringt in einer Entschließung feine Entrüstung über die Kamvfesweise des Hetm- wehrblocks bei den Wahlen zum Ausdruck. Der Heimwehrfuhrer und christllch-foziale Bundesrat Dr. S t e i b 1 e wurde wegen dieser Kamvseswetfe aus dem christlich-sozialen Bauernbund ausze- schlossen. 3n einer melieren Kundgebung wendet sich der Landesbauern - rat gegen die Einmischung der tzeimwehr in die Tagespolitik. Ferner gegen die würdelose Anbiederung des Majors Pabst bei Mussolini, sowie gegen die Kundgebung die bei feinem Empfang am Brenner für Mussolini veranstaltet wurde. Dadurch fei eine Mitarbeit des Majors Pabst in der Heimwehrbewogung unmöglich geworden. Adschlteßrnd heißt es in der Kunögebunz. daß Me Tiroler Bauern jeden Putsch abiebne» und an bet Demokratie jesthaiieu. SPD Lugano, 18. November. 3n dem Prozeß gegen anllsafch.stischen Flieger Baffanesi schilderte PH Hippo Tu ra t i, der Führer der ital.cnischen Sozial st:n, als Zeuge den Anzek agten als einen stillen, ruh gen und für die Cache der Freiheit und d:s Vaterland: s opferbereiten jungen Mann. Graf Sforza erklärte, die Angeklagten VllMiMe 8M in Rußland? der Grtreue« V Uns Jahre Laug durch in Millionen gehend: Dcst:chungsproviflon.:n ia er;id):rn durfte, erst die Orssen.iich'teit bis ins ikfne erfchui- '«! trfe, als eigene Parteigenossen ihm den Prozeß macht:». Der ft :rühmt g. wordene Pelz des O5erbürgeimei|t:r5 Böß erfch:!nt „ >:c ein harmloses Angebinde gegenüber den stinkenden Millionen :s korrupten Mailänder Oberbürgermeisters. Dazu kam die Rot- »'-ndizke't, die vor dem Zusammenbrnch stehende 3 talaas- rappe zu sanieren (In der Haup fache durch auSflndlfcheS lipltal) und weiter, im Zusammenhang damit, Veränderungen im IrfsichtSrat der größten italienischen Akttenb:rck, der 95a n ca is :»mmcrciala3fa’fana. Daun krachte eS im Gualino- ?ü onjern. Die Bank dieses Konzerns, die drittgrößte Dep,sit<-n- 1 ank Stellens, die Banea 91 g r 1 c o la 3tal iana , m' ß'e arch dte Staatsbank gestützt werden. Der Konzern ging braus. - lie Steatsbank kann nicht allen helfeni llen helfen. Wie eini schwerer Schlag kam der Zusammenbruch der alten :tl ab als höchst solide geltend:« Bodenflnanz'erurg'g-fellschafl Bonislche Feriaresi". Der dabci entstand.ne Verlust iirb vorsichtig auf 300 Millionen Lire geschätzt. Die G:f:llsch ft [tu alt als so sicher, drß die Städte Ihr mündclsichere Gelder enjer- raiifen. Der Bankerott gilt als betrügerisch. Aufsichtörat und i'rekloren wurden verhaftet. Daß auch der faschistische Partei- Gewalt erzeugt Gewalt Von Pietro Nenni 11 „Ein Attentat, wie eS Zanlboni geplant hat, konnte bet 11 üufiakt zu einem Blutbad sein." „Das bezweifle ich gar nicht. Aber das haben Sie ebenso “ a fürchten wie wir." ! 8 „Wie meinen Sie das?" r. „3ch meine, daß der Politik heute nur zwei Wege offen- ii chen. Entweder Freiheit und Gesetzlichkeit oder Gewalt und ° Ällkür. Wer Gewalt und Willkür wählt, der muß damit « ^hnen, daß man ihm mit gleicher Münze heimzahlt. Wer 8 y inb sät, wird Sturm ernten. Das ist ein altes Wort, das , iin nicht vergessen sollte." " „Wir sind zu edelmütig mit den Gegnern verfahren . . ." ' „Das erzählen Sie den Waisen Matleotlis, Piccinis, »lalis.. / ( „Was Sie tun, ist ein Verbrechen, und das werden Sie $ hver zu büßen haben." „Mag sein, aber auch Ihre Stunde wird schlagen." « „Wir werden erbarmungslos sein, wenn es nötig ist .. ." Ws ob der Faschismus nicht immer erbarmungslos gewesen 'Mie! Trotzdem stieß Mussolini am Abend des 5. November Wni Balkon des Ehigipalastes neue Drohungen aus. t Um den Schattenriß des Brutus vom Horizont zu Der- r^udten, stellte er eine Verdoppelung des Terrors in Aus- Mü)l, schärfere Knebelung der Presse, Auflösung der reiormi- J ichen Partei, der Zaniboni angehört halte, und Auflösung !f t3 Frelmaurerordens. I Die Echwarzhemden sogen seine Worte ein mit der Dier Verdurstenden. Es dürstete sie In der Tat nach Rache Gewalttat. Ihnen freien Lauf lassen, hieß Italien durch Scheidewand des Hasses von den andern Kulturländern E^erren, hieß eine Orgie entfesseln, der ein bitteres Er- ^^chen folgen mußte. Indem sie mit ihren Dolchen in der Luft fuchtelten, ant - worteten die Faschisten den verhetzenden Worten ihres Führers: „Nieder mit den Gegnern! Tod unsern Feinden!" Und das Toben hatte seinen Lauf . . . Und dann? Dann sollten aus einem Brutus mehrere werden. An jedem Wege erstand einer als tragisches Zeugnis dafür, daß der Geist der Freiheit ewig lebt. 3m April 1926 war es eine Frau, eine Zrländerin, die auf Mussolini schoß und ihn an der Nase verwundete. 3m September desselben Jahres war es ein junger An - archist, Luccetti, der eine Bombe gegen Mussollnis Auto schleuderte. Am 31. Oktober trat ein sechzehnjähriger Bursche wäh- rend einer faschistischen Parade aus den Reihen der Menge und entlud seinen Revolver auf den Faschistenführer. Damit erreichte die Wut der Diktatur chren Höhepunkt. Di« Ausnahmegesetz«. Das Attentat von Bologna lieferte der Diktatur die seit langem erwartete Gelegenheit, jene Ausnahmegesetze zu er - lassen, die in den Augen des Regimes das einzige Mittel waren, um mit der Opposition fertig zu werven. 3n einem offiziellen Kommunzquä des Generalsekretärs der faschistischen Partei, das noch in der Rächt des 31. OK tober 1926 verbreitet wurde, übernahm das Regime di« Ver anlworlung für das, was nunmehr kommen sollte. „Der Schuldige", hieß es in dem Kommunique, „ist von der Menge gelyncht worden. 3etzt liegt es uns ob, di« Mit - schuldigen zu entdecken und streng zu bestrafen."