summet 140 SsnnaLsen-, 23. Mar 1931 57. Jahrgang SG J.V < ••’ Hamburger Echo «ifdDelrtt tstfllt®clMmal. ttußeiran2.geltrtaaen «♦jufl.pnl.,tmborait» ite# M * -in mu~ * 4 V V «injeipcnpreij« netfifoen st« in stlcicvrma«, 6le llgdValtene Sm» il. . fiij»r.nr1 fv. lt., . 11 Ärs.Eza'snaÄSs; toÄtnif 0 2 Slcvvan MI »«» Veiantw. RedaNcur: A. SÜchl«, WfIU'W ne daß Ihnen am Tag dreimal von in Form von Zollbeamten rinetierten Detektiven das Gepäck auf Waffen untersucht wird. Ebenso wird Ihr Name zehnmal am Tag an jeder Ecke, wo eine Straße sich mit einer andern kreuzt, notiert. Die Regie- tun 9 Venezuelas weiß in jeder Sekunde, wo jeder ihrer Unter- tonen sich aufhält — was bei drei Millionen Untertanen und "toa der doppelten Größe wie Frankreich schon etwas sagen toill. Dafür kann die Regierung auch wirklich machen, was sie will. Sie kann Soldaten einziehen von einem Ende des Landes kann sie am andern ausbilden und kann sie wieder auf die trabe setzen, wenn sie die Soldaten nicht mehr braucht — und ’ttan kann auf allen Straßen Venezuelas heimkehrende Soldaten 'toben, die ohne Kleider, barfuß, ohne einen Pfennig sich über riesenhafte Entfernung nach Lause durchbetteln. Ja, die Regie - rung kann sich auch in den Besitz der Vermögen ihrer Untertanen leyen, wenn sie es wünscht. Sie hat die Gesetze in der Land und tonn mit den Gesetzen spielen, wie sie will. Eines Tages hatte ^omez sich in den Besitz der meisten Viehbestände gebracht, in- bem er an der Küste den Zoll für Vieh, das aus den inneren I'rot’insen herangetrieben wurde, so hoch setzte, daß er Höber *'' at als der Wert des Viehs. Ist das nicht eine brillante Or - ganisation? Und ein hervorragender Präsident? Mit den Prä- bbenten ist es nun in den andern Staaten in Südamerika nicht *° bild bestellt wie in Venezuela. Diese Ausgabe von PrSfident ist schon venezuelanische Spezialität. Aber mit den Revolutionen ist es ähnlich. In Ekuador wird sich der Präsident, der in Quito, zwei Tage Eisenbahnfahrt im Lande drin, zum Beispiel sehr hüten, die seit Gott weiß wieviel Jahren bestehende Wehr- Pflicht durchzuführen. Er hält sich vielmehr aus Angst vor einer Revolution eine reine Jndianerarmee. Diese Armee ist Nein und sie hat den Vorzug, daß ihre Soldaten kein Spanisch ver - stehen. Zöge der Präsident nur fünf Jungens aus guten Fa - milien ein, so würden sie innerhalb acht Tagen eine Revolution machen und die Indianer-Garnison vor das Palais führen. Deshalb hat Ekuador auch keine richtige Marine. Besäße es eine richtige Marine, so würden die Marineoffiziere die Kano - nen recht bald gegen die Lasenstadt Guayaquil richten. Eine richtige Marine wäre eine unaufhörliche Revolution. Dafür besitzt Ekuador drei niedlicke Segelboot-Kriegsschiffe, nicht wahr, Kapitän? Und wenn wir in Guayaquil einfabren, müssen wir irgendein altes abgetakeltes Wrack zuerst grüßen. Und dann werden Sie einen ekuadorianischen Admiral in großer Uniform auf der Brücke erscheinen und grüßen sehen..." „Na... Unsinn", unterbrach ihn lachend der Kapitän, „Sie übertreiben, Urquiza." Der alte Maizzes richtete seinen Geierkopf mit den blauen, halb erloschenen Augen aus Urquiza. „Sie sind ein hervorragender Patriot", sagte er anerkennend. „Aber warum haben Sie eigentlich nie das größte Geschäft gemacht, das man in Ihrer Leirnat machen kann?" Urquiza schwieg eine Weile, ehe er auf die boshafte Frage des alten Mannes antwortete. Und solange er zu sprechen zögerte, zuckte sein links Auge in die Löhe und zerrte ein wenig den linken Nasenflügel mit. „Warum ich mich an keiner Revolution beteiligt habe?" sagte er dann gelassen. „Meinem Großvater hat man dabei den Kopf abgeschnitten. Und mein Vater hat unter Verlust seines Vermögens fünfzehn Jahre in Chile in der Verbannung leben müssen. In Ekuador bringen die Goldminen 75 Gramm Gold I etwa pro Tonne, und Vanderbilt gewinnt aus einer einzigen Mine vielleicht zwei Millionen Dollar im Jahr. Ich gestehe es gern: Ich halte diese Art Beschäftigung für das ruhigere Ge - schäft." „Da haben Sie recht , rief Maizzes und hob anklagend eine zittrige Land an feine schneeweiße Schläfe. „Sie haben recht. Revoluttonen bringen kein Glück. Mein Vater war unter dem dritten Napoleon Gesandter in Darmstadt. Die Revolution und die Republik haben dann zum zweiten Male den Wohlstand in unserer Familie erledigt. Sonst müßte ich wahrhaftig nicht in meinem Alter wegen dieser elenden Pest auf den verfluchten Kakaofeldern eine lange Seereise machen und in ein verrücktes Land reifen." „Vielleicht verstehen Sie jetzt auch, warum ich in Paris lebe", erwiderte Urquiza höflich und ging hinaus. Van der Weele, der holländische Ingenieur, der den Vier- Millionen-Dollar-Tunnel für Shell durch den Lasen von Curaqao legen sollte, klopfte schon drei Minuten lang mit dem Zeigefinger auf den Rauchtisch. Er hatte dem Gespräch nicht mehr zugehört, seit es sich von der holländischen politischen Kolonialgrenze entfernt hatte. Es hatte kein Interesse mehr für ihn gehabt. Für einen .Holländer ist die Vorstellung einer Revo - lution genau so komisch wie die Vorstellung, daß aus der Amster- damer Börse eine Kino gemacht werden sollte. „Das Tollste ist aber", sagte er jetzt ägerlich, „daß dieser Urbina einen Brief an den Gouverneur von Luracao gerichtet hat, in dem er die Freilassung aller gefangenen Venezuelaner verlangt hat, die im Zusammenhang mit seinem Putsch verhaftet worden waren. Er hat damit gedroht, daß er, falls die an feinem Komplott beteiligten Gefangenen noch länger im Fort festgehalten würden, nach Curagao zurückkommen und dem Gou - verneur eine etwas kriegerischere Huldigung alt M letzte Mal Aus dem Inhalt Politik und allgemeiner Teil: Sozialdemokratischer Brief an Brüning. Welche Pläne bat die Regierung? Von Genf nach Chequers. Der Völkerbund zum Streit Danzig — Polen. Nazinöte in Bremen. Feder bricht wieder einmal die Zinsknechtschaft. Tagesbericht: Maiabend im Etadtpark. To Pingsten, 0 wie scheun . . . Der gekenterte Kohlenheber. Die Fensterscheiben-Offensive der Nazis. KunstundWissenschaft: Alfred Wegeners Forschertod. Feuilleton: Schein und Wahrheit. Von Hans L. Linzeimann. Ibsens Begräbnis. Aus aller Welt: Heldentat eines Lehrers. Gewerkschaftliche Umschau Elternhaus und Sckule. Film und Funk macken werde. Und das Unglaublichste ist daraufhin geschehen — der Gouverneur hat die Bande fteigelassen. Wenn Lolland jedem Abenteurer gegenüber so weich .. / Der Kapitän erhob lächelnd den Finger. „Wir Holländer sind eine vernünftige Nation, Van der Weele, wir haben uns stets als anständige Leute gezeigt, aber wir lieben auch unser Geld", sagte er bann, als die „Cariüosa" verklungen war. „Warum sollte der Gouverneur riskieren, daß ein fanatischer Hund eine Bombe in die Oeltanks wirft, worauf - hin ein paar Millionen Gulden in die Luft knallen würden? Ick hätte die Kerle auch fr «gelassen." (Fortsetzung folgt.)