®eg rundet 1875 grtfltlnt tflntld) einmal, außer an Z.geterfaflen. e«mieepr«le, hn voran» •pViiwr: Wlonatli® a,50(clntol. 56 4 ZusiellnngLaebttvr». wöchentlich So 4 (etnfdjL *3 Ä SuflemniflifleBühr). Bür Abholer wochenillch 55 4. Durch die Post zu gleichen lBeiUfliprel|en zuzüglich Bestellgeld. MevnNion: BeblniiBflr 11, L Bernfpr.: Snmmel-Nr. C 5 Stevöan 1701. SUndjlruf O » Slephnu 2321 unb 3503. «eraiitw. Rcdaktmr: 3.9«4 15 Zeilen die Zeile 35 4. guriamcyHu s.5o a Anzeigen müssen im voraus oder sofort bezahlt werden ttnteig.nanMQüme gehlandstratze 11, Hochpa rü. Bcrnivrecher: Sammel« MlMmerOOSlevhan 1831. Nachteils O5Sievhan24«l (6ie t> ut>t abeuae, tu den ßtllalen und m allen anertnnnten Anzeige,^Annahmestellen. Plav- und Datenvorschrtften unverbindlich. Hamburger Echo Hamburg21!kLnaerDolLsblatt stimmet 243 37. Jahrgang Freitag, 4. Septernver 1931 9la|irttcCCet>r m -en Reichstag Drtlers neueste Schwenkung / BannstrahL gegen Franzen SPD. Müneben, 4.September. Die in Braunschweig gegen Dr. Franzen getroffene Ent - scheidung wurde auf ausdrücklichen Befehl der Nazi-Reichs - leitung gefällt. Litler begründet nun im Völkischen Beobachter seine Anordnung, unter allen Umständen einen Nazi-Minister in Braunschweig zu stellen, mit folgenden Auslastungen: „Ich bin nicht gewillt, aus persönlichen Erwägungen ein - zelner eine Machtposition in dem Augenblick aufzugeben, in dem durch die jüngste Notverordnung den Regierungen der Länder unter Berufung auf den Artikel 48 eine geradezu dikta - torische, von den gesetzgebenden Körperschaften vollkommen un - abhängige Stellung und MachtsMe gegeben wurde. Zn diesem Augenblick sich selb st ausschalten, würde die Beteiligung an einer Neuwahl in Zukunft als überflüssig erscheinen lasten. Nicht nur amtierende Parteigenosten haben Pflichten, sondern ihre Wähler besitzen auch Rechte. Die Millionen Menschen in der nationalsozialistischen Bewegung, die durch ihren Wahlsieg das Vertrauen ausdrücken, tun dies nicht, um in der schlimmste» Stunde ihr Schicksal aus- schließlich fremden Parteien ausgeliefert zu sehe»." Diese Erklärung Litlers ist grundsätzlicher Natur, sie enthält zugleich mit der Verurteilung Franzens die grundsätzliche Verurteilung der Politik der nationalsozia- listischen Reichstagsfraktion, die den Reichstag ver- lasten hatte. Die Amtsniederlegung Franzens in Braunschweig entspricht durchaus dem Auszug der Nationalsozialisten aus dem Reichstag. Die Erklärung Hitlers zeigt, daß er diese Politik nicht fortsetzen will. Man wird also bei dem kommenden Zu- sammentritt des Reichstages die Nationalsozialisten wieder in den Reichstag einwandern sehen. Seit ihrem Auszug haben sie manche Niederlage erlebt. Man darf gespannt sein, wie sie sich diesmal benehmen werden und ob sie einheitlich auftreten werden. Franzen rü»t sich! vraunschweigislder Ministerabbau bür» Notverordnung Minister Franzen hat sich an den Postenjägern seiner frühe- ren Partei bitter gerächt. Er hat heute einer Notverord - nung des brauschweigischen Staattministeriums zugestimmt, nach der in Zukunft der Freistaat Braunschweig nur durch einen Minister regiert werden kann. Der Landtag ist allerdings berechtigt, einen zweiten Minister zu wählen. Die Nationalsozialisten baden aber durch diese Notverordnung nicht mehr die Möglichkeit, einen Druck auf die Deutschnationalen auszuüben. Minister Franzen hat gleichzeitig sein Amt als geschäftsführender Minister niedergelegt. Seine letzte Tat bedeutet einen Schlag gegen seine eigene Partei. Der Studienrat 'N u st aus Hannover, der so sehr nach dem Genf, 3. September. Dei vierte Tagung des Studienausschustes für die Europa - union begann; ihr wohnen Vertreter auch Rußlands und der Türkei und Beobachter Japans bei. In öffentlicher Sitzung gab der österreichische Außenminister Schober eine Erklärung über die Zollunion ab, in der er keine vertragliche Bestimmung erwähnte,^ und zwar weder den Vertrag von St. Germain noch das Genfer Protokoll von 1922. Schober erklärte unter Betonung der Uebereinstimmung mit der deutschen Regierung, daß die beiden Regierungen beschlosten hätten, den . Zollunionsplan nicht weiter , zu verfolgen, insbesondere da dem Europäischen Ausschuß bereits Pläne all - gemeiner europäischer Zollunionen und Markterweiterungen »erlägen. Dr. Schober machte dann den Vorschlag, einen Unter- aus schuß der Europakommisiion «inzusetzen, in dem die wesentlichen Elemente europäischer Zollunion ausgearbeitet wer - den sollen. Ferner betonte Schober in seiner Rede, er habe mit Genugtuung feststellen können, daß die vorbereitenden Arbeiten des europäischen Studienkomitees die Ueberzeugung gebracht haben, daß der Gedanke der Zollunion geeignet sei, der gegen - wärtigen europäischen Wirtschaftskrise abzuhelfen und daß ferner bei der Behandlung des deutsch-österreichischen Zoll - unionsplans die beteiligten Regierungen stets vom Gesichts - punkt des allgemeinen europäischen Jnterestes ausgingen. Die deutsche und die österreichische Regierung konnten daher mit Vertrauen die Weiterverfolgung dieser Pläne >u die Hand der Europakommistion zurücklegen. Oesterreich könne deshalb t» voller Uebereinstimmung mit der deutschen Regierung erklären, daß es unter den veränderten wirtschaftliche» Umständen die Zollunion mit Deutschland nicht weiter verfolgen werde. Die Erklärung Schobers wurde mit allgemeiner Spannung »»gehört. Unter gleicher Spannung verlas Außenminister Dr. Lurtlus feine Erklärung. Er begrüßt, daß in bestimmtem Ausmaß für die notleidenden Agrarstaaten Vorzugszölle gewährt werden können, aber unter Aufrechterhaltung des ishstems der Metst- degünstigung. Den Bericht des Komitees der wirtschaftlichen Sachverständigen werde jeder Kenner des Elends der euro - päischen Wirtschaftszerstückelung mit größter Befriedigung Men. Empfehlungen des Wirtschaftsausschusses berühren sich e»g mir den Gedanken, aus denen vor einigen Monaten der Plan der deutschen und der österreichischen Regierung entstanden fei. Er wolle einige Bemerkungen dazu machen, die unabhängig seien von den in den nächsten Tagen zu erwar- senden Gutachten des Ständigen Internationalen Gerichtsbvfes n» Haag, das sieb auf die wirtschaftliche Seite der Ungelegen- "eit beziehe. Die Absicht der deutschen und österreieluswen Re- ■»erung sei von vornherein dahin gegangen, da» dieser h lan d" 'Ausgangspunkt für weitergebende Mirt- kWaftsverträge sein sollte, an denen eine möglichst groste Anzahl europäischer Mächte reilzunehmen hätte», «ettbcin batten sich die Ereignisse überstürzt, so daß sich die ursprüngliche ^»chlage völlig verändert habe. Man stebe jetzt lne> in bet ^Wopäjschen Studienkommission vor Plänen von allgemeinerem Charakter. Erwartung eines fruchtbaren Ergebnistes der Arbeiten der Europäischen Studienkoinmissivn hat die deutsche Regie- Ministersestel jammert, wird also kaum Gelegenheit haben, sich hineinzusetzen. Zwar hat der aus der Nazipartei ausgetretene Abgeordnete Groh jetzt die Erklärung abgegeben, er werde bei der Ministerwahl am 15. September trotz seiner Gegnerschaft gegen einen zweiten Naziminister für die Wahl des Nazi- kandidaten eintreten, um — wie er angibt — durch die tatsäch- f Als Nachfolger Franzens in Braunschweig hat Hitler den Gauführer von Hannover Rust in Aussicht genommen. Herr Rust ist ein echter nationaler Held, besten Bild festgehalten zu werden ver - dient. Bei der letzten Reichs - tagswahl trat Rust plötzlich als Spitzenkandidat der Nazis in Hannover auf. Sein Bild prankte an allen Plakat- sänken. Das warVeranlastung dafür, daß die Redaktion des Volkswille in Hannover ge - radezu gestürmt wurde von früheren Kriegsteilnehmern, die mit Rust im Felde waren und ihre Erlebniste erzählten. Rust zog als Leutnant des 10. Ersatz-Battaillons, 38.gemischte Brigade, 4.Kom- Heldenvater Rust panie, in den Krieg. Er hat dort viel ,Mnglück" gehabt. Eines Tages sollte er eine Offizierspatrouille führen. Schon in der Nacht kam er ohne seine Leute zurück. Er war offenbar der Aeberzeugung, daß die Patrouille ohne seine Führung mehr erreichen könne, als mit ihm. Der Kompanieführer Crasemann war über diese Feigheit so erregt, daß er vor Zeugen dem Rust ins Gesicht sagte: „Ich werde sie vor ein Kriegsgericht stellen." Ganz toll wurde bk Sache, als die Patrouille ohne ihren Führer zurückkam und mitteilen mußte, daß sie von dem Leut - nant Rust gegen, einen Bäurischen Truppenteil anstatt gegen den Kriegsgegner geführt worden sei! Am 9. September 1914 fand in Champinol-Wald ein G e - fecht statt. Rust lag mit dem 2. Zug der Kompanie in Reserve. .Er hatte Befehl zur Verstärkung einzuschwNmen. Das Gefecht war sehr hart. Der Kompanieführer Crasemann wurde schwer verwundet und mußte zurückgebracht werden. r u n g im Einvernehmen mit der österreichischen nicht die Absicht, das ursprünglich ins Auge gefaßte Projekt weiterzuverfolgen. Zum^Bericht des Kreditausschustes befürwortete Curtius zum Schluß aufs wärmste die Schaffung der internationalen Industriekreditbank nach dem Franequiplan und schloß mit einem sehr optimistischen Appell an die Völker, sich nickt durch die Schwierigkeiten ent - mutigen zu lasten. Nack Schober und Curtius sprach der franaßfihhe jvinanaminiitcr ivlanMn Im Namen seiner Regierung nehme er mit Befriedigung Kenntnis von den Erklärungen über die Zollunion, die so glück - lich formuliert worden seien. Er hoffe, daß die Unruhe, die durch den Plan verbreitet worden sei, sich nun zerstreuen werde, und er versichere von neuem, daß Frankreich mit allen Staaten für die Festigung des Friedens arbeiten werde durch Schaffung einer wahren europäischen Einigung. Grandi (Italien) nahm für die italienische Delegation unter Anschluß an Flandins Worte mit großer Befriedigung die Er - klärung zur Kenntnis. Sie würde ein glückhaftes Echo in allen europäischen Ländern haben. Ebenso betonte Kro st a für die Tschechoslowakei seine Befriedigung über diese Ent - scheidung, die Europas Befriedigung fördern werde. Lord C e e i l besckränkte sich auf eine Begrüßung der versöhnlichen Worte, die Schober und Curtius gefunden hätten und fügte dem eine Aufforderung zur Zusammenarbeit hinzu. Litwinow, der wieder das kapitalistische und das sowjetistische Wirtschafts - system nebeneinander stellte, begründete ausführlich seine Vor - behalte zu dem Wirtsckaftsberickt. Schars polemisch gegen Deutschland bezeichnete er die Präferenz als einen Angriffs- pakt gegen Sowjetrußland. Die ständige Herum- reichung seines Nichtangriffspatt-Vorschlages von Komitee zu Komitee ironisierte er und wollte die Prüfung in einem Heinen Ausschuß noch in dieser Woche vollzogen misten. Damit war die Generaldebatte erschöpft. Der Bericht des Koordinationskomitees zur Unterbreitung an die Völkerbunds Versammlung wurde angenommen. SPD. Berlin, 4.September. An zwei Berliner Landgerichten wird ein Zivilprozeß ge - führt, der im engsten Zusammenhang mit dem großen Kriegs anleihe-Betrugs Prozeß'gegen Hugo S t i n n e s jun. steht. Die Frau eines Berliner Reckrsanwalts klagt gegen Hugo Stinnes jun. und die Rechtsanwälte Mar Als - berg und Kurt Gollnick auf Zahlung von 17 000 <«. Ihre Behauptung gebt dahin, daß sie während der Dauer des großen Stinnes-Prozeffes als Frau eines Gericktsastestors beim Schöffengericht Berlin-Mitte eine Reibe von gesellschaftlichen Zu- iarnmenkünfteu arrangiert habe, um die Mitglieder des Gerichts mit den Rechtsanwälten des Herrn Stinnes zusammenzubringen. Es sei vereinbart worden, daß sie für ihre Bemühungen ein Honorar von 32 000 Jt erhalten solle, mit besten Hilfe ihrem Gatten eine Rechtsanwaltkanzlei eingerichtet werben sollte. Nach bem Freispruch von Hugo Stinnes habe sie liche Entwicklung bie Richtigkeit seiner Auffassung bestätigen zu lasten; aber noch ist eine Mehrheit für ben Nazikanbibaten nicht vorhanden. Auch wenn die Deutschnationalen für ihn stimmen sollten, werden erst 20 von 40 Stimmen aufgebracht, da der Iungdomann Schrader erklärt hat, er werde sich gegen die Wahl eines nationalsozialistischen Ministers wenden. Der famose Zugführer Rust hatte aber sorgfältigerweise die Verbindung mit der kämpfenden Truppe verlöre». Auf die Verstärkung wartete die kämpfende Truppe vergebens. Der tapfere Leutnant hatte aber nicht mit dem Feldwebel gerechnet, der schließlich Rust hinter einem Baumstamm liegend in guter Deckung fand. Rust mußte die Füh - rung der Kompanie übernehmen. Er machte seine Sache so gut, daß die Truppe von der eigenen Artillerie be- schossen wurde. Da verlor der famose Kriegsheld ganz und gar sein bißchen Fassung und gab den ganz und gar unmög - liche» Befehl: „Zurück, marsch, marsch". Dadurck hätte die Truppe dem Gegner ein ganz hervorragendes Ziel gegeben, sicher wäre die übergroße Mehrheit durch diesen geradezu blöd- sinnigen Befehl gefallen. Der Feldwebel mußte eingreife«, kurz entschlossen entzog er seinem Vorgesetzten, dem Leutnant Bernhard Rust, den Befehl und verkündete mit energischer Stimme: „Die Kompanie hört jetzt nur »och auf mein Kommando." Ende September 1914 kam die Truppe, zu der Rust gehörte, in bie Nähe bes Dorfes Henbeeourt am Berge Le Mont. Rust sollte roieber einmal eine Patrouille führen. Er sollte links um einen Walb herumgehen, ein Unteroffizier rechts. Vor bem Wäldchen war der Treffpunkt der beiden Pattouillen ausgemacht. Wer dort nicht ankam, war Held Rust. Nach langem Warten entschloß sich der Unteroffizier, dem Leutnant entgegenzugehen. Plötzlick ertönte es: „Halt, wer da?" und bie Münbungen bet Gewehre bet Rustschen Patrouille waren auf ben Unteroffizier gerichtet. Es hätte nicht viel gefehlt und dieser vorbildliche Kriegsheld hätte wieder seinen eigenen Kameraden erschosie». Rust gab bann bem Unteroffizier ben Befehl, auf feinem Stand auszubalten, um ben Rückzug bes Leutnants Rust zu becken. Das war noch eine befonbere Heldentat dieses Mannes, über die er einen schwülstigen Bericht schrieb. Der Erfolg war für Rust der gewünschte. Nack einigen Tagen klebte auf seiner Heldenbrust bas Eiserne Kreuz. Seinern damals dreijährigen Sohn schrieb Rust aber: „Heute, unter bem Donner der Geschütze, das Eiserne Krenz erhalten. Dein Heldeuvater." Bald daraus wurde Rust als Kompanieführer a b g e l ö st. Er wurde Bataillonsadjutant. Als er sick in der Schreibstube des Feldwebels Müller aufhielt, nahmen die Franzosen das Dorf etwas unter Feuer. Rusts Nase funktionierte wieder aus - gezeichnet. Er wußte in der Nähe einen bombensicheren Unter - stand, den das Wackkommando gebaut hatte. Wie ein wildgewordener Terrier stürzte er znrn Schreib- ftubenfenfter hinaus, berechnete aber dabei nickt, welch langes Lasier er war. Er sprang zwar nickt mit seinem edelsten Körperteil, aber immerhin mit dem Kopf gerade gegen den Fensterhaken und verletzte sick. Man mußte ihn in bie nächste Verbanbstelle schaffen. Der Kompanie würbe gemeibet, daß ihr Helbenpapa einen Kopfschuß bekommen habe. Erst am Abenb klärte unser Felbwebel Müller ben Charakter der Verletzung auf. Wir batten alle schon Angst gehabt, baß Rust wirklich etwas vom Feinb gesehen habe. In ganz Hannover nennt man seit jener Zeit Rust nur noch ben „Helbenpapa". Als der Volkswille im September 1930 diese Kriegsepisode aus dem Heldenleben des Obernazis mit noch vielen andern verösfentlickte, forderte er offen Rust auf, wegen übler Nackrede Klage zu stellen. Diese Aufforderung wurde des öfteren wiederholt. Wer nicht klagte, war R u st. Die SA--Leute aber forderten Aufklärung und so mußte eine Versammlung anberaumt werden, in der Ruft einige Zeugen aus dem Felde aufmarsckieren ließ. Der Hauptzeuge war ausgerecknet sein früherer Bursche, der heute Hausmeister im Braunen Palazzo der hannoverscken Nazis ist. Den drei ober vier Zeugen, bie Rust stellen ließ, konnte ber Volkswille aber mindestens 50 gegenüberstellen. Aus nah unb fern, selbst aus Schlesien, melbeten sich ohne Aufsorberung Kriegsteilnehmer, die unter Rusts Führung im Felde standen, unb boten sich als Zeugen an. Rust bat ganz genau gewußt, weshalb er nickt klagte. Herr Hitler bat ben Braunschweigern einen ganzen Helben als Minister zugebackt! zum üchrct nicht mehr geeignet Rust war Lehrer in Hannover. Er reickte sein Pensions - gesuch ein mit der treffenden unb von nicmanbem bezweifelten Begrünbung, baß ihn feine geistige Konstellation nicht mehr znrn Lehrer geeignet erscheinen lasse. In Hannover weiß man, baß biefc Begründung absolut ehrlich gegeben war. Das Schulamt hat ihn baraufbin auch ohne weiteres pensioniert. 15 000 Zl erhalten. Sie Hagt nun auf Zahlung ber restlichen 17 000 cÄ. Am 28. August fand Termin vor dem Landgericht II statt. Der Zivilrickter wies die Klage gegen Dr. Alsberg ab, weil das zugrunde liegende Gejckäft den guten Sitten wider - spreche; die Klage gegen Gollnick wird am 9. September vor dem Land - gericht III nochmals zur Verhandlung kommen. Die Klägerin behauptet also nickt mehr und nickt weniger, als daß die 'Recktsanwälke Alsberg und Gollnick es auf eine strafbare Beeinflussung des Gerichts abgesehen batten. Es ist bisher nichts davon bekannt geworden, daß bie Rechtsanwälte Alsberg unb Gollnick gegen diese Behauptung auf dem Wege ber Beleibigungsklage vorgegangen wären. Ebensowenig bat sich bisher die Staatsanwaltschaft mit der Angelegenheit befaßt. Es wird nötig sein, daß diese seltsame Affäre in vollster Oeffeni lichkeit gerickklick geklart wirb. Sollten bie Behauptungen ber Klägerin richtig sein, so würbe es sick um einen Skandal in der Justiz von größtem Ausmaße Handeln! Str Bnziibt Die Außenminister Deutschlands und Oesterreichs Haben am Donnerstag in Gens ihren Verzicht auf bie 3 oli - tt n t o n vorgetragen. Daß die Erklärung ihnen schwer ge - worden ist, dafür wird jedermann Verständnis haben. Aber nachdem die Anvermeidlichkeit des Rückzugs erkannt war, warum hat man dann noch allerlei Sperenzien gemacht? Das ganze Unternehmen war von vornherein verfehlt, es mußte zu einer schweren Niederlage führen. Verantwortlich dafür sind nicht nur Curtius und Schober, verant - wortlich find in gleichem Maße die obersten Leiter der Re - gierungen Deutschlands und Oesterreichs. Wie es für Schober keine Entschuldigung ist, daß Seipel seine Kreis« störte, so können Curtius und Brüning sich nicht sal - dieren mit dem Hinweis, daß die „nationale Opposition" sie vorangetrieben habe. Das ist eben der Fehler, daß man mit der Rücksichtnahme auf innenpolitische Sttömungen sich die Außenpolftik verderben läßt. Aebrigens war wie in Oester - reich so in Deutschland, und in Deutschland sogar noch schlimmer, die Erforschung des Volkswillens gar nicht recht versucht worden; in Oesterreich hat man erst in der letzten Stunde, als es bereits zu spät war, den Parlamentsausschuß gefragt, und in Deutschland ist nicht einmal das geschehen. Der Reichstag wurde der vollendeten Tatsache gegenüber- gestellt. Eine solche Eigenmächtigkeit hätte nur ein voller Erfolg rechtfertigen können; aber ein voller Mißerfolg kam heraus. Allerdings kann Curtius jetzt sagen, im Europa- Ausschuß seien gewisse Wandlungen eingetteten; er hat ja auch ausdrücklich hervorgehoben, der Europa-Ausschuß billige das sogenannte Präferenzsystem; er lasse nämlich zu, daß innerhalb des Rahmens der üblichen Handelspolittk Son- derabmachungen, die wirtschaftlichen Notständen begegne» sollen, zulässig sind. Auch auf den französischen Plan der Schaffung von Finanzorganisattonen zur Hilfeleistung an notleidende Industriegebiete hat Curtius Bezug genommen. Er sagt jetzt, alles das liege auf der Linie des Zollunions - plans; der Zollunionsplan habe keine Abkapselung Mittel - europas bezweckt, sondern er habe die Aeberleitung zu einet allgemeinen Union darstellen sollen. Mancher wird dazu sagen, eine gute Ausrede sei drei Batzen wert. Und jeden» I falls haben Curtius und Schober das Gesicht so gut ge- I wahrt, wie es in dieser vollständig verfahrenen Situation überhaupt nur möglich war. Als Tatsache bleibt jedoch bestehen, daß Frankreich seinen Willen durchsetzte, und seine wirksame Waffe war sein Goldschatz. Ein bißchen Weitblick hätte das Ergebnis erkennen müssen; schließlich mußte doch auch der Reichsregierung die Löhe der kurzfristigen Verschuldung Deutschlands bekannt sein, und sie mußte wissen, daß diese Verschuldung Deutschland außerordentlich empfindlich mache. Aber man sah zu, wie Frankreich dem armen Oesterreich finanziell zusehte; man hielt, als die englische Bank mit einem mäßigen Kredit an Oesterreich zunächst die äußerste Gefahr abbog, sich für geborgen. Und es. brach doch das größte österreichische Kreditinstitut zusammen, es machte weiter Frankreich sich Ungarn gefügig; und dann kam auch für England die schwere finanzielle Situation. Seiner Va - sallen, Polens, der Tschechoslowakei, Jugoslawiens, Rumä - niens war Frankreich von vornherein sicher; inzwischen ist seine Macht noch bettächtlich gewachsen. Frankreich herrscht. Frankreich wahrt seinen Goldschatz. Die eng - lischen Schatzscheine hat die Bank von Frankreich nicht in seinen Tresors behalten, sondern sofort wieder mit vollem Erfolg ins Publikum gegeben. Nicht nur ungeschwächt, son - dern verstärkt ist Frankreichs Goldrüstung. Das alles war vorauszusehen, und darum war es höchst töricht, daß mit dem Zollunionsplan Frankreich vor den Kopf gestoßen wurde. Was nützt es Deutschland, daß das Haager Gericht chm seine juristische Sauberkeit in betreff der Ver - träge bestätigt hat; und zu was soll es führen, wenn jetzt noch ein schielender Blick auf die Möglichkeit geworfen wird, daß Oesterreich ja doch einmal, in Gott weiß wie ferner Zeit, durch Rückzahlung der Völkerbundsanleihe von dem Genfer Protokoll 7922 loskommen werde. Die Hoffnung ist doch gerechffertigt, daß bis dahin die Welt sich verändert haben wird. Verständigerweise haben Curtius und Schober am Donnerstag in Genf nicht mehr von bloß vorläufigem Verzicht geredet. Eie haben in ihren letzten Erklärungen nichts verdorben; und da vermutlich diese Erklärungen im voraus im Einverständnis mit Frankreich er - folgten, so darf matt annehmen, daß die Vorgänge in Genf eine endgültige Verständigung Deutschlands und Frankreichs bei dem bevorstehenden Besuch Lavals und Briands in Berlin vorbereiten. Aus diese Verstän - digung kommt es an. Laßt die Ideen von einer mitteleuro - päischen Vereinigung fahren und stellt euch enffchlossen auf den Boden europäischer Zusammenarbeit. Der Zollunions - plan hat Deutschland und Oesterreich schwer geschädigt; aber der Schaden kann zum Nutzen werden, wenn man daraus lernt. Aus dem Inhalt Politik unb allgemeiner Teil: Nazi-Rückkehr in ben Reickstag. Förmlicher Verzicht auf Zollunion. Rickterbe^influssung im Stinnes-Prozess? Friebensruf ber Gewerkfckaften. Schwarzer Tag an ber Börse. Sozialversicherung in Gefahr. <, eSbericht: Deutschnationale Kanbibatcnliste. Höhere Beamte ber Reichsbahn suchen Arbeit. Neuregelung ber Magistratswahlen in Schleswig-Holstein. an st unb Wissenschaft: Ludwig Thomas „Moral" im Deutschen Sckauspielbaus. . l l e t o n : Himalaya-Expebition. Arbeitersportrundschau. Förmlicher Verzicht auf Sollunfon Abgelöst durdf> „Pläne von allgemeineren, Mtnemrn tost an ber Front „Anter Seen Donner Ser Geschütze" / Der Sprung ous Seu, Fenster WttrtetWhmg Im StmnrsprM? AussehenerregenSe Behauptungen über Sie DerteiSiger