Hamburger (Echo laltd) einmal, außer an Lonn- u. SVtierinam. H«mae» leinftDl. 11 ZustellungSgebichr». Für vibbolcr wöchentlich 45 j,. _ Turch die most zu gleichen Bezugrvreffen zuiilglich Bestellgeld. Durch die moü zu gleichen Bezugspreisen zuzüglich Bestellgeld. Siedaklion: Aehlandstt. 11, L Fernsprecher - Sammel-Nr. 35 17 oi, Nacht- ruf 35 23 21. 35 35 03. Berantwortl Redakteur: g. etk^tee, «Utona. Druck und Verlag: Auer & Co.. Fehlandstraße 11. l Fernspr.: Sammel- Nummer 35 18 31. Nachttus 35 36 83. Buchhandlung: Saiser-Wilhelm-Sttaße 14/1«. Fernspr.- 35 43 73. 35 53 38* Sammel-Nummer 35 17 01, Nachtrus 35 34 61 (Me • U»e oben««) in den Filialen und in allen anerkannten Anzetaen-Aiinahmeiielleu Blatz- und Daienvorschrtften unverbindlich. Stummer 82 (Sonnabend, 2. April 1922 LS. Jahrgang Die Eiserne Front ruft: schlagt Hitler! Mehr Stimmen für Hindenburg! An alle freiheitlich gesinnten Frauen und Männer! 'Am 13. März brach der faschistische Generalangriff auf die freiheitlichen Rechte des deutschen Volkes zusammen. Frauen und Männer der Eisernen Front! Vollendet den Sieg, den Ihr erstritten! Niemand lasse sich durch die Behauptung beirren, der Wahlgang am 10. April habe nur formale Bedeutung. Der 13. März brachte die Niederlage Hitlers. Der 10. April muß mit der Wahl Hindenburgs den Zusammenbruch der national - sozialistischen Bewegung herbeiführen. Schlagt Hitler — mehr Stimmen für Hindenburg! Das ist die Parole für den 10. April! Kehrt mit eisernem Besen Deutschland rein von Bürgerkriegsbanden und Beutepolitikern. Einem Gewitter gleich muß der 10. April die politische Atmo - sphäre Deutschlands reinigen von allen Drohungen mit Gewalt und Bürgerkrieg. Fort mit der Privatarmee eines Abenteurers! Fort mit der SA.! Innerpolitische Stabilität ist die erste Voraussetzung für die wirtschaft-, liehe Gesundung Deutschlands. Nur ein Deutschland, das nicht mehr vom Hitler-Fieber geschüttelt wird, kann die Kraft entwickeln* die zur Ueber - windung der Arbeitslosigkeit erforderlich ist Hitler heißt: Inflation! Hitler heißt: Vernichtung der sozialen Einrichtungen! Hitler heißt: Preisgabe, der Arbeitslosen, Arbeitsinvaliden und Kriegsopfer! Hitler heißt: Krieg, Not, Hunger und Elend für das ganze deutsche Volk! Kämpfer der Eisernen Front! Geht hinaus aufs flache LandI Sagt den Bauern, daß es Wahnwitz ist wenn sie noch länger Politik gegen ihre Kund - schaft in den Städten treiben. Kein Zoll- und Steuerzauber kann die Wirkungen sinkender Kaufkraft aufheben. „Arbeiternot ist Bauerntod!" Die breiten Verbrauchermassen der Städte sind die natürlichen Bundes - genossen der Bauern. Allein das Bündnis zwischen den Arbeitenden in Stadt und Land gibt die politische Macht die ein neues Deutschland zu schaffen vermag. Ein Deutschland ohne Hunger und Not ein Deutschland der nutzbringenden Arbeit für alle, für den Bauern und für den Arbeiter. Beamte, Gewerbetreibende und Angehörige freier Be - rufe! Macht Schluß mit dem frevelhaften Spiel, das mit Euch und dem Schicksal des deutschen Volkes getrieben wird. Die Geschichte wird ein hartes Urteil über alle fällen, die auch am 10. April noch töricht genug sind, trotz der Lehren des 13. März für Hitler und seine Bürgerkriegsarmee zu stimmen. Wer Hitler oder Thälmann wählt, gefährdet seine und seiner Familie Existenz! Hütet Euch, das kostbare Gut der politischen Freiheit preiszugeben. Thälmann ist diesmal nicht nur Moskaus Zählmann. Jede Thälmann- Stimme am 10. April ist eine Hitlerstimme. Wer Hitler schlagen will, wählt Hindenburg. Der 10. April ist zugleich eine Vorentscheidung für die Landtagswahlen am 24. April. Frauen und Männer der Eisernen Front! Viel wird von Euch gefordert! Wochen der Opfer und Kämpfe liegen hinter Euch — neue Wochen schwerer Kämpfe stehen Euch bevor! Es geht um Großes! Kämpft weiter! Vorwärts zum neuen Angriff auf der ganzen Linie! Keine Ruhe dem geschlagenen Gegner! Am 10. April muß sich Hitler noch einmal stellen, um noch schwerer geschlagen zu werden. Mehr Stimmen für Hindenburg — da» ist Hitlers politischer Tod! Vorwärts für Volksrechte gegen Diktatur! Berlin, 2. April 1932. Die Reichskampfleitung der Eisernen Front. Das getarnte ßhicingniiäBofftnlngct SPD. München, 1. April. Die kürzlich von der bayrischen Kriminalpolizei ausgehobenen Chiemgau. Waffenlager sind Aeberreste aus der berüch - tigten Kahr-Zert, als die bayrische Einwohnerwehr gegen das Reich Fronde machte. Das Äauptlager befand sich im Schloß vonBrannen- b u r g im Inntal, das 1924 vom staatlichen Forstärar als Privat- besiy erworben wurde. Als Schloßwart hielt damals der Forstrat Trittermann seinen Einzug, der von Anfang an unter der Maske eines staatstreuen Beamten den Chiemgaubund hitlerisch verseuchte. Er verstand es, die ahnungslosen Bauernburschen, die er zum Teil als Forstarbeiter einstellte, in einer Art L ö r i g - keitsverhältnis für seine politischen Ziele auszunützen. Alle seine Vorgesetzten hielte« ihn aber für einen köuigstreuen Bayern, der auf dem Boden der vereinigten vaterländische» Verbände eine rege politische Propa - ganda entfallete. Zn Wirklichkeit betätigte er sich all die Jahre illegal zugunsten des Hakenkreuzes. Land in Land mit ihm arbeitete der Chiemgauführer Jäger, der im Schloß von Aschau als Forstmeister des bekannten katho - lischen Politikers Freiherr von Lramer-Klett residierte. Jm Sommer 1926 richtete dieser Trittermann auf der zum Schloß gehörenden sogenannten Schweinesteiger -Alm, die 1200 Meter hoch am Südabhang des Wendelsteins gelegen ist, einen Schieß - platz ein, zu desien Eröffnung sich auch der Adjutant des ehe - maligen Kronprinzen Rupprecht eingefunden hatte. Von der Waffenzentrale im Schloß wurde eine direkte Telephonleitung zu der 3% Stunden entfernt gelegenen Alm eingerichtet und ein regelrechter Schießplahbetrieb von dem Chiemgaubund Escherichs organisiert. Den Winter über waren ein Dutzend Bauern- bürschen mit der Zerlegung und Reinigung von Waffen beschäf - tigt gewesen. Schon damals wurde Mißtrauen gegen das Treiben dieses Beamten laut. An maßgebenden Stellen der Staats - führung aber begünstigte man diese Waffenkonzentration und glaubte, daß sich das Treiben des Chiemgaubundes nur gegen den Bolschewismus richte. Durch Verrat bekam damals schließlich die Entente-Kontrollkommission von dem Waffen - lager im Schloß Brannenburg Kenntnis. Der Aushebung kamen aber die Chiemgauer zuvor. Sie verschleppten in einer Rächt mit einem Dutzend Lastautos 800 Infanterie-Gewehre, sechs Maschinengewehre, die entsprechende Menge Munitioz» und^einen Minenwerfer. Später wurden diese Waffen wieder im schloß untergebracht. Erst durch die politische Entwicklung im letzten Jahr und durch die Vorbereitungen, die diese Chiemgauführer für den be - stimmt erwarteten Litlersieg am 13. Marz getroffen hatten, kamen die verantwortlichen Stellen schließlich dahinter, daß eine Anzahl ihrer eigenen Beamte» im Chiemgau die treueste» Stütze» der nationalsozialistischen Illegalität sind. Deshalb griff man zu und hob die Nester aus. Was mit den Lakenkreuz-Beamten der bayrischen Staatsforstverwaltung geschehen wird, ist einstweilen noch nickt bekannt. Strurteille Nazi-Rohlinge SPD. Stuttgart, 1. April. Der Führer oer Nationalsozialisten in Wend - lingen Eisenhändler Wilhelm Leilemann, wurde von dem Echöff'engerichr Cannstatt zu acht Monaten Gefängnis verurteilt. Leilemann und sein Gesinnungsfreund Lammele batten in Wendlingen drei Arbeiter ohne jeden Anlaß übet- ffallen und sie mit dem Mesier und einem dicken Prügel so viehjsck mißhandelt, daß zwei längere Zeit im Krankenhaus liegen mußten. Sas RevvlveraNeaial auf den Abgeordneten Seemann SPD. 3 miet au, 2. April. Zu dem von uns am Freitag gemeldeten Revolverattentat auf den sozialdemokratischen Abgeordneten des Sächiischen 2and- tagg, Paul Lermann, erfahren wir noch, daß der Abge - ordnete, als er im Begriff war, die zu seinem in Cainsdorf gelegenem Laus führende Gartentür aufzuschließen, plötzlich beschossen wurde. Der Abgeordnete flüchtete nach diesem Schuß auf einen hinter seinem Laus vorbeiführendcn Fußweg. Dort wurde er wieder durch mehrere Schüsse be - droht. Die Staatsanwaltschaft beim Landgericht Zwickau hat für die Ermittlung der Täter eine Belohnung von 300 JI aus - gesetzt. Kammer und Senat haben am Freitagnachmittag das Bud - get für das Finanzjahr 1932 endgültig verabschiedet und sich bis Anfang Juni vertagt. Da der Senat verschiedene von der Kam- mer geforderte Kredite, für die die entsprechenden Einnahmen fehlen, entschieden ablehnte, sah sich der Ministerpräsident wäh- rend der dritten und vierten Lesung des Budgets in der Kammer gezwungen, nicht weniger als siebenmal die Vertrauensfrage gegen die Annahme dieser Kredite zu stellen. Die Regierung siegte in allen Fällen mit Mehrheiten, die zwischen 45 und 82 Stimmen schwankten. Die Bndaeteinnahinen belaufen sich nach der end - gültigen Fassung auf 41100 Millionen Frank und die Ausgaben auf 41 097 Millionen, so daß sich theoretisch nur eine Aeberschuß von 3 Millionen Frank ergibt. Die Sozialisten stimmten im Senat und in der Kammer gegen die Annahme des Budgets. In der Kammer kam es vor der Scklußabstimmung zu einem scharfen Wortgefecht zwischen dem Ministerpräsidenten und einigen Sozialisten. Abgeordneter B e t o u c e legte dar, warum die sozialistische Fraktion nicht für das Budget stimmen könne. Er wies unter anderm darauf hin, daß das Budget nur mit Lilfe einer Neuausgabe von Schatzbonds ins Gleichgewicht ge - bracht sei, und beklagte sich darüber, daß sich die innere Schuld Frankreichs von 1926 bis jetzt um 124 Milliarden Frank erhöht babe. Diese Verschlechterung der finanziellen Lage sei auf die zweideutige Politik der Regierung zurückzuführen. Die Sozialisten würden die Wähler auf die ernsten Folgen die - ser Politik Hinweisen und ihnen klarmacken, dass man zwischen Abrüstung und dem Zusammenbruch wählen müsse. Diese Erklärungen veranlaßten Tardieu zu einer scharfen Antwort, die zum Teil auch gegen Deutschland gerichtet war. Die Regierung werde, so sagte er, demnächst auf die Ausfüh - rungen des sozialistiscken Redners antworten. Sie werde seine Ziffern widerlegen und zeigen, day die ablaufende Legislatur - periode durch eine Reihe von Tatsachen charakterisiert sei, gegen die die Kritik der Sozialisten nichts ausrichten könne. Diese Tat - sachen seien vor allem die Vollendung des Werkes der finanzielle« Wiederausrichtung, die Rückkehr zur Goldwährung, die Tilgung der schwebenden Schulden in Löhe von 21 Milliarden^ und Steuerermäßigungen in Löhe von 6 Milliarden Frank. „Sie (zu den Sozialisten ge - wandt) werfen der Regierung die Gewährung von Anleihen an ausländische Regierungen vor. Sie vergessen aber scheinbar, daß Löon Blum in zahlreichen Artikeln im Populaire diese Lilfe für das Ausland verlangt hat. Wenn die französische Regierung ihren politischen Freunden eine Unterstützung gewährt, die oft von dem Außenminister Briand gefordert worden ist, muß man ihr, Lerr Grumbach, einen Vorwurf daraus macken, daß diese Länder nicht einen Generalfeldmarschall znm Präsidenten haben? (Großer Beifall rechts und in der Mitte Proteste links.) Ihre Partei, die unaufhörlick zugunsten Deutschlands Kredite ohne jede Garantie verlangt, ist nicht dazu berechtigt, uns der - artige Vorwürfe zu machen. Die Sozialisten, die alle Diktatoren angreifen, gehen sehr schonend mit der Diktatur der Notverord - nungen in Deutschland um. Sie würden besser daran tun, etwas mehr Zurückhaltung zu beobachtend (Beifall rechts, heftige Pro - teste links.) SDütiiw Landbunt gegen Sisler In einer einstimmig angenommenen Entschließung hat sich der Gesamtvorstand des Thüringer Landbundes gegen die Stellungnahme des Reichslandbundes zum zweiten Wahlgang der Reichspräsidentcnwahl ausgesprochen. Der Gesamtvorstand des Thüringer Landbundes spricht sich, so heißt es in der Ent - schließung, einstimmig gegen ein« Litler-Diktatur aus und überläßt damit die Stimmabgabe bei der Wahl dem I gesunden Sinn seiner Bauern. Abgeordneter Grumbach: ,Lhre Ausführungen liefern der Litler- Bewegung neue Argumente." — Tardieu: „Die Sozialisten beanspruchen auch für sich das Monopol des Frie - den«. Ich hab« ihnen nur das entgegenzuhalten, was Frankreich in Genf unter meiner und Lavals Regierung zugunsten des Friedens getan hat. Die Öppofltio« wird üt dem beginnenden Wahlkampf keine schüchterne« u«d resignierte» Gegaer finde«. Sie hat uns oft genug angegriffen. Wir werden ihr jetzt unsere Argument« entgegensetzen. Dieser Meinungsaustausch wird am Sonnabend beginnen. Ich steh« dann zu chren Diensten.' (Lang anhaltender Beifall rechts und in der Mitte, Lärm auf der Linken.) „ , Es folgte die Schlußabstimmung. Nach den »blichen Dankes - worten des Kammerpräsidenten und des Ministerpräsidenten ging die Kammer auseinander. Deulscklanbs 9eme(rotit und grirtentmaAt Sozialiitilüe Belehrung für Tardieu SPD. Paris, 2. April. Der demagogische Ausfall, den sich Ministerpräsident Tardieu in der Kammer gegen die Sozia- listen erlaubt hat, wird vom Populair scharf unter die Lupe genommen. Tardieu sagt«, er könne nicht den Unters d>ieb verstehen, der zwischen dem D e u t s ch l a n d der Notverordnung und den Diktaturen in Südslawien, Ungarn, Polen, Rumänien usw. bestehe. Darauf antwortet der Populair«: In Deutschland gebe es eine so ) ialdemo k r a - t i s ch e P a r t e i, die über eine Million Arbeiter zu ihren Mit- gliedern zähle, ferner einen G e w «r ksch afts b u n d, der über 4 Millionen Mitglieder umfasse. Das sei eine große organisiert« Macht für dir Demokratie und den Friede«. Aus parlamentarischen Gründen sei das normale Funktionieren des parlamentarischen Regimes nicht möglick. Infolgedessen nehme man Zuflucht zu außerparlamentarischen Regierungs- Methoden. Aber solange die Organisation de« sozialistischen Proletariats nicht zerstört sei, könne in Deutschland keine Dtktatnr errichtet werden. Die Rede-, Presse- und Versammlungsfreiheit, die poli - tischen, sozialen und gewerkschaftlichen Rechte beständen trotz des Regimes der Notverordnungen weiter. Könne man dasselbe von den Ländern sagen, denen Tardieu so edelmütig die Brieftasche des französischen Steuerzahlers geöffnet habe? Nicht die äußere Form eine« Regimes sei notweudig, sondern die foziale Wirklichkeit. Diese sei aber eine Fnnktion der sozialistischen Bewegung. Das erkläre die Laltung der deutschen Sozialdemokratie bei der Präsidentenwahl. Die sozialdemokratischen Wähler hätten da - durch, daß sie für Lindenburq stimmten, wieder einmal die Demokratie und die Republik in Deutschland und damit den Frieden in Europa getestet. Wenn die faschistische Gefahr beseitigt sei, werde das deutsch« Proletariat das Regime der Jiotverordnungen abscyaffen und de« Parlamentarismu« wieder herstellen. 9tartameetf0tetfr